Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Mrashora, erster Tag

Die kurzen heftigen Schauer bringen keine Abkühlung, machen nach ihrem Ende im Gegenteil jede noch so kleine Bewegung zu einer schweißtreibenden Leibesübung. Kühle Kellerräume dürften der Traum eines jeden Bewohners sein, die lähmende Feuchtigkeit legt sich über die ganze Stadt. Noch verlassener als sonst scheinen die Gassen zu sein, auch das kleine nie eröffnete Gasthaus am Brunnen wirkt aufgegeben. Still hängt das Holzschild über der Eingangstüre, die einen Spalt breit aufsteht. Blank und unpersönlich wie am ersten Tag ist die Ladeneinrichtung, jeder persönliche Einrichtungsgegenstand scheint über Nacht verschwunden. Ganz offenbar ist die Kurzzeitbewohnerin des kleinen Hauses ausgezogen.

Verlassen in der Hitze liegt die Stadt - und damit ihre Bewohner, während die Zeugen von Zerstörung und Tod unscheinbar und scheu zwischen Schilf und Sand kauern, als Treibgut aufgelesen werden können, und doch sich der intensivsten Befragung entziehen. Erschöpft hockt in der Mittagshitze eine barfüßige Gestalt in der offenen Tür einer ehemaligen Fischerhütte, und wartet, den Hinterkopf gegen den Türpfosten zurückgelehnt, scheinbar auf einen gnädigen Luftzug, wissend, dass er nicht kommen würde (noch nicht). Langes dunkles Haar klebt an der schweißglänzenden Haut, fast fiebrige Röte schimmert auf Wangen und Kinn, und ein glasiger Blick gleitet herüber zum Metchà, der sich wie flüssiges Gestein dem Himmelsfeuer darbietet, während durch halbgeöffnete Lippen ein permanenter Luftstrom rinnt. Warum musste es immer so lange dauern?

Die Augenlider sinken einen Moment herab, als sie tief durchatmet, kurz mit den Fingerkuppen Schlieren in den Schweiss an ihrer Stirn zeichnet, und dann einen nahebeistehenden Korb aus dem Eingangsbereich der Hütte näherzieht, um einen trägen Blick hineinzuwerfen. Da waren sie, die versammelten Zeugen. Das Treibgut, welches ihr im Sand und Schilf aufgelauert hatte. Und noch einmal gleiten ihre Finger sinnlos zwischen die Konturen.

Komm schon, Sturm. Komm schon.

