Forum Übersicht - RE: Lantisgarten - 4

Sundara zuckt mit den Schultern, ihr Blick hellt sich jedoch um keinen Deut auf. Wobei die Augen dabei nicht weniger leuchten - es ist halt weniger ein Strahlen, sondern vielmehr ein Blitzen, was einem auch wenig aufmerksamen Betrachter sofort auffallen wird. Ihre linke Hand fährt sich durch das Haar, krallt sich kurz darin fest, bevor sie seitlich wieder nach unten geht und schließlich beginnt an dem Verband herumzunesteln, der unter der zerrissenen Schulter ihres Hemdes herauslugt.

„Freilich ist es nicht normal, wenn wir alle auf einmal hier sind,“ antwortet sie bitterernst, doch bar jener Aggressivität in der Stimme. „Dass die Einwohner eine an der Waffel haben, ist auch nicht normal, aber OK, wenn es so ist. Wenn es auf dieser bekackten Insel irgendwelche Affen gibt mit giftigen Schwänzen, von mir aus, kann ja sein. Aber wenn irgendwelche Libellen plötzlich eine Harcona grillen, die die Libelle gepackt hat, und wenn sich diese Libellen danach urplötzlich in einen Feuerball verwandeln, dann habe ich einfach langsam ein verdammtes Problem mit dieser Insel. Da müssen doch irgendwelche verfickte Geister im Spiel sein - ich meine, kein Viech beginnt einfach mal so zu brennen, weil es grad mal eben Lust hat, oder?“

Ihr Blick geht zu Inara, dann wieder zurück zu Lenari - bevor er urplötzlich wieder auf Inara wechselt. Anscheinend hat Sundara die Dunkelhaarige erst jetzt erkannt - oder, besser gesagt, erkannt, dass sie sie eben nicht kennt. Auf jeden Fall macht das Dunkle in ihren Augen heller Verwunderung Platz, für einen kleinen Augenblick, dann kommt ein überaus freundliches Leuchten aus den grün-blauen Seelenspiegeln, während sich auf das Gesicht ein ehrliches, aufrichtiges Lächeln legt, das so mancher wohl einfach als faszinierend süß bezeichnet hätte. Der Pfeil mit dem Schnabelvieh wechselt von der rechten in die linke Hand, während die Rechte nach vorne geht und sie also mit zum Gruß präsentierter Hand auf Inara zu geht.

„Oh, Entschuldigung,“ sagt sie dabei. Der Dialekt ist elurisch. Experten werden feststellen, dass es sich um einen Unterschicht-Slang handelt. Kein Linguist muss man jedoch sein, um einen kleinen vorovisischen Einfluss festzustellen, einen leichten Akzent, der jedoch nicht sehr natürlich wirkt. Er lässt vermuten, dass es sich bei Sundara um keine gebürtige Vorovisin handelt, die irgendwann nach Elurien gekommen ist, eher ist der Akzent später hinzugekommen, und dabei auch mit offenen Armen aufgenommen, wirkt er doch fast angelernt. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Sundara Jahasi - und bin auch erst seit gestern hier. Und, um es gleich vorweg zu nehmen, es sagen zwar alle, dass dies praktisch unmöglich sein, aber ich will ziemlich schnell wieder weg von hier.“

„Hier bedient Euch.“ Lenari deutet auf die letzten Reste der kleinen Mahlzeit, die auf dem Brunnenrande liegen – Brot, Trockenfleisch und ein paar Früchte. Daneben findet Inara noch einen Eimer und eine kleine, eingedellte Wasserkelle. „Für morgen werden wir schon irgendwo etwas finden, also greift ruhig zu. Ist nicht sehr viel, aber besser als nichts.“

Ihr Blick wandert von der einen zur anderen, als Sundara auf die Libelle zu sprechen kommt. „Ja komische Libellen habe ich auch gesehen...wie die hat gebrannt ? Einfach so ?“ Während sich Sundara vorstellt und gleich darauf zu sprechen kommt, so schnell als möglich von hier wegzukommen, senkt sie mit leichtem Kopfschütteln den Blick auf den Boden, sagt aber nicht dazu. Statt dessen fängt sie an, mit den Fingern im Staub herumzumalen.

„Einen Hafen wird es wohl geben, ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Ort am Wasser nicht über Handelswege über Wasser verfügt.“ wendet sie sich wieder an Inara. „Wenn der Hafen aber in genauso schlechtem Zustand ist wie der Rest hier, dann befürchte ich, dass es mit Booten schlecht aussieht. Aber ihr könnt euch morgen ja mal umsehen.“

