Forum Übersicht - RE: Einstand - 7

Bhok wehrt sich nicht im Geringsten. Er scheint aber auch keine Angst zu haben. Stattdessen beginnt er wieder freundlich zu lächeln. "Aber aber hübsche Frau. Wir können doch unterschiedliche Meinungen über eine Person haben." Er schüttelt den Kopf. "Aber Ihr irrt Euch. Ich war dabei und hab gesehen wie sich das Ereignis am Hafen tatsächlich abgespielt hat. Während wir die unschuldigen Frauen und Männer versucht haben in Sicherheit zu bringen hat sich der Anführer in die Schlacht geworfen. Ihr wisst schon was eine Schlange ohne Kopf ist? Chelia war schon immer sehr eigensinnig und starrköpfig. Dachte nicht nach und während ihre Leute beflügelt von ihrem Wahn ihr in den Tod gefolgt sind ist meine Familie in den Feuern verbrannt. Habt Ihr die qualvollen Schreie gehört? Habt ihr die Kinder gesehen die gekrümmt und verkohlt am Boden lagen? Viele sind brennend in die Flut gesprungen und ertrunken... Ein richtiger Anführer hätte nicht nur an die Schlacht gedacht sondern auch an die Einwohner. Er hätte Befehle erteilt und einen kühlen Kopf bewahrt. Koordiniert und strategisch vor gegangen."

Bhok schüttelt den Kopf. "Man muss sagen... Ihr habt definitiv von Ihr viel gelernt" und deutet auf die aggressive Art der Unterhaltung.

Sundara hält inne. Sie dreht sich um und sieht ihn verächtlich an. Sie schnaubt.

"Chelia war ein einfacher Verac," antwortet sie nun ziemlich kühl. "Wenn Ihr sie also so unbedingt als Anführerin wahrhaben wolltet, dann müsst Ihr Euch selbst fragen, warum das so war. Sie ist alleine auf die Sragon los gegangen, und dadurch hat sie wohl viele Leben gerettet. Wohin hätten sich die Bewohner denn retten sollen, wären die Sragon nicht aufgehalten worden? Was wäre passiert, hätten sich alle immer nur weiter zurückgezogen? Ich kann Euch sagen, was passiert wäre: Ich könnte unserer Ira sagen, alles wäre untergegangen. Also, bevor Ihr das nächste Mal Dreck auf Chelia Zontor werft, denkt einmal schön nach, bevor Ihr irgendwelche gequirlte Roputanscheiße von Euch gebt!"

Sie lässt Bhok nun einfach stehen, geht zurück zu ihrem Stuhl, setzt sich - nach dem obligatorischen Kampf mit der Asnivala - wieder auf ihren Stuhl. Sie sieht Ira wieder an.

"Entschuldigung," murmelt sie beiläufig.

Beim Versuch Bhoks bleibt es. Mit einer schnellen Bewegung stößt sie die Hand des Elurier zurück. „Verpiss dich, Ketzer. Wenn ich deine Jacke will sag ichs dir schon. Und laß deine Finger bei dir, sonst brech ich sie dir.“: fährt Ira Bhok in ihrem harten vorovisianische Akzent an. Böse funkelt sie ihn an. Dann dreht sie sich wieder zu Sundara. Sie beugt sich vor als die Elurierin spricht. Will kein einziges Wort verpassen. Immer noch sind ihre Augen rot und geschwollen vom Weinen. Aber jetzt fangen sie an zu leuchten. „Tut mir leid um deine Kameradin.“: sagt sie dann. Diesmal meint sie es ehrlich. Da mischt sich Bhok wieder ein. Ira hätte ihm selbst ein paar aufs Maul gegeben, aber da springt die Elurierin auf. Aber vielmehr als ein paar scharfe Worte und ein Rempler passiert nicht. Sehr erstaunt schaut sie Sundara an. „Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Aber warum läßt du dir das gefallen?“ Sie deutet mit dem Kopf auf den Elurier.

Sundara schaut zunächst noch einmal zu Bhok, dann wendet sie sich wieder an Ira. Das überaus aggressive Blitzen in ihren Augen verschwindet wieder, sie scheint wieder ruhig zu werden. Auch die Kühle in den Augen macht wieder ihrem üblichen warmen und gewinnenden Ausdruck Platz. Sie scheint inzwischen wieder komplett die Ruhe weg zu haben. Der Ausbruch von vorhin wirkt nun fast unwirklich. Sie zuckt mit den Schultern.

