Forum Übersicht - RE: Aufwachen - 4

Das Gebrüll ist ohrenbetäubend, aber eindeutig gutmütig und voll von Vergnügen. Noch einige Male wird gerangelt und ein paar Scheinkämpfe ausgefochten, dann treibt man friedlich in den seichten Wellen, taucht ein paar Mal unter und Kaar schreitet irgendwann prustend zurück an die Hafenanlage. Das Wasser tropft ihm aus Bart und Kopfhaare, die er kräftig schüttelt, bevor seine Hände auch schon anfangen diese in Form zu streichen. Nackt wie er ist setzt er sich auf die rissigen Steine und strahlt mit Delvans Antlitz um die Wette, bis das Himmelsfeuer die Haut rasch trocknet und er nach seiner Kleidung greift. „Eine Taverne wäre nun wirklich.. - erbaulich“, bemerkt er in Richtung seines Bruders. Nichts was er hier erwartet. „Schauen wir nach, was wir finden?“ ruckt sein Kopf in Richtung der stillen Stadt.

Er ist sich nicht ganz sicher, von woher genau der Ruf gekommen ist. Irgendwo zu seiner Rechten, hügelabwärts, in Richtung Metcha. Er verhält sich still, aber kein weiterer Ruf war zu hören, nur das Summen der Insekten und ab und zu das Kreischen von Vögeln. So geht er weiter und beschließt, die nächste Abzweigung nach rechts einzuschlagen. Da hört er lauter und klar verständlich die Aufforderung herauszukommen. Unwillkürlich muß er grinsen. Das waren eindeutig heimatliche Klänge. Laut, befehlsgewohnt und kräftig war die weibliche Stimme, der Akzent unverkennbar. Zum ersten Mal seit langer Zeit kommt etwas wie Freude in Keresin auf. Eine Vorovisianerin die die Katastrophe überlebt hatte und den Sragons entkommen war! Vielleicht konnte sie mehr berichten, als die Handvoll Flüchtlinge die es nach Elurien verschlagen hatte. Er beschleunigte seinen Schritt etwas, bleibt aber wachsam. Er hatte eine relativ genaue Vorstellung woher der Ruf gekommen war und er irrte sich nicht. Als er um eine Ecke bog, sieht er etwa 10 Vat vor sich eine Frau in einem einfachen Kleid mit kurz geschnittenen, strohblonden Haar, die ein Messer verdeckt in der Hand hält. Dahinter eine weitere Frau, langes dunkles Haar, kleiner, mit zwei Klingen um die Hüften geschnallt und einen Bogen mit eingelegtem Pfeil in der Hand. Keine der Beiden hat seine Annäherung bemerkt. Wer von ihnen wohl gerufen hatte? Keresin tippt auf die größere Blonde. Schon von der Statur her paßte die Stimme, die er gehört hatte, besser zu ihr. Sicherheitshalber bleibt Keresin, der keine Lust hatte, sich einen Pfeil einzufangen, stehen und sagt laut und vernehmlich: „Heil Vorovis! Ich habe keine böse Absichten. Ihr wißt gar nicht, wie ich mich freue, euch zu sehen.“ Es hätte des vorovisianischen Grußes nicht bedurft, um seine Herkunft zu zu enthüllen. Sein Akzent ist unverkennbar der der Schwarzen Stadt. Kaum hat er zu Ende gesprochen, da bricht hinter der Frau mit dem Bogen eine weitere weibliche Gestalt geräuschvoll durch eine verwilderte Hecke.

Es ist wieder ruhig geworden, weder Sundara noch Ira erhalten eine Antwort. Freilich ist es Sundara aufgefallen, dass Ira etwas in der Hand hält, und alles zusammen in der Tasche versteckt. Ein kurzer, unverwandter Blick streift den Blondschopf. Warum versteckt sie eine Waffe vor ihr? Weil dass es kaum Kuchen sein wird, das kann sich Sundara denken. Und dass Ira auch die Hand nicht in der Tasche hält, weil ihr zu kalt ist, das ist angesichts der doch hohen Temperaturen ganz und gar abwegig. Aber egal, Sundara hat zunächst anderes zu bedenken. Sie hat jemanden gehört, und die Götter allein mögen wissen, ob dieser jemand gefährlich oder harmlos sein könnte.