Inara erhebt sich, um Sundara die Hand zur Begrüßung zu reichen. „Es freut mich Euch kennen zu lernen. Ich bin Inara Saheras.“ Auch auf ihrem Gesicht zeichnet sich ein offenes, freundliches Lächeln ab. Sundaras offene, ehrliche Art wirkt offensichtlich entwaffnend auf die ältere Menschenfrau. „Und ich bin erst seit heute morgen hier.“ fügt sie zwinkernd hinzu, bevor sie sich wieder setzt. „Zusammen sind wir mindestens schon zwei, die diesen Ort wieder verlassen wollen. Aber sagt, wisst Ihr mit Sicherheit, dass wir uns auf einer Insel befinden?“ fragt sie interessiert nach. Die gewählte Ausdrucksweise und ihre Art zu sprechen erinnern Sundara sofort an die Chirà, die immer wieder frisch aus der Allianz in Elurya eingetroffen sind. Es erinnert die Oberschicht der Allianz. Und die Art wie Inara sich bewegt passt ebenso zu diesem Eindruck. Im Gegensatz dazu scheint die Aussage zu stehen, dass sie fischen könne und vielleicht auch ihr genannter Beruf. Als ob Menschen aus der Oberschicht der Allianz sich zu solchen Tätigkeiten herab lassen würden.

„Ich danke Euch von Herzen, dass Ihr das wenige mit mir teilt.“ Inara unterstreicht ihre Worte an Lenari mit dankbarem Neigen ihres Kopfes. Dann bedient sie sich an dem wenigen dargereichten und lauscht der Unterhaltung über seltsame Libellen. Ihre Stirn ist nachdenklich in Falten gelegt, während sie auf einem Stück Trockenfleisch herum kauft. Beizutragen hat sie dazu allerdings nicht viel, sind ihr bisher doch keine seltsamen Insekten begegnet.

„Nun, ich schlage vor, dass wir uns auch tagsüber vorsehen und nicht nur nachts vor den erwähnten Geisterlichtern in acht nehmen. Wenn ich hier bei Euch bleibe Lenari, dann könnten wir uns mit einer Wache abwechseln und den jeweils anderen wecken, sollte Gefahr drohen.“ Der Blick der blauen Augen wandert von Lenari, zu Sundara und dann an dieser vorbei in Richtung Stadt. „Und vielleicht ist es besser wenn wir morgen zusammen herausfinden, ob es einen Hafen gibt und ob man uns dort helfen kann ein paar Fisch zu fangen.“ Sie zuckt lächelnd mit den Achseln und sieht ihre Landsfrau zuversichtlich lächelnd an. „Falls nicht, bin ich sicher, dass wir dennoch ein paar Fische fangen können. Und auf meinem Weg durch den Dschungel sind mir ein paar Kräuter aufgefallen, die ich kenne, mit denen wir auch eine bescheidene Mahlzeit zu etwas besonderem werden lassen können.“ Dann sieht sie wieder zu Sundara. „Vielleicht mögt Ihr Euch uns anschließen?“

„Wegen mir müsst Ihr wirklich nicht aufstehen,“ meint Sundara mit dem immer noch offenherzigen Lächeln, dann scheinen aber plötzlich die Fragen nur so auf sie einzuprasseln. Sie sieht also kurz von Lenari zu Inara und zurück, noch immer mit einem herzlichen Lächeln, dem aber nun doch ein guter Prozentsatz Verwunderung beigemengt wurde. Da sie sich bei der Begrüßung Inaras doch etwas nonchalant zwischen die beiden Frauen geschoben hat, macht sie nun einige Schritte nach hinten, um eine gemütliche Runde wieder möglich zu machen. Sie legt nun das Schnabelvieh einfach auf den Boden - wobei wohl niemand erwartet hätte, dass sie irgendeine Ahnung von antiseptischer Aufbewahrung von verderblichen Lebensmitteln gehabt haben könnte. Danach setzt sie sich im Schneidersitz neben ihre Beute, kramt erst noch etwas Rauchzeug hervor und entzündet sich eine Zigarette. Sie macht einen Zug, fährt sich mit der freien Hand durch die Haare, kaut einige Sekunden lang auf ihrer Unterlippe herum. Dann beginnt sie zu reden, wobei ihr Blick immer wieder von der einen zur anderen wechselt, jedoch auf jeder einzelnen länger verweilt, als es normalerweise üblich ist, wenn man zwei Menschen gleichzeitig etwas erzählt. Es sind intensive Blicke, wenig aufdringlich zwar, und doch ist es schwer, von der Eigenart dieser Blicke keine Kenntnis zu nehmen. Ein Blick von nahezu kindlicher Ehrlichkeit, ein Blick, geradezu um Sympathie heischend, der sehr schwer eine halbwegs aufgeschlossene Seele kalt lässt.

