Forum Übersicht - RE: Der nächste Tag - 3

Jetzt ist sie völlig durcheinander. Er hat geschworen! Einen Eid der ihm wahrscheinlich wirklich nichts mehr bedeutet. Es gibt keinen Schutz! Hat vom ersten Augenblick nicht gegen. Und er sitzt immer noch auf seinem Stuhl. Hat ihr kein Haar gekrümmt. Im Gegenteil! Er hat seine Maske vor ihr fallen lassen. Hostinos! Hab ich ihm Unrecht getan? Sie springt von ihrem Sessel auf.
„Hel, ich muß gehen. Ich muß nachdenken! Es ist zuviel, einfach zuviel für mich.“
Sie rennt, aber nicht aus Angst. Sie ist so durcheinander. Sie merkt gar nicht, wie schnell sie rennt.

Der Barde hatte Wort gehalten und bis jetzt auf dem Mäuerchen ausgeharrt. Zu weit war er entfern, als dass der Wind es vermocht hätte die Stimmen zu ihm herüber zu tragen und so wirkt die Stille gepaart mit dem Rauschen der Wellen alsbald wie ein Wiegenlied Vesanas. Die Nacht war denkbar kurz gewesen, der Frühe Eifer seiner Mitbevölkerung nun wahrlich nicht seine Welt uns so ist er alsbald wieder halbwegs eingedöst. Ein tiefer Schlaf hat sich jedoch nicht eingestellt, sodass die eiligen Schritte an seine Ohren dringen und ihn auffahren lassen. Rasch blickt er sich um, erkennt Vella mit wehendem Rock den Weg entlang stürmen und rutscht sogleich von der Mauer, um ihr mit besorgt gerunzelter Stirn entgegen zu kommen. Doch die Tatsache, dass sie weder geschrien hatte noch körperlich versehrt wirkte, lässt ihn zumindest etwas erleichtert aufatmen.

Als Vella Javero sieht wird sie langsamer. Sie bleibt keuchend vor ihm stehen. Sie wirkt durcheinander. Aber die Angst ist nicht mehr da. Sie japst nach Luft und wischt sich den Schweiß von der Stirne. „Danke...das du gewartet hast. Ich bin ganz außer Puste.“
Ein paar Mal atmet sie kräftig durch. Dann beantwortet sie dem Barden die Frage die er nicht laut gestellt hat.
„Er hat mir nichts getan. Ganz im Gegenteil.“
Ihr Atem ist jetzt ruhiger. Ihre dunklen Augen schauen traurig.
„Er hat mir erzählt, was mit Vorovis passiert ist. Alles. Es ist furchtbar. Es ist nicht alles zerstört, aber zurück gibt es keines. Nicht einmal wenn wir hier fortkommen. Ich bin total durcheinander. Er hat mir soviel gesagt. Ich glaub nicht das er viel gelogen hat. Vielleicht gar nicht. Aber es ist so schwer zu glauben. Er ist wirklich anders als früher. Oder er ist wieder so, wie ich ihn kennengelernt hab. Ich muß darüber nachdenken. Aber momentan summt mein Kopf wie ein Bienenstock. Weißt du, ich glaub ich hab einen Fehler gemacht. Oder ich war schrecklich dumm. Vielleicht auch beides miteinander.“
Sie seufzt leise.
„Aber ich bin froh, daß ich mich getraut hab. Es war nicht leicht. Ich wollte schon davonlaufen. Jetzt fühl ich mich besser.“