Langsam geht Sundara in die Richtung, aus der sie den Ruf gehört zu haben glaubt. Plötzlich raschelt es hinter ihr. Sie spannt den Bogen voll durch und fährt herum. Augenblicklich hat Lenari eine Pfeilspitze kaum 20 Clat vor sich, eine Pfeilspitze, die von einer Bogensehne unbedingt auf ihre Reise durch Lenaris Kehle geschickt werden möchte, wenn die hornhautüberzogenen Finger Sundaras rechter Hand dem nicht - noch - Einhalt gebieten würden. Und so ist es nicht die Spitze, die Lenari trifft, sondern Sundaras Fuß, der mit einem doch bemerklichen Stoß die Brünette aus der Reichweite eines Nahkampfangriffs befördern sollte. Dies erscheint ihr auch bitter nötig, denn in diesem Moment ertönt eine Männerstimme, in ebendem vorovischen Akzent der eigenartigen Blonden. Die Pfeilspitze geht kurz in dir Richtung des Mannes. Nein, das was er sagt klingt nicht bedrohlich. Er scheint auch nicht sichtbar bewaffnet zu sein. Die Pfeilspitze zeigt zurück zu der Frau, die nun entweder auf dem Boden liegen wird, oder doch etwas gekrümmt vor ihr. Gefährlich sieht anders aus. Aber man kann nicht vorsichtig genug sein, dementsprechend tut der Tritt Sundara nicht unbedingt leid. Trotzdem geht die Pfeilspitze wieder in Richtung Boden, die Sehne entspannt sich.

"Sichàra," sagt Sundara nun, ohne einen der beiden nun direkt anzusprechen. Die Reibeisenstimme ist irgendwie zu tief für die Körpergröße der doch recht hübschen Schwarzhaarigen. Das Dialekt ist elurisch, ja, doch eindeutig elurisch, wenn auch irgendwie eine leicht vorovischen Härte mitschwingt. Doch ist es zu leicht, als dass man gleich eine Verbindung zur Schwarzen Stadt herstellen könnte. "Hat es Euch auch in diese komische Gegend verschlagen?"

Ihre Augen gehen nun auch zwischen Lenari und Keresin hin und her. Einerlei, wer zuerst antworten würde.

Kaum durch die Hecke gerauscht, macht Lenari denn auch gleich Bekanntschaft mit Sundaras Fuß, der sein Ziel trifft und die schlanke Frau mit den glatten braunen Haaren umstandslos zu Boden schickt. Jung sieht sie aus die Neue, vielleicht 20 Stürme alt, nicht sehr groß und ziemlich dürr. Im Vergleich zum Rest der Truppe scheint sie unbewaffnet zu sein, auch vom Kämpfen hat sie wohl keine Ahnung – jeder einigermaßen kampferfahrene Geselle wäre wohl niemals einfach so unbedarft durchs Grün gerannt.

Stöhnend rappelt sich Lenari auf und blinzelt, noch am Boden knieend, zu den anderen Dreien hinauf. Ihr erster Augenkontakt gilt der Schwarzhaarigen, die sie gerade umgehauen hat. „Verdammt was sollte das denn ?“ mault sie trotz ihrer unterlegenen Position ungehalten, während ihr Blick erst über die bewaffnete Fremde gleitet. „Was is hier eigentlich los ?“ begehrt sie gleich darauf im Zungenschlag der Allianz zu wissen. Fragend suchen die dunklen Augen nach Antworten, erst bei Ira, dann bei Keresin.