„Also, wo soll ich beginnen,“ sagt sie dann, kaut kurz noch einmal auf ihrer Unterlippe, zieht von der Zigarette. „Also, ich wollte einfach nur geeignetes Holz suchen für Pfeile, da die Waffenschmiedin hier zwar Pfeilspitzen herstellt, jedoch keine Pfeile. Und gerade als ich den Köcher voll habe, sehe ich das Schnabelvieh. Ich meine, mir wurde ja gesagt, hier würde das meiste per Tauschgeschäft gemacht, und ein Schnabelvieh kann man wohl in jedem Gasthaus gegen etwas zu essen und zu trinken eintauschen. Und die Federn sind ja sehr gut für Pfeile geeignet, also dachte ich mir: ‚Sundara, heute ist dein Glückstag.‘ Und gerade wie ich das Schnabelvieh aufnehmen will, ist da so eine Libelle. Ich muss ja sagen, ich habe selten so schöne Tiere gesehen, wie diese eigenartigen Libellen. Da ist plötzlich diese Harcona, stürzt sich auf die Libelle. Und da fliegen plötzlich Funken, wie wenn ein Schmied auf ein heißes Eisen haut, der Vogel schreit auf, stürzt tot vom Himmel und riecht verbrannt. Und in diesem Moment verwandelt sich die Libelle in einen Feuerball, fällt auf ein Feld und schaut plötzlich wenig wie eine tote Libelle aus, eher wie ganz ganz eigenartiger Schrott. Und da sage mir noch jemand, das ginge mit rechten Dingen zu!“

Sie macht eine kurze Pause, zieht ein zwei Mal an ihrer Zigarette, dann fährt sie fort: „Zur Insel... Also, ich bin jetzt nicht um das ganze Ding herumgegangen. Jedenfalls gab es da heute morgen einen Vorfall. Ira Verra wurde infolgedessen zu einer Heilerin gebracht, und ich habe sie da besucht. Ich meine, nachdem ich den Wirt kennengelernt habe, der einen Vollknall hat, die Waffenschmiedin, die wohl auch einen leichten Knacks hat, da ist das Gespräch mit dieser Heilerin eine echte Wohltat gewesen. Jedenfalls hat sie mir gesagt, dass dieses Kaff hier eben auf einer Insel liegt, mit einigen unbewohnten kleineren Inseln rundherum, und außenrum viel, aber ganz viel Metcha. Ich bin keine Kapitana, und ich habe aber so wirklich keine Ahnung, wo es so was gibt. Aber... wenn wir hier weg wollen, brauchen wir auf jeden Fall ein Schiff. Ich weiß ja nicht, ob man mit irgendeinem Boot einfach mal so über den Metcha schippern kann. Außerdem hatte ich irgendwie den Eindruck, dass das mit der Insel nicht die ganze Wahrheit sei. Also, um nicht falsch verstanden zu werden, Insel ja, aber halt noch was dazu. Fragt mich nicht was, aber Misaki ist nicht die Person, die man einfach mal so ausquetscht. Und außerdem soll sie sich ja gut um Ira kümmern, da wollte ich sie auch nicht allzu sehr bedrängen und am Ende gegen uns aufbringen.“

Sie hebt beinahe entschuldigend die Hände, bevor sie wieder von ihrer Zigarette zieht, dann noch ein „Tut mir leid, wenn ich Euch ich mehr sagen kann.“

Sie raucht wieder etwas weiter, dann beginnt sie wieder zu reden: „Also, ich kann gerne heute Nacht hierbleiben. Ich habe letzte Nacht mit Ira und Keresin in einem Haus verbracht. Ira ist bei Misaki. Und Keresin, ich weiß nicht, ob ich mich da nicht mehr vor ihm vorsehen müsste als irgendein.... Geisterlicht... was das auch immer sein mag. Ich meine drei sind besser als zwei, wenn die Kacke am Dampfen ist. Und ich würde auch gerne hierbleiben. Wenn ihr wollt, könne wir ja auch das Vieh da grillen - wenn ich auch eine erbärmliche Köchin bin. Und ich schieße bei Bedarf ein neues. Morgen aber, und ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen blöd, da habe ich schon etwas vor. Am Morgen treffe ich mit mit Bokh Nuvukh. Da muss ich die Keller der Stadt nach Metallschrott durchsuchen. Das habe ich der Waffenschmiedin im Austausch gegen eine Asnivala für Ira versprochen. Und am Nachmittag muss ich irgendwann zu Ira. Gegen Abend jedoch, da bin ich dann für alle Schandtaten offen.“

Sie raucht nun ihre Zigarette zu Ende und drückt den Stummel vor sich auf dem Wiesenboden aus. Dann schaut sie die beiden Damen erwartungsvoll an.

„Für etwas zu Essen bin ich immer zu haben, da komme ich morgen gerne mit.“ darüber dürfte wohl niemand wirklich erstaunt sein, betrachtet man die schmale Statur der jungen Frau, die offenbar aus ihrem bisherigen Leben eher karge Tage gewohnt ist.

Interessiert verfolgt sie Sundaras kurzen Bericht , der ein weiteres Puzzleteil darstellt, auch wenn zu einem schlüssigen Gesamtbild noch etliche Teile fehlen. „Ich habe drinnen ein wenig sauber gemacht, Feuerholz für den Herd hab ich auch. Wenn es euch also nichts ausmacht, auf dem Boden zu schlafen...“ stellt sie fragend, aber wertungsfrei in den Raum – scheint Inara dem ersten Anschein nach doch eher aus einer gehobeneren Schicht zu kommen. „Und ich bin zwar keine große Kämpferin, aber Wache halten krieg ich dann doch hin.“ meint sie mit einem leichten Schmunzeln an Sundara gewandt, die wirkt, als trage sie ihre Waffen nicht zu zur Zierde.

