Forum Übersicht - RE: Aufwachen - 5

„Ein stilloser Vagabund“, stimmt der Ältere in das Lachen ein, vermeidet aber den Blick, als Gronk sich maulend über seine „Gefühlsduselei“ beschwert. Er brummt ebenfalls, wenig einsichtig wie zustimmend, denn natürlich hat er nicht vor, das nun zu vertiefen. Aber das musste mal gesagt werden und er ist dankbar für die Gelegenheit, die er dazu jetzt noch hat. Er beschwert sich nicht für den derben Stoß, der garantiert schmerzhaft war, noch reibt er sich die Stelle. Stattdessen findet er zu einem Lächeln zurück als sein Bruder in perfekter Gronk-Manier die Tür eintritt. Er folgt ihm langsam, wartet in gebührlichem Abstand bis die Staubwolke sich legt und sieht dann als erstes kontrollierend über sein helles Hemd, bevor er vorsichtig über die vergammelte Veranda steigt. Die Schuhe sind gut genug um die Hitze im Sand abzuhalten, aber Kaar bezweifelt, dass das auch für spitze Nägel gilt. Der Hüne steht in einem halben Raum, der direkt in einem verwilderten, leuchtend grünen Garten übergeht, steht die Rückseite des Hauses nicht mehr. Einige Möbel sind da, zeugen vom vergangenen Wohlstand, denn die Größe der Räume ist beeindruckend. In einem Glasfenster stecken noch ein paar intakte Scheiben, die durch die Staubschicht ein dezentes, gefiltertes Licht durchgeben und die vielen Äste und Blätter werfen ein grünliches Licht an die verfärbten Wände. Kurz vorm Übergang steht ein Tisch, der zur Hälfte mit einem Efeu überwuchert ist während auf der anderen Seite, die, die noch im Haus steht sogar ein Gedeck aufgetischt ist. Im Kamin raschelt es, bevor irgendwas aus dem Schornstein flüchtet und eine weitere Fuhre Dreck, Staub und Blätter nach unten in den Raum schickt. Kaar sieht sich schweigend um, denn das hier sieht nun nicht so aus, als hätten die Bewohner allesmitgenommen und wenn nicht, als wenn Plünderer sich das Brauchbare geholt haben, bevor sie es der Zeit zum Fraß vorwerfen. „Das sieht nicht so aus, als hätte man viel mitgenommen“, öffnet der Weißhaarige mit spitzen Fingern einen Hochschrank, dessen morsche Verankerung sogleich aufgibt und ihm vor die Füße fällt. Ordentlich gestapeltes Geschirr wird sichtbar und eine Spinne, die es sich dazwischen gemütlich gemacht hat..

„Total verrückt…“ kommentiert der Riese den Anblick dieses verlorenen Ortes, der auf skurrile Weise die Erinnerung an ein früheres, ganz normales Leben, mit dem Verfall der Zeit verbindet. Es ist anders, als der Unrat und die Zerstörung in den Elendvierteln in denen sich Zwysel und Seuche die Klinke in die Hand geben und in denen der Missstand eher durch Übernutzung, Gleichgültigkeit und rechtloses Chaos verursacht wird. Hier hat die Zeit einfache eine Decke aus Staub über alles gelegt und langsam alles vergehen lassen, um die Zivilisation Stück für Stück in Mehdoras Schoß zurückzugeben. Fast schon sanft und irgendwie sauber. Gronks Kopf ruckt herum, als das Getier im Kamin davonhuscht und wedelt mit einem unwirschen Brummen den neuerlich aufgewirbelten Staub aus seiner Richtung. „Als hätte hier jemand gestern noch am Tisch gesessen…“ schüttelt er stirnrunzelnd den Kopf, während er einen eingestaubten Löffel vom Tisch nimmt und diesen in der Hand dreht. Zurück bleibt ein perfekter, staubfreier Abdruck auf der Tischplatte, welcher jedoch ruiniert wird, als Gronk den Löffel achtlos wieder zurücklegt, ohne sich jedoch an die Vorgabe des Abdrucks zu halten. „Also mit den Fingern müssen wir schonmal nicht essen!“ lacht er, als Kaar ein ganzes Geschirrsortiment im Schrank entdeckt. Rasch fällt sein Augenmerk jedoch auf eine kleine Öllampe an der Wand, die er kurzerhand vom Haken nimmt, um mit den dicken Fingern den filigranen Mechanismus zu betätigen. Es klickt, doch eine Flamme zeigt sich nicht, was Gronk dazu animiert die Lampe nahe an seinem Ohr zu schütteln. „Leer.“ Stellt er knapp fest. „Vielleicht finden wir Öl, dann haben wir zumindest schonmal Licht für die Nacht. Hmm, ich könnt uns ne Falle bauen. So ein gegrilltes Kaninchon wär doch was feines – wenn ich schon kein halbes Poraca bekomme!“

