Ehemals-Shenya räuspert sich, nickt der entschwindenden Vella noch zu, und richtet schließlich ihren Blick wieder erwartungsvoll auf Ataeric. Nur ein kurzer Blick irrlichtert noch neugierig der Landsmännin hinterher, dann jedoch richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf den Gastgeber - und dessen schweigsam gewordenen Freund, den misshandelten Barden.
Die Fremde lächelt verwundert, als Timea zögernd ihre veränderten Zukunftspläne mitteilt, und als keine weitere Erläuterung erfolgt, ist sie sich auch nicht zu schade, nachzuhaken. "Was hindert Euch?", fragt sie, und lehnt den Oberkörper im Gespräch leicht vor, forschend in das Gesicht Timeas blickend, ehe sie bei der Anmerkung zum Namen auch schon wieder flüchtig lächelt, fast ist es nur ein ironisches Heben der Mundwinkel. "In meinem Fall wäre das wohl verzeihlich.", befindet sie nüchtern, wirft einen prüfenden Blick in ihren Becher, und nimmt noch einen guten Schluck.
Die Fremde wirft Timea einen interessierten Blick zu, als diese das trostlose weitere Schicksal der Schenke erläutert, und für einen Moment verengen sich die Augen etwas verwundert. "Ich dachte fast, Ihr hättet vor, daran etwas zu ändern.", behauptet die Vobrerin, und sieht der gutgelaunten Nicht-Wirtin entgegen, als diese sich mitsamt Krug, Bechern und Schweisstuch nähert. Sie selbst lehnt sich etwas zurück, die Beine hüftbreit auseinander aufgestellt, was den Rock dazu bringt, etwas zwischen den Knien zu spannen, füllt schon einmal die Becher, und nimmt schließlich mit einem leichten Kopfnicken und einem flüchtigen, dankbaren Lächeln das Tuch, um sich damit das Gesicht, den Hals und schließlich die Hände zu trocknen. Diese wirken weich und nicht von zu viel körperlicher Arbeit gezeichnet, die Fingernägel sind sauber gestutzt. Scheinbar erwartend, dass sich Timea zu ihr setzt, legt die Fremde das Tuch nicht auf dem Tisch, sondern etwas dezenter auf der Sitzfläche eines anderen Stuhles ab, und sieht erst verdutzt, dann einigermaßen erheitert zu Timea, als deren weitere Worte hervorbrechen. "Wenn es irgendetwas mit Insektenkriegern und einer Einladung, die man nicht ablehnen kann zu tun hat, dann schon.", nickt die Fremde, und die harsche Intonation des südlichen Akzentes untermalt den Redefluss mit einem subtilen Stakkato. Dann schließlich schiebt sich ihr Kinn etwas vor, als sie rasch und entschuldigend lächelt. "Timea, freut mich. Wirklich. Nun, das mit dem Namen - irgendwie habe ich davon Abstand genommen, meinen zu nennen. Mich verbindet mit meinem alten Leben nicht mehr viel, und hier traf ich bisher niemanden, für den sich eine Anknüpfung gelohnt hätte. Ich versuche, hierin etwas Neues zu sehen, aber bisher habe ich noch keinen guten Namen dafür gefunden." Die Schultern zucken etwas, als sie nun doch und endlich zu dem Becher greift, der Gastgeberin zuprostet, und schließlich einen inbrünstigen Schluck nimmt. Und dann noch einmal rasch einen zweiten.
"Jemand anderes?", heben sich die dunklen Brauen, als die Brünette lächelt, die einen knöchellangen, einfachen Rock und eine ungefärbte Bluse trägt, das lange, dunkle Haar einfach im Nacken zusammengefasst. Seltsam unspezifisch ist die Farbe der Augen und ein bisschen kühl ihr Ausdruck, die ganze Mimik scheint eher zurückhaltend. Die Füße stecken in ledernen Schuhen, denen man ansieht, dass Abzeichen von ihnen entfernt wurde, vielleicht Plünderware. Am auffälligsten ist jedoch, wie hell ihre Gesichtsfarbe ist - oder vermutlich im Normalfall wäre. Gerade ist sie gerötet und glänzt fettig-schweißig. Kaum zeigt sich die fremde Küchenwirtin, nutzt die Vobrerin dies als Gelegenheit, sich in den Schankraum zu schieben, und etwas mehr des kühlen Schattens für sich zu beanspruchen. "Wasser? Wasser klingt ganz hervorragend, wenn ich Euch nicht störe. Die Schenke scheint nicht eröffnet zu sein?" Eine kurze Handgeste in den unbelebten Schankraum, als sie sich ungefragt einen Stuhl heranzieht und sich setzt, Timea fragend zulächelnd.
