Forum Übersicht - RE: Wieder im Lantisgarten - 5

Lenari ist eine Menschenfrau aus der Allianz, eine Katzenarschkriecherin! Das Letzte in Vorovis! Schlimmer als jedes Zwysel. Es braucht es kein überhebliches Geschwafel damit Ira in Versuchung kommt ihr den Kragen umzudrehen. Lenari kann froh sein, daß sie noch alle Zähne im Mund hat und ihre Knochen heil sind. Als sie auf den Boden kracht sagt Ira nur verächtlich: „Dreckspack, elendes!“ Vielleicht hätte sie noch einmal hingetreten, aber Sundara kommt ihr dazwischen. Sie dreht sich um und geht hinaus. Mit ihren Sachen kommt sie zurück. In der Zwischenzeit hat Sundara angefangen die Steine wegzuräumen. „Wart, ich helf dir.“: sagt sie und stellt ihr Gepäck auf den Boden. Die ohnmächtige Lenari ist ihr völlig egal. Mit ein paar Schritten ist sei bei dem abgedeckten Loch. Sie bückt sich und wirft einen Stein zur Seite. „Bin schon gespannt was da unten ist.“: sagt sie und schmeißt einen anderen Stein hinter sich.

Keresin hat durchaus Verständnis für Iras Aufbrausen und mischt sich deshalb auch nicht ein. Auch ihm ist die Allianzlerin auf die Nerven gefallen. Aber er ist durch seinen Auftrag, der ihn zu einem längeren Aufenthalt in Elurien gezwungen hatte, gewohnt seine Abneigung gegen Andersrassige und Ketzer zu verbergen. In Elurien ist es ihm fast zur zweiten Natur geworden, doch das hatte an seiner Grundeinstellung nichts geändert. Er sieht die Dinge zwar differenzierter als die überwiegende Mehrzahl seiner Landsleute und er läßt sich im Prinzip nur selten von seinen Gefühlen leiten, aber er ist durch und durch Vorovisianer und Offizier. Darüber hinaus scheint die Allianzlerin keine Fertigkeiten zu haben, die für ihr Überleben hier an diesem immer rästselhafter werdenden Ort unentbehrlich gewesen wären. Selbst wenn sie sich das Genick gebrochen haben sollte, wäre es von seinem Standpunkt aus betrachtet kein großer Verlust. Sundara sieht das offensichtlich anders und stürzt ins Haus um sich um Lenari zu kümmern. Hinter Ira, die ihre Sachen holt, betritt auch Keresin das Haus. Er geht zum Tisch auf dem Lenari liegt, legt ihr kurz zwei Finger an die Halsschlagader und zieht dann für einen Augenblick eines ihrer Augenlid hoch. Nach einem schnellen Blick weiß er was er wissen will, wendet er sich ab und geht zu den beiden Frauen, die schon dabei sind, die Abdeckung über der Einstiegsöffnung zu entfernen. Er springt schnell zur Seite als Ira ohne sich umzusehen einen Stein nach hinten wirft und ihn nur knapp verfehlt. „Hier muß irgendwo eine Leiter sein.“: sagt er und beginnt sich umzusehen.

Diese Hitze! Die Steine sind nicht groß, sie sind nicht schwer. Trotzdem rinnt Sundara wieder der Schweiß über das Gesicht, kaum dass sie mit der Arbeit bei den Steinen beginnt. Den Göttern sei zu danken, dass die Arbeit so schnell wieder beendet ist, wie sie begonnen hat. Auch die Abdeckung ist alsbald entfernt, so dass sich inmitten des Wohnraumes des kleinen Häuschens nun ein Loch auftut. Kurz sieht Sundara nach unten, dann richtet sie sich wieder auf. Sie streicht sich den Schweiß von der Stirn, der sich daran macht, in die Richtung der Augen zu rinnen und dort freilich mehr als unangenehm zu erscheinen. Sie zupft ihre Bluse zurecht, die sich anschickt, vollends über ihre Schulter zu rutschen und ihre Trägerin halbnackt erscheinen zu lassen. Bald jedoch ist sie wiederunter dem Täger des Bogenköchers und sie selbst zunächst vor einer übermäßigen Entblößung geschützt. Ob sie nun die Aktion von Ira Verra gutheißt oder kritisiert, das ist nicht auszumachen. Vielmehr wirkt es so, als würde sie es eben als etwas hinnehmen, das nun passiert ist und einfach nicht mehr zu ändern ist. Doch scheint sie mit der Situation nicht übermäßig zufrieden zu sein. Wenigstens ist sie sehr still geworden, antwortet auf Iras doch recht freundlich-kollegiale Worte mit keiner Silbe. Der Blick, den sie ihr als Erwiderung zuwirft, birgt jedoch auch keine Kritik oder Abneigung. Der Blick ist ernst, ruhig, irgendwie konzentriert und doch abwesend.