Seltsame Geräusche dringen Bhok ins Ohr. Er schlägt die Augen auf und liegt immer noch unter dem Baum unter den er sich schlafen gelegt hat. Die Luft ist rein und ... Moment. Die Gegend ist ihm völlig unbekannt. Der Baum... ist das wirklich noch derselbe Baum. Er schaut sich den Stamm genauer an und die Struktur des Baumes ist eine andere. "Seltsam"

Da hört er erneut Stimmen. Stimmen von Frauen in der Nähe. Er schaut an sich herunter und streckt sich leicht um die letzte Müdigkeit aus seinen Gliedern zu entfernen. Sein langes Messer ist immer noch an seinem Gürtel und seine guten Kleider sind, wie es sich für einen Meister gehört, sauber und aus guten Materialien erstellt.

Leicht pfeifend und die Situation herunterspielend, dass er keine Ahnung hat wo er sich befindet geht er auf die Stimmen zu und tritt aus dem Gebüsch und sieht 3 Frauen sich angeregt unterhalten.

"Sichara wehrte Damen" ruft er ihnen lächelnd entgegen und kommt auf diese zu

(OOC: Ich hoffe ihr habt nichts dagegen, dass ich mich bei Ira Verra und Co einfach dazu geselle )

„Gestern?“ lacht Kaar auf und wendet sich vom Schrank ab, um zum Tisch zu sehen. Nun, ganz sicher nicht gestern, aber er versteht was Gronk meint. Es wirkt, als habe einfach jemand irgendwann einen gedeckten Tisch verlassen und sei dann ganz einfach nicht zurückgekehrt. „Das ist eine wirkliche Verbesserung, dann kannst du deine Fähigkeiten wieder aufpolieren“, neckt er seinen Bruder und tritt einen Schritt zurück, als auch die anderen beiden Schranktüren ihre Aufhängung verlieren und sich nach unten stürzen. Jetzt hustet auch er und er sieht zu, dass er aus dem Raum zurück in den Eingangsraum kommt. „Wir brauchen erst einmal einen Überblick über den Ort, dann können wir schauen, wo es sich lohnt weiter nach brauchbarem zu suchen. Womöglich müssen wir ein paar Tage hierbleiben, bis wir halbwegs gerüstet sind für einen Fußmarsch durch den Dschungel sind. Das war nicht Brawin. Danilo schuldet dir doch noch einiges oder? Vielleicht will er sich nicht nachsagen lassen, er würde seine Schulden nicht begleichen, war aber ganz froh uns loszuwerden. Wer weiß wo wir hier sind und den Vorovisen hat er bei der Gelegenheit gleich mit entsorgt.“ Kein schöner Gedanke, aber wenn man berücksichtig was die Alternative gewesen wäre, will er sich nicht darüber beschweren. „Als erstes brauchen wir Wasser, dann schauen wir nach einem Lager und wo du die Falle aufstellen kannst. Kaninchon klingt gut. Götter, so ein richtig fettes, kein mageres!“ steigt er vorsichtig über die auf dem Boden liegenden Tür nach draußen..