„Na sieht so aus, als hätten wir einen Plan für die kommende Nacht und den morgigen Tag, was ? Und den Vogel da, den kann ich nachher noch zu bereiten. Dürfte ohne Gewürze oder Gemüse eine ziemlich fade Angelegenheit werden, aber besser als nichts.“ im Gegensatz zu den beiden Frauen, die offenbar eine schnellstmögliche Rückkehr in ihre altes Leben anstreben, scheint Lenari damit zufrieden, erst einmal Tag für Tag auf sich zukommen zu lassen, ohne allzu große Pläne zu machen.

Aufmerksam hört nun Sundara zu, was Lenari zu sagen hat, und ihre Augen sehen sie dabei unentwegt und praktisch ohne zu blinzeln an, geradewegs in ihre eigenen. Nun ist das, was Lenari sagt, nicht unbedingt von weltbewegenden Neuigkeiten geprägt, enthält auch wenig Information über ein etwaiges Fortkommen von der Insel, und doch erscheint Sundara überaus interessiert - und wirkt beinahe, als würde ihr Lenari sämtliche Geheimnisse der Röhre erklären. Am Ende beginnt sie aber doch freundlich zu Lachen und hebt dabei abwehrend die Hand.

„Was mich betrifft,“ sagt sie dann, noch immer sichtlich wohlgelaunt, „was mich betrifft, brauchst du dir da keine Gedanken machen. Ich denke, es mögen um die 5 Stürme her sein, dass ich das letzte Mal in einem Bett geschlafen habe, und die letzte Nacht war in all dieser Zeit die erste, die ich in einem Haus verbracht habe. Der Eintopf gestern war so praktisch das erste, was ich gegessen habe, das eben gewürzt war - und, um ehrlich zu sein, bin ich schon heilfroh, wenn es überhaupt gekocht oder gebraten oder sonst irgendwie gegart ist.“

Ganz kurz wechselt ihr Blick zu Inara, bevor sie wieder Lenari anschaut. „Und, letztendlich, was das Wachen angeht, wenn diese Nacht so ruhig abläuft wie die letzte, mal abgesehen von dem eigenartigen Licht, da könnte jedes Kind Wache schieben. Und wenn du willst, kann ich ja einfach neben dir schlafen, wenn was ist, weckst du mich einfach auf.“

Mit leicht schiefgelegtem Kopf und abwartendem Blick schaut sie nun Lenari an. Diese wird aber kaum zum Antworten kommen, denn schon legt sich ein neckisches Lächeln auf ihre Lippen und sie fügt hinzu: „Hast eh noch einen ordentlichen Tritt gut...“

Mit leisem Auflachen kommt Lenari auf die Beine und greift nach einem kurzen fragenden Blick zu Sundara nach dem erlegten Vogel. „Na wenn das auch Kinder können, dürft das ja kein Problem sein...“ leicht ist der Ton, und doch schwingt ein leiser Hauch von Ärger mit, fühlt sich die junge Frau anscheinend nicht so ganz ernst genommen. „Ich werd mal den Vogel ausnehmen, könntet ihr in der Zwischenzeit drinnen den Herd anfeuern ?“

Das Federvieh in der einen Hand, greift sie mit der anderen nach dem am Vortag neu erhaltenen Dolch und und sucht sich in der anderen Ecke des kleinen Gartens ein schattiges und ebenes Plätzchen, um den Vogel rupfen und ausnehmen zu können. Den beiden Damen bleibt das Plätzchen am Brunnen und die Entscheidung, hier weiter zu verweilen oder in das kleine Häuschen umzuziehen.

„Klar doch,“ antwortet Sundara und steht auf. „Nur eine Sache... könntest du mir den Pfeil und die Schwanzfedern sowie die längsten Federn der Flügel beiseite legen? Ich brauch das Zeug noch... Wäre wirklich nett von dir.“