Aufmerksam blickt der Spielmann auf die kleinere Frau hinab, lauscht ihren Worten und nickt verstehend, auch wenn er sicherlich weit entfernt davon ist zu verstehen, oder auch nur erahnen zu können welch Komplexität die Sorge der jungen Frau hat. Ihre abschließenden Worte bringen ihn jedoch zum Lächeln. "Das ist schön zu hören, dann hat es sich ja schon gelohnt." zieht er die optimistische Quintessenz aus der doch noch recht durchwachsenen Stimmung. "Fehler macht wohl jeder mal, davon kann sich keiner frei sprechen. Ist wohl immer die Frage was man aus der Erkenntnis macht." lädt er sie subtil dazu ein darüber zu sprechen, wenn sie es denn möchte, doch drängt er sie nicht weiter, immerhin hatte er ihr versprochen gewisse Dinge nicht nochmal anzusprechen. "Also...was tust du für gewöhnlich, um den Kopf frei zu bekommen? Der Tag ist noch so unvorstellbar früh, den muss man sich wohl erstmal noch irgendwie vertreiben." er lacht heiter und kratzt sich am Hinterkopf. "Aber ich mach mich auch aus dem Staub, wenn du lieber Zeit für dich haben willst?" forschend blickt er der jungen Frau entgegen, wohl tatsächlich einverstanden wofür auch immer sie sich entscheiden würde.

„Ich hab ihm unrecht getan, Javero. Er hat seine Feunde nicht verraten, daß er frei kommt. Ich habs dir vorhin so erzählt. Aber es stimmt nicht. Ich habs nur geglaubt, weil er erst heute den Mund aufgemacht hat. Jetzt frag ich mich, ob ich mir auch andere Sachen nur eingeredet habe.“
Sie zeufzt wieder.
„Es ist wirklich nicht einfach. Aber….“
Sie unterbricht sich und schaut zu ihm hinauf.
„Ich hab meist gearbeitet. Die Prokuratorin ist ein feuerspuckendes Warriag. Da muß alles in Ordnung sein. Sonst war ich zu Haus. Ich lese gern und ich mag auch zeichnen. Weißt du, in Vorovis sind die Kneipen ziemlich schlimm. Da mag ich nicht hingehen. Die guten Lokale kann ich mir nicht leisten. Da bleibt mir nicht viel Auswahl. Soviel Zeit wie hier hab ich nie gehabt.“
Als er ihr anbietet zu verschwinden sagt sie schnell:
„Ich mag dir nicht auf die Nerven gehen.“
Sie schaut jetzt verlegen auf sein Hemd.
„Aber jetzt allein sein, das wär nicht gut. Wenn es dir nichts ausmacht.“

"Na das ist doch eine wunderbare Nachricht!" frohlockt der Barde optimistisch wie eh und je. "Die Erwartungen dieses Gespräches sind bei weitem übertroffen, würde ich sagen. Das klingt auf jeden Fall nach einer gesunden Basis, um weitere folgen zu lassen. Aber es gibt sicher keinen Grund zur Eile, Sanjavela. Lass dir damit Zeit, es drängt dich ja keiner."
Bei Vellas nächsten Worten bläst Javero die Wangen auf und kratzt sich am Hinterkopf, während er der zierlichen Frau einen Blick zuwirft, der Bände spricht. Hier gab es wohl einiges an Nachholbedarf. "Die Tavernen hier sind zur Zeit wohl nicht allzu gut besucht, das wäre also auch nicht sonderlich unterhaltsam." schließt er den Zielort aus, der unter anderen Umständen sicher von ihm favorisiert werden würde. " Aber Zeichnen ist gut! Damit kann ich was anfangen." kurz lässt er den Blick zum Meer hin schweifen, welches auf Grund der Gezeiten gerade einen Gutteil des Strandes frei lässt, dann grinst er ideenreich. "Na komm, schauen wir mal was wir finden." ermuntert der Spielmann lächelnd und hält Vella auffordernd die Hand entgegen. Unabhängig davon, ob sie der Geste folgt, strebt er alsbald dem Zugang zum Strand zu und führt die zierliche Vorovisianerin über das pudrige Mosaik aus reinweißem Sand, Muscheln und angespülten Meeresschätzen. Die nackten Füße des Barden hinterlassen gemächliche und wenig geradlinige Spuren im weichen Untergrund und die sachte Brise trägt den salzigen Duft des Metcha zu ihnen heran und fährt verspielt in Haar und Kleidung. Die Frage, warum der Barde nicht einfach in eines der nächsten Häuser gewandert ist, um dort Kohlestift und Pergament aufzutreiben, beantwortet sich alsbald, als er eine emporragende Klippe anstrebt, welche sich über den Strand erhebt und einer Hand voll dösender Schildkröten als Sonnenschutz dient. "Ah, schau da. Artas Leinwand, wie für uns geschaffen." erklärt er vergnügt, während er mit der Hand zu der kantigen Schieferwand deutet und schließlich mit Schalk im Nacken zu Vella hinab lächelt.

