Forum Übersicht - RE: Der Tanz der Schatten - 2

Der Fund Ataerics beschäftigt Hel viel zu sehr, als das er Javero wirklich zuhört. Allerdings glaubt er nicht, daß dieser Fund Zufall ist, nichts hier geschieht zufällig. Allein aus diesem Umstand ergeben sich so viele Fragen, das sich die Gedanken in seinem Kopf wie ein Karussell drehen. So geht es ihm erst einen Moment nach dem der Barde es ausgesprochen hat auf, was er gesagt hat. Mit zwei Schritten ist er bei ihm, packt ihn mit der freien Hand an der Weste. „Was hast du gesagt? Eine Frau mit Mandelaugen? Wo hast du sie gesehen? Wo?“ Es ist weder Zorn noch will er dem Barden an den Kragen, aber die Erwähnung der Unbekannten scheint Hel ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben.

„Du hast was getroffen?“ fragt Ataeric entgeistert nach und noch während er überlegt, ob das wohl einer der unzähligen Scherze des Spielmanns ist, ist bereits Hel an dem jungem Mann. Der Krieger tritt zurück obwohl er selbst nach dem Schubs nicht mehr so dicht an Javero steht. Die Reaktion des Älteren überrascht ihn nun wirklich, besonders da er seinen Nachbar meistens recht ruhig und gefasst erlebt hat. Doch er lässt Hel machen, fragt nicht selbst nach was ihn nun beschäftigt und verfolgt aufmerksam das vielleicht entstehende Gespräch..

Wohl irgendwie schon in der Annahme, dass seine Schilderung auf wenig Interesse treffen wird und auch irgendwie ganz einvernehmlich damit, kommt der Ausbruch des Heilers für den Spielmann dann aber ebenfalls überraschend. Der ausweichende Schritt zurück erfolgt reflexartig und schnell, doch bringt er nicht die nötige Distanz, um dem Griff zu entkommen. So erwischt Hel die Weste und es ratscht vernehmlich, als bei der impulsiven Behandlung eine Schulternaht reißt. "Himmel Hilf! Ich hab' nicht mehr so viel zum Anziehen!" entfährt es dem Barden maulig, während er dem Giftmischer aus schmalen Augen entgegen glimmt. "Ich hab' sie in einem der leerstehenden Häuser getroffen. Kerzenschein, Geigengedudel, ein duftiger Hauch von "Nacht in Ashrabad" und schon war es um uns geschehen!" schildert er das Zusammentreffen ganz und garnicht wahrheitsgetreu. Er späht Hel neugierig entgegen, dann kräuseln sich seine Lippen zu einem spitzbübischen Schmunzeln. "Bist du verknallt?"

„Idiot!“: knurrt Hel und läßt den Barden los. Gewöhnlich ist er einem Scherz nicht abgeneigt, aber jetzt scheint ihm jeder Anflug von Humor abhandengekommen zu sein. Er spricht nicht laut, aber die Schärfe in seiner Stimme ist unüberhörbar. „Diese Frau gehört zu unseren Gastgebern oder ist zumindest eine Botin von ihnen. Also verschone mich mit diesem elenden Schwachsinn. Ich will wissen wo du sie getroffen hast! Nicht morgen, jetzt!“
Ein gefährliches Funkeln glimmt jetzt in den grünen Augen, die den Barden mustern. „Verschwende keine Zeit damit, es mir zu erklären. Versuche es erst gar nicht. Bring mich hin! Beweg dich oder soll ich nachhelfen?“ Die Arroganz der Kommandeure der Schwarzen Stadt schwingt in dem kalten, drohenden Befehlston mit, aber auch eine Dringlichkeit, die keinen Aufschub duldet.