Sundara sieht sich um, und bald hat sie die Leiter erblickt, nimmt sie, stellt sie in das Loch. Dann jedoch schaut sie von Ira zu Keresin und wieder zurück, immer noch mit diesem ihr so uneigenen Ausdruck.

"Was machen wir jetzt mit Lenari?" fragt sie. "Ich möchte nicht, dass hier jetzt gleich die Hütertussi mit einem Heiler aufkreuzt. Oder aber, dass Lenari inzwischen aufwacht und uns da unten einschließt. Zutrauen würde ich es ihr..."

Sie schaut einen Augenblick zu der immer noch reglos auf dem Tisch liegenden Allianzlerin.

"Oder wir nehmen sie einfach mit nach unten..." schlägt sie schließlich vor, und schaut von Ira zu Keresin und wieder zurück. Dann jedoch wandert ihr Blick wieder zu Keresin und bleibt dort hängen. "Ist sie denn schwer verletzt?"

Und wieder: Die Frage kommt absolut ohne jegliche Emotion herüber. Sundara scheint wie ausgewechselt zu sein - nichts ist mehr da von der doch reichlich emotionalen jungen Frau, die in jedem Augenblick mit ihren Augen weit mehr Gefühl vermittelt als es jemand in hundert Worten zustande brächte. Plötzlich hat sie wahrhaftig etwas von einer langgedienten Kriegerin, innerlich abgehärtet vom Erlebten, die es nicht zulässt, dass irgendein Gefühlsausbruch eine Mission gefährden könnte.

„Mitnehmen?“: fragt Ira entgeistert. „Du willst sie echt da hinunter schleppen? Gehts dir noch gut?“ Ira richtet sich auf. „Ich kann sie dir ins Loch schmeißen, wenns dir so wichtig ist.“: bietet sie an. „Oder ich hau ihr eins aufs Dach, dann ist für die nächste Jhane Ruhe.“: sagt sie nachdenklich. Wieder einmal wischt sie sich den Schweiß von der Stirn. „Ich hab keine Lust da unten zu vermodern weil die Bohnenstange das Loch zumacht.“ Sie überlegt kurz, dann bückt sie sich nach einer Latte die auf dem Loch gelegen hat. „Ich schick sie schlafen, dann brauchen wir uns keine Gedanken zu machen.“ Schon setzt sich sich in Bewegung. Dann bleibt sie stehen und schaut zu Sundara. „Wie soll denn das Gestell schwer verletzt sein? Sie ist umgefallen. Na und? Da müßt ich schon lang tot sein. So oft wie ich besoffen umgekippt bin.“ Dann geht zu Lenari.