Vella nimmt seine Hand. Als sie am Strand ankommen sagt sie:
„Wart einen Moment.“
Sie bückt sich und schlüpft aus ihren Sandalen. Trägt sie in der Hand. Ihre kleinen Füße hinterlassen eine Spur neben der des Barden. Schwacher Wind spielt mit dem Haar, das ihr aus dem Zopf gerutscht ist.
„Es ist schön hier. Fast zu schön um wahr zu sein.“: sagt sie als sie neben ihm hergeht. Ihre Hand liegt wieder in seiner. Dann lacht sie leise.
„Der Sand kitzelt zwischen den Zehen. Ich glaub das letzte Mal das ich barfuß durch den Sand gelaufen bin, war in Metija. Ich war noch ein Kind.“
Wie sie so neben ihm hergeht, wirkt sie gelöst und fröhlich. Als sie vor der Steinwand stehen bleiben, die Javero zur Leinwand erklärt, knufft sie ihn sanft mit dem Ellenbogen.
„Ach du, willst du mich zum Narren halten? Was soll denn das für eine Leinwand sein? Das ist Stein. Mit was willst du darauf zeichnen?“
Sie schaut lächelnd zu ihm hinauf.
„Aber du kannst ja probieren mit den Fingernägel was hinein zu kratzen.“

Vergnügt hält Javero inne, als sich Vella ihrer Sandalen entledigt und das sanfte Lächeln gebührt der erwachenden Unbeschwertheit, welche der jungen Frau doch so viel besser zu Gesicht steht.
Noch im gemütlichen Dahinschlendern, schnalzt der er jedoch in sanftem Tadel mit der Zunge. "So einfache Dinge die einen Glücklich machen und du wartest damit, bis du auf einer einsamen Insel strandest." er lächelt keck zu ihr hinab. "Ah Metija...bist du dort geboren? Dann kennst du sicher auch die kleine Bucht mit dem geheimen Plätzchen unter der Weiden. Beschaulicher Fleck zum..." er besinnt sich kurz zupft sich mit erhobener Braue am Kinn und entscheidet sich dann wohl für die etwas realistischere Kindheitserinnerung. "...verstecken spielen." endet er den Satz und linst schelmisch zur Seite.
"Aber mit Nichten, kleine Lady, das ist mein voller Ernst!" tut er kund, lacht auf den Knuff hin leise und drückt kurz ihre Hand, ehe er sich von ihr löst und auf die Wand zustrebt. Unbekümmert steigt er über eine Schildkröte hinweg, welche sich sogleich in ihren Panzer verkriecht, dann sucht er kurze den Boden ab. Alsbald hat er einen Stein mit einer scharfen Kante gefunden, stellt sich dann dicht vor die Schieferwand und tippt ein paar mal nachdenklich mit dem klimpernden Fuß auf, ehe er auch schon dazu ansetzt die ersten weißen Striche in den Schiefer zu ritzen, welche sich wunderbar von dem dunklen Untergrund abheben. Heraus kommt ... nun ein mehr oder weniger eckiges Gebilde mit willkürlichen Schnörkeln oben drauf und einem Bogen an der Seite. "Na?" meint er stolz, als er die Zeichnung beendet hat, tritt einen Schritt zurück und präsentiert mit stolz ausgestreckten Armen sein "Gemälde" welches selbst mit reichlich Fantasie kaum zu identifizieren wäre. Arta hatte ihn wohl doch eher einseitig gesegnet.