Thema von Claudia im Forum Das Spiel - abgeschlos...
Die Fundstücke der gestrandeten Schiffe, kleine Manifestationen der vielen Tragödien landen alle in einem gemeinsamen Korb, als gehörten sie zusammen. Das gesamte Leid der Röhre, gewissermaßen. Bunt und seltsam vergnügt wirkten sie dort manchmal, die vielen Knöpfe, Spangen, Uniformsreste und kleinen Habseligkeiten, nur manche konnten im Verein mit den anderen Gegenständen die eigene Dunkelheit nicht ganz ablegen. Es wirkt fast wie ein Bonbonglas, oder eine Knopfdose! So muss es für Hostinos aussehen, wenn er auf die Seinen herabblickt. Insgesamt vielleicht alles einfach Bonbonpapier, wie Eltern vielleicht Kindersorgen belächeln. Das reicht nun auch schon an Tiefsinn, als sie den Deckel auf ihr Heiligtum legt, einen blinzelnden Blick zur erbarmungslosen Sonne wirft, und sich dann wieder vor die Hütte begibt, um das Werk fortzusetzen, was sie schon seit der Dämmerung betreibt: Einen Weidenzaun zu flechten, der, von dem Eingangsbereich ihrer Hütte ausgehend, ein Areal abgrenzt, das sich für einen ausreichenden Gemüsegarten gut eignen würde - wenn die Bodenbeschaffenheit des Strands dafür nicht so ungeeignet wäre.
Und eine Weile wird sie dort vermutlich auch in Ruhe gelassen und scheppert in der ausgestorbenen Stadt herum, während der Schankraum sich weiterhin leer und blank gibt. Erst einige Zeit später finden zwei schwere Beine den schleppenden Weg durch die drückende Hitze, und lederne Schuhsohlen reiben faul und schwerfällig über das Straßenpflaster, um beim Klappern des Geschirrs vor der offenen Schenkentür zu verharren. Blinzelnd kneifen sich die Augen der Fremden zusammen, ehe sie den Handrücken hebt, und ihn über die verschwitzte Stirn reibt, dabei beiläufig an der Mimik klebende Haarsträhnen lösend. Einen Moment zögert sie - dann hebt sich eine Hand, und die Fingerknöchel klopfen an die hölzerne Oberfläche der Tür, während die Korbflechterin sich räuspert, und ihren Oberkörper schon einmal in das schattige Innenleben des Gebäudes lehnt. "Sichàra!", erklingt eine eher dunkle Stimme im deutlichsten vorovisianischen Dialekt, die sowohl einer Frau als auch einem jungen Mann gehören könnte. "Es gibt hier nicht zufällig ein kühles Bier?" Eine Spur von gesunder Skepsis mag man in der Anfrage erahnen.
Auf die Nachfrage, ob sie hier aufgewacht, zuckt sie unbestimmt die Achseln, was zwar keine richtige Antwort ist, aber vermutlich doch eher ein 'Ja' als ein 'Nein'. Timea. Timea war ihr noch nicht über den Weg gelaufen - wie ansonsten scheinbar fast jeder dieser nicht besonders dicht bevölkerten Insel. Weitere kluge Anmerkungen sind von ihr allerdings nicht zu erwarten. Nach Ataerics Relativierung hatte sich die erbleichte Mimik immerhin wieder etwas erleichtert geglättet. Immerhin, niemand hielt sie auf. Es half nur eben auch niemand, aber als VobrerIn rechnete man die widerstreitenden Urgewalten ja quasi schon mit ein.
Kaum, dass der Barde wieder im gereizten Tonfall erwähnt wird, juckst der Korbflechterinnenblick wieder aufmerksam zum doch komplett Schweigsamen, ehe er sich wieder auf den Krieger legt. Ihr Oberkörper sinkt an die Lehne zurück; und während die Hand zum Becher gleitet, rutscht das Augenmerk vom Hühnen zu seinem unbeschriebenen Papier. 'Die Angst vorm leeren Blatt' kommt ihr in den Sinn - lässt den Witz aber unausgesprochen, da ihr schwant, wie die soziale Gegenreaktion aussehen würde. Statt dessen hebt sie auffordernd die freie Hand, während die andere zum Mund geführt wird und die Kehle mit weiterem kühlen Nass benetzt. Für einen Moment schließen sich die Augen entspannt.
