Forum Übersicht - Abgeschlossene Spielzüge » Bei Misaki

Dankbar trinkt Ira. Der Tee hat einen leicht bitteren, aber aromatischen Beigeschmack. Als die Schale leer ist fragt sie: „Kann ich bitte noch Tee haben.“ Schmerzen hat Ira keine. Aber es ist ihr schwummerig. Ihr Kopf ist leicht wie ein Feder und ab und zu verschwimmt ihr die Sicht. Lächelnd setzt ihr die alte Frau wieder die Schale an die Lippen. Sie trinkt und langsam geht der Durst weg.
„Danke.“: sagt Ira und schließt für einen Moment die Augen. Der Schwindelanfall geht vorbei. Als sie die Augen wieder aufmacht, lächelt die alte Frau immer noch auf sie herunter. Ihr Gesicht ist trotz den Alterspuren noch schön. Ihr Lächeln wärmt das Herz. „Wo bin ich?“: erkundigt sich Ira. Ihre Stimme kommt ihr fremd vor. Für einen Augenblick schaut sie sich um. Dann sieht sie wieder die alte Frau an.

Ira liegt auf einer dünnen Matratze auf dem Fußboden eines Raumes dessen Boden, Decke und Wände aus matt polierten Hölzern besteht. Die offenen Schiebetüren sind mit Papier bespannten dünnen Lattenwerk, ebenso wie die das Fenster. Links neben ihr steht ein niedriger Schrank aus Holz, auf dem eine Vase steht, in der ein einziger, verdreht gewachsener, trockener Zwei steckt. Darüber hängt ein Rollbild, das eine stilisierte Kriegerin mit gezogener Asnivala zeigt neben einer Reihe unleserlicher Schriftzeichen. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Schwindel kommt von deiner Medizin, du bist bald wieder gesund. Du bist in meinem Haus.“: sagt die alte Frau und deutet eine leichte Verbeugung an. „Ich bin Ishikawa Misaki und ihr ehrt mich mit euerer Anwesenheit.“ Die Worte Misakis klingen wie höfliches Zerimoniell und dennoch aus dem Herzen kommend. „Es wäre gut wenn ihr etwas essen könntet. Die Medizin die ihr noch bekommt, ist nicht gut auf leeren Magen zu nehmen. Ich habe etwas Brei zubereitet.“

Es ist ein komisches Gefühl. So als wäre sie Beobachterin nicht die die da am Boden liegt. Ira dreht den Kopf ein bißchen hin und her. Alles aus Holz. Aber selbst ihr Staunen ist irgendwie weit weg. Noch nie hat sie so einen Raum gesehen. Soviel Holz! Sie überlegt was das in Vorovis kosten würde. Aber der Gedanke verfliegt wie Nebel in der Sonne. Es ist alles so sauber hier. Ihr Blick bleibt auf einem Bild hängen. Es zeigt eine Kriegerin mit Asnivala. Das Bild fasziniert Ira. Wenige Striche, alles auf das einfachste reduziert und trotzdem lebt die Kriegerin. Lang schaut sie auf das Bild und die unleserliche Schrift. Ira schwebt wieder. Die Stimme der alten Frau holt sie ein Stückchen zurück. „Ich bin Ira.“:sagt sie. Wieder klingt ihre Stimme fremd in ihren Ohren. „Bitte, ich hab Hunger.“: antwortet sie. Dann schaut sie zu der alten Frau. „Was steht da auf dem Bild?“: fragt sie.

Geduldig wartet Misaki, bis Ira die Musterung des Raumes beendet hat und Antwort gibt. „Gerne, aber bitte bewegt euch nicht zu sehr. Eure Rippen und euer Schlüsselbein sind angebrochen. Bleibt ruhig liegen, ich helfe euch.“ Misaki beugt sich zur Seite und hebt ein kleines Holztischchen neben ihr auf und stellt es neben Iras Kopf auf dem Boden. Auf dem Tischchen befindet sich eine abgedeckte Keramikschale und eine Löffel aus dem gleichen Material. Geduldig beginnt die alte Frau Ira zu füttern. Der Brei, den sie zubereitet hat, schmeckt Ira trotz der fremdartigen Gewürze mit dem er zubereitet worden ist. Während Misaki Ira füttert beantwortet sie ihre Frage mit gedämpfter Stimme: „Pflicht wiegt schwerer als Berge; der Tod ist leichter als eine Feder steht auf dem Bild.“

