Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 8

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

So langsam scheint Timeas Geduld echt am Ende, vor allem jetzt, nach Javeros abfälligen Worten. Mit blasser Miene und zu Fäusten geballten Händen holt sie bereits tief Luft, als der grauhaarige Mann sich einschaltet und gleich darauf auf unerklärliche und phantastische Weise die vergangene Unterhaltung hervorzaubert. Im Gegensatz zu Javeros Schrecken, macht hier die wütende Miene kurzzeitig einem kindlichen Staunen über die Fähigkeiten der Fremden Platz, ehe die zu hörende Konversation erneutes Stirnrunzeln hervorruft.

Allerdings kommt sie kaum dazu, weiter zu reagieren, als Javero auch schon aufspringt und seine Wache promt reagiert. "Bei den Göttern, hört endlich auf damit !" brüllt sie diese postwendend an, während sie sich erhebt und dabei mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlägt. Das ganze Durcheinander sorgt langsam aber sicher für mittlere Migräneanfälle, sodass sie ein paarmal tief Luft holt, um ihre Fassung wieder zu erlangen.

"Von bösartiger Verleumdung sehe ich hier leider nichts." statt Verärgerung kann der Spielamm hauptsächlich Bedauern heraushören, als Timea nach einer kleinen Pause diese Feststellung trifft. "Hel ist deinetwegen in ernster Gefahr und du wolltest es vertuschen. Allerdings wolltest du Hilfe holen, das rechnen dir sicher alle hoch an." kurz schweift Timas Blick wieder zu der Fremden in ihrer Nähe, ehe sie nach kurzem Zögern eine Entscheidung trifft.

"Schön, wie du schon gesagt hast - sparen wir uns das Theater." Freude und Wärme fehlen zwischenzeitlich auch gänzlich in Timeas graue Augen. "Bis wir wissen ob Hel sich wieder erholt, stehst du unter Arrest. Ohne Laute, Karten oder sonstigem Kram, der dir die Langweile vertreiben könnte."

[Haupthaus, Arbeitszimmer, kurz nach Mitternacht]

Der Barde sackt krampfend in sich zusammen und gibt ein schmerzerfülltes Keuchen von sich, ehe die Wogen langsam wieder abklingen. Er versucht sich an der Stuhllehne wieder etwas aufrecht zu ziehen, lässt dabei aber immer wieder benommen den Kopf zur Seite rucken, wie ein Karkech, das Fliegen vertreiben will, die ihm um den Kopf schwirren. Timeas Gebrüll bekommt er somit garnicht mit und hat auch sichtlich Probleme ihren weiteren Ausführungen zu folgen. Verständnislos blicken ihr die dunklen Augen entgegen und ein Flackern geht durch seine Iriden, als die Kuratorin das Urteil fällt. Seine Finger ziehen die Laute in den Schoß, umschließen seinen einzigen Besitz schützend mit den Armen. Die Lippen sind zu einem blutleeren Strich zusammen geschmolzen und durch die vorgefallenen, leicht verschwichtzten Locken starrt er Timea an, als wäre sie aus Lijans tiefster Hölle empor gekrochen und trüge nun ebenfalls ein insektisches Fratzengesicht wie die Wachen.

[Abseits vom Haupteingang/ Haupthaus, kurz nach Mitternacht ]

Es knacken keine Äste, als er den kleinen und mittlerweile ausgetretenen Trampelpfad zum Strand betritt. Das Summen der Mekkos begleitet den Krieger auch noch als er die Chiga neben den Weg auf die Erde gleiten lässt. Ataeric ignoriert die kleinen, juckenden Stiche und fällt in einen schnellen Trab, der ihn an sein Haus vorbei zu Hel´s führt. Sein Ruf verhallt indes ungehört, das Haus liegt verlassen am idyllischen Strand. Auch der leise Fluch findet niemanden der ihn hört und nachdem Ataeric für wenige Herzschläge überlegt, ob er noch einen der anderen Inselbewohner aufsucht, verspürt er doch den Drang der Eile: Das Haupthaus wird nicht ewig so genutzt werden wie gerade! Die große Ateva tauscht er in seinem Haus gegen eine kleinere, in Innenräume praktischere während die Asnivala an seiner Seite verbleiben darf. Mit einem kurzen Lauf bringt er sich rasch zurück zum Haipthaus, wobei er diesmal einen längeren Weg wählt – mit großem Abstand um das Haus herum, mit dem Ziel sich den Zugang durch ein Fenster oder eine andere Öffnung zu erzwingen..

