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Tatsächlich gab es neben all den Rätseln auf dieser Insel, den seltsamen Begebenheiten und dem Versuch einen bunten Haufen unterschiedlichster Kulturen und Ansichten unter ein Dach zu bringen noch so unendlich viel wichtigere Probleme, wie das zugewucherte Gesicht eines Spielmannes. Eine Abmachung wurde getroffen, ein Teil davon wurde bereits erfüllt und nun galt es die den gegenzug einzufordern. So schlendert der passionierte Inseltaugenichts am frühen Nachmittag in Richtung Strand, um kurzerhand beim vorovisischen Teilzeitbarbier vorstellig zu werden. "Meister der Klinge, ich hoffe du bist noch nüchtern!" eröffnet der junge Mann sein Anliegen und nimmt schwungvoll die paar Stufen zur Veranda hinauf.

Über seinen Pflanzenproben sitzend ist Hel so konzentriert, daß der den Barden erst wahrnimmt als ihn dieser anspricht. Er hebt den Kopf und grinst Javero entgegen. „Erbärmlich nüchtern, Meister der Laute. Setzt dich. Dauert nur einen Moment.“
Vorsichtig schlägt Hel eine Pflanze in Papier ein und schiebt das gefaltete Blatt in eines der Bücher, die auf seinem Tisch herumliegen.
„Das wäre es auch schon. Sieht so aus als ob ich meine Schulden bezahlen müßte.“: schmunzelt er.
„Willst du dich vorher noch mit einem Schluck stärken oder soll ich dir gleich an die Kehle?: erkundigt sich Hel ironisch.
„Was soll den stehen bleiben von der Pracht? Sieh mich nicht so skeptisch an, die Ohren lasse ich dir schon am Kopf.“: stichelt Hel weiter.
„Du brauchst dir also nicht die geringsten Sorgen zu machen.“

"Hervorragend für mich, aber ich wertschätze selbstverständlich deinen aufopfernden Einsatz!" kommentiert der Spielmann Hel's Nüchternheit mit einem feinen Grinsen, während er seine Laute absetzt und sich dann in den Sessel fallen lässt. Neugierig betrachtet er das Pflanzenpotpourri auf dem Tisch, etwas womit er sicherlich so garkeine Berührungspunkte verzeichnen kann.
"Sorgen? Ich bitte dich." der Barde winkt schnaubend ab. "Ich hab gehörnten Ehemännern gegenüber gestanden deren schöpferischer Bauplan war zweifelsohne dem eines wütenden Teccrakha in Wandschrankoptik nachempfunden. Da war eine Klinge am Hals mein geringstes Problem, glaub mir das." tut er glucksend seine Erfahrung kund, allerdings hat man tatsächlich nicht den Eindruck, als würde er Hel's Klingenführung in irgendeiner Weise misstrauen. "Nur das bisschen hier vorne, bitte." beschreibt er seinen Wunsch der Bartform und zupft sich bezeichnend an dem kleinen Strüffchen am Kinn, welches sich nur noch von der Länge her ein Stück weit vom Rest des Wildwuchses unterscheidet. "Ich trink dir hier jetzt nichts vor, will dich ja nicht unnötig quälen. Was treibst du mit dem Grünzeug?" erkundigt er sich schließlich nach dem Sammelsorium auf dem Tisch.