Besser jetzt als gar nicht.“:gibt sie verschmitzt zurück. Sie nickt auf seine Frage.
„Am Großen Strom bin aufgewachsen. Es ist schön dort. Nicht so finster und dreckig wie in Vorovis.“
Mit gespielter Verärgerung schaut sie zu ihm. „Ja, ja verstecken spielen. Das ist sicher genau das was du dort gemacht hast.“ Ihr Schmunzeln macht es aber nicht sehr glaubhaft.
Sie läßt seine Hand aus und schaut zu wie er über die Schildkröte steigt. Interessiert geht sie ein bisschen näher und schaut was er sucht. Als er den Stein nimmt, lacht sie leise.
„Das wird was werden.“ Genau schaut sie zu, wie er mit dem scharfen Brocken Linien ritzt. Als er dann mit großer Geste sein Werk präsentiert, lacht sie fröhlich.
„Ich hoffe du singst besser als du auf Stein kratzt. Sonst seh ich schwarz für deine Karriere.“
Mit ein paar Schritten ist sie bei ihm.
„Laß mich einmal probieren.“
Sie nimmt ihm den Stein aus der Hand. Ein bisschen unsicher dreht sie das ungewohnte Werkzeug in ihrer Hand. Dann sucht sie sich eine relativ glatte Stelle.
„Komm stell dich hier her. Sonst muß ich mir den Kopf verdrehen.“
Sie schaut ihn an und dann beginnt sie auf dem Stein zu kratzen. Sie tut sich schwer mit dem Stein. Dann macht sie einen Schritt zu Seite. Fängt an einer anderen Stelle an. Schon bald ist sie ganz auf ihre Zeichnung konzentriert. Sie wirft ihm kurze Blicke zu, zeichnet weiter. Javero kann zusehen, wie sein Gesicht langsam auf dem Stein entsteht. Das Licht der Soa läßt ihr Haar in dunklen Rottönen leuchten. Ihr Strich ist sicher. Es ist kein naturgetreues Portrait. Nur eine Skizze. Aber es ist unverkennbar Javero. Sie macht einen Schritt zurück. Legt den Kopf schief und schaut kritisch ihr Werk an.
„Schlecht! Aber besser geht’s nicht mit dem Stein.“
Sie dreht sich zu ihm. „Aber ich versprech dir, wenn ich Kohle und Papier finde, dann zeichne ich dich ordentlich.“

"Oh na komm schon..." animiert der Lautenspieler halbernst. "Das ist doch unverkennbar ein Bierkrug!" gerade noch kritzelt er dem Schaum auf dem Krug etwas mehr zweifelhafte Plastizität ein, als Vella auch schon neben ihn tritt und ihm den Stein mopst, um das künstlerische Debakel zu unterbinden. Neugierig muster er sie, tritt einen wiegenden Schritt zurück und hebt etwas skeptisch die Brauen, als die Künstlerin ihn als Zeichenobjekt auserwählt. So wirklich klar wird es ihm allerdings erst verspätet, sodass er tatsächlich kurz ins Stocken gerät, als seine Konturen auf der Wand entstehen und er den höchst seltenen Anflug von Verlegenheit mit der typischen Blödelei abwiegelt. "Hätt' ich das gewusst, hätt' ich mich heut früh rasiert." er reibt sich bezeichnend über die Bartstoppeln, kann dann aber doch nicht umhin beeindruckt zu betrachten, wie die Künstlerin so leichtfertig und trotz erschwerter Bedingungen ein Portrait auf die Wand bringt. Als sie geendet hat, löst er seinen Blick etwas verspätet von der Skizze und ein staunender Funke ruht in den braunen Augen, als sie die Vellas treffen. "Das ist...wirklich beeindruckend. Ich dachte jetzt an ein bisschen willkürliches Herumgekritzel auf der tristen Steinwand. Hättest du vorher erwähnt, dass du eine Künstlerin bist, hätte ich mich wirklich nicht mit meinem Bierkrug blamiert." mit einem herzlichen Lachen stützt er sich mit dem Unterarm auf Vellas Schulter ab, ohne jedoch wirklich Gewicht darauf zu verlagern. Mit leicht verengten Augen und einem schmunzeln im Gesicht betrachtet er erneut das Portrait. "Wo hast du so zeichnen gelernt?"