Die Landsmännin Vellas betrachtet den Dialog der beiden zurückhaltend, und immer wieder lugt sie aus dem Augenwinkel zum Barden Javero herüber. Fast scheint es, als würde sie sich darin gefallen, wie dieser eine Beobachterrolle einzunehmen - da fällt ein unerwartetes Wort und die Fremde aus allen Wolken. Festhalten. Jetzt muss mich mal einer festhalten, sonst schrei- ... Die ohnehin blasse Miene der Dunkelhaarigen verfärbt sich noch etwas käsiger, als die Nasenflügel unter einem kurz-schnaubenden Durchatmen beben, und sie schließlich das Kinn stolz hoch- und vorreckt. Die grauglitzernden Augen suchen nach dem Blick des Kriegers, unterbrechen ihn aber nicht in seiner einfühlsamen Absprache mit Vella. Erst, als diese sich einig geworden sind, lässt sich die Vobrerin im leisen, ruhig-distanzierten und eine Spur unterkühltem Tonfall vernehmen: "Habe ich das richtig verstanden? Sie halten uns fest, sie würden uns im Zweifelsfall also auch an der Abreise hindern?" Und zu welchem Nutzen? Das klang nach schaurigen Reiseberichten, die meist vor einer knochengefüllten Schlucht in der Wüste endeten. Oder darin.
Die Worte Vellas lassen die Mundwinkel ihres Gegenübers zucken, und für einen Moment lang verengt sich der graue Blick empfindlich getroffen. "Nein, so etwas würde ich mir niemals sagen.", behauptet sie, und die linke Augenbraue zuckt zumindest irritiert in die Höhe, ehe sie sich wieder Ataeric zuwendet.
"Nichts desto trotz. Wenn wir ihn und weitere fänden, wäre es sicher sehr erfreulich - nicht nur für mich." Die Fremde zuckt die Schultern, als die Stimme, die in einen eigenartig professionellen Tonfall gefallen war, schließlich wieder verstummt, und ihr Blick noch einmal den fremden Krieger streift. Welch heroischen Bilder ihm gerade durch den Geist gehen, vermag sie nicht einzuschätzen; noch weniger, dass sie gerade zur Identitätsfindung des Gastgebers einen wesentlichen Anteil geleistet hatte. Die vom Barden produzierte Geräuschskulisse lässt ihren Blick in seine Richtung abschweifen - und dort bleibt er dann eine Weile lang hängen und beobachtet den dürren Mann, darüber glatt das Verspeisen des eigenen Breies vergessend; bis Ataeric das Wort ergreift und damit auch die allgemeine Aufmerksamkeit wieder zu sich zurückholt. Die Fremde lehnt sich zurück, verschränkt die Arme locker vor der Brust, und hat den ruhigen Blick erwartungsvoll auf Mann und Papier gerichtet.
"Und wie sähe die aus?", lässt sich die Stimme der Fremden leicht rauh vernehmen, und mischt sich dunkel mit Vellas aufgeregtem Sopran.
Die Fremde verengt den Blick, und für einen Moment hängt das Augenmerk der hochgewachsenen Frau an den Lippen der kleinen Zierlichen. "Ich war nicht in Estichà", kommt es atemlos zurück, und vermutlich entstehen in ihrem Kopf gerade mehr Fragen, als beantwortet werden. "Diese Information habt ihr von Hel Nergal?", vergewissert sie sich, und schiebt das Kinn sinnend vor, während die Augenbrauen sich skeptisch aneinanderschieben und der Blick sich kurz nachdenklich im Nichts verirrt, von flatternden Augenlidern überschattet. Als Vella sich dann ebenfalls Informationen erbittet, schüttelt sich der Kopf der anderen Südländerin, und ein Ausdruck von Bedauern streift die sonst so ausdrucksarmen Züge. "Ich war auf Reisen.", gesteht sie leise. "Ich kann euch nicht weiterhelfen." Die schmalen Mundwinkel drücken sich in die Höhe, als Vella den Gottesvater erwähnt, seine Gnade undsoweiter. Und für einen kurzen Moment spürt sie den schalen Beigeschmack von Neid auf der Zunge.
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Nach der im Wesentlichen wortarm fortgesetzten Breiproduktion und Rationierung labt die mit rotem Weine benetzte Gesellschaft ihre geschundenen Körper und Seelen an der wohlig-süßen-warmen Speise, deren Textur dazu geeignet ist, Kindheitserinnerungen zu wecken. Den Blick nur knapp über dem Rand des Schälchens angeheftet, versinkt die Neue auch in Erinnerungen oder in der schlichten Nahrungsaufnahme. Ein wenig mag es wohl dauern, bis Ataeric den knapp über dem Schälchenrand angehefteten Blick abgefangen hat – dann jedoch fängt sich die Mimik rasch wieder, die Augenbrauen schieben sich in eine skeptisch distanzierte Ausgangsposition, und die Schultern zucken in die Höhe. „Einen Soldaten.“ Wen auch sonst. Sie zuckt die Achseln, als sie den Löffel erneut in den Brei einsinken lässt. „Er diente in einem Spezialverband, mehr so innere Sicherheit.“, liefert sie zögernd nach, während der Tonfall ins Beiläufige abgleitet. „Wir waren wie Geschwister.“ Und der gräuliche Blick streift unter leicht gehobenen Augenbrauen jenen Ataerics. „Solche Geschichten kann hier wohl ein jeder erzählen.“ Und eine einladende Handbewegung erfolgt in die Runde.