"Was hätte es gebracht, hätte ich ihm gleich eine gescheuert?" antwortet sie dann. "Wir sind sieben Menschen an irgendeinem merkwürdigen Ort, wir brauchen einander vielleicht noch. Es bringt also nichts, wenn wir uns gleich am ersten Tag an die Gurgel gehen. Die Probleme kommen noch früh genug."

Sie holt sich ihr Etrusha-Bündel hervor, legt es einladend mitten auf den Tisch. Dann nimmt sie sich etwas davon und dreht sich erneut eine Zigarette.

Still hört Keresin den beiden Frauen zu, obwohl er innerlich genauso aufgewühlt ist wie Ira. Er hört die Geschichte Sundaras jetzt zum zweiten Mal und auch diesmal stoßen ihm einige Dinge auf. Prinzipiell war er geneigt Sundara zu glauben, aber was bei Lijan hatten kampfkräftige vorovisianische Verbände in Elurien zu suchen gehabt? Es mochte natürlich eine Erklärung dafür geben, aber solange er keine Begründung dafür hatte, war auch alles Andere mit Vorsicht zu genießen, obwohl er sich keinen Grund vorstellen konnte, warum sich die Elurierin das aus den Fingern gesogen haben sollte. Keresin schmunzelt, als Ira dem blonden Elurier ein paar Nettigkeiten an den Kopf wirft, mischt sich aber bei dem entspinnenden Streit nicht ein. Als er dem Mann zuhört steigt in ihm wieder der Ekel auf, den er die ganze Zeit in Esticha empfunden hatte. Was der Kerl von sich gab war so typisch elurisch, das es zum Kotzen war. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wendet sich Keresin ab und trinkt aus seinem Becher. Trotzdem er hier in diesem Ruinenfeld gelandet war, Jahre irgendwie verloren hatte, wenn die Elurierin die Wahrheit sagte und er nicht wußte, wie er hier wieder fortkommen konnte, ist er doch froh nicht mehr in Elurien sein zu müssen. Natürlich, er hätte seinen Auftrag erfüllt und wäre auch Jahre in Esticha geblieben, aber Freude wäre darüber nicht aufgekommen. Er hört den beiden Frauen weiter zu, während er hin und wieder einen kleinen Schluck aus seinem Becher nimmt.

Sehr überzeugt schaut Ira nicht drein. Aber dann zuckt sie die Achseln. „Ist deine Sache. Aber wärs meine Kameradin gewesen, könnt er sich die Zähne in die Hand spucken.“ Neugierig schaut sie auf das Etrusha auf dem Tisch. „Was ist das? Rauschkraut?“ Für einen Moment überlegt sie, ob sie die Ketzerin um eine Dosis angehen soll. Aber dann läßt sie es. „Die Asnivala da mit dem Edelstein ist das die Waffe deiner Kameradin? Ist ein schönes Stück. Nur verdammt auffällig.“ Für einen Moment betrachtet sie den Knauf. „Vor allem der Stein. Ist sicher ein kleines Vermögen wert. An deiner Stelle würde ich ihn abdecken. Ist sicherer.“ Mit einem Zug leert sie ihren Becher. "Ihr, du und diese Chelia ihr habt beide mit den Unsrigen gekämpft? Das klingt irgendwie..ich weiß nicht, unwirklich. Wer war deine Kameradin? Nachdem was du gesagt hast war sie eine tapfere Soldatin. Erzähl mir was von ihr. Das heißt wenns dir nichts ausmacht von ihr zu reden.“

Bejahend nickt Stanchek als in sein blonder Gast anspricht. „Ja genau, ich heiße Stanchek. Stimmt schon, alleine trinken ist wie tanzen ohne Musik. Wollt ihr auch einen?“ Der Wirt deutet mit dem Kopf auf den Schnaps. Doch sein Gast schein sich eher für die Erzählung der Dunkelhaarigen und die Blonde zu interessieren, von der sich sein Gast jedoch eine grobe Abfuhr holt. Als die Situation zu eskalieren droht, nachdem die Dunkelhaarige aufgesprungen ist, hält es auch Stanchek nicht auf seinem Hocker. Bevor er aber einschreiten muß, beruhigt sich die Dunkelhaarige wieder und setzt sich an den Tisch. Verdammnis! Was für ein Tag heute! Stanchek schüttelt den Kopf und füllt sich das Kännchen nochmals mit Raka auf.

