Forum Übersicht - RE: Neuer Tag, neues Glück - 5

Zuerst hat Keresin nur überrascht ausgesehen, als sich Ira für ihren kleinen Auftritt mit dem Wirten bereit gemacht hat. Aber schon wenig später zeichnet sich in dem sonst so gelassen wirkenden Gesicht des Vorovisianers beherrschte, aber doch deutlich zu merkende, Mißbilligung ab. Andere mochten Iras Zurschaustellung anregend oder gar erregend empfinden, bei Keresin scheint sie nur Abneigung hervorzurufen. Je länger die mit einigem Körpereinsatz seitens Ira geführte Feilscherei um die Münze dauert, desto steinerner wird Keresins Gesichtsausdruck. Als sie Ira dann besonders weit vorbeugt um dem Wirten einen noch tieferen Einblick in ihren Ausschnitt zu gewähren, wendet sich Keresin ab. Wortlos steht er auf und verläßt den Schankraum.

Schweißperlen stehen Stanchek auf der Stirn und in seinem Schädel bearbeiten ein halbes dutzend riesiger Sragons ebenso große Kupfergongs mit voller Kraft. Stanchek ist weder dumm noch ahnungslos und weiß durchaus was die Blonde vorhat. Er hat nur zwei Probleme. Ersten es gefällt ihm und zweitens ist da der quälende Kopfschmerz, der sein durchaus vorhandenes Talent zum Feilschen stark einschränkt. Trotzdem drei Wochen Verköstigung für drei Personen? Das ist Straßenraub. So energisch als es ihm möglich ist winkt er ab. Es geht noch eine Weile hin und her, aber Stanchek weiß selbst, daß er nur mehr ein Rückzugsgefecht führt und im Begriff ist den aufregenden Kniffen der Blonden zu erliegen. Schließlich geht es ihm nur mehr darum, das Handeln möglichst schnell zu beenden, ohne vollständig das Gesicht zu verlieren. Er stimmt zu die Drei für acht Tage mit zwei Mahlzeiten pro Tag zu verköstigen und entfernt sich in die Küche.

Ira kann die Schweißperlen auf der Stirn des Wirten sehen. Es macht ihr eine Menge Spaß Stanchek einzuheizen. Und das tut sie auch. Als sie sich einig werden freut sich Ira. Mit soviel hat sie nicht gerechnet. Als der Wirt Richtung Küche verschwindet dreht sie sich grinsend um.
Sie zwinkert Sundara zu. Sie geht zum Tisch an die Elurierin mit der Weißhaarigen sitzt. „Heil Vorovis!“: grüßt sie und setzt sich. Unbefangen mustert sie die Weißhaarige. „Ira Verra, Rottenführer, blaues Banner.“: stellt sie sich vor. Bei ihr ist der harte Akzent der Schwarzen Stadt noch stärker als bei Keresin. Sie schaut zu Sundara, grinst übers ganze Gesicht. „Acht Tage je zwei Essen und einmal Getränke hab ich ihm rausgerissen. Nicht schlecht für eine Metallscheibe mit Loch.“ Zufrieden streckt sich Ira. „Soviel wirds bei der nächsten Münze nicht mehr geben. Aber für die nächste Zeit werden wir nicht verhungern.“ Sie schaut sich einen Augenblick nach Keresin um. „Wo ist er denn hin?“: fragt sie Sundara. „Schlechte Zeit, sich zu verdrücken, wenn gleich das Frühstück kommt.“

Sundaras Mund verzieht sich zu einem belustigten Schmunzeln, als sich Ira gewohnt militärisch vorstellt. Aber gut, sie musste ja nur den Mund aufmachen, um sich als Vorovisin zu offenbaren, und so würden ihr dies wohl alle verzeihen, die ihr ihre Herkunft als solche verzeihen würden. Und das Schmunzeln wird noch breiter, als Ira ihr von ihrem Geschäftserfolg erzählt.