Wie zwei junge Hunde tollen die beiden Brüder im Wasser und man würde ihnen wohl jegliche geistige Reife absprechen würde man sie zufällig dabei beobachten. Der Spaß ist ihnen jedoch anzusehen und während Kaar bereits tropfend zurück an den Strand marschiert, treibt Gronk noch einen Moment lang auf dem Rücken und schaut in den blauen Himmel. Was für eine herrliche Farbe der Himmel hat. Wie warm sich die Soa im Gesicht anfühlt und das kalte Wasser auf der Haut. Wie klar die Luft ist und wie gut es sich anfühlt, die Glieder ausstrecken zu können. Gronk grinst so dümmlich vor sich hin, als hätte er ein paar Glückspillen eingeworfen, doch auch seine Finger beginnen mittlerweile zu schrumpeln, sodass er sich im Wasser herumwälzt und an den Strand watet. Auf dem Weg nimmt er seine Kleidung mit, pflanzt sich aber zunächst auf den vorgewärmten Stein und lässt sich die Sonne auf den Pelz brennen. „Erbaulich…“ grunzt der Hüne amüsiert, während er sich mit der Pranke durch das angetrocknete Haar kämmt. „Die Untertreibung des Sturms. Aber hey, wir wollen nicht gierig erscheinen, was?“ erhält Kaar einen bemüht sanften Knuff gegen die Schulter, dann rutscht Gronk vom Stein und steigt in seine Kleidung. „Ja, lass mal sehen, was diese Geisterstadt so hergibt. Vielleicht finden wir was Nützliches, was zurückgeblieben ist.“ Das silberne Etui wird aus der Hosentasche gezogen und eine der Zigaretten herausgeklopft, die er erst Kaar anbietet, ehe er sich selbst eine herausnimmt. „Hab nicht damit gerechnet, dich wiederzusehen man.“ Spricht der Hüne nach einigen Schritten, in denen sie qualmend nebeneinander hergegangen sind.

Beim ersten Ton hinter ihr fährt Ira herum. Nicht panisch, sondern schnell und präzise. Das Messer blitzt im Licht des Himmelsfeuers. Doch kaum ist sie in Kampfstellung, läßt sie die Arme sinken. Für einen Augenblick starrt sie Keresin an wie ein Idiot.
Das Gesicht, das Keresin anschaut, ist recht hübsch. Wär da nicht der blöde Gesichtsausdruck. Dunkle Augen, volle Lippen, kleine Ohren und kurzgeschnittenes Blondhaar. Auch sonst ist Ira recht ansehnlich. Ungefähr 170Clat, schlank und trainiert, volle Brüste. Langsam verdrängt ein Grinsen das blöde Starren. Es wird immer breiter. Dann lacht Ira. Sie steckt das Messer fort. Voll Freude setzt sie sich in Bewegung. „Du hast nicht den geringsten Tau, wie sehr ich mich freu, dich zu sehen.“: ruft sie fröhlich. „Wo kommst du denn her?“: erkundigt sich. Sie setzt schon an ihren Landsmann zu umarmen. Doch beim Ansatz bleibt es. Es ist nicht das Gesicht, nicht die Augen, nicht das soldatisch kurze Haar. Es ist der Blick, die Ausstrahlung, die Haltung, die sie kennt. Und wie sie es kennt. Sie reagiert wie auf dem Kasernenhof. Nimmt Haltung an, reißt die Rechte hoch zum Gruß. „Heil Vorovis! Rottenführer Ira Verra, Blaues Banner der Garnison.“: meldet sie.

Der Ältere klaubt sich eine Zigarette heraus und beugt den Kopf etwas vor, um sich Feuer geben zu lassen. Eine Hand in einer Hosentasche vergraben hat er es auch jetzt nicht eilig, so dass die Zwei die zerstörte Straße entlang flanieren und dabei so zufrieden aussehen, wie ein Allianzler in der Hauptstadt und im besten Viertel beim Kleidungskauf. Mit voller Geldkatze wohl bemerkt. Sanft quillt ihm der Rauch über die Lippen und er brummt zufrieden. Ab und an gleitet sein Blick mal zur Seite, doch die Ruinen sehen aus, als wären sie schon vor langer Zeit zusammengefallen, irgendwann einmal abgebrannt oder durch eine Sturmflut zerstört worden, steht dort kaum ein Stein auf den anderen. Die Gärten dagegen lassen noch einiges an Pracht erkennen und manch eine blühende Hecke oder Dornenbusch überwuchert die Mauern zu einem schön anzusehenden Biotop. „Nein, ich hab es sogar gehofft“, gibt er ehrlich zu und führt die Finger für einen weiteren Zug an die Lippen.“ Ich hätt dich nicht noch einmal sehen wollen, so.. und du mich auch nicht.“

Die am Boden liegende Lenari ist wohl wirklich keine Gefahr. Und so wie die rätselhafte Blonde den Neuankömmling aus ihrer Stadt begrüßt, dieser wohl ebenso nicht. Sundara entspannt sich zusehends. Sie nimmt den Pfeil vom Bogen, steckt ersteren in den Köcher an ihrer Hüfte, dann steckt sie sich gekonnt den Bogen zwischen die Beine, drückt darauf und entspannt ihn so vollends. Der abgespannte Bogen landet mit einem lässigen Schwung im Rückenköcher. Sie verzieht leicht das Gesicht, als das eine Bogenende gegen ihre lädierte Schulter fällt. In einem Augenblick hat sie auch die Sehne an zwei Fingern aufgewickelt und diese in einer Seitentasche des Köchers verstaut. Dann geht sie auf die schimpfende Lenari zu. Der Ausbruch der jungen Frau zaubert ein belustigtes Lächeln auf ihre Lippen. Sie streckt ihr die linke Hand hin.