Ira läßt sich füttern. Der Brei hat einen fremdartigen Geschack. Aber sie hört nicht zu essen auf bis die Schale leer ist. Sie fühlt sich behaglich und geborgen. Bis ihr Misaki die Schriftzeichen übersetzt. Leise wiederholt sie die Worte. „Pflicht wiegt schwerer als Berge…...“ Es ist Ira als hätte sie diese Worte schon immer gekannt, nur vergessen. Dienen und Sterben. Tief in ihr bringen diese kurzen Sätze etwas zum Klingen. Aber ihr Kopf wird wieder leicht. Sie schwebt. „Der Tot ist leichter als eine Feder.“ Nein, das ist nicht der Tod. Nur ihr Kopf ist leicht, der Körper schwer.„Was bedeutet das?“: fragt sie leise und hustet ein wenig. „Kann ich bitte noch etwas Tee haben. Mein Hals ist so trocken?“: bittet sie die alte Frau.

Leise zählt Misaki die Tropfen der gelblichen Flüssigkeit ab, die sie in einen Becher Wasser fallen läßt. „Trink das zuerst. Es ist Medizin, aber sie schmeckt nicht besonders gut.“ Sie setzt Ira den Becher an die Lippen und wartet bis sie ausgetrunken hat. Dann gibt sie ihr schluckweise Tee zu trinken. „Du wirst jetzt müde werden und schlafen. Es ist ein Teil der Wirkung deiner Arznei, du brauchst dir also keinen Sorgen deswegen zu machen.“ Sie lächelt, als sie den Blickkontakt mit Ira sucht. „Du fragst was es bedeutet? Du ahnst was es bedeutet, ich sehe es an deinen Augen.“ Sie streicht Ira sanft über die Stirn. „Die Pflicht hat viele Gesichter, für jeden von uns ein Anderes. Gemeinsam ist ihnen das wir eines davon aus freien Stücken annehmen, es auf unsere Schultern laden und es tragen, jeden Augenblick, das ganze Leben lang. Wenn wir unter der Last nicht gehen können, dann kriechen wir mit ihr, denn unsere Pflicht ist uns Ehre und Freiheit. So tragen wir sie, wie schwer sie auch sein mag. Ein ehrenhafter Tod dagegen, nimmt uns die Last von den Schultern, läßt uns aufrecht über die Schwelle treten, hinter der unsere Taten gewogen werden. Deshalb wiegt der Tod leichter als eine Feder. Aber jetzt schlaf, mein Kind, und werde gesund.“

Die Medizin schmeckt wirklich widerlich. Gallbitter und süßlich zugleich. Aber Ira trinkt alles aus. Erst die zweite Schale Tee vertreibt den grauslichen Geschmack. Noch immer beschäftigen sie die Worte aus dem Bild. Erstaunt schaut sie Misaki an, als die sagt, daß sie eine Ahnung hat. Aber dann versteht sie. Vor allem das mit dem éhrenhaften Tod. Siegen oder sterben. So war das in Vorovis. „Gefallen damit Vorovis lebe. Das steht auf den Ehrentafeln mit den Namen der Gefallenen.“: sagt sie leise. Sie spürt den Trank schon. Langsam zieht sie die Arznei hinunter. Die Gedanken lassen sich nicht mehr richtig ordenen. Auch die Worte findet sie nicht mehr. „Ich glaub ich….“: sagt sie, dann weiß sie nicht mehr weiter. Die Augen fallen ihr zu. Sie bringt sie noch einmal kurz auf. „Danke.“: sagt Ira bevor der Schlaf sie überwältigt.