Vella schüttelt den Kopf.
„Das ist gar nicht beeindruckend, das ist schlecht.“: sagte sie bestimmt
„Ach ein Bierkrug ist das? Das mußt du aber dazuschreiben.“: lacht sie ihn an.
„Ich bin doch keine Künstlerin. Ich hab dir doch gesagt, daß ich Beamtin bin..war.“
Als er ihr den Arm auf die Schulter legt, stört sie das gar nicht. Sie schaut ihn von der Seite her an, als er sich das Portrait nochmals anschaut.
„Nirgendwo. Ich habs mir selbst beigebracht. Ich hab schon als Kind gezeichnet. Ich hab alles vollgekritzelt. Einmal sogar das Hauptbuch der Firma. Mein Vater war ganz schön böse. Später als ich größer war, hab ich mir ein Glas auf den Tisch gestellt und es gezeichnet. Solang bis es auch wie ein Glas ausgeschaut hat. Und so fort. Es geht nicht von heut auf morgen. Aber wenn man immer weiter zeichnet, dann wird es irgendwann gut. Aber ich kanns nur mit Kohle oder einem Stift. Ich habs auch mit Tusche und Pinsel versucht. Aber das wird nichts. Da ist dein Bierkrug noch schöner.“
Sie zwinkert ihm fröhlich zu.

Vellas geradlinige Art und der damit verbundene Hang seine Wortspielereien allzu ernst zu nehmen, lassen den Barde leise auflachen. Hier musste der Humor wohl etwas wohlbesonnener dosiert werden. "Ja richtig, du sagtest du bist Beamtin, aber das heißt ja nicht, dass du nebenher nicht auch noch künstlerisches Talent haben darfst." beschreibt er seine Worte etwas detaillierter. "Und ob nun mit Kohle, mit Farbe, oder einem alten Teebeutel ist ja einerlei. Du würdest einem Musiker doch auch nie vorwerfen kein Musiker zu sein, nur weil er nur ein Musikinstrument beherrscht." bezeichnend hebt er die Brauen, lächelt dann fein und löst sich unter sachtem Drücken ihrer Schulter. Geschwind angelt er sich einen herangewehten Ast vom Boden und postiert sich neben die Schieferwand. "So und nun kommen wir zu einer kurzen Nachhilfestunde in: Selbsteinschätzung für Fortgeschrittene." er lässt die Spitze des Astes zu seinem Bierkrug wandern und tippt ein paar mal dagegen. "Das hier ist schlecht..." meint er mit zusammengezogenen Brauen und brummiger Stimme, ehe der Stock zu Vellas Gemälde rutscht. "Das ist ziemlich beeindruckend!" kommentiert er dieses nun ebenfalls, aber mit einem breite Lächeln. "Ziemlich grottig..." erneut ist der Stock zum Bierkrug herüber gewandert und die Miene des Barden hat sich verfinstert. "Kunstvoll und fingerfertig." frohlockt er nun wieder bei dem improvisierten Portrait. Er sucht Vellas Blick und betrachtet neugierig ihre Reaktion, ehe er wieder zu ihr heran tritt und dabei den Stock einfach von sich wirft. "Du bist wohl immer sehr streng mit dir gewesen, hm? Nur gut, dass sich diese Steinwand kein Stück um Perfektion schert. Ich finde es fehlt noch ein bisschen was fröhliches. Der schmucke Barde würde da niemals alleine rumhängen. Das Bier ist zwar schonmal ein Anfang, aber es fehlt noch gute Gesellschaft." er zwinkert ihr animierend zu, schnappt sich dann einen weiteren Stein vom Boden und tritt wieder auf die Steinwand zu, um fröhlich summend irgendwelche unindentifizierbaren Belanglosigkeiten in de Schiefer zu ritzen.

