Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 7

[Haupthaus, außerhalb, Mitternacht]


Der Krieger ist in einiger Entfernung stehen geblieben, in der Hoffnung das seine Schritte noch nicht bemerkt wurden und er selbst unbeobachtet die die Fremden beobachten kann.Taß das ein Trugschluss ist bemerkt er schnell, als die Wachen die Köpfe in seine Richtung drehen um ihn – trotz der Dunkelheit! - direkt ansehen. Ataeric starrt in die unmenschlichen Gesichter und versucht diese mit seinem Verständnis für ein Gesicht aus Augen, Nase und Mund in Einklang zu setzen – es misslingt ihm und unweigerlich verziehen sich seine schmale Lippen zu einem angewiderten Ausdruck. Die Chiga rutscht ihm wie zufällig ein Stück von der Schulter weiter nach vorne, verbirgt einen Teil seines Oberkörpers und der Hüne stört sich nicht an der blutigen Spur, die das Tier trotz der Schächtung auf seinen hellen Sachen hinterlässt. Einige Herzschläge betrachtet er lediglich von seiner ungeschützten Dunkelheit heraus die Kreaturen, bis sich sein Brustkorb aufpumpt und er mit gut wahrnehmbarer Stimme recht laut hinüber brüllt:“ Wer da! Nennt euren Rang, Vorgesetzten und eure Zugehörigkeit!“

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

"Hab ich doch gesagt, dass mich hier keiner ernst nimmt," meint Timea mit leichtem Achselzucken an die Fremde gewandt, während Javero sich in den Sessel fläzt und das Ganze offenbar für einen tollen Scherz hält. "Für dich ist wirklich alles einfach zum Lachen, nicht wahr ?" wendet sie sich wieder direkt an den Barden. "Wenn ich ihre Erklärung" sie deutet kurz auf die Schönheit neben sich "richtig verstehe, dann ist das zum großen Teil deine Schuld, dass Hel gerade um sein Leben, seine geistige Gesundheit kämpft. Finde ich irgendwie nicht so lustig, du vielleicht ?"

Für einen Moment steht Vella völlig still, so überrascht ist sie. Neben der Händlerin steht Mandelauge! Aber dann hört und sieht sie Javero. Der Zorn ist ein heißer Sturzbach und sie läßt sich mitreißen. Mit ein paar schnellen Schritten ist sie bei dem Barden. Die Soldaten beachtet sie gar nicht. Sie schreit nicht, aber ihre Stimme ist heißer vor Zorn und Schmerz. "Was hast du Hel angetan? Was? Er war kalt wie ein Toter in meinen Händen. Er hat kaum geatmet. Wenn ihn Mandelauge nicht geholt hätte, wär er sicher gestorben. Niemand weiß ob er je wieder gesund wird. Warum hast du das getan? Sags mir? Er hat dir nichts getan. Gar nichts. Und so was wie dir hab ich vertraut. Zu Lijan mit dir! Eines sag ich dir, sollte Hel nicht gesund werden, dann kriegst du es mit mir zu tun. So wahr mir Hostinos helfe." Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

Javero bedenkt Mandelauge mit einem langen, schweigsamen Blick, ehe er sich wieder der frisch gebackenen Kuratorin widmet. "Da du ja so fachmännisch orientiert wurdest, muss es wohl der Wahrheit entsprechen, denn wer käme schon dazu unseren Entführern bösartige Verleumdung vorzuwerfen?" er rollt theatralisch mit den Augen und will schon weiter sprechen, als sich Vella plötzlich vor ihm aufbaut. Langsam löst sich der Spielmann aus seiner trotzigen Nonchallance und Betroffenheit legt sich auf die feinen Züge, als er schon die Lippen öffnet, um auf die Kaskade an Vorwürfen zu reagieren. Vella gibt ihm jedoch keine Zeit auch nur einen Laut von sich zu geben und so schließt er den Mund unverrichteter Dinge wieder. Kurz noch verharren seine Augen in den schwimmenden Seelenspiegeln der zierlichen Vorovisin, dann gleitet sein Blick irgendwo an die Wand hinter Timea und er schweigt.

