Forum Übersicht - RE: Einstand - 3

Besorgt beobachte er Ira, besonders als sie sich in einer schon verzweifelten Geste an den Kopf greift. Ihm wird übel, wenn er daran denkt was er ihr noch alles sagen muß. Aber sie verdiente die Wahrheit, das war er jedem Angehörigen der kämpfenden Truppe schuldig, auch wenn es eine Angehörige der Garnison war. „Ich schwöre es dir, auf die Fahne und auf meinen Eid, Ira. Es ist die Wahrheit. Aber das ist noch nicht alles.“ Er atmet tief durch und in diesem Moment konzentriert er sich nur mehr auf sein Gegenüber. Alles Andere um ihn herum versinkt in Bedeutungslosigkeit. Er hatte das schon hinter sich. Den Zusammenbruch der Herrschaft der Fünf und damit das Ende der Welt, in der er aufgewachsen war. Der Loyalitätskonflikt, mit dem man fertig werden mußte, all das lag noch vor ihr und es war trotzdem der verkraftbarere Teil. Doch er erwidert den Blick ihrer dunklen Augen, offen und ohne seine Gefühle zu verbergen. „Ich habe dir schon gesamgt, daß ich mit einem Sonderauftrag nach Elurien gesandt wurde. Ich war in Elurien, als ich von der Katastrophe erfahren habe. Ich habe mich für die bevorstehende Schlacht den yeditischen Verbänden zur Verfügung gestellt und wurde angenommen.“ Kersin stößt scharf die Luft aus. „Aber mein Gestern war der 10. Aros 235, Ira. Hostinos ist mein Zeuge!“

Es war so schwer zu glauben! Aber sie akzeptierte seinen Schwur. Ein Meineid auf Fahne und Eid war ausgeschlossen. Allein vor dem Gedanken zuckt sie zurück. Aber was kam da noch? „Laß es genug sein, Hostinos.“: richtet sie ein stummes Gebet an den Göttervater. Zu ihrer eigenen Überraschung trifft sie diese neue Ungeheuerlichkeit gar nicht so arg. Ob 40 Tage verschwunden oder 3 Jahre war auch schon egal. Das Verschwinden war das Entsetzliche. Aber dann kommt ihr zu Bewußtsein was er noch gesagt hat. „Yedeitsche Verbände in Esticha? Das ergibt doch keinen Sinn! Warum solltest du mit Yedeiten kämpfen? Welche Schlacht, bei Lijan? Wovon redest du?“ Das war alles so unwirklich! „Keresin, du hast Katastrophe gesagt. Was für eine Katastrophe. ?“: jetzt klingt ihre Stimme schrill.

„Wir irren uns?“ hebt sich die Braue des Bärtigen in Zeitlupe und die Art wie er den Wirt ansieht zeigt diesem wohl recht deutlich, dass er hier eindeutig die falsche Wortwahl getroffen hat. „Verloren…“ wird auch dieses Wort recht pikiert betont, nur dass Gronk den Blick diesmal zu Kaar schweifen lässt. Der Riese lässt die breiten Kiefer übereinander reiben, blickt dann aber wieder zu dem Wirt, der bereits weitergesprochen hat, sodass Gronk brummend den Unmut herunterschluckt und sich auf díe interessanten Informationen konzentriert. „Mon? Ist das die Währung hier?“ runzelt er die Stirn und blickt erneut zu seinem Bruder, in dessen Blick er vermutlich die gleiche Irritation finden wird. Von dieser Währung hat er noch nie gehört, was aber nichts heißen mag. Was würde besser zu einer unabhängigen Geisterstadt passen, als eine eigene Währung? Die erhobenen Stimmen an dem einzigen, besetzten Tisch im Raum sind bei der vorherrschenden Stille jedoch kaum zu überhören und so verlagert sich Gronks Aufmerksamkeit auf die beiden Vorovisen, denen er einige Momente lang zusieht. Iras Empörung, gefolgt von Keresins sichtlicher Bemühung selbige zu beschwichtigen, die beschwörenden Worte, das Haareraufen des zerrupften Blondschopfes … Gronk beginnt zu grinsen und stößt seinen Bruder mit dem Ellenbogen an. „Ehekrach.“ Wird diesem mitgeteilt, ehe er einen weiteren Schluck des guten Bieres nimmt. „Er hat ihr grad gebeichtet, dass er was mit ner anderen hatte und schwört, dass das nie wieder passieren wird. Oh! Sie glaubt ihm wohl nicht…“ lacht er laut, als Ira auch noch zu kreischen beginnt.