Niemand hat ihn kommen sehen oder gehört. Zwischen den Lantisbüschen ist die schmale Gestalt nicht auszumachen und mit der Gewandheit des Gejagten vermeidet er jedes Geräusch. Er ist nur gekommen um sein Versprechen wahr zu machen. Dann hat er die Stimmen gehört und hat sich sehr vorsichtig genähert. Er hat das Gespräch zwischen den vier Neuangekommenen mitgehört und ist still gebliebten als die blonde Schönheit auf die Kleine Blume losgeangen ist. Die Anwesenheit des Mannes mit den Mörderaugen hat ihn zurückgehalten. Hin und her gerissen zwischen der Vorsicht des Gehetzten und der Sorge um die junge Frau hat er sich dann doch leise dem Haus genähert. Er hört die Stimmen aus dem Inneren und als Schönheit mit dem kurzen blonden Haar davon spricht seine Bekannte nochmals zu verletzen hält es ihn nicht mehr in den Lantisbüschen. Er bewegt sich so gewandt, daß er kaum ein Geräusch verursacht. Erst als seine schmale Gestalt in der Türe das Tageslicht verdunkelt, das durch die Türöffnung fällt und seine Stimme mit dem fremden Akzent erklingt, bemerken ihn die Anwesenden. Seine schmale Gestalt ist im Gegenlicht nur ein Schattenriß, aber daß er in der Rechten einen gezückten Dolch hält, ist nicht zu übersehen. „Tu es nicht, ich bitte dich.“: sagt er zu Ira mit ihrem Prügel.

Keresin, der sich auf Ira konzentriert hat, ist der Erste der reagiert, schon als sich das Licht verdunkelt. Ziehen und herumwirbeln ist eine einzige geschmeidige und verblüffend schnelle Bewegung. Seine Klinge erhoben, bereit zur Attacke oder Abwehr, ist er mit ein paar schnellen Schritten in der Nähe der Türe. Als er sieht, daß der Unbekannte keine Anstalten macht anzugreifen, bleibt in einer Stellung stehen, die ihm sowohl Angriff als Abwehr erlaubt. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“: sagt er in schneidenden Kommandoton, bereit jeden Moment den Kampf aufzunehmen.

Sundara ist nicht viel langsamer im Reagieren als der Legat. Mit einem Satz ist sie zwischen Keresin und Yresen, letzerem den Rücken, ersterem dementsprechend das Gesicht zugewandt. Und da ja zwischen den beiden Männern der Platz nicht gerade im Überfluss vorhanden ist, bringt dies mit sich, dass sich die Spitze von Keresins Asnivala nun wohl einen Fingerbreit vor ihrer Nasenspitze befindet. Sie schaut Keresin an. Noch immer hat sie diesen fokussierten Blick, wenn auch die zusammengepressten Zähne von zunehmendem Unbehagen zeugen. Die Hände hat sie dabei beschwichtigend auf Kopfhöhe erhoben, und es kommen nun zwei Augenblicke des schweigsamen Schauens.

"Yresen ist auf unserer Seite," sagt sie dann ruhig zu Keresin. "Wir haben von ihm nichts zu befürchten. Ich bürge für ihn."

Wieder schaut sie einige Augenblicke schweigsam, langsam lässt sie dabei die Hände sinken. Und, als diese wieder seitlich ihrer Hüften angekommen sind, deutet sie mit der einen zu dem Loch.

"Könnten wir so langsam einfach einmal versuchen, diese verfickte Tür aufzusperren?"

Auch das sagt sie ruhig, doch ist eine gewisse Ungeduld unüberhörbar. Und dies muss man der guten Sundara auch entschuldigen - scheint der eigentlich doch recht unaufwändige Akt des Aufsperrens einer Tür doch immer mehr zu einer längeren und eher kriegerischen Handlung zu werden - wobei sich allerdings diese Handlungen weniger gegen "Jene" (wie Sundara zu sagen pflegt) als gegen die eigenen Verbündeten zu richten scheinen. Und gar manch einem hätte es auch gar nicht so sehr verwundert, dass die Sragon Vorovis überrannt haben, wenn die vorovisische Armee sich vor jeder Schlacht erst einmal ausgiebig selber verkloppt. So weit geht Sundara - aus welchem Grund auch immer - jedoch nicht.