„Das will ich hoffen.“: grinst Hel zurück. Er hört sich schmunzelnd die Schilderung von den gehörnten Ehemännern an und versucht sich bildlich ein Teccrakha in Wandschrankoptik vorzustellen. „Zu gütig von dir, daß du mir den Mund nicht wässerig machen willst. Was ich mit den Pflanzen mache? Ich trockne sie und bevor du mich jetzt frägst was ich mit den trockenen Pflanzen mache, ich hebe sie als Musterexemplare zum Vergleich auf. Natürlich nur die ich nicht kenne. Warte einen Moment, ich komme gleich.“
Hel geht ins Haus und balanciert über die Löcher in seinem Fußboden, um mit einem Eimer Wasser, einem Stück Seife, einem Tuch und einem Stoffbeutel zurück zu kommen. Er stellt den Eimer Javero vor die Füße und drückt ihm die Seife in die Hand.
„Du kannst dich schon einmal einseifen, während ich dafür sorge, daß die Klinge scharf ist.“ Aus dem Beutel holt er mehrere flache Steine, von denen er den Feinsten auswählt und in den Eimer taucht. Sehr sorgfältig schleift er die ohnehin scharfen Schneiden seines Dolches und dann zieht er die Klinge noch auf dem Ledergurt aus dem Beutel ab. Spielerisch läßt er den Dolch zwischen den Fingern tanzen und dreht sich zu Javero.
„Fertig mit der Einseiferei?“

"Aaahaaa..." kommt es gedehnt von dem Spielmann, dessen Grinsen zu entnehmen ist, dass er die florale Sammelleidenschaft des Kriegers innerlich bereits in einen verballhornenden Liedtext umgewandelt hat. Sicherlich war ihm ganz klar, das sich Hel nicht aus ästhetischem Zeitvertreib die Mühe machte Pflanzen zu trocknen, doch der gefrühstückte Clown führte nunmal ein parasitisches Eigenleben in dem jungen Mann. "Oh und ich sehe du hast nun doch damit begonnen dir einen Keller auszuheben. Hel, ich dachte wirklich wir sind auf einem guten Weg, du kannst hier jederzeit lachen, wenn dir danach ist." interpretiert der Spielmann den löchrigen Fußboden mit therapeutischem Tadel in der Stimme, und blitzt den Vorovisianer vergnügt an, ehe er die Seife entgegen nimmt. Diese wird rasch mit etwas Wasser aufgeschäumt und sorgfältig auf der bärtigen Pracht verteilt.
Etwas skeptisch betrachtet er derweil, wie Hel das Klingenschleifen zelebriert, und als dann auch noch die Fingerfertigkeit zum besten gegeben wird, schnaubt er etwas pikiert. "Das machst du jetzt aber extra." wirft er dem Teilzeitbarbier maulig vor, wäscht sich dann die seifigen Finger und wischt sie halbherzig an der Pluderhose ab, welche am Knie aufgerissen ist und offenbar einen weiteren Flicken benötigen würde. "Leg los!" meint er dann aber schon wieder grinsend und lehnt sich zurück, um die wertvolle Bardenkehle ganz sorgenfrei der Willkür des vorovisischen Reichsprovisors auszusetzen.

„Macht der Gewohnheit, Javero.“: gibt er zurück. „Ohne den Widerhall von den Kellerwänden fehlt mir einfach etwas.“ Als er seine Vorbereitung abgeschlossen hat, grinst er amüsiert. „Alles inklusive. Du als Künstler solltest wissen, daß solche kleinen Einlagen vor dem eigentlichen Auftritt dazugehören. Macht Stimmung und lockert auf.“ Für einen Moment besieht er sich den eingeschäumten Bart.
„Ich rate dir den Mund nicht allzu weit aufzureißen, während ich an dir herumschneide, sonst könnte es sein, das ich dir ein wenig deiner Haut mitabziehe.“: verkündet er launig. „Wächst aber nach, wenn der Schnitt nicht zu tief ist und jetzt Kopf zurück.“ Hel beugt sich zu ihm und dann spürt der Barde die kühle Klinge an der Wange. Sanft wie eine stählerne Feder gleitet die Schneide über Javeros Haut und er konzentriert sich auf seine Aufgabe. Hin und wieder wischt er Seifenschaum und Haare von der Klinge an dem Tuch ab, das er sich über die Schulter gehangen hat. Mehr als hin und wieder ein leichtes Zupfen spürt der Barde nicht. Hel biegt ihm den Kopf noch etwas weiter über in den Nacken und dann hat der Barde im wahrsten Sinne des Wortes die Klinge an der Kehle. Aber auch jetzt spürt er nicht viel mehr als das kühle Metall und sanftes Gleiten. Nur am Kinn braucht Hel etwas länger. An einer Stelle macht er sich noch einmal an die Arbeit, dann richtet er sich auf und wischt sorgfältig seine Klinge ab.
„Du siehst ja richtig zum Anbeißen aus.“: grinst er breit auf den Barden hinunter und läßt seinen Dolch elegant wieder in der Scheide verschwinden.