Mit beinahe flehendem Lächeln sieht sie Lenari einen Moment lang an, wartet aber im Endeffekt gar nicht so richtig auf eine Antwort. Dann geht sie schon auf das kleine Haus zu. Nun haben kleine Häuser meist den Vorteil, dass man sich darin bald zurechtfindet. Und so ist es schließlich auch bei Sundara: Bald schon hat sie den Herd gefunden und das dazugehörige Feuerholz. Naja, und Feuer machen, das ist nun wirklich keine große Kunst, wenn man den Dreh raus hat. Und auch hier ist ein Aufenthalt in der Wildnis dem Erlernen solcher grundlegenden Kenntnisse äußerst zuträglich. Es dauert also gar nicht lange, und im Herz prasselt ein hübsches Feuerchen, das den Raum nicht nur erhellt, sondern auch ziemlich aufwärmt. Sundara setzt sich vor den Herd, wieder im Schneidersitz und schaut gedankenverloren in das Feuer. Viel geht ihr durch den Kopf, viel ist passiert in den letzten zwei Tagen. Die Schlacht gegen die Sragon, der vermutliche Tod ihrer Freundin, das Herkommen auf diese Insel, Ira. Und jetzt fühlt sich Sundara wohl irgendwie für Lenari verantwortlich, das nette, zierliche Persönchen, an dessen Wehrhaftigkeit wenn, wie Sundara so oft so schön sagt, „die Kacke am Dampfen“ ist sie doch einige Zweifel hegt. Sundara zieht die Asnivala hervor und betrachtet die Gravur. Die Klinge ist noch immer von einer Kruste eingetrockneten Blutes überzogen. Ein Leichtes wäre es, die Klinge zu reinigen. Und doch ist es Sundara, als würde sie einen Teil ihrer toten Freundin auslöschen, wenn sie denn das Blut entfernte. Irgendwann würde sie die Waffe polieren. Nicht heute.

Die Temperatur in dem Raum steigt weiter an. Schon bilden sich die ersten Schweißtropfen auf Sundaras Stirn. Und pünktlich in diesem Moment beginnt auch wieder ihr Verband zu jucken. Sie nestelt daran herum. Da fällt ihr die Salbe der Heilerin ein. Sie sollte sich doch damit einschmieren! Nun ist Sundara sicher nicht verklemmt, doch die Freizügigkeit einer Ira Verra ist ihr doch ebenfalls fremd. Nun ist sie allein. Sie sieht ihr Hemd über den Kopf. Ja, ein neues Hemd! Das sollte auch eine prioritäre Position auf ihrer To-Do-Liste einnehmen, so wie Schrott sammeln, Ira besuchen, Pfeile bauen. Nein, langweilig wird Sundara wohl nicht werden in den nächsten Tagen! Sie legt das Hemd neben sich auf den Dielenboden, dann löst sie den Verband. Die Heilung schreitet schön langsam voran. Kein Tropfen Blut sickert aus der Wunde, und was noch wichtiger ist, auch kein anderes Sekret. Sie weiß, dass das ein sehr gutes Zeichen ist. Sie klaubt dann die Pfeile und die Stöcke aus ihrem Köcher, kramt zuunterst den kleinen Tiegel hervor. Sie öffnet ihn. Naja, wohlriechend ist anders, denkt sich Sundara, taucht zwei Finger in die fettige Masse und beginnt, die drei Furchen an ihrer Schulter einzureiben. Bald ist sie fertig, mit dem Resultat auch recht zufrieden. Die Stöcke wandern wieder in den Köcher, zusammen mit dem Tiegel und den Pfeilen. Dann macht sie sich daran, sich den Verband wieder anzulegen. Und wer einmal versucht hat, sich selbst die Schulter zu verbinden, wird wissen, was für ein Unterfangen dies ist. Und so passiert es wohl einige Male, dass einige mehr oder weniger ordinäre Schimpftiraden ihren Mund verlassen, während sie wieder einmal den Verband abmacht und mit dieser Operation von vorne beginnt.

Viel zu sehen gibt es in der kleinen Hütte nicht, Licht fällt fast nur durch die leeren Fensteröffnungen, auch Möbel sind mehr als spärlich vorhanden. Das entfachte Feuer liefert ein wenig zusätzliche Helligkeit in dem dämmrigen Wohnraum, enthüllt aber nicht viel Neues. Sundara wird auffallen, dass der kleine Raum vom gröbsten Schmutz befreit und frisch gefegt ist, auch zwei halbwegs intakte Stühle haben ihren Weg ins Gebäude gefunden. Neben der Eingangstüre, die nicht richtig schließt, entdeckt Sundara noch ein breites Brett an die Wand gelehnt, das wohl dazu dienen soll, den Eingang über Nacht ein wenig zu verbarrikadieren. Als sie sich noch ein wenig genauer umsieht – aus Interesse oder einfach Langeweile – fällt ihr vielleicht auf, dass ein kleiner Teil des Küchenbereiches ganz besonders sauber scheint...ein zweiter Blick offenbart ein schmale Ritze im Fußboden. Die aktuelle Hausbesetzerin hat die Ränder bereits sauber freigelegt, so dass ein Quadrat zum Vorschein gekommen ist, das an eine Falltüre denken lässt.