Ein Schmunzeln umspielt plötzlich Sundaras Lippen.

"So weit davon entfernt war auch gar nicht," antwortet sie. "Aber es gab immer Leute, die dummes Zeug über sie verbreitet haben."

Als Ira nun von der Asnivala zu reden beginnt, nickt Sundara nur kurz. Dann holt sie die Waffe aus ihrer Scheide und legt sie auf den Tisch. Freilich ist es nicht einfach, eine Asnivala nur nach dem Aussehen zu beurteilen, besonders wenn die Klinge über und über mit Blut besudelt ist. Und doch wird Ira sich wohl denken können, dass der Edelstein nicht das einzige ist, das aus der Waffe etwas Besonderes macht. Es ist eine schlanke Klinge, gleichmäßig, geradezu perfekt geschmiedet. Ein Gravur an der selben zeigt in geschwungener Schrift den Namen "Chelia Avon".

"Sie hat sie von ihrem Verlobten geschenkt bekommen," erklärt Sundara mit Blick auf die Waffe. "Und dieser Verlobte wurde von einer Enkrakha-Priesterin aus höchst fadenscheinigen Gründen ermordet. Im Kampf gegen die Sragon wäre er von irgendwas besessen gewesen, oder irgendwo ein Schwachsinn. Chelia hat ihn geliebt, wenn er sie auch immer wieder betrogen hat, und als er dann tot war, war es das einzige, das von ihm übrig geblieben ist."

Sie schaut nun zu Ira, lässt die Waffe jedoch wenigstens vorerst auf dem Tisch liegen.

"Ursprünglich war Chelia ja Schneider-Gehilfin in Vorovis. Von ihrem Vater wurde sie im Neuen Kult erzogen, irgendwo im Vobrischen Bergland. Irgendwann hat jemand den Vater umgebracht, und dann zog die Mutter mit den beiden Kindern eben in die Schwarze Stadt. Den Bruder hat dann wohl schnell der Jamachan kassiert, Chelia war da nicht so auffällig. Die Mutter wurde von einem Raubmörder gekillt, und Chelia schließlich von der Garnison verhaftet, gefoltert, vergewaltigt, halb tot geschlagen und schließlich aus der Stadt geworfen. Sie kam nach Estichà, doch hat sie Estichà wohl noch mehr enttäuscht als Vorovis. Nach der großen Schlacht träumte sie immer davon, dass irgendwann Vorovis frei sein würde, und dass sie da ein Gastlokal führen würde. Dass Vorovis eine Blütezeit erleben würde, dass Vorovis besser sein würde als Estichà je gewesen ist. Ich glaube, Chelia hatte nur ein großes Problem, und das war ihr großes Herz, und eben dieses wurde ihr halt immer wieder gebrochen. Wenn du mich fragst, sie war eine tapfere Soldatin, aber richtig Kriegerin, das war Chelia nie. Also jemand, der um des Krieges Willen kämpft."

Sie zieht an ihrer Zigarette, nimmt einen Schluck Wein, dann fügt sie hinzu: "An der Seite der Eurigen? Wie man es nimmt..." Sie grinst etwas schief. "Am Ende war es wieder einmal so, dass sie sich von Vorovis und von Estichà verlassen gefühlt hat. Aber wenn sie dann doch in Vobra geblieben ist, war vielleicht schon ein bisschen ihrem vorovisischen Blut geschuldet. So ist es ja nicht schlecht, dass sie auch da gestorben ist. Ich hätte sie halt noch sehr gerne beerdigt. Ich hätte mich sehr gerne von ihr verabschiedet. Anstatt hier zu landen."

Einen Augenblick lang schaut sie nun wieder nachdenklich auf die Waffe, dann schaut sie Ira wieder an, und ein Grinsen kehrt auf ihre Lippen zurück. "Wäre ich Chelia gewesen, hätte der da drüben froh sein können, wenn er nur die Zähne ausgespuckt hätte..."