"Ohja, nachvollziehen kann ich das wohl!" pflichtet der Barde nickend bei. "Ich stelle nur gerade fest, dass es für das Publikum stimmungsvoller ist, als für den armen Tropf, der auf die Zielscheibe des Messerwerfers geschnallt wird." er grinst breit und hebt vergnügt die Schultern. "Interessante Perspektive!" verdreht er das Ganze schon wieder munter ins positive. "Klappe halten? Oh man, jetzt grenzt das Ganze doch langsam an Folter." bringt er die Beschwere noch eilig vor, ehe er den Mund dann auch zusammen klappt und sich einen geschäftigen Ernst auf die Züge müht, um dem routinierten Handwerk des Vorovisianers entgegen zu kommen. Javero entpuppt sich ganz unerwartet als recht geduldig, denn er hampelt weder rum, noch unterbricht er die Prozedur mit seinem üblichen losen Mundwerk, was aber nun tatsächlich der kühlen Klinge am Hals geschuldet sein kann.
Als Hel sein Werk vollendet hat, reibt sich der Spielmann prüfend mit der Hand über die frisch entblößten Wangen und lächelt daraufhin zufrieden. "Natürlich, hast du je daran gezweifelt?" fragt er vorwitzig, ehe er nach dem Handtuch greift, um sich die Schaumreste abzuwischen. "Fantastisch! Was eine scharfe Klinge so alles ausmacht." freut er sich ehrlich über das Ergebnis, welches er sicherlich schon deutlich schlechter hat in Kauf nehmen müssen. "Vielen Dank. Jetzt würde ich glatt einen Schluck nehmen, wenn du einen mit trinkst."

„Nichts zu danken, du hast die Meute zusammen getrommelt und ich die Klinge geschwungen. Rum steht auf dem Tisch, wenn du willst. Ich halte mich heute an Wein mit Wasser. Ich brauche heute Abend einen halbwegs klaren Kopf.“
Hel holt eine Flasche Wein aus der Holzkiste neben der Bank, öffnet sie und setzt sich zu Javero.
Es ist weit mehr Wasser als Wein, daß er sich in den Becher gießt. Die Flasche schiebt er dem Barden zu.
„Recht eindrucksvoll, wie sich unsere Gastgeber heute gemeldet haben. Sie haben uns auf dem Silberteller serviert, daß sie uns beobachten. Die Geschichte wird immer seltsamer.“
Hel schüttelt den Kopf und nimmt einen kräftigen Schluck.
„Interessant was da einigen von uns so untergekommen ist. Das die Nachtwächterin ein Bild von sich in ihrem Haus hängen hat, daß jemand in Esticha für sie gemalt hat, wußte ich nicht. Javero, die Unbekannten kennen uns in und auswendig, darauf kannst du wetten. Ich frage mich nur, wie man an solche Informationen kommen kann.“
Nachdenklich dreht Hel seinen Becher.
„Diese Lichter, dieses kalte Feuer, wie sie es beschrieben hat, das kenne ich, was es nicht beruhigender macht. Es ist nur ein weiterer Hinweis, das wir es mit etwas zu tun haben, daß weit außerhalb unserer Möglichkeiten agiert. Wenn die Unbekannten wirklich üble Absichten haben, dann stecken wir tief in der Scheiße. Aber was ich dich fragen wollte, ist dir nichts untergekommen, gar nichts aufgefallen, hast du nichts gefunden, daß dich an die andere Seite erinnert hat? Kann ja möglich sein, daß du das nicht vor allen ausbreiten wolltest?“
Über seinen Becher hinweg sieht er Javero fragend an.