[Haupthaus, Arbeitszimmer, kurz nach Mitternacht]

Ein weiteres Mal verläuft ein Teil der Unterhaltung zwischen der Händlerin und Mandelauge in Stille, ehe erst die schöne Fremde zu Vella hinüberblick, gleich darauf folgt ein kurzer Blick Timeas, die danach nickend den Kopf senkt. Glückliche oder zumindest zufriedene Mienen werden in dieser Nacht um Haupthaus kaum mehr zu sehen sein, senkt sie ein bedrücktes Schweigen über den Raum. Mit einem Seufzen lässt sich die junge Frau wieder auf den Stuhl fallen. "Bringt ihn weg." der leise Befehl gilt den beiden Wachen, die bereits in Habachtstellung hinter dem Barden stehen.

[Haupthaus, Arbeitszimmer, kurz nach Mitternacht]

Vella schaut Mandelauge an als sie direkt in ihrem Kopf zu ihr spricht. Plötzlich hat sie das Gefühl, daß diese Frau nicht die ist, die Hel geholt hat. Sie sieht aus wie sie. Aber ihre Ausstrahlung ist anders. Vella hätte es nicht erklären können, aber sie spürt es. Da ist noch etwas. Sie riecht anders. Der Hauch des schweren, süßen Parfüms ist nicht der Duft den sie an Mandelauge gerochen hat. Ihr Gesicht spiegelt ihre Gefühle. Zuerst voller Hoffnung und dankbar. Dann wird ihr Gesichtsausdruck verschlossener. Ihre Stimme klingt gepresst, aber bestimmt. „Ich danke euch wirklich, daß ihr Hel helft. Von ganzem Herzen dank ich euch. Wenn es etwas gibt, dass ich tun kann für euch, dann sagt es bitte. Aber ich lass mir von euch nichts befehlen. Ich bin Vorovisianerin und nur den Fünf...dem Herrscher und den von ihm eingesetzten Vorgesetzten Gehorsam schuldig.“ Stolz und entschlossen steht die zierliche Frau aufrecht vor der Exotin. „Ihr könnt es auch deutlich sagen. Ich bin nicht dumm. Ich weiß das ihr mich einsperren zu allem möglichen zwingen könnt. Ihr braucht nicht darum herum reden. Aber gehorchen werd ich euch trotzdem nicht.“ Dann schaut sie zu Timea. „Das gilt auch für euch. Egal welchen Titel ihr euch zulegt.“ Sie dreht sich um und spricht den Grauhaarigen an. „Ich weiß es ist kindisch. Aber kann ich hier irgendwo warten, bis es etwas neues von Hel gibt? Ich hab keinen ruhigen Moment mehr, bis ich weiß was mit ihm ist.“

[Haupthaus, Arbeitszimmer, kurz nach Mitternacht]

Vom Grauhaarigen angesprochen, hebt Timea mit leichter Verzögerung den Kopf und nickt kurz, ehe sie sich ebenfalls erhebt und in Richtung der Türe wendet, durch die sie zuvor gekommen war. Kurz davor wendet sie sich nocheinmal
um und blickt Vella traurig an. "Ich weiß ja nicht wie ihr das in Vorovis handhabt, aber in meiner Heimat ist es üblich, jemand Fremden erst einmal kennenzulernen, es zumindest es zu versuchen, bevor man in rundweg ablehnt. Ihr habt mir von Anfang an nicht einmal den Hauch einer Chance dazu gegeben, denn Göttern weiß wieso. Ich denke wir sind uns wenigstens im Wunsch einig, dass Hel wieder so schnell als möglich gesund wird. Aber was ihr sonst auch immer für Probleme haben mögt - gebt mir nicht die Schuld dafür, denn ich habe euch nichts getan." Der Lockenschopf dreht sich auf dem Absatz um und verschwindet gleich darauf durch die schmale Türe in einen anderen Bereich des riesigen Gebäudes.

[Haupthaus, kurz nach Mitternacht - Fenstereingang]

Der Krieger bleibt im Garten stehen und betrachtet die Fassade des Hauses, die in goldenen Tönen erhellt ist. Die Monde sind in dieser Nacht nicht wenige und auch wenn keine Wolken Vesanas silbrigen Glanz verdecken, kommt er nicht gegen diese güldene Pracht an. Ataeric sieht von einer, zu der anderen Seite der gepflegten Fläche vor ihm und legt sogar den Kopf in den Nacken um die Fassade hoch zu sehen, bis zu dem Dach, dessen kleine Türmchen und Statuen auf den Giebeln sich deutlich von den anderen Häusern der Stadt absetzt. Das Gefühl ist untrüglich und doch wirkt das Haus genau wie die ganze Insel – ordentlich, sauber und – auf merkwürdige Weise zeitgleich bewohnt und unbewohnt. Ataeric sucht sich ein hell erleuchtetes Fenster aus, dessen Licht nicht einmal während der Herzschläge, die er es beobachtet hat einen Schatten erahnen ließ. Die gespannte Ateva im Anschlag linst er in den verlassenen Raum hinein und schlägt schließlich auf erprobte Weise mit einem Messergriff das Fenster ein, bevor er die Scherben vom Rahmen säubert und einen kurzen Moment wartet – die Erinnerung an die Echsen ist noch frisch genug – bevor er hineinsteigt..