"Entschuldigung, war nicht ganz so gemeint," meint sie dann recht versöhnlich.

Lenari Desan mag nicht sehr groß sein, doch überragt sie Sundara doch um einige Clat. Die "bewaffnete Frau" ist eine eigentlich ganz hübsche Person, wohl keine verruchte Schönheit sie die größere Blonde, aber doch nett anzuschauen. Ein ebenmäßiges, sonnengebräuntes Gesicht mit vollen Lippen und einem süßen Stubsnäschen. Wobei allerdings das Gesicht eindeutig von jenen betörenden blau-grünen Augen beherrscht wird, die zu den dunklen Haaren und dem dunklen Teint einen interessanten Kontrast bilden. Der Körperbau ist schlank, drahtig, athletisch, und alles in allem wohlproportioniert, naja, vielleicht sind die Schultern etwas zu breit geraten. Sundara trägt ein weites, blusenartiges Hemd aus ganz normalem, ungefärbten Leinen. Am Rücken ist das Hemd zerrissen, drei blutige Risse ziehen sich über ihre Schulter. Die enge Hose und die Stiefel sind aus Leder, einfach gegerbt, einfach genäht, ungefärbt. Alles in allem keine Kleidung einer wohlhabenden Frau. Eine Asnivala, die an einem blutdurchtränkten Gurt hängt, passt nicht ganz dazu, ist der Knauf doch von einem großen Edelstein abgeschlossen. An einem zweiten Waffengurt steckt ein einfaches Kurzschwert, der Bogen ist zwar von guter Machart, aber weist keinerlei Ornamente auf.

So steht sie also vor Lenari, lächelnd, und streckt eine blutverschmierte Hand nach ihr aus, um ihr aufzuhelfen.

Als die Blonde mit den kurzen Haar herum fährt, zielt kurz die andere Frau auf ihn, bevor sie sich wieder mit der von ihr zu Boden beförderten Braunhaarigen beschäftigt. Anerkennend kräuselt Keresin die Lippen, als die Kurzhaarige aus der Drehung zieht und in Kampfstellung geht. Ein Standardmanöver der Nahkampfausbildung, aber gut, exakt und vor allem schnell ausgeführt. Aber nicht nur ihr Manöver beeindruckt ihn. Für einen Moment läßt er nicht ohne Bewunderung seinen Blick über die sein Gegenüber wandern. Doch als sie ihn anstarrt wie ein Jewaka, dem man den Knochen weggenommen hat, zeigt sich der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht, das breiter wird als sie ihn anspricht. Sie ist es die gerufen hat, da gibt es keinen Zweifel. Eine Vorovisianerin, in voller Lebensgröße. Er hätte nichts dagegen eingewendet, hätte sie ihn umarmt, aber sie zögert und dann nimmt sie überraschend Haltung an. Keresin frägt sich still ob er sich nicht mehr unter Kontrolle und sich unwissentlich verraten hat, als sie ihm wie einem vorgesetzten Offizier Meldung macht. Doch dann stutzt er. Blaues Banner? Die Garnison war kurz nach dem niedergeschlagenen Putschversuch auf Befehl des neuen Reichsprovisors aufgelöst und in allen Ehren in die Reihen der Reichsarmee eingegliedert worden. Seltsam, aber zuerst mußte er den Eindruck den Ira vielleicht gemacht hatte, entschärfen.
„Ihr braucht mich nicht zu grüßen, Rottenführer. Ich bin nur ein Beamter des Beschaffungsamtes, ehemaliges Wirtschaftsprokurat.“
Er bleibt damit bei seiner alten, bewährten Tarnung und spricht so, daß ihn auch die Anderen hören können, aber wenn Ira nicht blind und taub ist, dann weiß sie die Betonung und den vor allem den Blick zu deuten. Leise setzt er hinzu: „Wir müssen reden aber nicht jetzt.“ Dann hält er Ira die Hand hin. „Meine Name ist Keresin, ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen, Ira.“ Dem Lächeln nach ist es nicht nur eine Höflichkeitsfloskel Keresins. „Wir sollten zu den Anderen gehen und uns unterhalten.“: schlägt er vor. „Ihr wißt nicht wo wir sind?: erkundigt er sich ohne viel Hoffnung, um dann die beiden Frauen zu begrüßen.