Schließlich gelingt es Sundara, den Verband so weit zu befestigen, dass er halbwegs straff sitzt, und diesen auch so zu verknoten, dass sich der Knoten nicht mehr von alleine lösen kann. Ein letzter, furchtbar ordinärer Fluch verlässt ihre Lippen, doch spiegelt sich in ihren Augen Zufriedenheit wieder. Das Feuer prasselt im Ofen, und der flackernde Schein erhellt den Raum in unruhigem Licht. Lenari scheint sich auf längere Zeit einrichten zu wollen. Hat sie etwa nicht diesen unbändigen Drang, wieder zurückzukehren, Ira, Keresin und auch sie selbst? Die Möbel sind zwar alles andere als stabil und hätten in jeder Wohnung Estichàs wohl keine große Figur gemacht. Und doch sind sie mehr, als Sundara besessen hat, seit eben die Sragon über die Röhre hergefallen sind. Da fällt ihr Blick auf die Falltür. Eine Augenbraue geht unweigerlich nach oben. Sundara hat ihren Auftrag nicht vergessen, und wo eine Falltür im Boden eingelassen ist, da befindet sich meist auch ein Keller. Und in den Kellern, da soll sich doch der Metallschrott angesammelt haben, hat die Schmiedin gesagt. Allerdings ist auf der Falltür kein Griff zu finden. Sie streift sich ihr zerlumptes Hemd über, geht etwas zögerlich zu der Falltür hin, benutzt vorsichtig ihr Messer als Hebel, doch die Klinge gleitet immer wieder ab. Und Sundara will ihr neues Messer nicht abbrechen. Vielleicht würde es helfen, das Messer bis zum Schaft in das Holz zu schlagen, am besten auch noch Lenaris Messer und das Inaras, falls sie denn eines besäße, und dann daran zu ziehen. Doch will Sundara nicht den Boden beschädigen. Sie fühlt sich plötzlich als Lenaris Gast, und das gehört sich für einen Gast wohl wirklich nicht. Und sie fühlt sich plötzlich etwas unbehaglich, alleine in einem Haus, das sich ihr urplötzlich als eindeutig nicht das ihrige offenbart. Sie will nicht schnüffeln. Sie will nicht Lenaris Privatsphäre verletzen. Also legt sie noch einen Scheit Holz in das Feuer, das so schnell nicht ausgehen dürfte, und verlässt also das kleine Haus wieder. Kurz streifen ihre Augen über den Garten. Die frische Luft ist eine Wohltat. Ihr Händrücken gleitet über die feuchte Stirn, die Finger gleiten durch das lange, schwarze Haar, die Schneidezähne bearbeiten ihre Unterlippe. Sie steht nur einige Augenblicke lang. Dann geht sie zu Lenari und setzt sich zu ihr.

"So, das Feuer brennt," gibt sie kurz Rapport. "Nettes Häuschen, das du da gefunden hast."

Die junge Frau sitzt in einer Ecke des Gartens auf dem Boden und ist gerade dabei, den Vogel zu rupfen. Sundaras Pfeil liegt ordentlich neben ihr auf der Wiese, ebenso die längsten Vogelfedern. „Danke – bei der Hitze ein Feuer zu machen scheint ziemlich blöde,was ? Aber rohes Fleisch ist einfach nicht wirklich schmackhaft...“ meint sie mit leisem Auflachen, ohne aufzusehen und die Arbeit zu unterbrechen. Flinke Finger hat sie in jedem Fall, ist das nicht das erste Geflügel das sie verarbeitet. „Die Hütte hat mir einer von Shaslas Gehilfen gezeigt, ist für den Anfang wirklich nicht schlecht. Da lässt sich was draus machen, in den Häusern hier muss sich ja das eine oder andere Nützliche noch finden lassen, kann ja nicht alles hier nur noch aus Staub und Schmutz bestehen. Und wenn niemand da ist, dann kann sich auch keiner beschweren, wenn man sich das eine oder andere ausborgt. Falls du irgendwo was zum Anziehen finden solltest, dann gib mir bitte Bescheid, ja ?“

„Klar doch,“ antwortet Sundara, und ein freundlich-fröhliches Blitzen aus ihren Augen trifft die junge Allianzlerin. „Oder du sagst mir einfach, was du gerne hättest, und ich bringe es dir gleich mit, wenn ich was finde. Wenn sich deine Kleidung auch ganz gut sehen lassen kann. Keine Löcher und so.“

Sundara nimmt den Pfeil, rupft etwas Gras aus und schrubbt mit dem Gras das Blut von dem Holz. Freilich wird es nicht sauber, aber wenigstens bilden sich so keine Blutkrusten. Sie begutachtet dann eine kleine Zeit lang den Schaft, legt dabei den Kopf etwas schief, zuckt kaum merklich mit den Schultern, steckt die Spitze wieder an den Schaft und verstaut den Pfeil schließlich wieder in ihrem Köcher. Sie schaut Lenari wieder an.

