Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 6

[Haupthaus, Nebenraum, gegen Mitternacht]

Die Türe ist natürlich von den Wachen wieder verschlossen worden und Javero kann an der Klinke rütteln so viel er will, die Türe bewegt sich nicht. Den Wortwechsel zwischen dem Alten und den Wachen kann er zwar gedämpft hören, was aber gesprochen wird, versteht er nicht. Dann erfüllen zornige Lautenklänge den kleinen Raum und der Barde wird wohl schnell wieder einem alten Feind gegenüberstehen, der Langeweile.

[Haupthaus, Erdgeschoß, gegen Mitternacht]

Die Frau hebt den Kopf nicht, als sie Vella anspricht, nickt auf ihre erste Frage und schüttelt dann bedauernd den Kopf. Bevor sich Vella noch wundern kann betritt ein älterer Mann, ganz in Weiß gekleidet, den kleinen Salon. „Verzeiht, daß ich euch warten ließ, ich wurde bedauerlicher Weise aufgehalten.“ Er spricht mit einem leichten Akzent. Kurz wendet er sich an die Frau, die noch immer mit gesenktem Kopf auf dem Sessel sitzt. „Du kannst gehen, Sefe 24.“ Sofort erhebt sich die Frau, verneigt sich und verläßt den Raum. „Ihr gestattet doch, daß ich mich zu euch setzte?“: erkundigt sich der Grauhaarige höflich, wartet aber keine Antwort ab und setzt sich. Sein faltiges, glattrasiertes Gesicht wendet sich Vella zu. „Um die Frage zu beantworten, die euch so unter den Nägel brennt, Hel ist nicht in diesem Gebäude. Aber ich freue mich euch mitteilen zu können, daß für euren Gefährten keine Lebensgefahr mehr besteht. Allerdings….“ Er unterbricht sich und greift nach der Rumkaraffe. „Ihr habt doch nichts dagegen?“ Er füllt das Wasserglas halb und nimmt genüßlich einen kräftigen Schluck. „Ein wahres Elexier. Aber wo war ich? Ach ja..“ Er nippt noch einmal an seinem Rum. „Ich will offen zu euch sein. Die Gefahr für seinen Geist, seinen Verstand ist noch nicht gebannt, auch wenn im Moment sich sein Zustand soweit gebessert hat, das er aus dem Koma erwacht ist. Ob sein geistiger Zustand stabil bleibt, werden die nächsten Tage zeigen. Ich kann euch aber versichern, daß alles getan wird, um ihm zu helfen.“ Sein aufmunterndes Lächeln erreicht die Augen nicht.

[Haupthaus, Ergeschoß, gegen Mitternacht]

Als der Grauhaarige Vella ansieht zeigt sich um ersten Mal so etwas wie Mitgefühl auf dem faltigen Gesicht ab. „Es ist schlimm, aber nicht hoffnungslos. Körperlich ist er in bester Verfassung, er hat also gute Chancen, daß er wieder gesund wird oder mit minimalen Schäden davon kommt. Es ist einfach noch zu früh um eine Prognose abzugeben, die mehr als eine Prophezeiung wäre.“ Er streicht sich über das schüttere grau Haar. „Es ist ein gutes Zeichen, daß wir ihn aus dem Koma holen konnten. Er liegt für die nächsten Stunden in einem künstlichen Tiefschlaf, der ständig überwacht wird. Ich kann verstehen, daß es nicht leicht für euch ist, aber ihr müßt euch gedulden. Sobald eine gravierende Änderung seines Zustandes eintritt, werdet ihr informiert, das verspreche ich euch.“ Er leert sein Glas in einem Zug und erhebt sich.
„Aber vielleicht freut es euch zu hören, daß wir den Mann haben, der für dieses Desaster verantwortlich ist. Die neue Kuratorin wird in Kürze darüber urteilen. Wenn ihr mir folgen wollt.“

[Haupthaus, Nebenraum dann Arbeitszimmer, gegen Mitternacht]

Es dauert eine Weile bis sich die Türe zu Javeros improvisierten Gefängnis öffnet und ihm einer der Soldaten mit einer Geste auffordert herauszukommen. Der aktivierte Stab in seiner Rechten unterstreicht seine Forderung. Sobald der Barde heraus kommt sieht er das die Kameradin des Soldaten nicht weit ist. Die Beiden nehmen ihn in die Mitte und führen ihn durch das Haupthaus in die große Eingangshalle und von dort in ein angrenzenden großen Arbeitsraum. Ein Schreibtisch, ein großer Besprechungstisch und eine Sitzgruppe bilden mit den Schränken, den kostbaren Teppichen und einigen gepflegten Topfpflanzen die Einrichtung. „Hier! Setzt euch.“: ertönt zum ersten Mal etwas verzerrt die Stimme des Soldaten, der mit seinem Stab auf einen Stuhl deutet. An einer weiteren, kleineren Türe an der Stirnseite des Raumes steht noch ein Wachsoldat, der im Gegensatz zu allen anderen Soldaten, die Javero bis jetzt gesehen hat, am linken Ärmel ein gelbes Symbol trägt.