Vella schüttelt den Kopf.
„Du verstehst davon genauso viel wie ich vom Lautespielen. Nämlich gar nichts.“
Sie schaut ihn schmunzelnd an. In ihren dunklen Augen blitzt es schelmisch.
„Eine Zeichnung, das ist Form, Licht und Schatten. Licht und Schatten machen aus einem Blatt ein Fenster. Mit dem Stein da, kann ich keine Schattierungen machen. Deshalb ist das hier schlecht. Es lebt nicht. Ist nicht viel mehr als Kritzelei. Wenn du ein Lied spielst, bist du zufrieden damit, wenn nur jeder dritte Ton stimmt?“
Sie lacht als Javero ein finsteres Gesicht schneidet.
„Nicht Perfektion, nein. Das geht nicht. Wir sind nicht perfekt, also können wir auch nichts perfekt machen. Bei der Laute weiß ich es nicht genau. Aber Zeichen, das ist ein Handwerk. Das kann man gut oder schlecht machen. Es ist ein Unterschied, ob ich ein Lied sing oder du. Mein Handwerk kenn ich. Ich will es gut machen. Das ein Glas wie Glas ausschaut und ein Barde wie ein Barde.“
Sie lacht herzlich als Javero die Steinwand weiter verziert.
„Wenn das da gute Gesellschaft ist, was ist dann schlechte?“

Vellas schonungslose, aber wohl realistische Einschätzung lässt Javero kurz verdutzt dreinblicken, dann lacht er herzlich auf und nickt ergeben. "Ja, da hast du vollkommen recht. Ich verstehe wirklich nichts davon." Geduldig und auch deutlich neugierig lauscht er ihren weiteren Ausführungen und hat dabei wohl auch garnicht im Sinn ihre Sichtweise in irgendeiner Weise zu Hinterfragen. "Ich verstehe." erwidert er schließlich mit einem sachte Nicken. "Für mich ist es eher ein Lebensgefühl, weißt du? Da kommt es auf das Herz an, nicht darauf, wie gut jemand ist, denn das ist meist eh Geschmackssache. Wenn jemand ein Lied singt und dabei keinen Ton trifft, oder ein Bild malt und den Stift dabei wie ein Kind führt, aber das ganze mit voller Leidenschaft und Freude tut, dann ist es für mich Anlass genug es schön zu finden. Du hast dieses Bild gemalt, also mag ich es, ob es nun Schatten enthält, oder nicht." er hebt kurz lächelnd die Schultern, wohl nicht sicher ob die stringente Beamtin die Worte wirklich nachvollziehen kann.
"Oh ich sag dir was schlechte Gesellschaft ist..." meint der Barde nun wieder schelmisch grinsend, während er sich kurz von der Wand abwendet, um Vella anzublicken. "Die Stadtwache zum Beispiel, die versucht den ganzen Spaß zu verderben." er wendet sich wieder dem Schiefer zu und malt mit lockererm Handgelenk einen Kreis mit zwei Punkten als Augen, grimmig herabgezogenen Augenbrauen und einem mürrischen Mund darauf. "Oder ein gehörnter Ehemann, der einem an den Kragen will." er zwinkert Vella zu, als er sich wieder umwendet, wirft dann den Stein fort und klopft die Hände aneinander, um den Staub abzuschütteln. "Möchtest du zum Wasser?" fragt er sie schließlich, wohl als alternative für die nicht ganz so gut angekommenen Zeichenexkurs.

Ihre Wangen überziehen sich mit ein bisschen Rot, als er sagt, daß ihm ihre Zeichnung gefällt.
„Danke, daß ist lieb von dir. Und was mach ich? Ich halte dir einen Vortrag. Tut mir leid. Ich hab nicht viel Gelegenheit gehabt, über so etwas zu reden. Jetzt wartst du das Opfer.“
Sie lacht herzlich, als seine Version von Stadtwachen und gehörten Ehemann dazu zeichnet.
„Der schaut eher wie einer von der Garnison aus.“:sagte sie und streckt der Zeichnung die Zunge heraus.
„Ja, lass uns ans Wasser gehen.“: stimmt sie fröhlich zu. Sie streckt ihm ihre Hand entgegen.
„Schade das ich nichts zum Essen dabei hab. Sonst könnten wir ein Picknick machen.“
Sie schaut ihn an.
„Ich weiß gar nichts von dir? Wo bist du denn zuhause gewesen? Weißt du, seit dem ich weiß, daß ich keine Heimat mehr habe, will ich gar nicht mehr zurück. Mir gefällt es hier. Und dir?“