Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 12

[Zelle]

"Na ist ja nicht so schlimm." beschwichtigt Javero die bedauernde Geste der Bediensteten rasch mit einem sachten Lächeln. Kurz gleitet sein Blick zu der verschlossenen Tür, dann schüttelt er leicht den Kopf. "Keine Nachricht ist besser als eine Schlechte und lässt Grund zur Hoffnung." er hebt leicht die schmalen Schultern, dann fällt sein Blick auf die Wasserflasche, die er zuvor auf dem Boden abgestellt hat. Er bückt sich danach und knetet die flexible Verpackung kurz in den Händen. "Was ist das hier?" will er neugierig wissen, während er die Flasche in den Händen dreht und fasziniert beobachtet, wie die Luftblasen träge von einer Seite zur anderen schwappen. Da er eine Antwort von der stummen Frau erwartet, blickt er freilich rasch wieder auf, um keine ihrer Gesten zu verpassen.

Die Gesten sind unmissverständlich, dennoch schaffen sie eine gewisse Überraschung auf die feinen Gesichtszüge des Barden. Wie eine Flasche sieht es tatsächlich aus, Wasser scheint auch darin zu sein, nur hat er noch nie Glas gesehen, das sich derart warm und weich anfühlt. Sogleich versucht er den Stopfen aus der Flasche zu ziehen, was freilich nicht gelingt, sodass er einige Momente mit mühseligem Gegrunze verbringt, wobei er die Flasche in allen erdenkbaren Positionen fixiert, um dem vermeintlichen Korken zu Leibe zu rücken. Schließlich nimmt er die Zähne zu Hilfe - das hat noch immer funktioniert! Den Deckel zwischen die Kiefer geklemmt, zerren die Hände mit aller Kraft an dem Flaschenkörper, bis der Schraubverschluss schließlich der rohen Gewalt erliegt und sich löst. Der Druck in der Flasche bekommt ein Ventil, die Hände pressen das wabbelige Material zusammen und der Inhalt der Flasche spitzt in einer Fontäne hervor, Javero mitten ins Gesicht. Einen Moment lang steht der Barde nur entgeistert da und tropft vor sich hin, ehe er gegen die Nässe in seinem Gesicht prustet und sich fahrig mit dem Handrücken darüber wischt. Verdattert blickt er auf die zusammengeknautschte Flasche und grinst dann lümmelhaft zu der haarlosen Bediensteten. "Vielleicht lasst ihr Euch mal von einem guten Glaser zeigen, wie man vernünftige Flaschen herstellt. Die wabbeligen Dinger hier gehen ja echt schnell kaputt. Ich kenn' da eine fantastische gilgatische Glasbläserin, die hat echt Feuer! - sicherlich bläst sie auch hervorragende Flaschen!" er nickt eifrig, blickt dann aber etwas betreten auf das zerknautschte Ding in seinen Händen. "Tut mir echt leid. Ich bezahl das natürlich!"

[Zellen, Morgendämmerung]

Zunächst aufmerksam, dann fasziniert und schließlich mit Verärgerung verfolgt der Hüne das Gespräch der Beiden. Schließlich steht die fremde Frau wie zuvor bewegungslos mit gesenktem Kopf an der Tür und Javero steht tropfnass in seiner Zelle ohne dass sie mehr wissen als zuvor. „Das nächste Mal frag sie was das für Leute sind“, schlägt er brummelnd vor, wären ihm sicher bessere Sachen eingefallen, als nach dem zu fragen was sich in dieser Flasche befindet!! „Oder wo wir hier genau sind. Mhmm.. oder nach ihrem Namen! Ich glaub das kommt ganz gut, schafft Vertrauen und so“, kommt er auch noch mit einem wohlwollenden Ratschlag daher und vergisst dabei offenbar, dass die kahlköpfige Frau alles hören kann. Der Blick des Kriegers gleitet zu seinem bisher unberührten Tablett und er verspürt nicht die geringste Lust sich daran zu bedienen. Es reicht hier eingesperrt zu sein, da muss er nicht noch aus seinem Napf fressen, wenn er ihm hingestellt wird. Dennoch beugt er sich hinunter um den Inhalt zu begutachten und wie Javero greift er nach dem Löffel, um ihn in seinen Stiefel zu verstauen. „Wenn du willst kannst du mein Essen auch haben“, bietet er mit einem hochgezogenen Mundwinkel an und gibt der Schublade einen kleinen Schubs. Der Krieger schiebt beide Hände in die Taschen seiner blutverkrusteten Hose und sieht gespannt zu dem Barden hinüber. Vielleicht weckt die Aussicht auf Essen ja ungeahnte Kräfte in dem Lockenschopf, die es ihm tatsächlich ermöglichen seine Zelle zu verlassen.....!