[Vor dem Haupthaus, Mitternacht]

Ataeric zeigt keine Ungeduld als von den Wachen keine Reaktion kommt, aber gerade als seine Stirn beginnt sich in Falten zu legen, vernimmt er die verzerrte Stimme. Diese bringt den Hünen nun nicht dazu, Chiga und Waffen von sich zu werfen, stattdessen packt er den Kadaver nun so, dass er als Schild dient. „Bürger von was?“ setzt er an der Bezeichnung an, wie er genannt wurde und kommt keinen Schritt näher. „Identifiziert euch! Wem dient ihr?“

Zornig schüttelt sie die Hand des Alten ab. Es schaut einen Augenblick lang so aus als ob das Ignoriertwerden durch den Barden das Faß zum Überlaufen bringt. Aber dann dreht sie sich ruckartig um und geht mit dem Grauhaarigen zurück an den Tisch. Instinktiv streicht sie ihren Rock glatt. Sie setzt sich nicht nieder. Dann sagt sie zum dem Alten: "Fragt Mandelauge, sie hat Hel geholt. Ich hab ihn nur gehalten und gebetet, dass er mir nicht stirbt. Ich weiß nicht was passiert ist. Es war diese ..diese Priesterin die mich geholt hat. Sie hat gesagt Hel gehts schlecht und irgendwas von Kristallmagie." Sie wendet sich ab und macht ein paar Schritt auf Mandelauge zu. "Wie geht es Hel? Geht es ihm schon besser?": fragt sie hoffnungsvoll. Sie schaut die Exotin mit einem fast flehenden Blick an. Die Händlerin läßt sie links liegen.

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

Vellas an Javero gerichtete Vorwürfe verfolgt Timea aufmerksam, ohne sich zu äußern. In ihrer Aufgebrachtheit konzentriert sich Vella zum einen eh auf den Barden, zum anderen hat diese die junge Händlerin bei den wenigen Begegnungen bislang sowieso ignoriert. So auch jetzt - nun, nur die Götter mögen die Gründe für diese seltsame Verhalten kennen. So wartet sie an ihrem Platz geduldig, bis Vella zu Ende gesprochen hat.

"Ich hab nur gesagt, dass es so scheint, wenn ich sie richtig verstehe. Mehr nicht. Ich unterstelle dir nichts, also spar dir diese ironische Vorstellung, ich hab dir nichts getan." antwortet sie gleich darauf auf Javeros patzige Antwort. Ihr Tonfall ist leise und bedächtig, dennoch schwelt darunter unschwer leichte Verärgerung. "Was ist denn jetzt genau passiert ?"

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

Javeros Augen lösen sich nur widerwillig von dem Fleck an der Wand, um zu Timea zu gleiten und dieser einen undurchsichtigen Blick zu schenken. Die sonstige Freude und die bedingungslose Wärme, welche die braunen Gründe sonst so verschwenderisch zu spenden wissen, sind jedoch nicht darin zu finden. "Der Einzige, dem ich Rechenschaft schuldig wäre, wenn ich was verbrochen hätte, wäre Hel -" spricht er rau und verschließt die Arme vor der Brust zu einer Verschränkung. " - und naja...Vella vielleicht auch, denn die Sorge um ihren Gefährten ist sicherlich mehr als verständlich." er hebt leicht die schmalen Schultern und räuspert sich. "Also...sparen wir uns das Theater hier und warten einfach, bis der vobrische Dickschädel wieder in der Lage ist auf beiden Beinen zu stehen, damit er dann selbst entscheiden kann, ob er mir in den Arsch treten will, oder nicht."