Langsam wandert Iras Blick über die Waffe. Dann nickt sie. „Sieht wirklich gut aus. Aber zu lang für dich.“ Sie berührt die Waffe nicht. „Ich hab nicht viel gutes von euren Klingen gehört. Aber die hier ist dann eine Ausnahme.“ Sie schenkt sich ein. Sie schaut immer noch die Waffe an. Dann hebt sie den Blick. „Wer oder was ist Endrakha?“: erkundigt sie sich neugierig. Sie schaut erstaunt als Sundara sagt, das Chelia aus Vorovis war. Dann werden ihre Augen schmal und ihr Blick hart. „Mitten in Vobra? Verdammte Ketzer und Verräter! Gepfählt gehört das Pack!“: sagt sie voll Haß.
„Wie konnte die nur entkommen?“: wundert sie sich. Sie schüttelt den Kopf. „Hostinos sei Dank kommt das nicht oft vor. Ich kann mich an nur eine Geschichte erinnern. Das war kurz nach dem ich zur Garnison ging. Es war auch eine Frau. Die Kameraden vom rote Banner haben sie geschnappt.“ Sie grinst hämisch. „Hatten eine Menge Spaß mit ihr. Hat sich herum gesprochen. Für eine Dublone ließen sie auch Kameraden von anderen Bannern drübersteigen. War ein ordentliches Gedränge. Hab sie mir auch einmal angesehen, die Verräterin. Die war schon mit einem Fuß auf den Eisfeldern. Aber sie kanns nicht gewesen sein. Soweit ich weiß haben sie dieses Dreckstück von der Klippe geschmissen.“ Sie schaut Sundara an. Sie nimmt sich zusammen. Sagt nicht was sie sich im Moment denkt. „Aber laß es gut sein. Reden wir über was Anderes.“

Wieder sieht Sundara Ira an. Ihr Blick ist traurig, enttäuscht. Keine Wut liegt in ihren Augen, anscheinend nimmt Sundara Ira ab, dass es sich unmöglich um Chelia gehandelt haben könnte, um die Frau, die so sehr der Belustigung der Garnison gedient hat. Doch scheint sie zu erkennen, dass wohl eher ein Roputan durch ein Nadelöhr passen würde, als dass Elurier und Vorovisen irgendwann einmal friedlich nebeneinander leben könnten. Dass es wohl natürlich gewesen ist, dass Chelia, die so sehr davon geträumt hatte, am Ende doch von beiden verlassen war, anstatt von beiden akzeptiert. Sundara schließt die Augen, atmet tief durch, dann greift sie zu dem Becher und leert ihn mit einem Schluck. Dann nimmt sie die Asnivala vom Tisch und steckt sie wieder in die Scheide. So elegant es aussieht, wenn sie den Bogen vom Rücken nimmt und aufspannt, so umständlich wirkt es, wenn sie diese lange Nahkampfwaffe zu verstauen versucht. Es ist nicht die ihre, das sieht man. Und nun weiß Ira ja, wie sie zu dem schönen Teil gekommen ist. Der Moment der traurigen Fassungslosigkeit währt nur kurz. Als sie nun wieder zu Ira und zu Keresin schaut, hat sich ihr Blick wieder normalisiert.

"Reden wir über etwas Anderes," wiederholt sie schließlich Iras Worte. Auf die Fragen der Vorovisin antwortet sie nicht, zu sehr scheint sie nun plötzlich mit dem Thema abschließen zu wollen. Dann spricht sie von etwas Anderem: "Die Frage, die sich stellt, ist natürlich, was werden unsere nächsten Schritte sein. Wie lange bleiben wir wohl hier? Zahlt es sich aus, sich häuslich einzurichten? Auf jeden Fall sollten wir wohl einmal diesen Ort unter die Lupe nehmen. Aber ich weiß nicht, wie es Euch beiden geht, ich traue der ganzen Cacha hier keinen Zwyselschiss weit. Wir sollten nicht zu viel alleine unterwegs sein. Wer weiß, was hier hinter der nächsten Ecke lauert. Ich habe keine Lust, eine Torrakha zwischen den Ohren zu haben, bevor der Tag zum Abend wird."

Sie sieht die beiden fragend an, dann fügt sie hinzu: "Aber was mich betrifft, freue ich mich jetzt auf diesen Eintopf. Und dann sollte ich wohl irgendwas auf diese vermaledeite Schulter bekommen. Ich habe keine Lust, noch irgendwann das Fieber zu bekommen."