„Die haben wir sicher nicht verloren“, brummt auch Kaar, der den Blick des Bruders beantwortet, sich dann aber nachdenklich über den Bart streicht. Das Bier schmeckt nicht schlecht, für seinen Geschmack ein wenig süffig und süß, bevorzugt er die herberen, klaren Biere, aber für eine verlassene Stadt nun wirklich ausgezeichnet. Auch er sieht für einige Herzschläge zu dem entfernten Tisch, an dem das Pärchen mit einem offenkundig aufwühlenden Gespräch beschäftigt ist. Ein leises Lachen folgt, kam er zu einem ganz ähnlichen Schluss. Der Mann, der verwirrt irgendwo aufwacht, nicht weiß wo er ist und sich vermutlich voll gedröhnt hatte und die junge Frau, die ihm kein Wort seiner Ausrede abnimmt. Kaar ist sich nicht sicher wen er mehr bedauern soll: Die betrogene Ehefrau oder den Soldaten, der mit diesem Drachen auskommen muss. „Wenn er ihr die gleiche Geschichte aufgetischt hat, ist das kein Wunder“, wendet er sich ab und sieht zu dem Wirt.“ Mon“, greift er die unbekannte Während auf.“ Habt ihr einen zum Ansehen? Nicht dass ich nicht erkenne was es ist, wenn ich welche.. finde“, Götter, glaubt dieser Mann wirklich, dass das Geld hier auf der Straße liegt? Vielleicht findet sich ja ein Portrait darauf, das er wieder erkennt..

Stanchek merkt die Verägerung seiner Gäste über seine Bemerkung über den Verlust der Geldkatze. „Entschuldigt, ich wollte euch nicht zu Nahe treten. Es ist nur so, daß es hier keinen Sinn hätte, euch euer Geld zu stehlen. Was sollte der Dieb schon damit anfangen? Selbst Mon will nicht jeder hier.“: erklärte er.
Als die Stimmen am Tisch lauter werden sieht auch Stanchek zu den beiden Vorovisianern hinüber. Die Vermutungen der Brüder über die Beiden kommentiert er nicht, aber sein Schmunzeln ist ihm deutlich anzumerken. Da die Situation am Tisch nicht ausartet, wendet er sich wieder den Beiden an der Theke zu. „Währung wäre zuviel gesagt.“: antwortet er Gronk um dann zu seinem Bruder zu sehen. „Ja ich habe ein paar hier. Moment.“ Stanchek greift unter seine Schürze in die Hosentasche und holt zwei Münzen hervor, die er auf die Theke legt. Die Münzen sind aus einer goldfarbenen Legierung gefertigt, die Bronze ähnelt, wiesen in der Mitte ein viereckiges Loch auf, um das sich völlig fremdartige Schriftzeichen gruppieren, der Rand dagegen ist glatt und ohne Verziehrungen „Das ist die häufigste Art. Es gibt noch andere, kleinere, die genauso aussehen und….“ Er nestelt unter seinem Hemd und zieht sich dann eine Lederschnur über den Kopf, an der eine ähnliche Münze hängt, die jedoch silbrig glänzt. „..diese hier.“: ergänzt er seinen Satz. „Diese hier sind viel seltener. Ich habe vielleicht drei oder vier dazu zu sehen bekommen.“ Er legt die Münze an der Schnur auf die Theke. „Das ist auch interessant. Sieht aus wie Silber, ist aber keines. Das Metall ist viel härter und hier..“: er deutet auf die Schriftzeichen. „Wenn ihr genauer hinseht, dann bemerkt ihr das es andere Schriftzeichen sind.“

Liebend gern wäre er jetzt an jedem anderen Platz in der Röhre gewesen nur nicht hier. Selbst Esticha wäre ihm lieber, doch es half nichts. Er mußte es ihr sagen. Besser sie erfuhr es von ihm, als von irgendeinem der Katzenknechte hier. Die ganze Trauer und Bitterkeit, die er so gut es ging verdrängt hatte, steigt in ihm hoch. Seine Stimme ist kratzig als er sich endlich überwindet und spricht. „Ira, du mußt jetzt stark sein. Nicht für dich, nicht für mich, sei stark für unsere Vorväter, für jene die vor uns gefallen sind, damit Vorovis lebe.“
Nocheinmal zögert er, das Unaussprechliche auszusprechen, ihr mit ein paar dürren Worten alles zu nehmen. Doch es gibt keine Worte, die etwas beschönigen hätten können. Dann hebt er seinen Blick sieht ihr direkt in ihren dunklen Augen. „Ira, die Ketzerin hat recht gehabt. Vorovis ist gefallen, Flotte und Armee vernichtet. Wir sind wahrscheinlich die letzten Soldaten des Reiches.“