Das Lächeln des Barden hält sich hartnäckig, blickt er der vorovisanischen Befehlsgewalt scheinbar ungerührt entgegen. Nur der braune Iridenkranz erhält einen Ausdruck lauernder Wachsamkeit und zwei quälende Herzschläge lang scheint der Spielmann tatsächlich den bisher so gastfreundlichen und umgänglichen Heiler auf die Probe seiner Geduld stellen zu wollen. Ein Kurzer Blick flirrt zu Ataeric, dann grinst der Spielmann lapidar und tut einen wippenden Schritt rückwärts. "Aber natürlich. Sofort." fügt er sich mit samtweicher Stimme in die Anweisung des Reichsprovisors, wendet sich dann auch um und schreitet still die dunkle Straße entlang. Vermutlich geht das Ganze mehr oder weiger schweigend von statten, zumindest der schmale Mann begnügt sich mit der Rolle des Wegführers, wobei er sich nicht die Mühe macht dem Schlendern allzu viel Eile zu verpassen.
An dem Haus angelangt, welches ihm gestern die seltsame Begegnung beschert hatte, hält der Spielmann schließlich inne und deutet zu dem Balkon hinauf, an dessen Türgriff immer noch der seidene Schal im Nachtwind weht. "Da oben." beschreibt er noch unnötiger Weise, wendet sich zu Hel um und blickt im forschend entgegen.

Ataeric steht ein wenig abseits der Beiden und nimmt den scharf angeschlagenen Tonfall des Heilers mit ausdrucksloser Miene auf. Die grauen Augen liegen aufmerksam auf dem Barden, dessen kurzen Blick er mit einem leichten Nicken beantwortet. Schließlich folgt auch er dem bummelnden Spielmann, der sich so gar nicht veranlasst fühlt hier jetzt in Hektik auszubrechen. Ataeric mustert Hel mit einem knappen Seitenblick, schweigt aber ebenfalls erst einmal und obwohl die tanzende Seide ein Stockwerk über ihnen bei ihm Fragen aufwirft, hält er sie zurück. Er schaut von dem Balkon die gepflegte Fassade nach unten zur weißen Eingangstür, an der ein getrockneter Blumenkranz den Hauch von Gastfreundschaft verspricht. Er überlegt nicht lange und bewegt sich auf die Tür zu, die sich offensichtlich öffnen lässt – verschwindet der Hüne in dem dunklen Haus und lässt den Eingang hinter sich auf.

Ein paar Mal ist er knapp daran dem schlendernden Spielmann einen kräftigen Tritt in den Arsch zu verpassen, um ihn zur Eile anzutreiben, doch er beherrscht sich. Als sie endlich an dem hübschen Haus ankommen hat die Morgendämmerung begonnen und überzieht die Stadt mit stumpfen Grau. Als Javero nach oben zeigt hat sich Hel wieder gefangen. „Danke.“: sagt er. „Tue mir einen Gefallen und stell dich in die Türe.“ Dann folgt er Ataeric, der bereits das Haus betreten hat. Es ist noch immer so dunkel in dem Korridor, der sich vor ihm erstreckt, daß er bestenfalls Umrisse erkenen kann. Doch er hält sich nicht lange im Erdgeschoß auf, tastet sich bis an die Treppe die hinauf in den ersten Stock führt und läuft zwei Stufen auf einmal nehmend hoch. Schon auf dem Treppenabsatz steigt ihm die Idee eines Duftes in die Nase. Durch ein Fenster fällt etwas Licht und er kann zwei Türen erkennen, aber er folgt ohnehin dem Duft. Als er eine der Türen öffnet, wird er exotische Duft stärker. Mit ein paar Schritten ist er an der Balkontüre, löst das feine Tuch und riecht daran. „Malam! Ich habe es gewußt. Sie war da!“: ruft er dem Krieger zu, der sich irgendwo hinter ihm befinden muß. Er beginnt sich in dem opulent ausgestatteten Schlafzimmer mit der an Ashrabad erinnernden Einrichtung umzusehen.

"Ja, sicher. Immer wieder gern." erwidert der Spielmann ein wenig halbherzig und blickt den beiden Männern nach, wie sie im Haus verschwinden. Er denkt garnicht daran sich wie ein Hornochse in die Tür zu stellen, als ob er tatsächlich irgendwas, oder irgendwen aufhalten könnte, das hinein oder hinaus wollte. Daher lehnt er sich daneben gegen die Wand, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und zieht gemütlich ein Bein an. Ungeniert gähnend blinzelt er in den erwachenden Morgen und rollt dann mit den Augen, als die gut vernehmbaren Worte von oben erklingen. "Heureka! Veranstaltet ein Fest, der Barde hat die Wahrheit gesagt!" grinst er spöttelnd.