"Was hast du noch spannendes vor, dass du dem armen Wein sowas antun musst?" spöttelt der Barde über die Weinstreckerei, während er selbst nach dem Rum greift, um sich etwas einzuschänken. "Eindrucksvoll, fürwahr..." lacht er etwas halbherzig und zuckt mit den Schultern. "Zusammen mit den ganzen, seltsamen Geschehnissen ist ein Zufall wohl auch ausgeschlossen. Ich weiß wirklich nicht wie ich das finden soll, dass jemand mehr über uns weiß, als wir vielleicht jemals preis gegeben haben. Über mich kann man eigentlich garnichts wissen, außer man hat sich die Mühe gemacht quer über die Röhre hinweg Mosaiksteine zu sammeln und zusammen zu setzen. Was die Mühe allerdings kaum wert wäre. Er reibt sich gewohnheitsmäßig den Bart und muss schmunzeln, als er dort auf frisch rasierte Haut trifft. So endet es nun wieder bei dem typischen Zupfen am Kinnbärtchen.
"Ich weiß nicht was ich mir unter kaltem Feuer vorstellen soll." gesteht er schließlich mit einem Blick zu Hel. "Wo hast du sowas gesehen? Ist es gefährlich?" will er wissen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie üble Absichten haben. Was macht es denn für einen Sinn uns erst hier königlich zu verköstigen und mit allem auszustatten was wir brauchen, um uns dann doch letztendlich an den Kragen zu wollen? Das hätten die doch wirklich leichter haben können."
Hels Frage lässt den jungen Mann kurz stutzen. Er erwidert den Blick des Vorovisianers und zum ersten Mal kann Hel tatsächlich keine Spur von dem sonst so unerschöpflichen Humor in den Augen des Jüngeren finden. Er kratzt sich durch die Locken, nimmt noch einen Schluck und macht dann eine halbherzige Handbewegung. "Ich hielt es für einen Zufall, daher habe ich es nicht erwähnt." meint er schließlich leise, den Blick abgewandt. "Ich habe an der Stadtmauer einen Dolch gefunden, der mir bekannt vorkam, aber davon gibt es ja hier in der Stadt reichlich, darum habe ich mir nichts weiter dabei gedacht."

„Ob es spannend ist, wird sich noch erweisen. Tessya hat mir ein paar von den Beeren dagelassen, die sich diese Chelia eingeworfen haben soll. Ich will die Droge ausprobieren, deswegen halte ich mich mit dem Wein zurück. Solche Mischungen können verdammt unangenehm werden. Wenn man das alles hier und unsere bisherigen Erfahrungen betrachtet, glaube ich nicht, daß die Unbekannten diese relativ kleine Mühe gescheut haben und sich nicht über dich informiert haben.“
Er lehnt sich zurück und betrachtet nachdenklich die typische Geste des Barden.
„Kaltes Feuer ist Licht das ohne jedes Flackern brennt und keine Wärme abgibt. Du kannst so eine Lampe mit der bloßen Hand berühren, ohne dich zu verbrennen. Gefährlich ist es nicht, so weit ich weiß. In dem Raum, in dem ich aufgewacht bin, hat so ein Licht gebrannt“
Weiter äußert er sich nicht über das kalte Feuer.
„Das ist auch meine Überlegung. Die Frage ist nur ob wir die selbe Logik anwenden wie unsere Gastgeber.“
Die Reaktion auf seine Frage läßt ihn aufmerksam werden. Er hört genau zu, als ihm Javero antwortet und die Zwischentöne entgehen ihm nicht.
„Nach all dem hier glaubst du noch an Zufälle? Ich frage dich das nicht aus Neugierde. Du wärest der Einzige, dem nichts in dieser Art zugestoßen ist und damit die große Ausnahme. Es könnte jemand auf die Idee kommen, daß diese Ausnahme einen Grund hat. Ich persönlich glaube es nicht, aber es könnte durchaus sein, daß ich jemand mit den Unbekannten in engere Verbindung bringt, als dir lieb ist. Verstehst du worauf ich hinaus will?“
Sein Blick ruht noch immer auf seinem Gegenüber.
„Kam dir der Dolch bekannt vor, oder war er dir bekannt?“: setzt er ohne auf die Gefühle des Barden Rücksicht zu nehmen nach.