„Geschenkt,“ winkt Lenari bei der Entschuldigung ab, während sie gleichzeitig unbedarft erneut in Sundaras Komfortzone tritt, um gleich darauf hinter ihr zu stehen und vorsichtig die verletzte Schulter in Augenschein zu nehmen. „Keinen Schimmer wo wir sind oder was ich hier soll.“ erwidert sie wenig überraschend. „Aber da hinten irgendwo hab ich Wasser gehört, da wird hoffentlich ein Brunnen oder so sein.“ meint sie mit einem Handwedeln in die Richtung aus der sie gekommen ist. „Gereinigt ist das schnell, ein bisschen Rum und was zum Verbinden wird´s hier ja wohl geben...welche nackte Blonde ? Ach so, ja...“ wechselt sie abrupt das Thema, späht hinter Sundaras Rücken hervor in Richtung der jetzt bekleideten Ira und dem Mann neben ihr und hebt grüßend die Hand. „Ihr habt nicht zufällig Verbandszeug dabei ?“ fragt sie hoffnungsvoll nach, als auch schon der nächste aus dem Gebüsch auftaucht und sich die Straße langsam mit ein wenig Leben füllt. „Hey habt ihr Rum oder sowas da ?“ haut sie dem Neunankömmling statt einer Begrüßung gleich eine Frage um die Ohren.

„Meine Fähigkeiten?“ fragt Gronk irritiert, bis ihm klar wird was Kaar meint und er entgeistert aufgrunzt. „Müssen wir dem feinen Herrn jetzt etwa ein Festgedeck mitschleppen? Na dann such ich mal noch einen Leuchter und eine schicke Tischdecke, was?“ werden dem Bruder grinsend die Zähne gezeigt. „Und dann kannst du dem armen, unzivilisierten Höhlenmensch beibringen, wie man einen Löffel benutzt.“ Dem Brauenwackeln folgt ein Klapps auf die Schulter, dann latscht Gronk an Kaar vorbei, die erbeutete Lampe in der Hand, wieder hinaus ins Freie. Erneut saugt er die frische Luft in seine Lungen und grinst mit dem Sonnenschein um die Wette. „Danilo?“ kratzt sich der Riese geräuschvoll den Bart. „Hmm, der schuldet mir echt ne Menge, aber Risiko wäre er dafür nicht eingegangen. Überleg doch mal, wer da alles bestochen werden musste. Da hat echt jemand gezaubert. Irgendwas übersehen wir…“ ist er sich da ganz sicher und tippt einen Moment lang in Gedanken versunken mit der Fußspitze auf das Pflaster, nur um schließlich resigniert mit dem Kopf zu schütteln. „Das macht echt keinen Sinn. Aber wir werden es wohl erfahren…das werden die Spatzen von den Dächern pfeifen, sobald wir wieder in der Zivilisation sind.“ Mit einem Blick zu dem Weißhaarigen setzt sich Gronk in Bewegung und schlendert weiter die Straße hinauf. „Ich kann mir leider nicht aussuchen, wie Fett das Karnicke ist, dass mir in die Falle rennt.“ Nimmt er Kaar sogleich jegliche Illusionen, grinst aber dabei. „Ich versprech dir aber den Löwenanteil, mein Großer! Oh…hörst du das…?“ legt er dann aber den Kopf schief und lauscht in die Stille, in dem konzentrierten Versuch das wirre Vogelgezwitscher auszublenden. „Klingt nach Wasser. Lass mal nachsehen…“ nickt er in die Richtung, aus dem das kaum wahrnehmbare Geplätscher zu kommen scheint…

"Ein Leuchter“, murmelt Kaar hinter dem breiten Rücken während sie hinaus in DElvans Licht treten. Das Gemurmel klingt ganz danach, als könne der Ältere das für eine ganz fantastische Idee halten. „Nobel geht die Röhre zugrunde. Das weißt du doch“, wird seine Stimme wieder deutlicher. „Mit irgendjemanden wird sich der Vorovise ja angelegt haben, wenn er hier gelandet ist und es.. nicht als Verbesserung seiner Situation sieht“, hebt auch er die Schultern an. Sicher erfahren werden sie es wohl eine Weile nicht, aber Gedanken sollte man sich frühzeitig darum machen, sonst ist man hinterher wieder schneller an diesem Ort zurück als es einem dann doch lieb ist. „Hehehe, den Löwenanteil von einem Kaninchon. Vielleicht solltest du besser gleich zwei fangen oder wir schauen, was wir in den Gärten finden. Vielleicht gibt’s noch was Essbares.“ Er bleibt stehen, als Gronk stehen bleibt, schüttelt aber stumm den Kopf, als sein Bruder ihn fragt ob er etwas hört. Auch früher schon war das Gehör des Jüngeren besser, aber nun merkt er vielleicht doch das Alter. „Wasser?“ echot er während sie den Weg weiter gehen und dafür einmal abbiegen müssen. Kaar betrachtet den schmalen Weg, der in der Mitte frei von Bewuchs ist. Womöglich ein Wildwechsel, was für eine Quelle spricht, die er nach zwei weiteren Vat dann auch hört. „Du könntest hier eine Falle aufstellen. Ich glaub es gibt hier Wildwechsel.“