Die Frau schüttelt den Kopf auf die Frage hin, lächelt rasch, und presst ihre Lippen aufeinander. „Nein, ich kenne dich nicht.“, antwortet sie leise, und es liegt doch ein ‚Aber‘ in der Stimme. Und tatsächlich halbiert sie die nächste Frucht, legt sie vor Javero in die Schüssel, und greift nach einer weiteren. „Aber ich kenne…“ kannte „…jemanden, der so ist wie du.“ Klingt nicht logisch, ist aber so. Der seine Kleidung auf die verdammt gleiche Art faltet, der auf die gleiche Art trinkt und Ordnung schafft, die gleiche Mischung aus mürrisch und zweckmäßig. Die Fremde greift nach der nächsten Frucht, halbiert sie, und lächelt eisern durch Ataeric und Javero hindurch.
„ Heil Vorovis, angenehm.“, entgegnet sie Vellas Begrüßung ruhig, und sucht den Blick in das weiche Gesicht aus forschen, gräulichen Augen. „Ich bin gestern hier angekommen. Ich bin Korbflechterin, und biete meine Ware in einer Hütte am Strand preis.“ Eine Fontäne von Wein schießt in die Luft und lässt den seriösen Gesprächsaufstakt gleich wie einen begossenen Pudel dastehen, als Wein tröpfchenfein auf Anwesende niederprasselt und sie ihrem widerwilligen Gastgeber im wahrsten Sinne des Wortes versüßt.
„Ja, es ist flüssiger Rotwein, aber…“, setzt die Vorovisianerin an, um dann doch zu verstummen, und zuckt begütigend die Schultern in die Richtung des ohnehin geschundenen Barden. So nah an der Wahrheit war sie seit ihrer seltsamen Irrfahrt noch nicht gewesen – und jetzt stand sie neben dieser freundlichen Schönheit, die nicht wie nach der Heimat klang – von der sie aber definitiv wusste, dass sie von da war. Anders als der Nergal, den sie heute gesehen hatte, war das hier keine Attrappe, durfte es nicht sein. Bitte nicht. Und jetzt konnte sie sich nicht von Javero ablenken lassen, jetzt musste sie... jetzt! Und während Ataeric sich finsteren Blicks wieder in seine Behausung wagt, presst sie es doch hervor, weil es einfach nicht noch länger warten kann, leise und in die Richtung Vellas: „Wisst ihr von weiteren Überlebenden? Wart ihr zum Zeitpunkt der Katastrophe in der Stadt? Gibt es weitere… wo sind sie?“ Mit gespitzten Ohren verharrt sie, während ihr schon das Schneidmesser zugeteilt wird – und würde verspätet ihre Hände waschen, diese ordentlich abtrocknen, und schließlich nach einer der Früchte greifen. Aufmerksam wird diese in der Hand gedreht, bis die Seitennaht parallel zu ihrem Handballen liegt – dann entlang selbiger die Frucht aufgeschnitten und also halbiert, ehe der Kern mit der Messerklinge herausgehebelt wird und in einer der Schüsseln abgelegt wird – die halbierten Früchte lässt sie zur Weiterverarbeitung für Javero, dem sie ermutigend zunickt, in die andere Schüssel gleiten. Zufrieden, Maestro? Ein Krieger, der Kuchen backte!
So war es hier auf der Insel der Gestrandeten also. Gastfreundschaft auch dort, wo diese mit Füßen getreten wurde. Die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Krieger wieder Ordnung in sein Heim bringt, ohne seine ungebetenen Gäste zu vertreiben, hinterlässt eine angespannte Verwirrung auf den geröteten Gesichtszügen der Fremden, die leicht den Oberkörper neigt, als Ataeric sich vorstellt. "Angenehm. Ich bin... neu hier.", kommt es etwas zögernd über die schmalen Lippen, während sie die Arme locker vor dem Brustkorb verschränkt, und auch der neu Hinzugekommenen distanziert zunickt. Unschlüssig verlagert sie ihr Gewicht von einem Bein auf den anderen, und überprüft noch einmal kurz den Sitz ihres Messers, dann mit verwundertem Blick auf den Barden die Beschriftung der von ihm ausgewählten Flasche. "Kommt drauf an, ist ein halbtrockener.", raunt die Flechterin leise, nickt ihm dann zu, und tritt schließlich näher zum Rest der Runde heran, alle mit aufmerksamen, dunkelgrauen Blick taxierend. "Ist Hilfe beim Kochen erwünscht?" Das ging wohl an den Gastgeber. Und wie es der Zufall so will, landet der Blick dann auch wieder auf der Gestalt des Hünen.