[Irgendwo unter der Stadt]

Dunkelheit, Splitter von Licht, Gesichter, die in einem weißen Ozean schwimmen, dann das Fallen, das von hektisch blinkendem Rot und schrillen Summen begleitet wird, bis wieder die Dunkelheit über ihn hereinbricht. Tiefer und tiefer zieht ihn der unwiderstehliche Sog, fort von der Bewußtheit hinunter ins Nichts. Angst, Panik, doch auch sie verwehen und er schrumpft, schwindet. Blitze und Schmerz, doch sie verlangsamen seinen Fall nur wenig. Er ist nicht mehr als der Schatten eines Schattens, verlöschend und sich dem Nichts ergebend, als ein Hauch von Wärme in die Kälte dringt und ihn an der letzten Schwelle zum Stehen bringt. Eine zärtliche und doch unwiderstehliche Kraft kehrt den Sog um, unendlich langsam zieht es ihn empor und als er der erste Funken Bewußtheit erglimmt, beginnt er sie wahrzunehmen, in ihrer erschreckenden Schönheit, hält sich an ihr fest, läßt sich durchdringen von ihr bis in den letzten Winkel seiner Seele. Er beginnt zu kämpfen, genährt von ihrer Kraft und gemeinsam steigen sie hoch, durchdringen sich bis an die Grenze, die sie ihm setzt. Schneller und schneller, bis der Hauch von Malam ihn dazu bringt die Augen aufzureißen. Licht, sengendes blendendes Licht, daß er trotz der Tränen willkommen heißt und bevor sich die Nadeln in sein Fleisch senken, kann er ihr fahles, erschöpftes Gesicht sehen unter der Metallhaube mit dem Bündel an Leitungen und dünnen Röhren, daß sie mit ihm verbindet. Sie lächelt ermattet als sie ihren Namen aus seinem Mund vernimmt, daß er mitnimmt, in den heilsamen Schlaf.

[Haupthaus, Arbeitszimmer, Mitternacht]

"Kann mir das eure tolle Kuratorin nicht selbst sagen?" fährt Javero den Alten an, kaum dass dieser seine Worte unterbrochen hat, um an seinem Armband zu nesteln. "Oder habt Ihr Angst, dass sie selbst nicht genau weiß, was sie hier soll?" er schnaub ungehalten durch die Nase und will schon trotzig die Arme vor der Brust verschränken, als plötzlich das helle Licht in der Luft zu schweben beginnt. Überrascht mustert Javero das Schauspiel und ist im ersten Moment wohl sogar recht fasziniert, als sich dann aber ganz eindeutig seine Gestalt in das Licht legt und seine Stimme erklingt, keucht der junge Mann panisch auf und will aufspringen. Der Wachmann wird diesmal höhere Geschütze auffahren müssen, denn eine Hand alleine wird nicht reichen den Spielmann in den Stuhl zurück zu zwingen, hat dieser ganz eindeutig vor sich vor dem Teufelswerk in Sicherheit zu bringen...

[Mitternacht, vor dem Haupthaus]

Die etwas verzerrt wirkenden Stimme der Insektenwache verhallt durch die leere Straßen. Der Krieger bleibt still und es wirkt tatsächlich so, als müssen die langsamen und deutlich gesprochenen Worte es erst in sein Gehirn finden, um dort ebenso langsam und schwerfällig verarbeitet zu werden. Ataeric verharrt auf seiner Position und lässt den Blick über das hell erleuchtete Haupthaus gleiten, indem laut der Wachen die erste öffentliche Verhandlung statt finden soll. „Ich bin nicht freiwillig hier und kein Bürger der Stadt. Ich bin ein Gefangener“, erhebt sich nach längerer Zeit schließlich gut wahrnehmbar die dunkle Stimme des Kriegers, die mühelos die Entfernung überbrückt. „Ich erkenne keine Macht, kein Amt oder die Rechtmäßigkeit einer öffentlichen oder nichtöffentlichen Verhandlung an.“ Ataeric schultert sich die Chiga höher und wendet sich ab, um den Weg zum Strandhaus fortzuführen..