(Also ich schreib halt weiter. Wenns nicht paßt dann kann ichs immer noch ändern oder löschen)

Ira ist ein bißchen abseits gestanden. Aber sehr viel langsamer ist sie auch nicht. Sundara hat es gerade noch geschafft sich zwischen den Dürren und Ira zu schieben. Neben der Klinge Keresins hat sie jetzt auch noch die Holzlatte unter der Nase. Ira hält sie wie eine Klinge. „Steck das Messer weg.“: sagt sie ohne sich drum zu kümmern wer der Mann ist. „Sonst brech ich dir sämtliche Gräten.“ Ira klingt nicht so als ob sie das im Spaß meint. Als Sundara was von bürgen sagt beruhigt sie sich wieder. Sie läßt die Latte sinken. „Yresen?“: sagt sie und schaut die Elurierin an. „Ist das nicht der Irre von dem du erzählt hast? Wenn der so durchgedreht ist wie du gesagt hast, sollten wir besser vorsichtig sein.“ Als Sundara gar nicht drauf reagiert und wieder von der Türe anfängt, schaut sie schaut kurz zu Keresin. Dann zuckt sie mit den Achseln „Also von mir aus...“: grummelt sie und macht ein paar Schritt zurück. „Lassen wir die jetzt da liegen oder was?“. Sie deutet mit dem Kopf auf Lenari.

Die Drohung der Vorovisianerin scheint Yresen gar nicht zu hören. Er steht noch immer in der Türe, aber jetzt ist ein Ausdruck auf seinem Gesicht mit dem er die blonde Ira mustert, der irgendwo zwischen Staunen, Bewunderung und Begehren pendelt. „Danke.“: sagt er leise, als sie von Lenari abläßt. Doch die Worte die Ira dann an Sundara richtet, treffen ihn wie körperlicher Schlag. Ein gepresster Laut, der an ein unterdrücktes Schluchzen erinnert, dringt aus seiner Kehle. Für einen langen Moment steht Yresen nur da. Zuerst ist es Unglauben, dann aber Zorn, der sich in dem abgehärmten Gesicht spiegelt, als er seinen Blick auf Sundara richtet. Er spricht nicht laut aber sein Zorn und wohl auch Schmerz ist für alle deutlich zu hören. „So eine bist du also!“: sagt er. „Ins Gesicht tust du mir schön und hinter meinem Rücken bin ich dann der Verrückte!“ In seinem Gesicht arbeitet es. „Ich habe wirklich geglaubt, daß du anders bist. Ich habe dir vertraut. Für einen Augenblick...“ Yresen unterbricht sich und schüttelt den Kopf. „Egal! Ich habe es schon verstanden.“: sagt er leise. Dann setzt er etwas lauter und mit kratziger Stimme hinzu. „Vertrauen kann Yresen nur auf die Göttin.“ Er schaut von Einem zum Anderen. Seine wasserblauen Augen wanderen unstets zwischen den Gesichtern hin und her. „Ich bin nicht verrückt!“: schreit er plötzlich in den Raum. „Ich bin nicht verrückt.“: wiederholt er leiser. Er beachtet die Anwesenden nicht mehr, steckt sein Messer fort und wendet sich ab.

Wenn Keresin auch nicht ganz davon überzeugt ist, daß der Mann in der Türe harmlos ist, senkt er doch die Klinge und steckt sie mit der eleganten Leichtigkeit, die nur sehr lange Übung verleiht, zurück in die Scheide an seiner Hüfte. Auch Ira läßt ihre improvisierte Waffe sinken. Er bleibt wachsam, nickt aber Sundara zu. „In Ordnung.“: sagt er. Die nächsten Worte Iras fachen dagegen sein Mißtrauen wieder an. Seine Waffenhand ist keine 2 Clat mehr von Knauf seiner Asnivala entfernt. Er wechselt einen schnellen Blick mit Ira und nickt ihr kaum merklich zu. Es ist beruhigend jemanden wie Ira in einer unklaren Lage zur Seite zu haben. Die Reaktion des hageren Mannes auf Iras Worte jedoch verblüffen ihn. Zwischen der Elurierin und diesem Yresen scheint es wohl mehr gegeben zu haben als ein freundschaftliches Gespräch. Nicht das ihn interessiert mit wem es die Bogenschützin treibt, aber dieser Yresen war nicht nur merkwürdig, laut Sundara schien auch einiges über die örtlichen Gegebenheit zu wissen. Im Gegensatz zu Ira wendet sich Keresin nicht ab und behält Yresen im Auge. Als der Hagere losschreit ist Keresin davon überzeugt, daß mit dem Kerl etwas nicht stimmt und behält ihn im Auge, auch als er scheinbar aufbricht.