[Zellen, Morgendämmerung]

"Herrgott Ata, deine Sozialkompetenz ist so bestrickend wie Flöhe am Sack eines Piraten mit zwei Hakenhänden!" grunzt der Barde belustigt und kann einen Moment lang wohl kaum fassen, dass der verrohte Sauertopf Ratschläge in Form von Vertrauensbindung gibt. Grinsend schüttelt Javero den Kopf, ehe er wieder zu der Haarlosen blickt. Der seltsame Glockenton hat diese jedoch wieder an die Tür zurückgetrieben, wo sie nun fast ängstlich wirkt in ihrer Haltung. Unsicher lässt Javero einen Moment lang die Kiefer übereinander reiben, ehe er sich leise räuspert. "Bist du hier auch eine Gefangene?" erkundigt er sich vorsichtig, ist er sich doch recht sicher hier eine Sklavin vor sich zu haben, die offenbar nicht sonderlich gut behandelt wird, wenn sie sich derart ängstlich verhält.
Ataerics Angebot lässt die Aufmerksamkeit des Lockenschopfes nahtlos wieder herum rucken und im nächsten Moment drückt er sich die Nase an der Scheibe platt. "Du musst doch was essen!" begehrt er auf und tigert ein wenig an der Scheibe entlang, als müsse er sich davon überzeugen, dass es tatsächlich kein Schlupfloch gibt, durch welches er entkommen kann. "Wer weiß, wann wir das nächste Mal etwas bekommen." für Javero scheint es gänzlich undenkbar Essen zu verschmähen und der Unruhe nach zu schließen, mit welcher er an der Zellenwand herumschleicht, bereitet es ihm fast schon körperliches Unbehagen nicht an das Tablett heran zu kommen.

„Ich hab nicht so recht... Appetit“, bekundet der Hüne ernst, mit verräterisch zuckendem Mundwinkel. Noch einmal weist er auf das unberührte Essen und hebt scheinbar gleichgültig die Schultern, was sich auch in seiner Stimme niederschlägt:“ Ja doch, ein wenig schade ists ja schon drum, wenn es jetzt ungegessen zurück geht“. Aus den Augenwinkeln sieht er zu dem jungen Mann, dem die körperliche Qual bereits anzusehen ist und er verschränkt die Arme vor der Brust während er neugierig den Barden beobachtet. Falls es einen Weg aus diesen Zellen gibt, da ist er sich nun sicher, würde Javero diesen finden! Gelegenheit dazu bekommt der Lockenschopf jedoch nicht und der Krieger löst schnell die Verschränkung seiner Arme auf um sich in gerader Haltung vor die Glaswand zu stellen als der Alte in Begleitung der Soldaten einmarschiert. Lediglich ein kurzes Zucken des Missfallen huscht über den Ausdruck des Kriegers, bevor sich die ernsten Züge auch schon wieder glätten. Die grüne Uniform an dem Alten bestätigt seinen Verdacht, den vermeintlichen Zivilisten sträflich unterschätzt zu haben und die Ankündigung ihrer Verlegung lässt ihn rasch zu Javero sehen, bevor es dann doch wieder der Alte ist zu dem er sieht:“ Wer seid ihr?“ verlangt er herrisch von diesem zu wissen.