Wohl hat Sundara irgendwie Vertrauen gefasst, jedenfalls macht sie dieses Mal keine Anstalten, Lenari noch einmal zu treten, zu schubsen oder sonst irgendwas zu machen. Vielmehr dreht sie den Kopf herum, so weit es eben geht, um Lenari ins Gesicht sehen zu können, ohne ihr die Schulter wegnehmen zu wollen. Wobei es nicht den Eindruck macht, als würde sich Sundara ewig viel aus der Verletzung machen. Doch hat Lenari recht: die Risse sind auf jeden Fall tief genug, als dass sie ohne Behandlung doch noch Probleme bereiten könnten.

"Naja, zu einem Schluck Wasser würde ich soundso nicht nein sagen," meint Sundara daraufhin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Ich kann mich fast gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas getrunken habe, und dementsprechend brennt mir der Hals. Und zu einem Schluck Rum hinterher würde ich auch nicht nein sagen."

Beim letzten Satz wird das Lächeln etwas breiter und auch ziemlich schief. In diesem Moment kommt auch der Fremde aus dem Gebüsch. Sofort wendet sich Sundara nach vorne. Ihre rechte Hand geht zu dem Kurzschwert - der Bogen liegt schließlich abgespannt in seinem Köcher, und ihn aufzuspannen ist zwar für eine geübte Hand kein großer Aufwand, könnte in Extremsituationen aber doch zu lange dauern.

Sundara entspannt sich jedoch schnell wieder. Das freundliche Auftreten, der elurische Akzent, vielleicht auch das ziemlich gute Aussehen tragen dazu bei, dass sie den Mann nicht als Bedrohung sieht. Wobei sie sich freilich gerade bei letzterem bewusst ist, dass dies sehr wenig aussagekräftig ist.

"Sichàra," grüßt sie also, kommt dann aber ebenfalls sofort auf den Punkt. "Wohnt Ihr schon länger hier?"

Im Näherkommen hört Keresin das Gespräch zwischen den beiden Frauen und seine ohnehin nicht ausuferende Hoffnung sinkt rapide. Was geht hier vor? Die beiden Männer am Strand, Ira, diese Frauen und er selbst befinden sich mit großer Wahrscheinlichkeit in der selben Situation. Niemand weiß wo er ist und wie er hier her gekommen ist. Nichts hier deutet darauf hin, daß es Bewohner gibt. Allerdings, schränkte er für sich selbst ein, er hatte erst einen kleinen Teil der Ruinenstadt gesehen. Trotzdem ist die Situation völlig unerklärlich und sprengt den Rahmen aller Logik. Außerlich ruhig, deutet er eine höfliche Verbeugung an.

„Seid gegrüßt.“: Keresin bedient sich wieder des neutralen Grußes. Verneindend schüttelt er den Kopf als er von der größeren und wohl auch jüngeren Frau in Hochchirjeya angesprochen. „Nein, tut mir leid ich habe weder Verbandszeug noch Rum.“ Aus dem kurzen Blick auf die Verwundung wird ein Längerer in die faszinierenden blau-grünen Augen der Frau. „Wartet einen Moment.“: sagt er in seinem harten Chirjeya um ihr kurz darauf den kleinen Wasserschlauch zu reichen, den er am Brunnen gefüllt hatte. „Frisches Wasser aus einem Brunnen. Ich habe den Schlauch vor Kurzen gefüllt.“ Das Pfeifen hört er schon bevor ein Mann in besseren Kleidung sich durch eine Lücke in der Hecke eines verwilderten Gartens zwängt. Mit einem leichten Schmunzeln bei dem Gruß des Fremden macht er einen Schritt zur Seite, um gesehen zu werden. „Seid gegrüßt.“: antwortete er höflich. Als nun die Gruppe beieinandersteht nutzt Keresin die Gelegenheit. „Mein Name ist Keresin. So verrückt es auch klingt, ich bin hier aufgewacht ohne zu wissen wo ich bin, noch wie ich hergekommen bin. Weiß jemand von euch wo wir uns befinden?“ Er blickt fragend in die Runde.