[Haupthaus, Privaträume Kuratorin dann Arbeitszimmer, gegen Mitternacht]

„Ihr könnt mir auch hunderte Frage stellen, wenn ihr wollt.“: entgegnet Ashme. Mit einer anmutigen Bewegung erhebt sie sich. „Laßt uns diese Angelegenheit hinter uns bringen, dann stehe ich euch für alle Fragen zur Verfügung.“ Sie führt Timea in einen kleinen Raum mit Wendeltreppe. „Von hier aus kommt ihr direkt in euere Amtsräume ohne das euch jemand behelligen kann. Folgt mir bitte.“ Die Wendeltreppe führt zu einem Korridor, der mit weichen, teuren Teppichen ausgelegt ist und zu einer einzigen Türe führt. Ashme öffnet die Türe und läßt Timea voraus gehen. Als sie den großen Arbeitsraum betritt, erschallt die laute Stimme des Soldaten, der Türe von der anderen Seite bewacht: „Achtung! Die Kuratorin!“ Zu ihrer Überraschung sieht Timea Javero, von zwei Soldaten bewacht, am langen Besprchungstisch sitzen. Hinter Timea betritt die exotische Schönheit den Raum, die von den Gestrandeten Mandelauge genannt wird. Ihr dünnes, tief ausgeschnittene Seidengewand betont ihre weiblichen Formen. Ihr dunkles Haar ist kurz geschnitten, reicht jedoch im Nacken tiefer. Ihre Haut schimmert in der Farbe alten Elfenbeins die von den dunkelrot geschminkten vollen Lippen aufregend kontrastiert wird.

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

Javero kommt kaum vom Sessel hoch, als ihn die Hand des männlichen Soldaten wieder zurück reißt. Der Mann ist kräftig und nicht sehr rücksichtsvoll. Knapp vor seinem Gesicht verharrt der glühende, knisternde Stab. "Rührt euch noch einmal aus dem Stuhl und ich brate euch auf kleiner Flamme!": dringt die Stimme des Soldaten an des Barden Ohr. Die Stimme des Mannes klingt trotz der dumpfen Verzerrung so als könnte er es kaum erwarten, daß es Javero auf einen neuerlichen Versuch ankommen läßt. Der Soldat hat offensichtlich Javeros Anspielung auf die Größe seines Gliedes nicht vergessen und scheint zudem ziemlich nachtragend zu sein.

[Haupthaus, außerhalb, Mitternacht]

Schon aus einiger Entfernung ist zu erkennen, daß diese Nacht das Haupthaus hell erleuchtet ist. Sonst hat sich die Stadt wie jede Nacht in Dunkelheit gehüllt. Nur das Summen der geflügelten Quälgeister ist zu hören. Als der Krieger näher kommt, kann er zwei Gestalten ausmachen, die scheinbar das Tor zum Haupthaus bewachen. Sie sehen auf den ersten Blich menschlich aus. Über der mattgrünen Kleidung mit den weiten Hosen tragen sie Rüstungen die ihre Oberkörper bedecken, sowie Knie und Ellenbogen, Helme die bis in den Nacken reichen, aber die Gesichter frei lassen. Die maskenhaft starren, dunkle Fratzen in denen insektenhafte Augen weit hervortreten lassen die Kreaturen aussehen, als wären sie den tiefsten Abgründen des Schreckenreiches der dunklen Göttin entsprungen. An ihren breiten Gürteln hängen Taschen und Behältnisse, seltsam geformte Stäbe mit Griffen und jeder der Kreaturen trägt zusätzlich einen Stab, etwa einen Vat lang. Ohne Zweifel haben sie den Hünen schon entdeckt, denn trotz der Dunkelheit die Ataeric immer noch umgibt, sind ihm ihre Albtraumgesichter zugewandt. Außer das sie die Stäbe etwas anheben, tun sie jedoch nichts, als die Annäherung des Krieges zu beobachten.

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

Der angesprochene Soldat nimmt Haltung an. „Fluchtgefahr, Kuratorin!“: ertönt dumpf seine Stimme. Die exotische Schönheit, die von Timea angesprochen wird, tritt neben sie. Ihre Körpersprache vermittelt den Eindruck einer langen Erklärung, aber kein Ton kommt aus ihrem sinnlichen Mund. (Mail)

[Haupthaus, Eingangshalle, Arbeitszimmer, Mitternacht]

Der Grauhaarige führt sie zurück in die Eingangshalle. Er öffnet eine Doppeltüre, die den Blick auf einen großen Raum freigibt, der wie Besprechungs- oder Arbeitszimmer aussieht. Als sie den Raum betritt, kann sie an einem Ende die vollbusige Händlerin mit Mandelauge und einem Soldaten erkennen und an dem langen Tisch auf einem Stuhl Javero, der von zwei Insektensoldaten bewacht wird. Der Grauhaarige schließt die Türflügel hinter ihr und deutet dann eine schwache Verbeugung Richtung Timea an. „Kuratorin.“ Der Titel scheint dem älteren Mann den Gruß zu ersetzen. Dann wendet er sich an Vella. „Nehmt bitte Platz, die Verhandlung wird beginnen, sobald die Kuratorin orientiert wurde.“