„Ich muss schon sagen,“ meint sie dann, „du gehst da wirklich mit Ganzkörpereinsatz ran. Irgendwann hatte ich echt den Eindruck, du reißt ihn hinter die Theke, um ihm einen zu Blasen, um noch eine zusätzliche Woche herauszuschlagen.“

Es wirkt nicht abschätzig, schon gar nicht angeekelt, wie es vorhin bei Keresin den Anschein hatte. Vielmehr lässt die Betonung darauf schließen, dass gerade ein Kompliment gemacht wurde, und ganz pragmatisch, dass eben ohne diese kleine aber gekonnte Schauspielerei das Resultat nicht dasselbe gewesen wäre. Als Ira von Keresin spricht, verschwindet das Lächeln, und verwundert sieht sie sich um. Dann schaut sie kurz zu Freyjare, wieder zurück zu Ira, und etwas irritiert sagt sie: „Entschuldigt mich einen Augenblick!“

Dann steht sie auf und verlässt den Schankraum ebenfalls. Sollte sie vor dem Silberkrug denn auch auf Keresin treffen, geht sie freilich zu ihm hin. Ein fröhlich-freundliches Leuchten aus ihren Augen wird ihn dann treffen, und die kurze Rede wirkt ebenfalls fröhlich, freundlich und etwas schelmisch: „Sag nur, du lässt dir jetzt das hart verdiente Frühstück entgehen!“

eyjare hatte auch gemerkt, wie der Mann aus der Schenke verschwand. Ihm wahr eine leichte anwiderung ins Gesicht geschrieben das konnte sie verstehen das Vorgehen der Blonden. Frau schien auf sie barbarisch. Doch Sie selber dürfte keine Größen. Sprüche klopfen das sie selber, ohne zu überlegen sich was bestellte. Und ihr jetzt einfiel, dass sie ja nichts zum Zahlen dabei hatte, aber aus dieser Lage würde sich bestimmt ein Ausweg finden. Als die Frau sich bei ihr vorstellte, konnte sie den Dialekt der bei Freyjare nicht grade Fröhlichkeit verursachte kaum überhören doch das wahr für sie nebensächlich. "Kein Problem. "Gab sie der Schwarzhaarige auf den, weg als sie sich aufmachte die Schenke zu verlassen. Sie richtete ihr hellblauen Augen auf die Blonde "Ich bin Freyjare Sewserm, Schneiderin von Berufung und wenn ich mir in meiner Bescheidenheit erlauben kann wohl die beste in ganz Estichà" Sagte sie in ihrer gewohnten unangenehmen Stimme zu ihr

Der blonde Mann lächelt Ira Verra an und verneigt sich. "Danke" sagt er zu dem Wirt und macht auf dem Absatz kehrt. In den Augen des Mannes war eindeutig zu erkennen, was er von dieser Art Frau hält. Ohne weiter die anderen zu beachten verlässt Bhok die Schänke.

Als Sundara auf den Platz hinaus tritt, kann sie Kersin sehen der offensichtlich den Brunnen umrundet hat und bereits wieder auf den Silberkrug zuhält. Falls er diesen kleinen Marsch unternommen hat um sich wieder zu beruhigen, scheint er wenig Erfolg gehabt zu haben. Sein Gesicht zeigt zwar wieder den gewohnten ruhig-gelassenen Ausdruck, seine ganze Körperhaltung dagegen drückt Entschlossenheit und Zorn aus. Auch der Blick seiner grauen Augen spricht die gleiche Sprache. Sein Tonfall ist zwar ruhig, aber alles Andere als fröhlich als er ihr antwortet. „Das Frühstück kann warten. Ich muß etwas mit Ira besprechen. Jetzt!“ Ihren schelmischen Blick scheint er entweder gar nicht zu bemerken oder bewußt zu ignorieren. Auch scheint er nicht gewillt zu sein sich mit Sundara auf ein Gespräch einzulassen, da er einfach an ihr vorbei und auf den Schankraum zu geht .

Das sich der Blonde aus dem Staub gemacht hat, ist Ira gar nicht aufgefallen. Scherzhaft knufft Ira Sundara in die Seite. Trotzdem das es nur Spaß ist, kriegt die Elurierin eine Idee davon wie es ist, wenn Ira zuschlägt. „Also jetzt mach einen Punkt. So billig bin ich nicht zu haben. Da muß schon mehr drin sein als ein paar Teller Suppe für so was. “: grinst sie. Als Sundara aufsteht, nickt sie ihr zu. Dann schaut sie zu der Weißhaarigen. Die Bemerkung über die beste Schneiderin Estichas entlockt Ira nur ein gleichgültiges „Aha.“ Nocheinmal mustert sie Freyjare ausgiebig. „Sag, kann es sein, daß sie eine Verwandte von dir als Sklavin verkauft haben? Da hats eine irre Auktion gegeben. Das war noch vor meinem Eintritt in die Reichsarmee. Die hatte auch weiße Haare, so wie du. Nur nicht so lang. Aus Elurien war sie auch. Das war das erste Mal, daß ich weiße Haare bei einer Jungen gesehen hab. Lando Zorba hat sie gekauft. Besitzt die größte Eisenmine in Vorovis. Weißt du was der gezahlt hat? 75.000 Dublonen! 75 Tausend! Das muß man sich einmal vorstellen. Dafür kann man schon ein Kriegsschiff kaufen.“ Ira schüttelt den Kopf. "Völlig verrückt."