„Wenn du das sagst, Bruder.“ Lacht der Riese und ist offenbar ganz versöhnlich mit den etwas versnobten Anwandlungen des Älteren. Ganz sicherlich ist er diese ohnehin gewohnt. „Vielleicht bekommen wir ja doch nochmal die Gelegenheit mit dem Kerl zu reden. Er wird ja sicherlich das gleiche Ziel haben, vielleicht sehen wir ihn nochmal und kriegen raus, wem er auf die Füße getreten ist.“ Hebt Gronk die breiten Schultern zum Zeichen, dass er nicht sonderlich viel Wert drauf legt, aber auch nicht viel dagegen hat, dem Soldaten noch einmal auf den Zahn zu fühlen. „Wir werden schon nicht verhungern!“ die Sorglose Aussage, mit der Gronk mal wieder sein Zigarettenetui herausfischt. „Vermutlich kommt uns gerade ohnehin alles vor wie ein Festempfang bei der Reshala. Selbst wenn wir ins Gras beißen.“ Der Hüne stutzt kurz, dann lacht er dröhnend auf und rammt Kaar den Ellenbogen in die Seite. „Ins Gras beißen! Hast du kapiert?“ lacht er sich einen Moment lang über seinen eigenen Witz kaputt, was den massigen Körper wie eine Lawine in Bewegung bringt. Die Erheiterung bleibt noch als Grinsen auf seinen Zügen, doch immerhin lässt er nun den Blick schweifen und mustert die Umgebung. „Hm hm, sieht gut aus hier.“ Stimmt er zu, denn tatsächlich scheint hier eine gute Stelle zu sein, um eine Falle aufzustellen. „Dann schauen wir uns die Quelle an und machen uns auf die Suche nach dem nötigen Material.“ Tatsächlich müssen sie nur noch um die Ecke biegen, dann offenbart sich ihnen ein kleiner Platz, auf welchem eine steinerne Figur in Form eines Raubtieres Wasser in ein Becke speit. Die Figur und das Becken sind mit einem Belag grünlicher Algen überwachsen, dennoch tummelt sich eine Schar kleiner Singvögel darin, um zu Baden. Kaum nähern sich die beiden Männer, stieben die Vögel flatternd auf und landen etwas entfernt auf einem Sims, um protestierend zu zetern.

Den Brunnen kann man beim Abbiegen nicht nur sehen, sondern auch riechen. Die Luft ist sofort ein ganzes Stück feuchter, eine kühlere Feuchtigkeit, die die Temperatur auf dem Platz erträglicher macht. Kaar lässt sich ächzend unter dem Brunnenhaus nieder und schaut nach oben, wo die beständige Feuchtigkeit das Holz in eine grün-blaue Pilzlandschaft verwandelte. Eigentümlich verwunschen sieht der Platz dadurch aus, aber das Wasser aus dem Maul der Kreatur sieht klar und frisch aus, weshalb er probeweise seine zum Hohlraum geformte Hand darunter hält und an dem kühlen Nass schnuppert, ehe er vorsichtig probiert. „Das beste Wasser seit einer Ewigkeit“, lacht er leise auf. „Vielleicht kommt es mir auch so vor, aber da schmeckt nichts modrig, muffig, schimmelig, nach Urin, Kadaver..“, zählt er monoton auf, als hätte er sich gedanklich viel mit dem Erraten üblen Geschmacks in Wasser geübt. Er räuspert sich verhalten und lässt seinem Bruder dann den Vortritt, denn in Ermangelung eins Gefäßes, werden sie wohl direkt aus dem Strahl trinken müssen.“ So eine hübsche Tasse von dem Geschirr wäre jetzt nicht schlecht oder?“ holt er sich ein in Leder gewickeltes Päckchen aus der Gürteltasche und rollt es langsam vor sich auf den Steinen aus. „Die Zeit für eine Menschwerdung haben wir schon noch, mh?“ mehr rhetorische Frage, mit der er tatsächlich anfängt leise zu summen während er die Instrumente kontrolliert und an einer mit Seife gefüllten Schale schnuppert.