Javero starrt der Kuratorin hinterher, blinzelt ein paar mal verstört und schüttelt schließlich verständnislos über diesen bühnenreifen Abgang den Kopf. Er atmet tief ein, als sich die Isektenfratze über ihn beugt, doch das kurze Flackern der dunklen Augen zu dem glüheden Stab hin, bleibt die einzige Reaktion auf die unverholene Drohung. Mit einem gottergebenen Schnaufen erhebt sich der Barde, genau so artig wie er bisher den Anweisungen gefolgt ist. "Verabredest du dich mit mir, wenn ich wieder auf freiem Fuß bin?" fragt er schließlich den Wachmann, nachdem sie auf den Flur getreten sind. "Wir könnten ein paar Gerüchte aus der Welt schaffen, hm?" mit verschmitzt gekräuselten Mundwinkeln blinzelte der Barde zu seinem Arrestmeister herüber.

[Haupthaus, im hinteren Teil, nach Mitternacht]

Ein Raum in der Art, wie man ihn wohl in vielen Herrenhäuser finden kann und der leichte Duft nach dem gutem Öl unterstreicht den Eindruck der Normalität. Ataeric spürt wie der Ärger in ihm aufwallt, der sich direkt gegen das Haus richtet weil es allein mit seiner stummen, bloßen Anwesenheit schafft ihm ein unbehagliches Gefühl zu geben. Der kühle Blick schweift kurz über die Einrichtung und obwohl die einladenden Regale mit den Büchern und Schriftrollen unter normalen Umständen das Interesse des Hünen wecken würde, gleiten die Augen ohne Halt darüber hinweg. Er hebt die gespannte Ateva und streckt die Hand nach der Klinke aus, was in ihm zeitgleich die Hoffnung wachsen lässt, diese möge nicht verschlossen sein. Nicht zum ersten Mal stellt der Krieger fest, dass er ein lausiger Einbrecher ist. Er führt weder ein Stemmeisen mit sich noch hat er eine Ahnung davon, wie er das Schloss auf andere, geschicktere Weise öffnen könnte..

Der Wachmann tut gut daran hinter dem Barden Position zu beziehen, denn kaum ist die Tür lautlos aufgeglitten, schnappt Javero nach Luft und will einen reflexartigen Schritt zurück machen. Die wollen ihn doch hoffentlich nicht in den winzigen, metallischen Raum einsperren? Doch noch bevor der Gedanke einen Weg über die Lippen finden kann, wird er in den Raum hinein geschubst und landet an der gegenüberliegenden Wand. Beklommen wendet er sich der Tür zu und stellt mit einem Stirnrunzeln fest, dass der Wachmann ebenfalls eingetreten ist. Als die Tür zugleitet, grinst Javero dümmlich, bekommt aber gerade noch ein "Ach, jetzt wirds aber kuschlig..." über die Lippen, ehe er vor Schreck aufjapst und sich im nächsten Moment am Arm des Insektenkriegers festkrallt. Das seltsame Gefühl des Falls fährt ihm in den Magen und gibt ihm das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, ohne dass sich der Raum jedoch in irgendeiner Form verändert. Mit zusammengepressten Augen und verkrampfter Miene hängt der Gefangene somit an seines Peinigers Arm und linst erst wieder furchtsam aus einem Augenschlitz, als das seltsame Gefühl nachlässt.

[Haupthaus, kleiner Salon, nach Mitternacht]

Erst jetzt merkt Vella, wie erschöpft sie ist. Die Sorge um Hel, die unerklärlichen Wunder, die ganze bedrückende Situation haben sie ausgelaugt. Sie setzt sich an den Tisch. Sie ist dankbar für den Tee, denn die kahle Frau bringt. Obwohl die kleinen Happen verlockend sind, hat sie keinen Hunger. Sie trinkt den heißen Tee. Schließlich setzt sie sich auf das Sofa. Ohne das sie es will, fallen ihr dann die Augen zu.