Sanft streicht Misaki der einschlafenden Ira über die Wange. „Schlaf nur, mein Kind. Jedes Ende ist ein Anfang, so bitter es auch sein mag.“: sagt sie leise. Dann wartet sie still bis Iras Atemzüge ruhiger werden. Mit einer fließenden Bewegung steht Misaki aus dem Fersensitz auf und verläßt für eine kleine Weile den Raum in dem Ira schläft. Sie kommt mit einem Kästchen zurück dem sie zwei schlanke Metallzylinder entnimmt. Einen setzt sie Ira an den Oberarm und ein leises Zischen ertönt auf einen Fingerdruck. Misaki legt den Zylinder zurück und holt eine lange Nadel aus einer Verpackung dessen Material niemand von den Gestrandeten auch nur annähernd hätte bestimmen können und bringt sie an dem zweiten Metallzylinder an. Sie schlägt die Decke zurück und sticht durch den schaumartigen Verband tief in Iras Knie. Wieder ertönt ein leise Zischen und Misaki zieht die Nadel zurück. Auch diesen Zylinder verstaut sie samt Nadel in dem Kästchen, dann deckt sie Ira fürsorglich zu, verläßt leise das Zimmer und zieht die papierbespannte Schiebetüre hinter ihr zu.

Eine Atmosphäre der Ruhe hat sich auf die Szenerie niedergelassen, nun da die Verletzte eingeschlafen ist. Und Misaki scheint in keinster Weise eine Person zu sein, die dieser Ruhe Einhalt zu gebieten denkt. Und doch wird diese Ruhe durchbrochen. Eine gewisse Penetranz ist wohl jedem Geräusch eigen, das in einen Raum der Stille schallt, und dieses kann doch so viele verschiedene Gemütsregungen verursachen. So mancher empfängt es in freudiger Erwartung, ein anderer empfindet es als überaus störend, dem Dritten mag es gar einen Schrecken, ja, unter Umständen Angst einjagen. Und doch ist es ein Geräusch, das täglich tausende Male erklingt. Es ist kein überaus lautes, doch bestimmtes und gut hörbares Klopfen. Pock, pock, pock. Drei Mal, nicht mehr und nicht weniger. Dann gibt es den Raum wieder der Stille zurück. Es hat seine Schuldigkeit getan, es hat einen Besucher angekündigt. Zu mehr ist es nicht imstande, und es bleibt dem Empfänger des Klopfens überlassen, welche Gefühlsregung er empfindet. Kein Ruf stört mehr die Stille. Jemand scheint geduldig zu warten, bis aufgemacht wird.

Das Haus Misakis, vor dem Sundara nun steht, liegt am südöstlichen Stadtrand und sieht auf den ersten Blick völlig intakt aus, obwohl man dem nur aus Holz errichteten Bau sein Alter ansieht. Erst auf den zweiten Blick fallen die Ausbesserungsarbeiten auf, die mit großem handwerklichen Geschick durchgeführt wurden. Die Doppeltüre an die Sundara klopft weist altersdunkle Bronzebeschläge auf. Im Haus ist völlig still und Sundara fürchtet schon, daß ihr Weg umsonst war, als sich ein Türflügel lautlos öffnet. In der Türe steht eine Frau mit grau weißen aufgesteckten Haar, daß von geschnitzen Nadeln gehalten wird. Obwohl ihr Gesicht Spuren der Stürme trägt, die sie erlebt haben mußte, strahlt dieses Anlitz Ruhe, Aufmerksamkeit und eine Jugendlichkeit aus, die nicht zu dem weißen Haar passen will. Die dunkeln Augen der Frau sind auf exotische Weise leicht schräg gestellt und ihr Haut hat die Farbe alten Elfenbeins. Über einem blütenweißen Untergewand trägt sie eine Art leichten Winkelmantel mit weit geschnittenen Ärmeln in hellem Grün und mit einem goldgelben geometrischen Muster verzeiert, den ein beiter Stoffgürtel verschließt. In ihrer Rechten hält sie einen geschlossenen Fächer. Für einen Augenblick mustert die Frau in der Türe Sundara, dann verbeugt sie sich. „Mein Name ist Misaki. Wie kann ich euch zu Diensten sein?“