Was hat er denn gehext? Hier folgt nur Stille, und auch sonst scheint in dieser Situation jeder konstruktive Austausch plötzlich wie weggewischt. Woher das Dunkle im Raum plötzlich kommt, weiß vielleicht am wenigsten die Vobrerin selbst zu sagen. "Fühl dich frei, in ihm zu sehen, was du willst", begegnet sie dem Spott des Bänkelsängers, als hätte er diese Freiheit nicht ohnehin... und zieht die Brauen zusammen, als eine selten ernste und inbrünstige Erzählung folgt. Tatsächlich ist der dunkelgraue Blick für einen Moment mit Interesse getränkt, als er dem des Barden begegnet, der auf einem ironischen Bekenntnis zur eigenen Promiskuität endet. "Nackt ist angreifbar.", murmelt sie leise. Hexer, letzte Hemden, Verlust, Risiko und das nackte Leben – mit dem einstmals kleidsamen Lappen wird der kleinen Unterhaltung das Ende bereitet, als sie den Atem scharf einzieht, und sich aufmerksam in ihre Tätigkeit versenkt, als wolle sie ihm die Stichhaltigkeit ihrer Worte präsentieren.
Als die Schritte des Kriegers erklingen, zuckt die Vobrerin unwillkürlich zusammen, ertappt möchte man meinen – unterbricht ihre „heilerische“ Tätigkeit aber nicht und lässt mit gebotener Ruhe von ihrem Patienten ab, den Kopf leicht drehend, während der Krieger die beiden umrundet, und aus dem Augenwinkel die Gestalt des Hünen einfangend. Der rasche Blick folgt Ataeric, wie er sich dann stärkt, und sich zur anschließenden Musterung der Eindringlinge umdreht. Ähnlich wie ihm kann man der hochgewachsenen Frau die Hitze des Tages ansehen – die hochgeschlossene Bluse und der knöchellange Rock, die sie kleiden, sind von guter Qualität, aber schon etwas älter. Bemerkenswert sind die ledernen Schuhe, die ihre Knöchel bedecken und so wirken, als wäre ihnen am Schaft Zierrat entfernt worden – vielleicht Plündergut?
Das lange, dunkle Haar ist im Nacken in einem Band zusammengefasst, und fällt ansonsten, jeglicher Bande ledig, ihren Rücken herab – das schmale Gesicht ist nicht direkt weiblich, aber ebenmäßig, und zeigt wie das des Kriegers Anzeichen von Strenge und Alter. Die Statur der Fremden ist schlank, aber nicht zierlich – und während Javero sofort auf Ataeric zueilt und ihn nach seiner Verwundung fragt, verharrt die Vobrerin an Ort und Stelle, erwidert die unangenehme Musterung mit kühlem Blick, und lässt nur einmal kurz den Blick zur geplünderten Schnapsflasche gleiten, die Ataeric hebt. „Verzeiht.“, nickt sie und fährt mit zwei Fingern über ihre Unterlippe, als wollte sie den letzten Tropfen des Aufgesetzten nachspüren, die sie noch benetzten. „Ich…“ Und ob nun Entschuldigung, Entschädigungsangebot oder Vorstellung folgen sollte, wird für immer Hostinos‘ Geheimnis bleiben, da sich von außerhalb die Gestalt Vellas mit in den Kreis der Auserlesenen schob – und die Namenslose dieses als willkommenen Vorwand nahm, der Aufmerksamkeit des Gastgebers zu entgleiten – oder dies durch ihr Verstummen zumindest zu versuchen.
Vella – und vielleicht nicht nur Vella, erkennt in der strengen Aussprache der Fremden die vorovisianische Mundart; die Person selbst scheint ihr aber unbekannt, zumindest hatte sie in Vorovis keine größere Nähe zu ihr gepflegt.