Wenn Ira gut im Austeilen ist, scheint Sundara wenigstens gut im Nehmen zu sein. Nun hat ja Ira bereits mehrmals die Gelegenheit gehabt, Sundaras nackten Oberkörper zu sehen, und bei diesem freundschaftlichen Knuff bestätigt sich auf jeden Fall, was sie wohl vorhin schon wahrgenommen hat. Die Muskeln an Sundaras Seite leisten dem kleinen Hieb wunderbar Widerstand, und wie viel Schmerz die kleinere Frau verspürt, ist nicht auszumachen. Wenigstens verzieht sie keine Miene. Gut, ganz richtig ist dies nicht, denn sie beginnt zu lachen. Und so ist sie echt gut gelaunt, als sie den Silberkrug verlässt.

Diese gute Laune erhält draussen freilich einen ordentlichen Dämpfer. Anscheinend hat sie sich wohl eine ebenso fröhliche Antwort erwartet, auf keinen Fall jedoch so eine missmutige, ja wütende Entgegnung. Und einfach so stehen gelassen zu werden, nun, das scheint sie noch viel weniger erwartet zu haben. So schaut sie einen Augenblick reichlich verblüfft, antwortet dann nur mit einem „Aber, Keresin....“

Der Rest bleibt unausgesprochen, hat der Vorovise doch bereits wieder die Türe des Schankraumes erreicht, und jedes weitere Wort wäre dann wohl soundso vergebens gewesen. Und so macht Sundara das Einzige, was ihr in dieser Situation einfällt: Sie kramt eine Zigarette hervor, zündet sie an und folgt dann Keresin mit reichlich bedröppeltem Gesicht in den Schankraum.

Als Keresin den Schankraum betritt ist der Eindruck des gelassenen, höflichen und umgänglichen Kameraden ausgelöscht. Seine Körperhaltung, sein Blicke, seine Bewegungen sind die eines befehlsgewohnten Mannes mit Autorität und Machtbewußtsein. Es braucht keine Uniform um ihn als Offizier einer von strengster Disziplin und Härte geprägten Truppe auszuweisen. In diesen Augenblicken verkörpert er alles was einen hohen vorovisianischen Befehlshaber ausmacht. Er hebt seine Stimme kaum und doch ist sein Tonfall kalt und schneiden, als er Ira anspricht. „Rottenführer! Zu mir und folgen. Sofort!“ Er vergeudet keinen Augenblick um sich zu vergewissern, daß Ira ihm gehorcht, er dreht sich um und verläßt den Schankraum wieder Richtung Platz der Tänzerin.

--->Platz der Tänzerin

Als Ira Keresin sieht, bleibt ihr der Witz im Hals stecken. Solche Auftritte kennt sie. Sehr gut sogar. Sie steht sofort auf, als Keresin den Befehl dazu gibt. Jahrelanger Drill und harten Strafen haben Befehlserfüllung in Fleisch und Blut übergehen lassen. Mit steinernem Gesicht folgt sie Keresin hinaus auf den Platz.

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Als Ira an Sundara vorbeigeht, trifft sie ein ebenso überraschter, aber genauso mitleidiger Blick. Sie hat die Vorovisen so weit kennengelernt, dass es nun besser ist, Ira und Keresin allein zu lassen. Gerne hätte sie zwar Ira auf diesem sicher nicht angenehmen Weg begleitet, sie hätte aber wohl Keresin nur weiter gereizt, und somit die Situation keineswegs verbessert. Genauso weiss sie aber auch, dass es nicht sicher bei einer einfachen Abmahnung bleiben könnte, ja, dass sie womöglich nachher genau so gut eine Heilerin hätte suchen müssen, um Ira wieder zusammenzuflicken. Nun denn, sie lässt Ira wortlos vorbei, doch ist der Ausdruck ihrer Augen stark genug, dass Ira feststellen muss, wenigstens in Gedanken nicht alleine zu sein.