Der Barde versteift sich, als die Türen aufgleiten und während Ataeric sich direkt vor der Scheibe postiert, wippt Javero unwillkürlich zwei Schritte in die Zelle zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Die Zurechtweisung der Haarlosen lässt den Barden jedoch ungläubig schnauben, ehe er den Schritt wieder vormacht und unzufrieden das Kinn vorschiebt. "Hey, sie hat doch nur versucht mir zu erklären was mit euren komischen Flaschen nicht stimmt! - und damit meine ich tatsächlich die Behältnisse mit dem Wasser - " sein Blickt gleitet kurz bezeichnend zu den Insektenwachen, ehe er sich wieder auf dem Alten einfindet. "Das kann man wirklich nicht als Unterhaltung bezeichnen!" Die Information bezüglich der Verlegung lässt die Brauen des Barden empor schnellen und einen versichernden Blick mit Ataeric tauschen. Dennoch tritt er schließlich widerstandslos aus der Zelle in den Raum hinaus und grinst seiner Lieblingswache frech entgegen. "Du hast mich ja offensichtlich arg vermisst..." wird diesem zugeraunt, ehe Javero zu dem Spint herüber geht und gemächlich sein Zeug zusammen rafft, um so viel Zeit wie möglich zu schinden.

[Privaträume Kuratorin, Aufgang des Himmelsfeuers]
Gefühlt viel zu früh wird es hell in den behalichen, aber doch fremden Räumlichkeiten, in denen Timea erst mal verschlafen blinzelt, dann jedoch erstmal erschrocken in die Höhe schießt - unbekannte Leute im Schlafzimmer ! Erst reichlich verspätet stellt der Lockenschopf fest, dass sie mitnichten in ihrem kleinen gemütlichen Zimmer genächtigt hat, sondern in voller Montur auf einem ziemlich teuer aussehenden Bett eingeschlafen ist. "Was, wie ?" Verwirrt schaut sie die beiden Fremden an und es dauert einen Moment, bis der Wachsoldat den Eindruck gewinnen kann, die Händlerin hätte die Frage verstanden. "Ja ich komm gleich." mit einer Handbewegung scheucht sie die beiden hinaus, um nach kurzer Katzenwäsche ihre zerknitterte Kleidung einigermaßen glatt streicht und die chaotischen Locken zu einem ordentlichen Zopf flicht. Es vergeht knapp eine halbe Jhana, ehe sie die Türe öffnet und zu der Wache hinaus in den Flur tritt. "Wie gehts Hel ?" erkundigt sie sich bei dem Wachsoldaten, während sie sich auf den Weg machen.

[Zellen]

„Was mich interessiert und was nicht, überlasst ihr mir. Ihr habt kein Recht mich hier festzuhalten“, gibt Ataeric trocken zurück und sieht mit zusammengezogenen Brauen zu, wie Javero aus dem Raum getrieben wird. Das kurze, schnelle Einziehen von Luft in die Lungen ist das Einzige, was dem Krieger noch entfährt als sich seine Wahrnehmung und schließlich auch sein Bewusstsein verändern – dann entspannt sich der kräftige Körper auch schon und führt den Befehl des Soldaten widerstandslos aus. Auch die nachfolgenden Bewegungen folgen in dem Sinne, wie es erwartet wird doch kaum fällt die merkwürdige Lähmung von ihm ab, wird der Atem mit einem gepressten Geräusch aus den Lungen getrieben. Die Haut des Hünen ist schweissbedeckt und was auch immer der Alte da genau getan hat, dem Krieger gefiel es ganz und gar nicht. Mit einem wütenden Brüllen wirbelt er herum und stürmt gegen die Gitter, mit einem Ausdruck im Gesicht, der überhaupt nicht zu dem völlig losgelösten passt den er trug bevor ihm der Sack über den Kopf gestülpt wurde:“ Du verdammtes...!“ beginnt er mit ohrenbetäubender Lautstärke, die von dem Gewölbe noch verstärkt wird: „ Ich bring dich..“, wird aber auch dieser Satz nicht zu Ende gebracht, sondern von einem langen Einatmen unterbrochen und die Kiefer fest zusammengepresst. Ein kurzer Blick folgt zum Barden um sich dessen Zustand zu vergewissern, dann tritt er auch schon wieder zurück und löst schließlich auch die verkrampften Muskeln..