Es hängt von der Größe Misakis ab, ob sie den Kopf nun senken muss. Jedenfalls wird sie erkennen, dass Mehdora bei ihrem Gegenüber etwas sparsam war, das Körpergröße anbelangt. Und so ist sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt 160 Clat misst, von der Sohle bis zum Scheitel. Dafür war die Göttin des Lebens spendabler, was manch andere Attribute angeht. Ein ebenmäßiges Gesicht mit kleiner Nase, markante Kieferknochen, ein kleiner Mund mit vollen Lippen gelten wohl als schön in der Röhre, tun sich jedoch schwer zur Geltung zu kommen in einem Gesicht, das von zwei blau-grünen Augen dominiert wird, die an Strahlkraft fast einzigartig erscheinen und in bemerkenswertem Kontrast zu den dunkeln Haaren und der sonnengebräunten Haut stehen. Der Körper selbst ist wohlproportioniert, die Beine passen zum Oberkörper, alles in allem überaus athletisch - gut, dem pingeligen Schönheitsrichter werden die etwas zu breiten Schultern auffallen. Die Kleidung kann freilich mit der überaus hübschen Erscheinung wenig mithalten. Die enge Hose aus krudem Leder mag noch angehen, auch weil die Beine ob der geringen Körpergröße wohl nicht überlang, aber doch nett anzuschauen sind. Die Stiefel sind einfach und fest, so wie Stiefel eben sind, die Leute tragen, die die Dublonen nicht kistenweise horten. Das Hemd jedoch spottet jeglicher Beschreibung. Ursprünglich war es weiß gewesen, ist nun jedoch von Blut besudelt - wobei es einige ältere, einige jüngere Spuren aufweist. An der Schulter ist es zerrissen, und unter dem Hemd kommt ein Verband zum Vorschein, der nur wenig sauberer erscheint als das Hemd, das darüber liegt. Dann hat sich wohl jemand an der Unterseite des Hemdes zu schaffen gemacht, und das in wahrlich wenig meisterhafter Manier. So beginnt es an der Knopfleiste dort, wo auch der Hosenbund liegt, die Knopflochleiste liegt wohl eine gute Handbreit darüber und offenbart einen recht muskulösen Bauch. Zu allem Überfluss fehlt dem Hemd auch noch ein Ärmel und legt einen Arm frei, der ebenso muskulös ist wie der Bauch, ohne jedoch bereits massig zu wirken. Was nun jedoch fast schon lächerlich erscheint, ist die Bewaffung der jungen Frau. Hinter ihrer Schulter lugt ein Bogen hervor, passend dazu ist an ihrem rechten Oberschenkel ein Pfeilköcher befestigt, in dem jedoch nur vier Pfeile stecken, wovon nur drei befiedert sind. An einem Waffengürtel steckt ein Kurzschwert, an einem zweiten, der irgendwann mit Blut durchtränkt zu worden scheint, baumelt eine Asnivala, deren Griff ein Edelstein ziert, der nun so gar nicht zur restlichen Erscheinung passt. Zu allem Überfluss hält sie eine zweite Asnivala in der Hand, in einer lackierten Holzscheide steckend. Sie ist von weniger luxuriöser Machart und weist statt der Parierstange eine Stichscheibe auf - was Misaki aber wohl familiärer sein wird als manchem Außenstehenden. Trotzdem hat die junge Frau wenig Bedrohliches an sich. Als Misaki in der Tür erscheint, beginnt sie zu lächeln. Das Lächeln ist echt, es ist nicht gespielt, das sieht man sofort. Insbesondere sieht man das an den Augen, die freundlich zu leuchten beginnen, ein Leuchten, denen sich nur extrem charakterstarke Individuen wohl komplett entziehen können.

"Sichàra," sagt die Frau nun also, "ich bin Sundara. Ich habe gehört, Ira wurde zu Euch gebracht. Ich wollte fragen, ob man sie denn besuchen kann. Ich habe ein Geschenk für sie. Wie geht es ihr?"

Sagt es und hält Misaki die Waffe in der Holzscheide entgegen. An der Betonung kann man erkennen, dass ihr doch einiges an der Schlafenden liegen muss. Und die Augen sagen einem unvermittelt, dass wohl wenige böse Hintergedanken mit dem Besuch verbunden sein können.

Für den Augenblick sieht Misaki auf Sundara herab, weil sie an der Schwelle des Hauses und damit höher steht. Die beiden Frauen sind annähernd gleich groß, Misaki vielleicht eine Handbreit größer, dafür ist sie zierlicher. „Ihr habt richtig gehört, Ira befindet sich in meinem Haus. Sie schläft.“ Für einen Augenblick überlegt Misaki, dann fährt sie fort. „Sie hat Arzneien bekommen, die schläfrig machen. Ich habe Teewasser aufgesetzt und es wäre mir eine Ehre euch in meinem Haus willkommen zu heißen. Es ist wirklich nicht angebracht, wichtige Dinge so zwischen Tür und Angel zu besprechen.“ Misaki tritt einen Schritt zur Seite. „Bitte, kommt doch weiter, ich darf euch nur ersuchen, eure Schuhe auszuziehen. Verzeiht die Unannehmlichkeit, doch es ist eine alte Tradition.“