Die Brauen des Spielmannes heben sich schwungvoll in die Höhe. "Du willst das Zeug ausprobieren das Chelia dazu gebracht hat dich im Schlaf erdolchen zu wollen?" fragt er ungläubig. "Ich will dir ja nicht zu nahe treten Hel, aber was passiert, wenn du zufällig auf die gleiche Idee kommst?" hinterfragt er das Vorhaben mit deutlicher Skepsis. Die Beschreibung des kalten Feuers lässt den Barden die Stirn runzeln, doch eine wirkliche Vorstellung hat er davon wohl nicht. Viele Lieder besangen allerhand wunderliche Dinge, welche die wahren Gläubigen unter dem wachenden Auge der Götter zu tun im Stande waren, warum also nicht auch Feuer das nicht verzehrte, wenn man es berührte? Da Javero kaum zu den gewissenhaftesten Tempelgängern gehörte erstaunte es ihn wahrlich nicht, dass er sowas niemals zu Gesicht bekommen hatte. Wirklich viel Interesse scheint er an solchem Zauberzeug auch nicht zu haben.
Hels Worte stoßen erst auf ein mürrisches Brummen, doch schließlich blinzelt Javero verblüfft und grunzt halbherzig amüsiert. "Wer sollte bitte auf so eine Idee kommen?..." es folgt ein Moment des Schweigens in welchem er von Hel wohl eine Antwort erwartet, sich diese dann aber doch irgendwie selber zusammen reimt, sodass sein Mund wieder zuklappt und er schließlich gar schulterzuckend grinst. "Ich wäre ein hervorragender Spitzel." stimmt er mit einem neuerlichen Anflug von Humor zu, winkt dann aber doch wieder etwas ernster ab. "Ich kann es dir nicht so genau sagen. Für mich sieht ein Messer aus wie jedes Andere, es kann also wirklich nur eine Ähnlichkeit gewesen sein. Bei der bisher so sorgfältigen Auswahl unserer "Geschenke" fällt das hier auf jeden Fall aus dem Rahmen. Und du hast doch auch nichts aus deiner Vergangenheit bekommen. Ebenso wenig wie Ataeric." das sorglose Lächeln wirkt weit weniger aufrichtig als sonst, was Javero wohl ebenfalls klar ist, denn er gibt es recht rasch wieder auf und nimmt lieber noch einen Schluck. "Meinst du die haben ein Problem damit, dass ich mir kein Haus ausgesucht habe?" fragt er, als ihm der Gedanke jäh durch den Kopf geht. "Bisher sind alle sonderbaren Dinge in den Häusern geschehen, nicht wahr?"