Der Barde mag es sich zur Aufgabe gemacht haben, sämtliche Geduldsfäden bis knapp unter die Belastungsgrenze zu spannen, doch abgesehen davon ist er wirklich äußerst gefügig. Selbst den Sack lässt er sich überziehen, obwohl nichtmal seine Hände gebunden sind und er sich die Jute jederzeit vom Kopf zerren könnte. Bis auf ein aufklärendes "Fesselspiele kosten extra." bleibt der Insektensoldat jedoch von überschwänglicher Plapperei verschont, was dieser sicherlich begrüßt. Immer wieder muss der Barde sein üppiges Beutelsammelsorium sichernd nachfassen, wobei die Hände dabei verstohlen versuchen in eine der Taschen zu schlüpfen und den Dietrich hervor zu ziehen, um ihn erst einmal verstohlen zu bergen, sollte diese Maßnahme unentdeckt bleiben. Forschend blinzelt Javero nach der Dunkelheit des Sackes in ihre neuen Unterkünfte hinein und schnaubt belustigt, während er seine Beutelchen behutsam in die Kiste räumt und die Laute sicher anlehnt. "War ja klar, dass mit den Luxusunterkünften irgendwas nicht stimmen kann." rollt er mit den Augen und tritt in den kleinen Verschlag, dessen Atmosphäre ihm schon deutlich vertrauter ist. "Hätte ich das geahnt, hätte ich nochmal kurz eine Dusche genommen und ordentlich geschi..." will er schon grinsend das Versäumnis der Hygieneroutine anprangern, als ihm der Krieger auffällt, dessen Augen leblos vor sich hin starren. "Ata...?" tritt der Barde alarmiert an das Gitter, doch in diesem Moment gibt der Greis den Befehl die Willensfessel zu lösen. Javero springt mit einem Japsen zurück, als sich der Hüne brüllend gegen die Gitterstäbe wirft und eine panische Verwirrung macht sich auf den fein geschnittenen Gesichtszügen breit. "Was ist passiert?" presst er atemlos hervor, während seine Augen besorgt über das wutverzerrte Gesicht huschen.

[Irgendwo unter der Stadt]

Er schwebt in silbrig grauen Dunst in dem goldene Lichtflocken tanzen. Er sieht sie nicht, aber er spürt sie. Sie ist in ihm, in seinem Blut, in seinen Gedanken, auf seiner Haut, in seinem Innersten. Lockend, betörend, flüstert sie in seinem Kopf, läßt ihn Dinge sehen, die ihn erschüttern und aufwühlen, führt ihn auf Pfade in seinem Inneren, die ihm unbekannt sind. Sie zeigt ihm das Land, das sie Beide sind, löscht seinen Durst in einer Zweisamkeit der Seelen die Eins werden und dann führt sie ihn Haut an Haut auf die flammenden Pfade der Extase. Vergehen in Lust und neues Werden in namenlosen Glück, doch in dieses Glück sickern Schatten. Langsam zieht sie sich von ihm zurück, ihre Stimme in seinen Gedanken wird lauter, dann verstummt sie mit einem Schlage. Entsetzt reißt er die Augen auf, spürt einen weichen Leib neben sich, eine sanfte Hand auf seinem Gesicht. Aber es ist nicht ihre Stimme die er hört, nicht ihre Hand, die er spürt. „Erschreckt nicht! Ich bin das Gefäß und das Werkzeug meiner Herrin. “ Schemen tanzen vor seinen Augen in einem Funkenregen, zerfließen und zerfasern. Er will sich aufsetzen, doch sein Körper gehorcht ihm nicht. Sanft streicht eine Hand über sein Gesicht, dann spürt er ihre Gegenwart und nach ein paar Herzschlägen schließen sich seine Augen. Er läßt sich von ihr umfangen und eine leise Stimme an seinem Ohr begleitet ihn den Schlummer. „Schlafe, noch ist unsere Zeit nicht gekommen. Schlafe!“