Sie schaut zu wie sich sein Gesicht verändert. Stark sollte sie sein? Für die Gefallenen? Wenn er so anfängt, dann muß es verdammt schlimm sein. Noch schlimmer als es schon ist. Tief in ihr flattert Panik. Wie ein Nachtschmetterling der nicht aus kann. Sie will ihn schon auffordern, endlich zu reden. Da schaut er ihr in die Augen und spricht. Es tut nicht gleich weh. Zuerst ist da eine dumpfe Lähmung. Totales Unverständnis. Ihre Lippen beginnen zu zittern. Sie will sich zusammen nehmen. Sie will stark sein. „Wie…..“: setzt sie an. Aber sie kann nicht weiter reden. Sie kann nicht fragen wie es passieren konnte. Sie spürt die Tränen, spürt ihre Augen naß werden. Den einzigen klaren Gedanken, den sie fassen kann, ist raus hier. Nur keine Schande! Nur nicht vor allen weinen! Wortlos steht sie auf. Jetzt zittern auch ihre Hände. Sie versucht langsam zu gehen. Sich gerade zu halten. Aber schon unter dem Vordach rinnen ihr die Tränen übers Gesicht. Immer schneller wird sie, bis sie rennt, rennt und rennt.

----> Platz der Tänzerin

„Naja, HIER mag man nur mit diesen Mon bezahlen, aber eine gut gefüllte Geldkatze mit Auranen lässt doch keinen Dieb kalt, der den Fuß auch mal über die Grenze dieses lauschigen Plätzchens hinaussetzen möchte.“ Findet Gronk, der jedoch begütigend nickt und die Entschuldigung des Wirtes damit annimmt. Der Riese nimmt eine der Münzen zwischen Daumen und Zeigefinger und besieht sich die kleine Scheibe mit einem ratlosen Stirnrunzeln. „Ihr sagt nicht jeder hier lässt sich mit diesen Mon bezahlen? Dann herrscht hier überwiegend Tauschhandel?“ versichert er sich, denn dies ist eine Basis, auf der man aufbauen kann. Zumindest um den nötigen Proviant zusammenzubekommen und den Rückweg anzutreten. „Von wie vielen „Bewohnern“ reden wir hier eigentlich. Bis auf die beiden Turteltauben da drüber und Euch sind wir hier noch niemandem begegnet.“ Richtet er den Blick über die Schulter und sieht gerade noch wie Ira mit steifen Schultern und bröckelnder Beherrschung im Gesicht dem hölzernen Vorbau entgegeneilt. Da keinerlei Wände die Sicht begrenzen, sieht er schließlich auch wie sie zu rennen beginnt und die Flucht ergreift. Mit einem leisen Summen setzt er den Humpen an die Lippen und trinkt noch einen kühlenden Schluck, ehe er den Kopf schüttelt. „Na das hat der Gute wohl gründlich verkackt. Ich wette um ein Bier, dass er ihr nachrennt und sie die Sache mit Versöhnungssex regeln!“

Den Einwand das mit anderen Münzen jenseits der Grenze sehr wohl bezahlt werden kann, ignoriert der Wirt vollständig. Aber sonst gibt er bereitwillig Auskunft. „Nein, nicht jeder nimmt Mon. Es gibt solche wie mich, die gar nicht genug davon bekommen können und solche wie Roald für den sie nur Schrott sind.“ Bestätigend nickt er zu Gronks Vermutung. „Ja, Tauschhandel kommt wohl hin. Obwohl nicht nur Güter getauscht werden, sondern auch Dienstleistungen. Es funktioniert ausgezeichnet.“ Als der Hüne sich über die Bewohner erkundigt und dabei auf die beiden Vorovisianer zeigt, schüttelt Stanchek den Kopf. „Ich habe die Beiden noch nie gesehen. Sie sind neu hier, wie ihr.“ Auch der Wirt wird jetzt aufmerksam, als die Blonde mit dem kurzen Haar aufsteht und den Silberkrug fluchtartig verläßt. Zweifelnd verzeiht er das Gesicht bei der Vermutung des Riesen. „Darauf würde ich nicht wetten. Sieht nicht nach Ehekrach aus, aber ich kann mich auch irren. Wo waren wir? Ach ja die Bewohner. Viele sind wir nicht. Dazu kommt noch, daß manchmal Leute hier auftauchen und Andere wieder verschwinden. Von manchen kennt man nicht einmal die Namen. Ständige Bewohner, wenn man Roald und seinen Haufen dazuzählt werden nicht viel mehr als fünf Dutzend sein. Abgesehen von den Servs natürlich.“ Stanchek füllt sich unauffällig seinen Becher und gönnt sich einen kräftigen Schluck.