Bis jetzt hatte sich Keresin damit begnügt, hin und wieder einen Schluck Wein zu trinken, zuzuhören und zu beobachten. In mancher Hinsicht waren die beiden Frauen ein offenes Buch. Iras Hass auf Verräter und Ketzer, ihren Zorn auf alles was die Heimat bedrohte. Auf der andren Seite Trauer um den Verlust einer Freundin, die vielleicht auch mehr gewesen war, aber offensichtlich auch Realismus vor allem was das Verhältnis Vorovis und Elurien betraf. Sie teilte die dummen Illusionen dieser Chelia nicht und so war ihre Reaktion auf Iras doch recht scharfe Außerungen gedämpft. Doch jetzt mischt er sich in das Gespräch ein. „Es gibt keine logische Erklärung für die Situation in der wir uns befinden. Im Gegenteil! Umso mehr ich darüber nachdenke, desto absurder wird die Geschichte. Ich habe nicht die geringste Lust mich hier häuslich niederzulassen. Dank euch weiß ich nun, daß Vorovis zurückgeschlagen hat und den Feind hart bedrängt. Mein Platz ist bei der kämpfenden Truppe. Also werde ich nichts unversucht lassen, von hier wegzukommen.“ Nachdenklich blickt Keresin in seinen Becher, bevor er weiter spricht: „Die Frage ist allerdings, ob wir hier wegkommen werden. Es kann kein Zufall sein, daß wir Sieben hier sind. Es muß irgendeinen Sinn geben, wir sind zu irgendeinen Zweck hier abgeladen wurden. Also bezweifle ich, daß es so leicht sein wird, von hier fort zu kommen.“

Als Stanchek von seinem Hocker rutscht um sich in der Küche nachzusehen, was mit dem Essen ist hört man wieder die weibliche Stimme rufen. „Stanchek, Essen ist fertig!“ „Na endlich.“: murmelt Stanchek und macht sich daran Schüsseln und Besteck zu Tisch zu bringen. Neben das Salzfaß stellt er auch eine Schüssel mit roter Paste, die schon beim Hinschauen scharf wirkt. Dann verschwindet er in der Küche um mit einem großen Tontopf zurückzukehren, der einen appetitlichen Duft verbreitet. Er stellt den Topf in die Mitte des Tisches an dem drei seiner Gäste sitzen. Nocheinmal verschwindet er in der Küche um mit ein Tablett mit einem Stapel frischer Mayeshfladen zurückzukehren, das er neben den Topf stellt. „Laß es euch schmecken.“: sagt er freundlich. „Falls es nicht reicht, es gibt noch mehr davon.“ Zu seinem blonden Gast, mit dem er sich kurz unterhalten hat, sagt er: „Ich stell euch eure Schüssel auf die Theke. Bedient euch und laßt es euch schmecken.“

Sundaras Blick geht zu Keresin. Sie wirkt ernst, keineswegs jedoch abweisend.

"Ich kann Euch versichern," antwortet sie, "ich fühle da mit Euch."

Auf ihre Lippen legt sich nun ein schiefes Lächeln, als sie fortfährt: "Ich habe halt keine Ahnung, wie meine Truppe reagieren würde, wenn ich da jetzt nach der Schlacht einfach so wieder antanze. Ich meine, das glaubt mir kein Mensch, dass ich da mal schnell im Nirgendwo mit zwei Vorovisen in einem geheimnisvollen Gasthaus gewesen bin. Auf der anderen Seite," und sie wird wieder ernst, "auf der anderen Seite habe ich keine Lust, den nächsten Sturm, sollten wir da noch hier sein, unter freiem Himmel zu verbringen. Wir wissen ja gar nicht, was der Sturm in diesem Landstreifen da bringt. Irgendwann sollten wir uns also um eine wenigstens provisorische Unterkunft bemühen."

Keiner kann sagen, ob Sundara noch etwas dazuzufügen hatte, denn in diesem Moment kommt Stanchek mit der großen Tonschüssel. Die grün-blauen Augen beginnen zu leuchten, als der jungen Frau der wohlriechende Dampf in die Nase steigt. Vergnügt will sie sich zurücklehnen, besinnt sich aber wieder der doch die Sauberkeit der Stühle äußerst beeinträchtigende Wunde an ihrem Rücken.

"Ach, was soll's," murmelt sie schließlich. Sie steht auf, zieht ihr Hemd aus der Hose, das Kurzschwert aus der Scheide und schneidet eine Spanne über dem unteren Rand in den Stoff. Bald beginnt der Stoff zu reißen. Ihr Bauch kommt zum Vorschein. Sundara hält inne, streicht mit ihren Fingern über ebenselben Körperteil. Es ist ein flacher Bauch, die Muskulatur ist definiert, ansonsten ist er makellos.