„Um auf diese Idee zu kommen, brauche ich keine Droge.“: gibt Hel mit einem Anflug seines zynischen Humors zurück. „Aber keine Angst, ich weiß was ich tue. Ich bin nicht so verrückt und stopfe mir eine Handvoll der Beeren in den Rachen. Tessya Schätzung der Dosierung ist etwas konservativ, aber ich denke zwei, allerhöchstens drei dieser Beeren sind genug, um die Wirkungsweise der Droge zu erproben und trotzdem nicht vollständig wegzutreten. Es selbst zu versuchen ist der einzige Weg um sicher zu wissen, wie das Zeug wirkt.“
Mit einem schmalen Lächeln verfolgt Hel wie seine Worte langsam ins Bewußtsein des Barden sickern.
„Du sagst es. Erwähne in den nächsten Tagen hin und wieder etwas von diesem Dolch in deinen Gesprächen. Obwohl ich nicht glaube, daß es hier viele gibt, die über sechs Ecken denken wie ich und hinter jeder Regung verdeckte Motive vermuten, kann es nicht schaden.“
Nachdenklich kratzt sich Hel das bärtige Kinn.
„Gut, aber das Messer ist dir zumindest so bekannt vorgekommen, daß du in Erwägung ziehst es könnte etwas aus deiner Vergangenheit sein. Damit haben die Unbekannten schon erreicht was sie möglicherweise wollen. Der Teppich hat zwar nichts mit meiner Vergangenheit zu tun, aber wenn hier jemand voll mit der Nase in seine eigene Vergangenheit getaucht wird, dann bin ich das. Ich brauche Vella nur anzusehen und schon verschwimmt Vergangenheit und Gegenwart. Ataeric weiß nichts von seiner Vergangenheit. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten. Obwohl er es gut zu verbergen weiß, trägt er schwer an dieser Last. Solange er sich nicht erinnert, macht es auch keinen Sinn, ihm etwas aus den alten Tagen zu unterschieben. Timea ist tatsächlich die, die unsere Gastgeber bisher ausgespart haben, aber warten wir es ab.“
Auf die Frage des Bardens schüttelt er den Kopf.
„Darüber mußt du dir höchstwahrscheinlich keine Gedanken machen. Es paßt zu dir, daß ein Dach über dem Kopf für dich keine Notwendigkeit ist. Das halte nicht einmal ich für verdächtig mit meiner berufsbedingten Paranoia.“
Grinsend hebt er seinen Becher in Richtung des Barden und nimmt einen kräftigen Schluck.

"Na gut. Du hast ja die Expertise, da werde ich dir sicherlich nicht reinreden." wiegelt der Barde schmunzelnd ab. "Tust du es, um dich von Chelias Geschichte zu überzeugen, oder weil der Giftmischer es nicht sein lassen kann?" erkundigt er sich noch, auch wenn er die Antwort zu kennen glaubt.
"Ja mal sehen..." erwidert er schließlich eher halbherzig auf Hels Aufforderung den Dolch zu erwähnen und der Vorovisianer kann wohl erahnen, dass der Jüngere diesen Ratschlag in einem mutwilligen Anflug von Gedächtnisschwund in wenigen Augenblicken wieder vergessen haben wird. "Das ist ja wirklich manisch bei dir. Hast du überhaupt jemals irgendjemandem komplett vertraut?" erkundigt er sich mit hochgezogener Braue, während er am Rum nippt. "Stell ich mir sehr anstrengend vor ständig und überall Hintergedanken zu vermuten. Und wenn du um 6 Ecken herum geschaut hast, kannst du dir selbst dann auf den Hintern gucken?" Schalk blitzt in den Augen des Jungspundes auf, während er Hel mit einem Blick bedenkt, der unter Umständen wohl als respektlos deklariert werden würde, welchen der Bärtige aber ja bereits kennen dürfte.
Hels Argumentation ist dann doch recht stichhaltig und so nickt der Spielmann ergeben. "Ja, hast recht. Deine Vella ist wohl wirklich kaum weg zu argumentieren." er reibt sich das Kinn und hebt die Schultern. "Naja, immerhin muss ich mich nun nicht doch noch irgendwo einrichten. Wenn das sogar deine Paranoia übersteht, bin ich wohl auf der sicheren Seite und kann weiter vagabundieren." er gluckst mit einem vergnügten Kopfschütteln.
Als Hel Ataeric erwähnt, nickt der junge Mann leicht und ein nachdenklicher Ausruck legt sich auf die schmalen Züge. "Ja, ich weiß, dass es ihn belastet. In solch eine Situation möchte man selbst wohl auch nicht geraten." kurz schweigt er und blickt dem Bärtigen dann forschend entgegen. "Wie schätzt du ihn ein?" fragt er denkbar unpräzise.