Als Iras Lippen zu zittern beginnen, hat Keresin Mühe sich selbst zu beherrschen und er weiß schon einige Zeit, daß Vorovis ausgelöscht ist. Sie kämpft, daß kann er sehen und in diesem Moment ist er stolz auf sie. Er will ihr schon Antworten, auf das eine Wort, daß sie hervor bringt, aber verstummt, als sie sich plötzlich erhebt. Er bleibt sitzen, denn er weiß was sie bewegt. Er dreht sich auch nicht um, als sie geht, aber er hört das ihre Schritte schneller werden und sie schließlich zu laufen beginnt. Für einen langen Moment sitzt er einfach nur da, starrrt vor sich auf die Tischplatte. Dann nimmt er den Becher und gießt ein wenig des Weines auf den Boden, wie es in Vorovis zum Angedenken an Gefallene und Verstorbene Sitte ist, bevor er ihn in einem Zug leert. Nochmals füllt er sich den Becher, aber er hält ihn nur, trinkt nicht daraus und seine Gedanken wandern zurück in eine Zeit, die so fern schien, als wäre es in einem anderen Leben geschehen. Aber diese Gedanken machen es nur schlimmer. So hebt er den Kopf und versucht wieder Ordnung in seine Gedanken zu bringen.

<- der Platz der Tänzerin

Viel Zeit ist nach Ira Abgang nicht vergangen, als Schritte auf der hölzernen Veranda zu hören sind und gleich darauf ein weiterer Neuankömmling den Schankraum betritt. Eine junge Frau, dünn und drahtig, die offenkundig überrascht das Gemäuer mustert. Menschen ! Und gleich mehrere ! Den einen doch schon einmal gesehen, die anderen völlig unbekannt.
Kurz entschlossen wendet sie ihre Schritte in Richtung Tresen, wo die beiden Fremden sitzen. "Sichara ! Seid Ihr zufällig von hier ?"

In seinem Gespräch läßt sich Stanchek nicht weiter dadurch stören das Ira nach draußen geht, als sie aber zu laufen beginnt, sieht er ihr nach. Die Blonde rennt wie von allen Yurei gehetzt über den Platz. Er runzelt die Stirn, mischt sich aber nicht in die Privatangelegenheiten seiner Gäste. „Also so schlecht ist Roalds Roter auch wieder nicht.“: Die gemurmelte Bemerkung kann er sich allerdings nicht verkneifen. Da macht er einen neuen Gast aus, die soeben den Silberkrug betritt. „Ah, entschuldigt mich einen Moment.“: sagt er zu den Brüdern, dann geht er seinem neuen Gast ein paar Schritt entgegen. „Willkommen im Silberkrug! Kommt weiter! Kommt doch weiter!“: begrüßt er die Frau der ein paar Paccra mehr auf den Rippen gut täten. Doch das tut seiner fröhlichen Freundlichkeit keinen Abbruch. „Ja, ich bin von hier. Bitte setzt euch doch! Das Essen ist bald fertig, es gibt Echseneintopf mit frisch gebackenen Mayeshfladen. Wollt ihr in der Zwischenzeit etwas trinken?“: erkundigt er sich freundlich.