Es ist fast hörbar, wie Sundaras Panzer zerbricht. Ihre Augen weiten sich, sie ist nun wieder ganz da, der außergewöhnliche Glanz, das Leuchten, kehrt in ihre Augen zurück. Ihre Schulterblätter ziehen sich unvermittelt zusammen, als ob Yresen seinen Dolch nicht weggesteckt, sondern in ihren Rücken gepflanzt hätte. Sundara fährt herum, streift dabei wohl Keresins Asnivala, doch ist der Ritzer, den diese in ihrer Haut hinterlässt, nicht der Rede wert. Mit einem Satz ist sie auch schon wieder vor der Tür, fängt Yresen ab. Ihre Hand touchiert seinen Oberarm mehr, als dass sie ihn daran festhalten würde. Aus ihrem Blick spricht Bestürzung, ja Verzweiflung, und wie sie nun spricht, wirkt sie zusammengesunken wie ein Häuflein Elend.

"Yresen, lass mich es dir erklären," sagt sie. "Ja, es stimmt, wie ich dich zum ersten Mal getroffen habe, damals, als ich in dem Netz der Hüter steckte, als du mir das Messer an den Hals gehalten hast" - und sie zeigt mit dem rechten Zeigefinger auf das immer noch deutlich sichtbare Mal - "damals habe ich wirklich gedacht, du wärest etwas verrückt. Aber heute hast du mir gezeigt, dass du es nicht bist. Aber ich hatte einfach noch nicht die Gelegenheit, mit Ira darüber zu sprechen, ist ja auch wohl gerade einmal eine Jhana her, wenn überhaupt. Yresen, das musst du mir glauben, ich halte dich nicht für verrückt. Ich müsste es wohl selbst sein, würde ich für einen Verrückten bürgen! Du kannst mir glauben, ich hänge nämlich an meinem Leben! Yresen so glaub mir doch..."

Fast schon gehaucht klingen Sundaras letzte Worte. Und für Sundaras Ansehen bei den beiden Vorovisen ist es wohl zuträglich, dass die Wand von Lenaris Haus ihr Gesicht verdeckt - sie sieht nämlich aus, als würde sie in jedem Moment zu heulen beginnen.

Ira merkt den Blick Yresens natürlich. „Was glotzt du wie ein brünftiges Baranuga? Soll ich mich gleich ausziehen, oder was?“: äzt sie. Dabei stellt sie sich aber so hin, daß ihre Oberweite sehr gut zur Geltung kommt. Viel Erfolg hat sie damit aber nicht. Der Irre starrt nämlich Sundara an! Ira schaut zwischen den Beiden hin und her. Interessant was der so von sich gibt. Ira grinst. Sie zuckt kurz zusammen, als der Dürre plötzlich losbrüllt. Bevor sie noch was sagen kann, stürzt sich Sundara schon auf das Klappergestell. So wie Sundara den Kerl anjammert muß da was im Busch sein. „He, reiß dich am Riemen! Du fängst ja gleich zum Heulen an. Der kommst schon wieder. Keine Angst!“: sagt sie zu Sundara. Ihr anzügliches Grinsen spricht Bände. Neugierig wartet sie ab was da noch kommt.

Für einen Augenblick sieht es so aus als wolle Yresen einfach weitergehen, doch dann bleibt er stehen und dreht sich langsam zu Sundara um. In seinen Augenwinkeln glitzern Tränen, die Lippen sind aufeinander gepresst und die Kaumuskeln treten deutlich hervor, so stark beißt er die Zähne zusammen. Für die Dauer von ein paar Herzschlägen sieht er sie nur an. Die Kommentare Iras ignoriert er vollständig. Sundara kann ihm ansehen, daß ihre Worte nicht ganz umsonst gewesen sind und er mit sich ringt. Doch alte Wunden schmerzen, vor allem wenn sie nicht verheilen. Schließlich nickt er leicht. Seine Stimme klingt zwar gepresst, aber nicht mehr so abgrundtief verletzt. „Vielleicht stimmt es was du sagst, vielleicht nicht. Yresen muß nachdenken, ja nachdenken. Ich kann nicht hierbleiben, nein, nein. Ich kann es jetzt nicht ertragen, nein, ich kann nicht.“ Yresen schüttelt heftig den Kopf. „Nicht mit diesen Nyama mati. Yresen muß jetzt allein sein, allein, ganz allein.“ Für einen Moment schaut er noch Sundara an, dann dreht er sich um und verschwindet zwischen den Lantisbüschen.