Dürr wie eine Zaunlatte. Nichts dran an der. Ira mustert die Frau im schleißigen Gewand. Als die Frau den Mund aufmacht verzieht Ira das Gesicht. Lijan! Noch eine Ketzerin. Sie hält sich einen halben Schritt hinter Keresin. Auf den Gruß antwortet sie nur mit einem Kopfnicken. Kersin gibt der verrückten Ketzerin seinen Wasserschlauch. Da merkt sie wie er ihr in die Augen schaut. Für einen Moment schaut sie verkniffen und gehäßig. Da hab ich die Finger drauf, dreckige Ketzerschlampe! Versuch es und ich zieh dir die Haut vom Arsch und serviere sie dir zum Frühstück. Bevor ich…. Der Mann der aus dem anderen Garten kommt unterbricht ihre Gedanken. Kurz mustert sie ihn. Auch kein Armer, so wie der herum rennt. Schaut auch nicht so schlecht aus.
Aber als er grüßt, verzieht sie ihr Gesicht. „Was geht hier ab? Ketzerball, oder was?“: mault Ira halblaut. Was für eine Scheiße ist da am Dampfen? Egal, nur weg hier. Nach Hause, nach Vorovis. Sie schaut Keresin von der Seite an. Sieht nicht so übel aus. Also Opfer wär es keins mit dem unter die Decke zu kriechen. Aber langsam Ira. Du weißt wie sie sind, diese Offiziere. Da geht nichts mit einfach Beine breit und so. Nicht wenn man sie halten will. Aber ich krieg dich schon. Ich krieg dich. Jetzt lächelt Ira.

Gronks Kehlkopf hüpft, als er den klaren Wasserstrahl erblickt, wird seine Kehle augenblicklich eng und staubtrocken, erinnert sich an eine Zeit, in der er Pisse vom Boden aufgeleckt hätte, um den Durst zu stillen. Er lässt seinen Bruder eine Kostprobe nehmen, doch seine Schultern zucken bereits ungeduldig und kaum ist Kaar zur Seite getreten hängt der Hüne unter dem Stahl – scheiß auf eine Tasse! - und lässt sich das Wasser direkt in den Mund plätschern. „Hölle ja…“ murmelt er, als sein Bauch bereits vor Überwässerung gluckert, doch lässt er sich das kühle Nass noch über den Schopf rinnen, um sich das Salz aus dem Haar zu waschen. „Fast so gut wie ein kühles Bier. Fast!“ betont er und hebt dabei einen Zeigefinger, als müsse er diesen feinen Unterschied ganz deutlich machen. „Wir haben alle Zeit der Röhre, Bruder!“ lächelt der Riese, ehe er sich neben Kaar niederlässt, sich gegen die Brunnenmauer lehnt und nun endlich eine Zigarette aus dem Etui fischt, die er sich auch gleich ansteckt. Kaar bekommt vorerst keine angeboten, weiß der Jüngere, dass das „Menschwerden“ Vorrang hat und keine Ablenkung toleriert. Mit einem wohligen Seufzen verschränkt Gronk die Arme hinter dem Kopf und rutscht tiefer, die Beine lang von sich gestreckt lauscht er dem Gesumme, riecht den Duft der Seife – beides so vertraut, dass sich das Lächeln auf den bärtigen Zügen noch vertieft. So ist es immer gewesen, seit er sich erinnern kann. Wie grauenvoll es für seinen Bruder gewesen sein muss, in dieser Dreckshölle zu versauern. Ein kurzer Blick gleitet zur Seite, mustert das vertraute Gesicht, mit dem die Zeit äußerst gnädig umgegangen ist und dem die Entbehrung nicht anzusehen ist – ein Glück. Die Wut wallt diffus in ihm auf und er knurrt leise bei dem Gedanken, wie sehr sein Bruder gelitten haben muss. Er wird diese miese Ratte finden, die sie verraten hat und ihr jeden einzelnen Knochen im Leib brechen!