“Fünf Dutzend?“ wiederholt Kaar, der sich ebenfalls eine der Münzen heranzieht und diese betrachtet. Auch ihm sagt diese Währung nichts und besonders, als der Wirt noch betont, dass diese nicht von jedem angenommen werden, verliert er auch rasch wieder das Interesse daran. Eine offizielle Stelle, das wird ihm zumindest immer deutlicher, scheint es hier nicht zu geben und so ist es wohl nur das Interesse des Wirts, was das hier zu so etwas wie eine Währung macht. Womöglich ein Überbleibsel einer alten Kultur? Der Metcha spült vieles an einen Strand, was lange Zeit auf Vanors Grund verborgen war. Ein kurzes Lachen kommt aus seiner Kehle und er folgt dem Blick seines Bruders, als Ira mit mühsamer Beherrschung aus dem Schankraum stakst. „ Neeeee.. so schnell nicht. Halte dagegen“, grinst er seinen Bruder an und stößt ihm erheitert mit dem Ellenbogen in die Seite. „Das Wett-Bier hab ich in der Tasche“, hebt er den Krug in Richtung des Wirts, um anfolgend einen kräftigen Schluck davon zu nehmen. „Manches Dorf hat weniger Bewohner“, und ihm erscheinen fünf Dutzend für eine auf den ersten Blick verlassene Stadt doch recht viel. Andererseits bestätigt Stancheks Aussage den Eindruck, dass es hierher immer wieder Plünderer verschlägt. „Was sind denn Servs?“ hakt er bei dem unbekannten Begriff ab, nickt dem Wirt aber zu, als dieser sich entschuldigt und sich dem neuen Gast zuwendet. Auch er dreht sich um, als die überschlanke Frau die Gaststätte betritt und – wortwörtlich – gleich mit der Tür ins Haus fällt. „Das kommt darauf an, was ihr mit hier meint“, hebt er die Lippen zu einem breiten Lächeln und allein die Aussprache verrät Lenari, dass dieser Mann ganz sicher nicht hier geboren wurde..

(und noch mal richtig)

Sie tritt ein. Nun ist es doch nichts Besonderes, wenn in einem Gasthaus jemand eintritt, und doch könnte sie Aufmerksamkeit erwecken, schon allein aus dem Grund, dass im Moment jeder jeden genau anschauen wird. Besonders jene freilich, die auch gerade eben angekommen sind. Sehen, wie viele das Schicksal teilten, was für Personen es waren, ein Warum zu erfahren und schließlich bei vielen wohl auch die Möglichkeit zurück zu kommen in die "alte" Welt.

Sie tritt also ein. Fällt ein Mensch dadurch auf, dass er eben nicht groß ist? 160 Clat, vielleicht etwas weniger, war nun nicht gerade als kleinwüchsig zu bezeichnen, auf keinen Fall jedoch auffallend groß. Vielleicht fällt ein Mensch ja dadurch auf, dass er gut proportioniert ist. Gut, die Schultern der Frau waren vielleicht etwas breit. Und so große Möpse wie die eben abgegangene Blonde hatte sie auch nicht. Sie war auch nicht so hager wie Lenari, die eben hereingekommen ist - eine ganz normale Figur, an der nichts auszusetzen war. Gut, die Asnivala mit dem großen Edelstein an ihrer Seite würde schon mehr auffallen, dem Fachmann auch die unnatürliche Doppelbewaffnung mit Kurzschwert und Asnivala. Was auf jeden Fall auffällig ist, sind ihre Augen: groß und blau-grün, leuchtend und in eigenartigem Konstrast zu ihrer sonnengebräunten Haut und den tiefschwarzen Haaren. Augen, in die man praktisch sehen muss. Und dann ist da natürlich noch die noch immer leicht blutende Wunde am Rücken.

Nun denn, sie tritt ein. Sie tritt ein, sieht sich um. Sie sieht den Vorovisen, alleine an seinem Tisch. Hat er die Blonde zum Weinen gebracht? Wer weiss das schon. Sie sieht zwei Männer an einem anderen Tisch. Sie scheinen irgendwie zusammenzugehören, wenn sie auch ganz unterschiedlich aussehen. Sie sieht einen weiteren Mann. Es könnte der Schankwirt sein. Sie spricht ihn also an.

"Seid ihr der Wirt dieses Gastbetriebes?"

Ihr Blick ist dabei aufrichtig, ehrlich, bescheiden, beinahe wirkt er unterwürfig. Die Augen sind blau-grün.

Während er sich um die neuangekommene überaus schlanke Dame kümmert, hat noch ein Gast den Silberkrug betreten, wie Stanchek aus dem Augenwinkel mitbekommt. Was für ein Tag heute! Der kommende Abend roch nach Arbeit, nach einer ganzen Menge Arbeit, aber auch nach Abwechslung. Während er noch mit der Dünnen spricht, tritt die Dunkelhaarige zu ihm und redet ihn an. „Entschuldig, ich kümmere mich gleich wieder um euch.“: sagt er zu der Dünnen und wendet sich dann der Neuangekommenen zu. „Ja, ich bin der Wirt, Stanchek mein Name. Willkommen im Silberkrug! Was kann ich für euch tun?“: erkundigt sich Stanchek freundlich. Er macht keine Bemerkung darüber, daß die Frau ausgestattet ist, wie ein fahrender Waffenschmied, aber die grün-blauen Augen scheinen es ihm angetan zu haben solange wie er Blickkontakt sucht.