Der Krieger kramt im Erdgeschoss in einigen Schränken herum während Hel bereits das erste Stockwerk betritt. Mittlerweile hat er Übung darin, benötigte Dinge in fremden Häusern zu finden, so dass Ataeric dem Älteren kurz darauf mit einer brennenden Lampe nach oben folgt. Die Morgendämmerung gibt bereits ihr diffuses Licht in den Raum, dennoch ist der mit vielen Stoffen verkleidete Raum noch düster. Die Lampe wird Hel überlassen sofern er sie bei seiner Suche haben will oder er leuchtet dem Älteren die Ecken aus. Ataeric interessiert sich wenig für das Zimmer, wüsste er nicht einmal wonach er hier suchen sollte, weshalb er sich darauf beschränkt den anderen dabei zu beobachten. Ist aber durchaus bereit sich daran zu beteiligen:„ Ich hab sie nie gesehen, suchst du was bestimmtes? Was meintest du damit, sie könnte unsere Gastgeberin sein oder eine Botin davon?“

Er weiß selbst nicht wonach er sucht. Er läßt seinen Blick über das Zimmer schweifen, forscht nach irgendeinem Anhaltspunkt, nach einem Hinweis, der mehr über die schöne Unbekannte verrät.
„Sie war bei mir in dieser Nacht, als ich die Beeren versucht habe, mit denen sich das Zwysel angeblich vollgestopft hat, bevor sie versucht hat mir das Licht auszublasen. Eine starke Droge, ich habe zuerst angenommen, daß sie eine der Halluzinationen war, die von den Beeren hervorgerufen wurden. Aber sie hat mir etwas hinterlassen um mir zu zeigen, daß sie wirklich da war. Ein Tuch ganz ähnlich dem, wie dieses hier, den Duft von Malam und einen Fußabdruck im Sand.“ Hel reicht Ataeric das Tuch von dem ein exotischer Duft ausgeht.
„Malam wird auch der Duft der Reshala genannt, weil er so kostbar und selten ist. Außerhalb Ashrabads ist es trotz vieler Versuche nie geglückt die Nachtlantis zu kultivieren. Der Preis einer kleinen Phiole des Öls reicht aus um eine Bauernfamilie ein ganzes Jahr zu ernähren. Aber das unsere Gastgeber scheinbar mit nichts sparen wissen wir bereits. Selbst wenn sie nur für unsere Gastgeber den Boten spielt, sie hat auf jeden Fall mit ihnen zu tun. Damit ist sie unsere bisher beste Chance an die Gastgeber heranzukommen, vorausgesetzt wir finden sie.“
Hel wendet sich der einzigen Kommode zu und beginnt den Inhalt der Schubladen zu durchsuchen. Außer seidenfeiner Wäsche findet er nichts.
„Hat Javero unsere Schönheit überrascht oder hat sie auf ihn gewartet? Wenn sie auf ihn gewartet hat, dann mußte sie wissen, daß er hier vorbei kommt. Wir sollten uns auf jeden Fall mit ihm unterhalten, wenn wir hier fertig sind.“
Langsam geht er auf das niedrige, seidenbezogene Bett zu. Plötzlich bleibt er stehen und schnuppert. „Hier ist etwas. Der Duft nach Malam wird stärker. Komm mit der Lampe her.“

Bis auf die eine Kommode die sich bereits Hel vornimmt und einem samtbezogenen Hocker davor gibt es nicht viel zu durchsuchen, weshalb sich Ataeric darauf beschränkt zuzuhören und das Tuch entgegen zu nehmen. „Ashrabad?“ merkt Ataeric alarmiert auf und hebt das Tuch an die eigene Nase. Nach dem Gesichtsausdruck des Hünen nach kommt ihm der Duft aber nicht bekannt vor, er schüttelt auch mit dem Kopf. „ Ich glaube ich war mal in Ashrabad, vielleicht auch für länger oder mehr als einmal. Warst du schon einmal dort? Wie sieht die Frau aus und könnte sie nicht einach.. eine weitere Gestrandete sein?“ Er legt das Tuch auf das Bett oder gibt es Hel wieder sofern er möchte und tritt näher, um dem Ältereb mit der Lampe zu leuchten. „Wo ist Javero überhaupt, ist er schon wieder weg?“