Als der Musikus dann noch belehrend wird, und trotz seines zerrupften Zustandes sie an die Redlichkeit logischer Schlüsse gemahnt, lacht die Fremde trocken auf, schüttelt den Kopf und rollt demonstrativ die Augen. „Was er ist, kann ich nur beurteilen, wenn ich ihn persönlich kenne?“ ,fragt sie amüsiert zurück, und legt den Kopf schief. „Man muss nicht alles selbst ausprobiert haben, um um seine Wirkung zu wissen.“, behauptet sie zumindest, taxiert den Blick des Barden unter einem schiefen Achselzucken, und lässt den Blick an ihm herauf und herabpendeln, ehe sie sich seiner Hand annimmt, und den dräuenden Lappen schon in Stellung bringt. „Wer nichts wagt, kann auch einfach behalten, was er hat.“, hält sie ihm entgegen, und ist wohl kurz davor, dem Quell der Weisheit den Lappen auf die Wunde zu drücken, als seine Andeutung zu ihrem Landsmann sie doch noch einmal innehalten lässt. Ein Spieler?
Die kühlen Augen verengen sich, die Lippen spitzen sich, und für einen Moment verengt sich ihr Blick konzentriert an Javeros. „Du meinst, er kann es nicht lassen, dem Risiko nachzugehen?“, bemüht sie sich um eine Präzisierung, und wackelt mit dem schnapsgetränktem Lappen, als ein letztes, trockenes Lachen den schmerzgeprüften Torso des Barden erschüttert. Nicht mehr lange abwartend, senkt sich dieser nun auch auf den Handrücken herab, und presst die beißende Flüssigkeit in die Wunde, während die Fremde dicht vor ihm herabgeneigt fest die Augenlider schließt, und die Augenbrauen an der Nasenwurzel herabgesunken erzittern. Nur einen Moment später öffnet sich der Blick wieder, als sie das einstige Hemd ein zweites Mal faltet, und nun eine Hand unter das Kinn des Jünglings legt, sich mit der anderen, bewaffneten seinem verunzierten Antlitz nähernd. Flatternder Atem wird zwischen die schmalen Lippen hindurchgepresst, und man bekommt den Eindruck, dass sie vielleicht ein bisschen zu engagiert bei der Sache ist. „Letzte Hemden sind überschätzt.“, wirft sie vernuschelt ihr eigenes Scherflein auf die angehäufte Sammlung weiser Sprüche, und warnt noch mit einem leisen „Jetzt!“...
... um dann erneut gepresst einzuatmen und ihm den getränkten Lappen auch noch in das verletzte Gesicht zu drücken, eben dorthin, wo der Hexer heute sein Unwesen getrieben hatte. „Woher hast du die Vermutung, Nergal wäre ein Spieler?“ Ganz abgesehen davon, dass das hier nicht der richtige Nergal war. Die leise Stimme der Fremden klingt nun kühl und gerade wie eine Messerklinge und mischt sich mit dem aufbrandenden Schmerz.
Die mysteriöse Fremde zuckt mit den Schultern, als er sie der Regierungsschelte bezichtigt, und folgt dann noch einmal aufmerksam den nachgeholten Wirrungen des Abends, die zu Javeros neuer Frisur und dem Narbengeflecht in seinem jungen Gesicht geführt hatten. Das Deckenbildnis und sein Empören darüber, nicht auch unter dieser zu landen, trifft auf wenig Reaktion, und scheint einfach nicht recht bei seinem seltsamen Gegenüber anzudocken. Der ruhige Blick mustert stattdessen weiterhin aufmerksam das Gesicht Javeros, und erst bei seiner Gegenfrage scheint sie verspätet zu bemerken, dass der Ball zurückgespielt wurde. Ruhig greift sie nach dem Flaschenhals, und nimmt Javero das Betäubungsmittel wieder ab, um auch einen Schluck zu nehmen und mit der anderen Hand nach des Barden durchnässtem Hemd zu greifen, das nun, hatte sich der Bänkelsänger doch ohnehin schon seinen Torso entblößt, als Schwamm für das desinfizierende Getränk herhalten muss.
„Naja, kennen. So, wie man die Regierung kennt, oder Prominenz in der Stadt, in der man aufgewachsen ist.“, antwortet die Fremde nichtssagend, stellt die Schnapsflasche ab, verschließt sie, und deutet auf die Sitzmöbel in der Mitte des Hauses, während zwei Finger ihrer freien linken Hand die Gehbewegung zweier gesunder Bardenbeine zu eben jenen Stühlen imitieren. Sollte Javero dieser impliziten Aufforderung Folge leisten, würde schnelle Vobrerinnenschritte ihn begleiten, und mit kurzer Pause spricht sie wieder einen ihrer seltsamen Sätze. „Hexenmeister – das meint nicht so sehr ein Schimpfwort wie eben das, was er ist.“ Die Stimme der Fremden bricht rauh ab. Nicht nur tut es weh, von der Heimat zu reden – aus irgendwelchen verdammten Gründen fühlt es sich auch immer noch wie Geheimnisverrat an. Etwas barscher als nötig füllt: „Setz dich.“, die entstandene Pause, während die Fremde seinen blutenden Unterarm betrachtet, zu sich dreht, und Anstalten macht, gleich das schnapsdurchwirkte Kleidungsstück auf das verwundete Fleisch zu pressen. Noch bleibt er davon allerdings verschont, spürt nur ihre ruhige, weiche Hand an seiner, wie die Fingerspitzen das Handgelenk sorgsam umgreifen und dirigierend mit ihm den Unterarm für ihr Unterfangen ausrichten. „Manche würden meinen, dass es immer verwerflich ist, Personen gegen ihr Wissen Substanzen in das Getränk zu kippen.“, wirft sie eher als philosophische Spielerei in den Raum.