Sundara fällt wohl auf, dass Keresin ihr länger als üblich in die Augen schaut. Die Antwort ist ein keckes Lächeln, nicht verführerisch, eher belustigt, und doch erkennt man, dass sie sich nicht peinlich berührt fühlt. Sollte Keresin den Blick nicht abwenden, so wird sie also den Schlauch greifen, ohne ihre Augen abzuwenden, während diese fröhlich aufblitzen. Ob dies nun Interesse an dem Mann signalisiert, Freude über das schon lange ersehnte kühle Nass oder einfach nur freche Belustigung, das ist sehr schwer zu deuten. Letztendlich könnte es ja auch sein, dass die drei Faktoren hierbei irgendwie zusammenspielen.

Jedenfalls nimmt Sundara den Wasserschlauch und setzt an. Sie trinkt langsam, wie jemand, der gelernt hat, sparsam mit Wasser umzugehen. Sie trinkt, ohne ihren Blick aus dem seinen zu nehmen. Und so wird der Blickkontakt wohl erst unterbrochen, als Keresin den Fremden grüßt - wobei freilich zu sagen ist, dass sich in dieser Straße wohl alle fremd, und nur durch ein unbekanntes gemeinsames Schicksal verbunden sind.

"Sichàra," grüßt nun auch die kleine Schützin, "mein Name ist Sundara. Und es tut mir wirklich leid, aber ich habe echt keine Ahnung, wo wir hier sind. Es sieht hier nicht wie das yedeisch-vobrische Grenzland aus, in dem ich mich doch zu befinden glaubte. Und doch denke ich, dass dies auch nicht die Eisfelder Yoroms sein werden. Denn eisig ist es hier bei allen Göttern nicht. Aber ich denke, das sollten wir doch herausfinden - irgendwo werden hier wohl Leute sein, die das wissen. Das ist doch keine absolute Wildnis hier - wenn es auch wenig bewohnt aussieht. Aber irgendwo werden wir wohl intakte Häuser finden, oder?"

Sie scheint wenig besorgt über die Lage zu sein, in der sich die Gruppe befindet. Ist es etwa so, dass sie sich generell wenig Sorgen macht? Der fröhliche Tonfall, in dem die Antwort kommt, scheint jedenfalls nicht gespielt oder aufgesetzt zu sein.

Die blauen Augen gleiten rasch zur Seite, doch der Anblick des Riesen, der die Beine von sich gestreckt zufrieden im Schatten seinen Gedanken nachhängt, die qualmende Zigarette im Mundwinkel, macht die Frage überflüssig, ob er zuerst möchte. Kaar kontrolliert ob wirklich alles vorhanden ist, nimmt jedes einzelne Stück in die Hand und streicht liebevoll darüber, bevor er es in die lederne Ummantelung zurücksteckt. „Es fehlt das Tuch“, jammert er plötzlich:“ Wo soll ich hier in dieser dreckigen Ruinenstadt ein sauberes Tuch finden. Ein Tuch ohne Mottenscheiße und Pisse von Milliarden Zwysel-Babys, die zu tausenden darin aufgewachsenen sind. Das ist unmöglich. Da kann ich genauso ein großes Blatt von einem dornigen Baum nehmen“, mault er unzufrieden und sieht zu seinem Bruder.“ Hast du noch was in deinem…. Oh!“ fällt ihm dann ein und er greift in den Rücken, um den Stoffbeutel hervorzuziehen.“ Nicht weiß, aber sauber“, brummt er versöhnt und klemmt sich den Lederriemen zwischen Daumen und Finger, um das Rasiermesser mit mechanischen, bald schon rituellen Bewegungen zu schärfen. „Vielleicht gibt’s hier noch einen Weinkeller. Irgendwo. Wenn die Steine und das Holz, Möbel, Geschirr und alles hiergelassen wurde, sind da vielleicht auch noch ein paar Flaschen.“