„Rohes Fleisch hängt mir zu den Ohren raus,“ bemerkt sie dann. „Besonders in Vobra war meist einfach zu wenig Holz vorhanden, und wenn eines da war, wäre das Feuer meilenweit zu sehen gewesen. Also haben wir auf das Braten einfach mal verzichtet. Aber ich sag dir, man schläft besser nach dem Verzehr von garem als von rohem Fleisch. Da schwitzt man ganz gern ein bisschen beim Feuer machen, das garantiere ich dir. Aber so wie ich das hier sehe, könnte ich dich ganz gut mit Fleisch versorgen. Kaninchon zum Beispiel hoppeln hier ja haufenweise herum.“

Und wie gerufen erscheint auch schon eines dieser possierlichen Tiere im Gebüsch, das den kleinen Garten abgrenzt, wagt sich auch einige Schritte über das Gras in Richtung des Häuschens, macht dann aber wieder kehrt und verschwindet in dem Gebüsch. Sundara deutet auf das Tier und grinst. Dann wird sie ernst, etwas nachdenklich.

„Ich weiß nicht, wann ich mir hier ein Haus suchen kann,“ sagt sie dann, wieder zu Lenari gewandt. „Im Moment finde ich es einfach nicht richtig. Ich kann doch nicht hier bleiben. Und ein Haus zu suchen, das würde doch bedeuten, sich mit der Situation abfinden, die Leute da drüben einfach im Stich lassen. Einfach die Beine hochlegen und sich die Soa auf den Bauch scheinen lassen, während die da drüben Tag für Tag den Arsch riskieren. Da würde ich mich einfach nicht gut fühlen. Wenn du jetzt auch sagen wirst, die spinnt, die Sundara. Aber es geht einfach nicht.“

Sie sieht Lenari eine Zeit lang schweigend an. Ein nachdenklicher Blick, doch offen und klar, so wie man normalerweise enge Freunde anschaut, wenn man über Sachen redet, die man nicht jedem erzählen würde. Aber gerade da scheint Sundara eine recht niedrige Hemmschwelle zu haben.

„Magst du eigentlich nicht wieder zurück?“ fragt sie dann unvermittelt. Es scheint kein Vorwurf in dieser Frage, eher klingt es offenes Interesse zu sein.

Sundaras Geschichte, um die seltsame Libelle verfolgt Inara mit in Falten gelegter Stirn, doch sie kommentiert sie nicht weiter.
Nachdenklich und schmunzelnd wiegt Inara den Kopf. „Ich nehme an, ich werde es überleben auf dem Boden zu schlafen.“ erwidert sie und erweckt dabei nicht den Anschein, als würde ihr das tatsächlich etwas ausmachen.
„Und was das Essen angeht, so könnte ich ein paar von den erwähnten Kräutern auch schon heute sammeln. Und wenn wir einen Topf haben, in dem wir das Fleisch kochen können, dann könnte ein Schluck Wasser aus dem Metchà zum nötigen Salz für den Geschmack verhelfen.“ fragend sieht die blau Gewandete Lenari an. „Wie steht es um einen Topf in diesem Haus? Oder um ein Gefäß, um Wasser zu holen?“

[…]

Inara wird Sundara ins Innere des Hauses folgen, um nach einem Gefäß für Wasser aus dem Metchà zu suchen. Selbst wenn man den Vogel damit nur einreiben kann, würde das ja schon für ein wenig Geschmack sorgen. Als sie Sundara mit dem Verband ungelenk herumhantieren sieht, tritt sie näher. „Darf ich Euch vielleicht dabei helfen?“ fragt sie vorsichtig. Sollte diese es zulassen, dann verbindet sie die Bogenschützin mit geschickten Fingern. Sie führt nicht zum ersten Mal einen Verbandswechsel durch.

[…]

Inara besitzt weniger Skrupel dabei das Haus zu durchsuchen. Immerhin hatte Lenari gesagt der Garten und damit wohl das Haus sei ohnehin nicht ihres. Und so klappern die Türen der Schränke bis sie einen zerbeulten Topf und eine abgebrochene irdene Amphora gefunden hat. Sie lässt sich zwar nicht mehr verschließen, wird aber ganz sicher ihren Zweck erfüllen. Den zerbeulten Topf stellt sie neben das Feuer. Dann folgt sie Sundara wieder hinaus.

„Ich habe einen Kessel gefunden, der seinen Zweck erfüllen wird.“ teilt sie den beiden anderen Frauen mit und unterbricht damit das Gespräch der beiden. „Und dies hier wird ausreichen, um etwas Salzwasser zu transportieren. Ich werde versuchen mich damit zu beeilen Kräuter und Wasser zu holen.“ Sie hält Lenari und Sundara die abgebrochene Amphora entgegen. Die Färbung der Innenwände deutet darauf hin, dass darin einmal Wein gelagert wurde. „Ich hoffe ich verlaufe mich nicht auf meinem Weg.“

(ooc: Falls das mit dem Topf und der Amphora nicht stimmig erscheint, da Lenari ja auch aufgeräumt und sauber gemacht hat, dann sagt Bescheid und ich ändere das. Auf die ein oder andere Stelle hätte ich gerne ausführlicher reagiert. Aber wenn ich euch hinterherspiele ist das nicht so richtig möglich. Liebe Grüße, Tami)