Auch wenn der Blick der Fremden sich um Knappheit und Effizienz bemüht, an den beinahe scharfkantigen Falten der akkurat zusammengelegten Gewandung verharrt der Blick etwas länger, die Liddeckel flattern kurz - dann wird die weitere Musterung des Inhaltes der Schränke umso schneller vollzogen, als müsse sie die verlorene Zeit ausgleichen. Mit nichtssagender Miene zieht sie schließlich eine Flasche Hochprozentigen heraus, löst den Pfropfen, und riecht prüfend an dem Inhalt, während sie sich schon wieder halb zu Javero umdreht und die Schranktür beiläufig schließt. Javeros tiefenpsychologische Erörterungen zum Vobrer lassen sie die Stirn krausen, und der Kopf wandert leicht in die Schräglage, während der Blick nur kurz durch das Haus in Richtung der noch nicht erkundeten Truhe am Bett zuckt, ehe er sich wieder diszipliniert beim Barden einfindet.
"Hexenmeister wird er in der Heimat genannt," verkündet sie beiläufig. Als gäbe es sie noch, die Heimat, als sei nicht alles unter einer Flutwelle begraben worden. Ein städtegroßes Grab für seine Bewohner. Die Stimme wird nur unmerklich belegter, es ist nur eine Ahnung, dann hat sie sich wieder gefangen. "Reichsprovisor, beteiligt an der Niederschlagung eines gewaltsamen Putsches der vorovisianischen Geheimpolizei", endet es nicht ganz ohne Anerkennung, aber im größeren Ausmaß distanziert und indifferent. Und die geöffnete Flasche zuckt in die Richtung Javeros, als sie den Pfropfen noch immer in der anderen Hand spielerisch zwischen ihren Fingern dreht. "Trink. Du hast Schmerzen." Trink, damit ich dich besser ausfragen kann? "Unter welcher Decke steckt er denn?" Und da ist der Blick wieder bei der noch weit entfernten Truhe, ehe er wieder zum angeschlagenen Barden zurückirrt.
Die Augen der Vobrerin verengen sich, als der unbedachte Spielmann an ihrem Hemdsärmel herumzuppelt, und ihre Gestalt strafft sich. "Wer mag das schon.", wischt sie Javeros Einwände beiseite, und nickt nur andeutungsweise gen seiner Verletzung. Resolut, wie gerade eben auch ihr Landsmann, zieht sie die Schranktür auf, sollte Javero sie nicht gewaltsam daran hindern, und verschafft sich einen raschen Überblick über das angesammelte. Alles wird zweckmäßig in den Fokus gefasst, und, sollte sich nichts der Heilung Dienliches dabei befinden, verworfen, indem der nächste Schrank zu inspizieren wäre. Bei Javeros Erwähnung des Hexenmeisters verengt sich ihr Blick erneut, und sie schiebt das Kinn hervor, die ungewöhnliche Routine, die der Barde ohnehin zu unterbrechen trachtet, dann auch kurz innehalten lassend. "Heiler?", fragt sie wertungsfrei, aber deutlich verwirrt, und die dunklen, schmalen Augenbrauen sinken aneinander nahe der Nasenwurzel herab, während der linke Mundwinkel zieht sich nur kurz ironisierend in die Höhe zieht. Einen Moment lang verharrt sie schweigend, dann verlagert sie das Gewicht auf das andere Bein, und mustert den mitgenommenen jungen Mann vor sich."Du weisst nicht, wer er ist, oder?" Und schalt sich, dass sie von einem ashrabadanischen Bänkelsänger anderes erwartet hatte. Ein prüfender Blick umzirkelt die Gestalt des gesprächigen Fremden, während feine, dunkle Haare an ihrem geröteten Gesicht kleben, Schweiss sich in dunklen Flecken durch die hochgeschlossene Bluse drückt, und vielleicht nur von dem zarten Aroma der nahen, blühenden Bäume besänftigt wird. Die Schultern zucken, als die dunkelgrauen Augen einen seltenen, direkten Blick in seine suchen. Und nur sehr kurz huscht ein ehrliches Lächeln über das gerötete Frauengesicht. "Es ist nicht so schlimm, dass er dich nicht mag. Man muss nicht wegen jedem Kratzer zu einem Heiler.", findet sie ruhig, und schüttelt den Kopf. Dann verschwindet das Lächeln wieder. "Aber warum du sein Getränk vergiftet hast - und womit - das würde mich schon interessieren."