"Ich hatte hier doch eine Narbe," sagt sie dann mit verwundertem Blick zu Ira und Keresin. Dann schüttelt sie den Kopf. "Egal..."

Wenige Augenblicke später hält sie einen 15 Clat breiten Stoffstreifen in der Hand, wickelt ihn um die Schulter und verknotet ihn am Hals. Das wenig fachmännische Abtrennen dieses Streifens hat nun freilich zur Folge, dass das Hemd nun an einer Seite ziemlich genau am Hosenbund, auf der anderen eine Handbreit darüber endet. Sundara scheint doch zufrieden zu sein mit ihrem Werk. Das Schwert verschwindet wieder in ihrer Scheide. Sie nimmt nun die Kelle und füllt die drei Schüsseln am Tisch. Dann setzt sie sich wieder hin, rückt mit einem leisen Fluch die Asnivala in Position und beginnt nach einem "Mahlzeit!" zu löffeln. Und sie isst eben wie jemand, der schon eine ganze Weile nichts mehr zwischen den Zähnen hatte.

„Nächste Schritte? Ordentlich reinhauen, ein paar Becher zum Nachspülen und dann eine Runde schlafen. Morgen schauen wir weiter.“: meint Ira. „Aber du hast recht. Die Geschichte hier ist oberfaul. Keine schlechte Idee mit dem Zusammenbleiben. Wir können uns die Wachen teilen. So bekommt jeder mehr Schlaf.“ Sie schaut kurz zu Keresin. Dann wieder zu Sundara, die sich verbindet. „Wenn du willst, dann verbind ich dir den Kratzer. So hält das nicht lang.“ Als die Erlurierin etwas von verschwundener Narbe sagt, schaut sie betroffen. „Das gibt’s doch nicht. Deine Narbe ist verschwunden? Ich hab ein paar ausgeschlagene Zähne gehabt. Jetzt sind sie alle wieder da. Und meine Nase! Der versoffene Pfuscher in unserem Banner hat sie zwar gerichtet, aber schief. Jetzt schau! Völlig gerade, als wär sie nie gebrochen gewesen.“ Dann nickt sie Keresin zu. „Völlig richtig. Keinen Tag länger hierbleiben als unbedingt notwendig.“ Dann kommt der Wirt mit dem Essen. Ira knurrt der Magen. „Ah, wird auch langsam Zeit.“: sagt sie. Neugierig nimmt sie die Schüssel mit der roten Paste. Sie richt daran. „Ah, ich glaubs nicht. Chilrji!“: sagt sie erfreut. Als Sundara auch ihr die Schüssel füllt, bedankt sie sich. „Laßt es euch schmecken.“: sagt sie und kostet vorsichtig. „Hm, gar nicht schlecht. Nur ein bißchen fad.“ Sie löffelt sich eine großzügige Portion der roten Paste in ihre Schüssel und greift sich einen Fladen. Dann beugt sie sich über ihr Essen. „Wirklich nicht schlecht.“: meint sie zwischen zwei Bissen. „Viel besser als der Fraß in der Kaserne.“

Das Angebot, Sundara die Wunde zu verbinden wird ziemlich freudig aufgenommen.

"Nemec," sagt die Dunkelhaarige, löst auch sogleich wieder den Knoten am Hals. In der Tat wäre es wohl bald so weit verrrutscht, dass das Resultat des Verbindens das selbe wie vorhin gewesen wäre: der Stuhl hätte einen Blutflecken bekommen. Auch kommt nun Sundara eine weitere, eigentlich recht einleuchtende Idee. Sie steht auf, und zieht sich ihr Hemd über den Kopf. Barbusig steht sie nun zwar da, aber wenn man eine geraume Zeit lang auf dem Schlachtfeld gelebt hat, ist das Schamgefühl wohl doch recht weit heruntergesetzt. Es ist auch nicht so, dass sie sich hätte verstecken müssen. Freilich können ihre Brüste vom Umfang her mit denen Iras nicht mithalten, und doch sind sie auch nicht auffallend klein. Nun ja, normal eben, dafür aber fest und rund. Die Schultern sind nicht nur breit, sondern auch muskulös, und man kann schon ahnen, dass Sundara, wenn es darauf ankommt, auch ordentlich zupacken kann. Sie geht zu Ira und reicht ihr das Stück Hemd.