Also geht Sundara wieder zurück zu dem Tisch, an dem noch immer Freyjare sitzt, die sich inzwischen wohl etwas eigenartig vorkommen muss, angesichts der großen Bewegung, die an ihrem Tisch stattfindet. Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen, und zwar auf den Stuhl, der so gestellt ist, dass sie die Türe gut im Auge behalten kann. Irgendwann wird doch entweder Ira oder Keresin wieder hereinkommen, und dann wird sich weiteres wohl zeigen. Die Sorge um die Blonde ist ihr in das Gesicht geschrieben. Nachdenklich zieht sie an ihrer Zigarette, starrt zu der Tür, sagt allerdings gar nichts.

Aus der Küche kommend schleppt sich Stanchek mit einem großen, schwer beladenen Tablet ab. Für einen Moment stutzt er als er an den wieder halbleeren Tisch kommt, aber er verliert kein Wort über das Kommen und Gehen seiner Gäste. Das Frühstück war von der aufregenden Blonden bezahlt worden. Ob es seine Gäste nun aßen oder nicht, ist Stanchek im Moment herzlich egal. Zuerst stellt er die große Schüssel mit Brei auf den Tisch, dann die Schüsselchen mit Honig, Nüssen und getrockneten Früchten, dazu eine große Kanne mit kalten Tee. Schüsseln, Becher und Löffeln folgen. „Laßt es euch schmecken.“: sagt Stanchek und zieht sich zur Theke zurück, hinter der er sich unauffällig ein Bier zapft um damit seinen ausgetrockneten Schlund zu befeuchten.

Das Frühstück sieht äußerst einladend aus. Schade, dass ihre Gefährten, besonders die edle Spenderin, nicht daran teilhaben können. Doch, so denkt sich Sundara, dies lässt sich ja ziemlich leicht ändern. Sie sieht Freyjare an.

"Greift doch inzwischen einfach zu," sagt sie mit freundlichem Lächeln. "Ich gehe mal nachschauen, ob die Beiden ihren Disput inzwischen beendet haben."

Also steht sie auf, richtet kurz die Asnivala an ihrer Seite, dann geht sie zu der Tür. Ihr ist klar, dass sich Vorovisen bei internen Angelegenheiten nicht gerne stören lassen. Und doch empfindet sie es als richtig, den beiden wenigstens diese doch bedeutende Veränderung ihres Tisches mitzuteilen. Es könnte ja sein, dass sie in Anbetracht eines knurrenden Magens ihre Diskussion abkürzen oder auch kurzerhand verschieben möchten. Und, letztendlich, mochten sie ihr doch den Kopf abreißen, im Endeffekt waren sie ja doch alle aufeinander angewiesen.

---> Fahne und Ehre

----> Fahne und Ehre

Es dauert nicht lange, und Sundara erscheint wieder in dem Gastlokal. Sie schleppt schwer. Sie trägt die blonde Schönheit in ihren Armen. Von den Haaren derselben ist jedoch nicht viel zu sehen - eine weißes Stoffstück ist um ihren Kopf gewickelt, und ein Blick auf Sundaras Hemd verrät auch leicht, woher dieses stammt: der linke Ärmel fehlt vollständig. Sundara ist gerötet vor Anstrengung, Schweißperlen glänzen auf der Stirn. Sie geht zu einem freien Tisch, legt Ira möglichst behutsam darauf. Dann dreht sie sich um zu dem Wirt.

"Ich brauche Branntwein," ruft sie ihm entgegen, "sagt mir, was ich dafür machen soll, aber bitte bringt mir Branntwein! Schnell!"

Dann macht sie sich daran, vorsichtig den Verband zu lösen. Um Freyjare kümmert sie sich nicht mehr. Was letztendlich auch wenig verwunderlich ist. Die Sorge um ihre neue Bekannte ist ihr ins Gesicht geschrieben. Sie streicht durch das blutige Haar, auf der Suche nach dem Ursprung des roten Lebenssaftes. Ohne noch einmal aufzusehen, ruft sie wieder zu dem Wirt: "Wo finde ich hier eine Heilerin?"