Und die leicht autoritäre Gebärde steht ihr auch erstaunlich gut. Für einen kurzen Moment unterstreicht sie eine aufleuchtende Härte im hellen Gesicht, und im scheinbaren darauf-eingehen des Barden findet er nun ein überraschend überzeugendes Gegenüber, das sein Schauspiel komplettiert. "Vielleicht sind die meisten Tempel eindrucksvoll und ehrfurchtseinflößend.", nickt die Fremde, und schiebt im nachdenklichen Überlegen die Unterlippe vor. "Ich habe aber auch schon einfache Schreine gesehen und von geheimen Tempeln gehört."Jetzt sinken die Schultern herab, als sie eine kurze, abwinkende Handbewegung macht, und sich aus ihrer Rolle löst, um wieder den Blick gen Strandhaus zu richten, und gemeinsam mit Javero die letzten Schritte dorthin zu tun.
Das ungewöhnliche Bauwerk ringt der Fremden ein paar bewundernde Blicke ab, doch gleichzeitig huscht die rechte Braue auch etwas in die Höhe, als sie der Flexibilität der Wände gewahr wird, die wenig mehr als verlängerte Torflügel zu sein schienen. Aufmerksam erkunden graue Augen das Innenleben des aufgeräumten Haushalts, ohne dass sie eintritt - erst nach Javero wagt sie den Schritt hinein, hält die Arme jedoch locker verschränkt, und dreht dem bedauernden Barden schließlich ihr schiefgelegtes Haupt zu, als dieser als Ausweichbeschäftigung die Kokosnuss anpreist. Die Fremde lächelt kurz, schüttelt dann den Kopf - und weist mit einer sich nur kurz lösenden Hand auf seinen blutenden Arm, um mit ruhigem Zeigefinger eine Linie hoch zu seiner blutenden Wange zu beschreiben. "Wir müssen uns um dich kümmern, fürchte ich. Ihr seid Freunde?", erkundigt sie sich fast geschäftsmäßig, und steuert schon auf die Kochecke mit ihren Wandschränken zu, auch hier spartanische Ordnung. Einen Moment zu lange bleibt ihr Blick am Spüleimer hängen, und kurz gleitet ein unwillkürliches, spontanes Lächeln über ihre Gesichtszüge. Ein rascher Schulterblick unterbricht den eigenwilligen Moment, als die Fremde zurück zu Javero sieht, wie um ihre vorherige Frage noch einmal zu unterstützen, wobei eine Hand sich schon zu den Wandschränken hebt, offenbar die Enge der Bindung zwischen den beiden Männern als Rechtfertigung für eine spontane Durchsuchungsaktion benutzen wollend.
Das sonst sehr ruhige Gesicht hebt den Blick, als Javero seine Aufzählung beendet hat, und aufkommende Verärgerung tritt in den gräulichen Augen hervor, als ihre Mundwinkel unwillkürlich in die Höhe zucken. Einen langen Moment lang wirkt es so, als wolle sie Javero anblaffen, aber dann holt sie stattdessen tief Luft. "In jeder Stadt gibt es Tempel.", sagt sie ruhig, und tritt, wie in einer dieser typisch-männlichen Einschüchterungsgebärden, unvermittelt nah an ihn heran, das Kinn vorschiebend. Der Tonfall bleibt allerdings erschöpft, und trägt zu dem gewünschten Impetus nicht bei. "Vermutlich hast du sie nur bisher nicht gefunden. Es muss hier Tempel geben. Man muss noch einmal genauer danach suchen." Auch wenn nicht zu hoffen stand, dass es heute noch einmal kühler werden würde. Der distanzierte Blick taxiert das Gesicht des verletzten Bardens, kurz vor dem Haus seines Freundes. Es wirkt fast so, als wollte sie noch etwas sagen, aber dann stoppt sie sich, schüttelt nur leicht den Kopf, und legt ihre Hand an Javeros Unterarm. "Es sind nur noch wenige vat.", klingt es nun warm zu ihm herüber. "Komm." Aus der Fata Morgana des Strandhauses würde ein richtiges Strandhaus werden, lebensgroß, nah, und für Javero sicherlich die Hoffnung darauf, die Füße hochlegen zu können und den strapazierten Magen zu füllen. Und für seine Begleitung ein weiteres, seltsames Puzzlestück dieses eigenartigen Ortes...