„Eh!“ grinst der Bärtige schon heiter pikiert, als Kaar das Widersehen mit seinen Bruder so unverblümt verschmäht, doch weicht das Grinsen rasch aus seinem Gesicht und macht einem betretenen Brummen Platz. Er tut einen schweigsamen Zug an dem Rauchkraut und reibt sich mit der Pranke den Nacken, während seine Augen die Umgebung streifen. Das müssen einst schöne Häuser gewesen sein – eine friedliche und wohlhabende Gegend, so weit man das an den teils eingestürzten, teils überwucherten Fassaden noch erkennen kann. Aber allein die Vorgärten sprechen für sich. Wer investiert schon Arbeit und Geld in einen hübschen Vorgarten, wenn man vermutlich jeden Morgen einen Penner aus den Begonien scheuchen und Kotzen aus den Zierrosen wischen muss? Und das wären wohl noch die harmloseste Szenarien. „Ach red‘ keinen Scheiß. Du hättest überall ne gute Figur gemacht. Scheiß auf den Strick, Hauptsache das Hemd ist gebügelt.“ Wird der Bruder geneckt, um das eigene Unbehagen ein wenig zu überspielen. „Hrm…da vorn siehts etwas weniger ramponiert aus…“ deutet die Pranke mit der qualmenden Zigarette zu einigen Gebäuden hin, die sich eine Seitenstraße entlangziehen. Mannshohe Krater ragen in den Fassaden und starren wie leere Augen, während die Dächer wie Gerippe aufragen, denen Haut und Fleisch abgezogen wurden. Ein seltsames Stillleben aus Verfall und Zerstörung und doch ein Nährboden für neues Leben, erobert sich Mehdora hier konsequent ihr Territorium zurück. Eine Brise weht durch einen verwilderten Vorgarten, streicht über eine offene Veranda, an dessen ehemals blütenweißen Anstrich mittlerweile alle Farbe abgeblättert ist. Die Nägel in den Planken sind gerostet und die Witterung hat das Holz verzogen und faulen lassen. Ein Schaukelstuhl aus geflochtenem Bambus wird von der Brise angeschoben, beginnt knarzend zu schaukeln, was Gronk stehenbleiben und herüberstarren lässt. „Was ist hier nur passiert…?“ will er mit zusammengezogenen Brauen und wohl mehr zu sich selbst wissen, denn natürlich weiß er, dass Kaar ihm keine Antwort geben kann.

Ira schaut in die grauen Augen des Mannes. Sieht das leichte Zucken als sie Garnison sagt. Ja, ja! Mir kommt das Kotzen bei euch arroganten Armeearschlöchern. Die glauben alle das sie was Besseres sind. Aber sie hat gemerkt, wie er sie vorher angeschaut hat. Da sind sie alle gleich, die geilen Böcke. Ob Armee, Garnison oder diese EX Kreaturen. Aber nicht schlecht. Den um den Finger wickeln wird nicht schwer sein. Doch dann ziehen sich ihre Augenbrauen zusammen. Wenn der Typ ein Beamter ist, dann fress ich ein Zwysel samt Schuppen! Aber gut. Sie hat den Wink schon verstanden. Doch wieso ehemaliges Wirtschaftsprokurat? Spinnen die Alle? Sie stellt sich wieder normal hin. Nur ein leichtes Nicken folgt auf sein Flüstern. Das Lächeln mag sie. Es zeigt ihr, daß sie ihm gefällt. „Nicht schlecht, Ira, nicht schlecht.“: denkt sie sich. „Der Kerl ist sicher ein hoher Offizier. Wer weiß was da alles für mich drin ist, wenn wir wieder zu Hause sind.“ Sie erwidert das Lächeln. Nicht übertrieben, grad so das er es merkt. Leise sagt sie zu ihm. „Die Ketzerin mit dem Bogen, die ist völlig durchgedreht. Da wird nicht viel raus kommen.“ Lauter sagt sie:“ Ich will verdammt sein, wenn ichs weiß. Ich bin vor vielleicht einer Jhane in einer Bruchbude da aufgewacht. Splitterfasernackt. Dann bin ich raus auf die Straße und auf einmal war da die Ketzerin. Gespenstisch, sag ich dir.“ Sie folgt ihm.