„Einmal darfst du raten.“: schmunzelt Hel, lenkt dann aber ein. „In erster Linie kann es der Giftmischer nicht sein lassen. Mit der Geschichte Chelias brauche ich mich nicht lange auseinander setzen. Drogen schaffen nichts, sie bringen nur etwas Vorhandenes zum Vorschein. Allenfalls hat sie die Droge die Hemmungen fallen lassen, das ist aber auch schon Alles.“
Die nächste Frage läßt ihn nachdenklich werden.
„Versuch dich jahrelang in den Feind hineinzuversetzen, in seine Schuhe zu schlüpfen, seine nächsten Züge zu erahnen, alle Möglichkeiten und Motive abzuwägen, dann fängst auch so an zu denken wie ich. Das läßt sich nicht vermeiden, wenn man seinen Aufgaben gerecht werden und am Leben bleiben will. Aber um auf deine Frage zu antworten, ja, es hat Personen gegeben, denen ich vollständig vertraut habe. Nicht viele, aber es hat sie gegeben.“
Javeros Scherz mit dem Hintern geht an ihm vorbei. Für die Dauer einiger Herzschläge verliert sein Blick den Fokus. Erst als der Barde Vella erwähnt, hat er wieder seine Aufmerksamkeit.
„Meine Vella?“: frägt er und schüttelt seinen Kopf. „Das war einmal. Aber immerhin kann ich jetzt wieder mit ihr reden und das ist mir schon viel wert.“ Er leert seinen Becher und mischt sich erneut viel Wasser mit wenig Wein.
„Du kannst beruhigt weiter unter den Bäumen schlafen. Obwohl ich ehrlich gesagt, jederzeit ein Bett dem nackten Erdboden vorziehe, vor allem wenn man es sich aussuchen kann. Was ich von Ataeric halte?“
Er überlegt kurz. „Ich gehe davon aus, daß er einer Kampftruppe angehört hat, mit großer Wahrscheinlichkeit Offizier. Ein fähiger Mann, den ich weit lieber an meiner Seite habe möchte, als ihn zum Gegner zu haben. Hat gerne sich und die Situation unter Kontrolle und ist nicht auf den Kopf gefallen. Manchmal ein wenig sprunghaft, aber das hat sicher mit der Belastung durch die fehlenden Erinnerungen zu tun. Ich komme gut mit ihm zurecht und wie es aussieht er mit mir.
Bloße Neugierde oder hat deine Frage einen anderen Grund?“

Die Antwort überrascht den Barden keinesfalls, doch das amüsierte Schnauben kann er sich trotzdem nicht verkneifen. "Da wundert man sich, dass ich so alt geworden bin und der Giftmischer testet mit Vorliebe an sich selbst herum." er schüttelt schmunzelnd den Kopf und leert den letzten Schluck Rum, den Becher danach erstmal auf dem Tisch absetzend. "Nein danke, ich kann Schuhen grundsätzlich nicht viel abgewinnen. Ich hab auch für gewöhnlich mit meinen eigenen wirren Gedanken genug zu tun, kaum auszudenken was passieren würde, wenn ich mich auch noch in andere hineindenken müsste." verballhornt er das Sinnbild des Vorovisianers ganz ungeniert, auch wenn er dem thematisch bedingten Ernst durchaus den nötigen Raum lässt. Neugierig mustert der Spielmann sein Gegenüber einen schweigenden Moment lang, stützt dabei die Schläfe gegen die Fingerknöchel. Was in dem quirligen Kopf des Freigeistes vorgeht ist schwer zu erahnen, doch spannt er den Bärtigen nicht allzu lange auf die Folter. "Was war bei diesen Personen anders?" will er wissen, vielleicht in diesem Moment gar noch die abschweifenden Gedanken des Mannes nutzend.
Bei Hels Einschätzung bezüglich des Gedächtnisverlustigen lauscht Javero aufmerksam, jedoch scheinen ihn die Worte nicht sonderlich zu überraschen. Vielleicht hatte er etwas anderes zu hören erhofft. "Reine Neugierde." behauptet er mit einem leichten Schmunzeln.
"Und vielleicht ein wenig Selbsterhaltungsmaßnahme..." gesteht er schließlich noch grinsend und mit einer beiläufigen Handbewegung. "Ich habe diese dumme Angewohnheit Nerven zu strapazieren..."