Nun hat sich Sundara ja so einiges erwartet. Sie hat sich vorgestellt, wie sie kurzerhand weggeschickt wird. Sie hat sich vorgestellt, wie sie zu erklären versucht, dass sie Ira nichts Böses will. Sie hat sich viel vorgestellt. Doch dann kommt alles ganz anders. Dass sie nämlich so freundlich eingeladen wird, nein, das hat sie sich beileibe nicht vorgestellt. Und so werden ihre Augen noch größer, die Kinnlade klappt nach unten. Einen Moment lang steht sie nur da wie ein Roputan, der zum ersten Mal einen Huf sieht.

„Ähm... Ehre... ja...“ stammelt sie dann, bevor sie doch wieder irgendwie die Fassung erlangt. „Die Stiefel, ja, natürlich!“

Sie setzt sich hin, zieht an ihren Stiefeln, und es braucht einige Kraftanwendung, die feste Fußbekleidung abzustreifen. Die Füße sind bar jeder Socken, zierlich zwar, doch voller Schwielen, Hornhaut - wie Füße eben aussehen, die viel zu lang in grob genähten Stiefeln stecken. Und dass diese Füße nicht gerade der Inbegriff der Reinlichkeit sind, das lässt sich leicht erahnen. Sundara erhebt sich, ohne sich mit den Händen abzustützen, denn diese werden gebraucht: die Linke umklammert die Asnivala in der Holzscheide, die rechte findet sich vor Misaki wieder, einen förmlichen Gruß nachholend - und wenn man ihren leicht verlegenen Ausdruck sieht, merkt man, dass sie sich der leichten Verspätung desselben wohl bewusst ist.

„Dankeschön!“

Sollte die ältere Frau etwas am Aufzug Sundaras auszusetzen haben, so zeigt sie es nicht. Mit einem freundlichen Lächeln schiebt sie den Fächer in den breiten Stoffgürtel. Während sich Sundara die Stiefel auszieht entnimmt sie einem kleinen Schrank ein Paar einfache Sandalen aus Bast und stellt sie Sundara hin. „Kommt.“: sagt sie jetzt mit deutlich gedämpfter Stimme und führt Sundara auf eine kleine Veranda. Die Räume durch die sie gehen, sind peinlich sauber, saprsam aber geschmackvoll möbliert und mit geflochteten Matten ausgelegt. Stühle scheint es jedoch nicht zu geben, zumindest sieht Sundara keine. Auch auf der Veranda liegen nur Sitzkissen auf den Bodenmatten. „Setzt euch euch doch bitte.“: sagt Misaki mit einer einladenden Handbewegung. „Ich komme gleich zu euch.“ Es dauert nicht lange da erscheint die ältere Frau mit einem niedrigen Lacktischchen auf dem sich eine eiserne Teekanne, Schalen, kleine Gefäße und eine niedrige Vase mit einer einzigen Blüte befinden. Sie setzt das Tischchen vor Sundara ab, setzt sich in einer fließenden Bewegung auf eines der Kissen und schlägt die Beine unter. Mit einem Löffelchen verteilt sie eine kleine Menge Tee in den Schalen und gießt sie mit heißem Wasser auf.
„Ira geht es den Umständen entsprechend gut. Drei Rippen sind gebrochen, das Schlüsselbein links ist angebrochen, ein Knie verletzt und sie hat einige kleine Wunden und eine Menge Prellungen erlitten.“: erklärt sie mit gedämpfter Stimme. „Jhis…..die Meisterin rechnet damit, daß sie bei entsprechender Pflege bald wieder auf den Beinen sein wird. Das Knie wird aber zehn bis vierzehn Tage benötigen bis es wieder voll belastbar ist.“ Sie nimmt einen kleinen Schluck Tee. „Allerdings kann es sein, daß es andere Komplikationen gibt und deswegen wäre ich dankbar, wenn ihr vielleicht warten könntet, bis sie aufwacht. Die Dosis des Heilmittels war nicht sehr hoch und sie schläft schon seit einigen Stunden. Ihr werdet vermutlich nicht lange warten müssen.“