„Ach kein Eile,“ beeilt sich Lenari zu sagen. „Wenn ihr die Sachen heute noch holen wollt, dann sehr gerne, ein wenig Geschmack würde dem Vogel sicher gut tun. Und wenn die beiden Jungs später auch noch vorbeikommen sollten, dann ist vielleicht noch ein Löffel Eintopf übrig. Obwohl, die beiden sehen so kräftig aus, da sollten wir wohl vorher essen, um was abzubekommen.“ fügt sie mit einem Grinsen hinzu. Die junge Frau schaut zu Inara hinüber. „Zwei Straßen weiter ist ein großer Brunnen, der bietet sich gut als Orientierungspunkt an.“

Während sie weiter den Vogel rupft, denkt sie über Sundaras Worte nach. „Einfach die Beine hochlegen ? Na wenn du das so siehst...richtig oder falsch, das muss jeder für sich entscheiden.“ sie zuckt unverbindlich mit den Schultern. „Sich nach einem Dach überm Kopf zu kümmern, find ich logisch. Klar ist es im Moment trocken und heiß, aber was weiß ich ob hier nicht nachts plötzlich Stürme durchziehen, da hätte ich keine Lust nass zu werden. Und ein paar Mauern drumherum sind auch nicht verkehrt, wenn ich nicht weiß was hier nachts so alles rumschleicht. Ich seh das einfach praktisch, alles weitere wird sich geben.“ meint sie nüchtern.

Kaum wird Sundara das Angebot der Hilfe beim Anlegen des Verbandes ablehnen, ganz im Gegenteil.

„Das wäre sehr nett von Euch,“ antwortet sie also, und ein dankbares Leuchten trifft auf Inaras Blick. Und so hält denn Sundara auch stille, während Inara recht geschickt den Verband um die kräftige Schulter legt. Dann schlüpft sie wieder in das ramponierte Hemd, dreht sich um fasst mit ihrer rechten Hand die Rechte ihres Gegenübers und sagt ein einfaches: „Vemec!“, das jedoch wiederum durch die Unterstützung der so ausdrucksstarken Augen in ein doch sehr herzliches Dankeschön gewandelt wird. An Inaras Suche nach dem Topf beteiligt sie sich nicht, ist sie doch zu sehr mit ihrer Falltüre beschäftigt - und eben fremd in einem unbekannten Haus.

Als Sundara schließlich wieder im Garten ankommt, verfolgt sie stumm und doch interessiert die Unterhaltung der beiden Frauen über Salz und andere Gewürze, um aus ihrem Vogel ein nicht nur nahrhaftes sondern auch geschmackvolles Gericht zu machen. Auf einen Seite hat man den Eindruck, als würde sie sich über die Bemühungen sehr freuen, auf der anderen Seite jedoch scheint sie auch etwas überrascht zu sein, über ebendiese Überlegungen der beiden. Nur die Ankündigung der „Jungs“ trübt das Leuchten ihrer Augen kurz. Schließlich hat einer der „Jungs“ vor wenigen Jhane ihre neue Freundin zur Heilerin geprügelt, und sie ist nicht erpicht darauf, so schnell wieder Kontakt zu ihm bekommen. Nicht schon an diesem Abend. Und zwei weitere „Jungs“ führen ja dieses anscheinend recht gefährliche Vieh mit ihnen herum. Nein, Sundara ist kein Angsthase, aber sie kann sich Entspannenderes vorstellen, als die ganze Nacht lang ein Auge auf so eine Kreatur zu werfen, um nicht bereits nach 48 Stunden ein Opfer der heimischen Fauna zu werden. Doch auch hier verkneift sie sich jeglichen Kommentar, scheint Lenari wohl ihre Sorgen nicht zu teilen. Und so beschränkt sie sich darauf, auf Lenaris Aussage bezüglich der Behausungen zu antworten.

„Da hast du freilich recht,“ sagt sie also. „Das muss jeder für sich entscheiden, und ob etwas richtig oder falsch war, weiß man zumeist soundso erst hinterher. Ich meine, nicht dass ich jetzt mitten auf einem Feld übernachten würde, nur eben ein Haus als das meinige bezeichnen, es pflegen und herzurichten, so weit bin ich noch nicht. Aber vielleicht bin ich irgendwann ja froh, wenn ich in irgendeiner Ecke in deinem Haus eine Nacht verbringen kann, anstatt in irgendeiner zugigen Ruine jämmerlich zu erfrieren.“

Sie lacht nicht bei dem letzten Satz. Sie meint ihn ernst. Trotzdem wirkt es nicht wie eine Selbsteinladung, eher wie eine vorweggenommene Selbstkritik. Kurz sieht sie also Lenari an. Der Blick geht nicht tief in den ihrigen. Dann wendet sie zu den Federn, die fein säuberlich aufgereiht am Boden liegen.

„Darf ich?“ fragt sie, die Hand an die Federn angenähert. Als sie nun Lenari wieder anschaut, haben ihre Augen wieder diese bemerkenswerte Intensität.