„Nicht ganz so gemeint, ja ?“ wiederholt diese unüberhörbar sarkastisch, wirkt aber dennoch um einiges beruhigter, als Sundara den Bogen verstaut. Ihre Hand fährt über die Stelle, an der der Fuß sein Ziel getroffen hat. „Das gibt bestimmt nen blauen Fleck.“ Die ausgestreckte Hand der Schwarzhaarigen als erstes Versöhnungsangebot deutend, lässt sie sich aufhelfen und bleibt neben Sundara stehen. „Ich bin Lenari.“ Mit der schmalen Hand voller Schwielen greift sie überraschend kräftig zu – eine Hand zum Arbeiten, keinesfalls ein Töchterlein aus gutem Hause. Sie ist wirklich ein wenig größer und scheint nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Hellbraune Haare fallen weit über die Schultern und wären mit vernünftigem Schnitt sicher recht hübsch, sind aber unregelmäßig mit einer ziemlich stumpfen Klinge geschnitten. Eine knielange geflickte Hose sowie ein sackartiges staubgraues Hemd vervollständigen den ersten Eindruck.

Nach der ersten Aufregung deutet die Brünette auf den Waffengurt. „Ist das so gefährlich hier ? Was ist eigentlich los ? Du bist verletzt...isses arg schlimm ?“ feuert sie Sundara die Fragen entgegen, ohne dazwischen Luft zu holen.

Etwas verlegen kaut Sundara auf ihrer Unterlippe. Naja, vielleicht war der Tritt wirklich etwas voreilig gewesen, vielleicht hätte sie... aber sie hat nun einmal nicht, und wäre da wirklich eine Gefahr aus dem Gebüsch gesprungen, da wäre es auch schon höchste Zeit dafür gewesen. Trotzdem scheint die junge Frau - wie alt sie wohl genau sein mag, vielleicht zwei oder drei, höchstens fünf Stürme jünger als sie selbst - recht nett zu sein. Und da das hochgewachsene blonde Busenwunder eindeutig eigenartig ist, sollte sie es doch tunlichst verhindern, es sich mit Lenari zu vertun. Jeder braucht eine Freundin, und Sundara im Moment wohl mehr denn je.

"Sundari," stellt sie sich also kurz vor. "Tut mir echt leid, wegen dem Tritt, aber du warst so plötzlich so knapp hinter mir... du hättest ja auch ein Sragon sein können."

Dann folgt sie Lenaris Finger auf den Waffengurt. Das Blut darauf ist inzwischen praktisch eingetrocknet. Ihre Augen verengen sich kurz, das Gesicht schneidet eine scheinbar schmerzerfüllte Grimasse. Dann schaut sie Lenari wieder an.

"Ich weiß es nicht," fährt sie schließlich fort. "Ich weiß nur, dass dies nicht hier passiert ist, nicht an diesem Ort. Was ich nicht weiß, ist was dieser Ort ist, und besonders weiß ich nicht, wie ich hier her gekommen bin. Gerade habe ich noch gegen die Sragon gekämpft, und plötzlich stehe ich hier vor einer nackten Blonden. Und dann kamst du aus dem Gebüsch gesprungen."

Sundara zuckt kurz mit den Schultern, dann fährt sie fort: "Nein, so arg schlimm wird es schon nicht sein. Ich sollte aber trotzdem zusehen, dass ich es bald verbunden kriege. Sonst liege ich wohl schon bald im Fieber..."

Sie drückt die Schulter etwas nach vorne, dreht den Kopf nach hinten und schaut nach den drei Rissen, fast parallel, den Abstand nach unten nur leicht verringernd, aus denen immer noch ganz langsam Blut sickert.

"Weißt du denn, wo wir hier sind?" fragt sie schließlich unvermittelt, Lenari wieder anschauend.