„Ja, ich war in Ashrabad, aber das ist eine halbe Ewigkeit her. War eine schöne Zeit.“ Für einen Moment grinst er. „Wären sie mir nicht so knapp auf den Fersen gewesen, hätte ich mich dort niedergelassen.“ Schnell wird er wieder ernst. „Theoretisch könnte sie eine Gestrandete sein, aber vieles spricht dagegen. Auf den ersten Blick mag sie aussehen, wie eine der glutäugigen, dunkelhaarigen Schönheiten Ashrabads. Wenn du genau hinsiehst, merkst du, daß ihr Gesicht zwar nicht weniger schön, doch fremdartiger aussieht. Ihre Augen sind leicht schräg gestellt, die Nase klein, hohe Backenknochen und eine Hautfarbe wie altes Elfenbein. Sie verhält sich nicht wie eine Gestrandete, sie kennt die Stadt besser als wir und sie verschwindet nahezu spurlos. “ Im Licht von Ataerics Lampe entdeckt Hel etwas. „Leuchte hierher.“: bittet er den Krieger. „Ich habe ihn gebeten, den Hauseingang im Auge zu behalten. Hier drinnen stünde er uns ohnehin nur im Weg herum und ginge uns mit seinen Kommentaren auf den Sack.“ Ohne zu Zögern treibt er die Klinge des Dolches in den haarfeinen Spalt der sich im Licht abzeichnet. Mit einem leisen Klick öffnet sich eine Tapetentüre. Instinktiv macht Hel einen schnellen Schritt rückwärts. „Bei Lijans Titten, sieh dir das an!“ Die Türe gibt den Blick auf einen kleinen Raum oder eine große begehbare Garderobe frei.

„Knapp auf den Fersen? Ach.. mhm.. Ashrabad gehört zum neuen Kult. Du galtst als Verräter und warst damals auf der Flucht mh?“ bemerkt Ataeric eher im Selbstgespräch, um Gehörtes mit Erfahrenem zu kombinieren. „Mh. Vielleicht hast du irgendwann mal Muße mir aus deinem Leben zu erzählen. Hört sich nach einem .. ereignisreichen an“, er wirft dem Älteren einen kurzen Blick zu und nickt zögernd zu dessen Bericht der fremden Frau. „ Dann sollten wir uns beeilen wenn wir von Javero heute noch was erfahren wollen, er ist nicht blöd. Er wird merken dass wir ihn nur abstellen wollen und vermutlich nicht lange dort bleiben. .“ Der Krieger hält wie gefordert die Lampe höher und beleuchtet den Bereich der Tapete. Beide Brauen schießen in die Höhe, als Hel die versteckte Tür findet und sich ein kleiner Raum vor ihnen präsentiert, aus dem ihnen der deutlich wahrnehmbare Duft nach Malam entgegen strömt. Seidige, farbenprächtige Stoffe geben dicht an dicht einen feinen Glanz von sich, als Ataeric den Winkel der Lampe verändert und in die Kammer hinein leuchtet. Er lässt Hel den Vortritt und bleibt in der Tür stehen, würde es mit ihm zusammen recht eng in dem Raum werden..

Jaaa, die Langeweile und der Barde. Zwei Erzfeinde seit Urgedenken! Zudem weicht die Nacht zusehends dem Morgengrauen und der Spielmann kann sich gerade wahrlich etwas angenehmeres vorstellen, als zum Ballast degradiert und an der Tür postiert zu werden - schlafen zum Beispiel! So verharrt er für seine Verhältnisse schon wirklich sehr geduldig, gähnt nur hin und an und lauscht in die Stille hinein, aus welcher nur gedämpft die Stimmen und die Geräusche aus der oberen Etage dringen, während seine Augen die Fassaden im fahlen Grauschleier des Zwiellichts betrachten. Überrascht heben sich seine Brauen, als er den Schatten wahrnimmt und seine Augen huschen sogleich zu der Tür, welche lautlos aufgleitet. Anzeichen von Alarmbereitschaft sieht man an dem jungen Spielmann keineswegs, stattdessen heben sich seine Mundwinkel sogleich zu einem breiten Grinsen, als er die mandeläugige Schönheit erkennt. "Ehrlich Drayajel...?" flüstert er halblaut. "Da sind zwei gestandene Mannsbilder in deinem Gemach und du turtelst mit dem Spielmann?" ein leises Glucksen begleitet das gemächliche Abstoßen von der Wand, ehe er auf das gegenüberliegende Haus zuschlendert, war das neckische Spielchen der Schönen nun wahrlich nach seinem Geschmack. Sorglos schlüpft er durch den Türspalt und blickt sich in dem vermeintlich dunklen Raum um.