Als Ira ihren anzüglichen Kommentar von sich gibt, bedeutet ihr Keresin mit einer knappen Geste seiner Hand sich zu mäßigen. Aufmerksam beobachtet er Yresen und erst als er gegangen ist, dreht er sich zu Ira. „Was auch immer Nyama mati sind, freundlich hat es nicht geklungen und es war eindeutig auf uns gemünzt. Es war nicht unbedingt geschickt von dir, ihn derart zu brüskieren. Der Mann scheint mehr als nur eine Ahnung davon zu haben, was hier gespielt wird, ganz egal wie verrückt er auch ist. Wer weiß ob er nach diesem Auftritt noch bereit ist sein Wissen zumindest mit Sundara zu teilen. Also in Hostinos Namen, reiz ihn nicht nochmals, sollte er jemals wieder auftauchen. Informanten behandelt man pfleglich, verstanden?“ Obwohl Keresin die Stimme nicht gehoben hat klingt deutlich der vorovisianische Kommandoton in seinen Worten mit. Er begnügt sich mit der nur angedeuteten Zurechtweisung und geht zu Sundara. Für einen Augenblick legt er ihr für einen Moment die Hand auf die Schulter. Er geht mit keinem Wort darauf ein, daß Sundara wie ein Häufchen Elend wirkt. „Da ist im Moment nichts zu machen. Du hast getan was möglich war, mehr als warten kannst du jetzt nicht. Es wird langsam spät, nehmen wir uns die Türe vor.“: sagt er aufmunternd.

Sundara öffnet den Mund, will Yresen wohl noch etwas hinterher rufen. Doch da ist der Mann auch schon in dem Gebüsch verschwunden. Einen Augenblick steht sie reglos da, den noch immer erschrockenen Blick auf die Büsche gelegt. Plötzlich spürt sie eine Hand auf der Schulter. Sie zuckt nicht, bleibt ruhig stehen, dann dreht sie sich um und schaut Keresin an. Es ist ein warmer, zutraulicher, dankbarer Bick, der Keresins Augen trifft. Tief dringt er in Keresin ein, intensiv wie immer, für einen Augenblick, vielleicht zwei, lange genug jedenfalls, um davon gefangen zu werden, sich wohl oder auch unwohl zu fühlen. Dann zieht sich der Bick wieder zurück, die Distanz von vorhin wird wieder hergestellt. Sundara atmet tief durch, richtet sich auf. Sundara die Zerbrechliche ist wieder Geschichte, Sundara die Kriegerin ist wieder da. Sie geht zurück in die Mitte des Raumes, blickt von Keresin zu Ira und wieder zurück. Sachlich, ausdruckslos ist der Blick, der Ira trifft. Kein Vorwurf ist darin enthalten. Es hat allen Anschein, als würde ihr Keresins Kritk genügen, als hätte sie keinerlei Interessa daran, das nun unabänderliche Geschehene weiter breitzutreten.

"Also, packen wir's an," sagt sie. Kurzerhand nimmt sie Lenari auf die Schulter und beginnt, die Leiter nach unten zu steigen. Viel wiegt Lenari nicht, und Sundara ist weit kräftiger, als sie auf den ersten Blick aussieht. Anstrengend ist ihr diese Übung immerhin, und so fließt der Schweiß freilich wieder in Strömen, als sie unten ankommt und die noch immer ohnmächtige Allianzlerin so vorsichtig wie eben möglich auf den Boden legt. Dann richtet sie sich auf, kreist die eben noch belastete Schulter zwei-drei Mal und wartet auf ihre Kameraden.