„Und das aus deinem Mund“, lacht Kaar auf, wobei der Laut ein wenig gezwungener klingt, als das ausgelassene, dröhnende Lachen zuvor. „Hab ich ja doch was in deinen dicken Schädel bekommen und dir was beigebracht“, folgt ein Stups gegen den Oberarm, den der Riese vermutlich kaum wahr nimmt. Das Lächeln verblasst und der Ältere bleibt ebenfalls stehen, wobei er sich nicht für den knarzenden Stuhl interessiert, sondern unverwandt das Gesicht seines Bruders ansieht.“ Was ich dir sagen wollte. Du weißt schon, was einem einfällt, wenn man nicht mehr so klar ist“, hebt er eine Hand um die Gestik einen kreisenden Fingers neben der Schläfe zu vollführen. Seine Augen jedoch bleiben ernst und nun wendet er doch den Blick ab, um zu der Veranda zu sehen.“ Ich bin stolz auf dich“, schluckt er hörbar, sieht zu Gronk und räuspert sich verlegen.“ Ja, das wollt ich dir sagen“, klopft er den Oberarm nun ein paar Mal. Der Weißhaarige sieht noch einmal zu der Veranda und hebt schließlich die Schultern. „Es ging ihnen gut hier, die Leute hatten Geld“, versucht er sich an einer Erklärung. Er hat immer versucht seinem kleinen Bruder die Röhre zu erklären und hört nun nicht damit auf, nur weil Gronk ihn in Länge und Breite deutlich überragt. „Hast du schon mal ne Stadt ohne richtigen Hafen gesehen? Mehr als kleine Boote können da nicht anlegen, das Wasser besitzt keine Tiefe. Großer Handel war hier nicht möglich. Vermutlich gab es hier Schätze. Edelsteine“, hebt er noch einmal die Schultern, zum Zeichen, dass er ins Blaue rät:“ Vielleicht Perlen, Korallen und als das weg war, war der Reichtum weg und dann die Leute. Viel werden wir nicht finden, es waren sicher schon einige Plünderer hier die alles Brauchbare mitgenommen haben. Mich wunderts, dass die Steine noch da sind. Die nächste Siedlung muss weiter weg sein oder der Weg beschwerlich.“

„Hölle ja!“ lacht der Riese auf und wirft seinen Arm wie einen Lastenträger über Kaars Schultern. „Zum Glück hast du mir in den dicken Schädel geprügelt, wie ich meine Hemden bügel, wer weiß was sonst aus mit geworden wär.“ Grunzt er amüsiert, zieht den Arm dann aber zurück, als sich Kaars Tonfall verändert. „Hm?“ runzelt Gronk die Stirn, blickt seinen Bruder von der Seite her an und erblasst ein wenig, als die Worte herauskommen, die er nun wahrlich nicht erwartet hat. Einen Moment lang starrt er seinen Bruder an, dann grollt er leise und versetzt dem Älteren einen derben Schubs gegen die Schulter. „Lass den Scheiß, man. Als hätten wir den pathetischen Mist nötig!“ Wirft er polternd die Arme in die Luft. „Ich werd so nen Gefühlsscheiß jetzt sicher nicht erwidern, klar! Du weißt genau was ich denke, sowas muss man nicht…aussprechen!“ er fuchtelt mit grimmiger Miene in der Luft herum und verschränkt dann grummelig die Arme vor der Brust. Er murrt noch ein wenig in seinen Bart hinein, wobei man sich einbilden könnte, dass sich seine Nasenspitze rötet, doch letztendlich könnte es auch von der Sonne kommen, die mit Delvans Urgewalt auf die Röhre knallt. „Hrm…“ brummt er zu Erklärung, die er wie immer interessiert aufnimmt und abnickt, hat sein Bruder immer eine Erklärung – für alles! „Klingt logisch. Schade eigentlich. Hier hätte man es sicher ne Weile aushalten können.“ Hat sich der Riese schnell wieder von dem Gefühlsschock erholt. „Lass uns da vorn mal rein gehen und sehen, ob wirklich alles geplündert wurde.“ Kurz streckt sich der Arm zu einem der noch intakteren Gebäude hin, dann trottet Gronk auch schon los. Die Tür des ebenerdigen Gebäudes hängt schräg in den Angeln und ist von Efeu und Rost zu einer homogenen Barriere verschmolzen. Ein gezielter Stritt befördert die Pforte ins Hausinnere hinein, wo sie unter lautem Gepolter eine Fingerdicke Staubschicht aufwirbelt, sodass sich Gonk hustend den Arm vor den Mund zieht und die Augen zusammenkneift.