Delvans zerstörerisches Treiben gemahnt der Vergänglichkeit mit aller Härte, knistert das verdorrte Gras unter den Füßen und das sattgrüne Blattwerk beginnt an Spitzen und Rändern in braunem Verfall zu zerbröseln. Die Luft scheint Schwanger mit brennbaren Gasen, welche die Warnehmung verzerren und alles mit einem halluzinogenen Flirren überzieht. Nur ein Funke - so denkt man - und alles würde restlos in Flammen stehen. Auch der Strand wabert in dieser aufgeheizten Verzerrung und gaukelt einmal mehr vor, den Verstand verlieren zu müssen, wenn nicht endlich ein Windstoß neue Luft zum Atmen herbei trägt. Doch statt Sanikas Atem, welcher sich immer noch in der Lunge des Windgottes zurückhält, um zu einem schicksalhaften Moment Orkanartig entlassen zu werden, ist es eine andere Bewegung, welche das Hitzeflirren mit Lebendigkeit füllt. Eine schmale Gestalt hopst in hektischen Bewegungen auf das Wasser zu, rennt dabei im Zickzack wie über glühende Kohle. Ein vermutlich recht passender Vergleich, trägt der junge Mann kein Schuhwerk, welches ihn vor dem brennenden Sand bewahren würde. Dabei wird jede hektische Bewegung von einer schrillen Synphonie einer Vielzahl metallener Glöckchen begleitet, die an einem Band um den Knöchel des Mannes geknotet sind und ihn so schon ankündigen, wenn er noch garnicht zu sehen ist. Erst als er den breiten Spülsaum erreicht hat hält die Gestalt inne, vergräbt wohlig die Zehen im Schlick und schaut einen Moment lang in die spiegelglatte Ferne, ehe er sich ein grobes und viel zu weites Hemd über den Kopf zerrt. Der Stoff findet Platz am Boden und dient alsbald als Unterlage für eine Laute, welche behutsam darauf gebettet wird. Es folgt ein Scherpengürtel mit einem üppigen Gehänge aus Beutelchen, Taschen und anderen Utensilien, ehe der Bursche auch noch die Hose abstreift und fahrlässig von den Füßen strampelt. Nackt wie Mehdora ihn geschaffen hat, sprintet der junge Mann schließlich in die Fluten, dass es nur so zu allen Seiten spritzt, ehe er sich schließlich unter einem geräuschvollen Jauchzen hinein wirft. Einige Momente lang sind nur noch die aufgestörten Bewegungen des Wassers zu sehen, dann durchbricht der Lockenschopf ein ganzes Stück entfernt wieder die glitzernde Oberfläche. Eine Weile lang plantscht und tobt der Fremde in den Fluten herum, dann schwimmt er zum Ufer zurück, schüttelt sich dort wie ein nasser Jewaka, dass die hellbraunen, schulterlangen Locken fliegen und lässt sich im Schneidersitz am Spülsaum nieder. Unter dem brennenden Blick Delvans beginnt er nun den durchnässten Sand herbei zu raffen und mit formenden und klopfenden Bewegungen zu einem Berg aufzuschichten, aus welchem - mit viel Fantasie - wohl mal eine Burg werden soll. Dabei erklingt eine angenehme Singstimme, weich und harmonisch mit einem herrlich warmen Timbre:

"Heut' ist einer jener Tage,
der ist wohl verflixt,
der Spott mit breitem Grinsen
hinter jeder Ecke sitz.
Am Morgen grüßt mein Spiegelbild,
es ist nicht wirklich schön,
ich frag' mich:
„soll ich's wagen,
heute in die Welt zu gehen?“

Heute wird ein Abenteuer
und schon wird mir klar,
dass heute vor die Tür zu geh'n,
ein böser Fehler war.
Den Menschen in den Gassen
bin ich Ziel für Hohn und Spott,
mein Meister, die Gesellen
schmieden gegen mich Komplott.

Doch statt klein bei zu geben,
hebe ich mein Glas auf's Leben…

Heute bin ich König,
lass die Welt mit sich allein,
heute bin ich König,
lass die Sorgen Sorgen sein.
Heute bin ich König,
genieß' den Augenblick
dann schaue ich nach vorn
und nicht zurück."
(Schandmaul - Heute bin ich König)

Kaum sind die letzten Silben verklungen, tönt durch die flirrend-aufgeheizte Luft ein etwas langsames Klatschen, das aber noch nicht ganz in den bemühten Trab des besungenen höhnischen Lobes herabgesunken war, sondern durchaus anerkennend, wenn auch hitzegebremst zu ihm herüberzieht. Sollte Javero sich umwenden, sieht er durch im Türrahmen einer Fischerhütte eine Frauengestalt stehen, gekleidet in einen locker gebundenen Rock, der bis zu den Knöcheln herabfällt, und in eine weite, helle Bluse, die am aufgeheizten, verschwitzten Körper der Fremden klebt. Dunkles Haar umfließt die Gestalt bis zur Hüfte, klebt an Schläfen, heissglimmenden Wangen und Lippen, die sich nun zögernd zum Lächeln öffnen. Selbst der Hals glänzt von herablaufenden Schweiss.

"Für einen König singt Ihr ziemlich gut.", klingt es von einer unvermutet dunklen Stimme anerkennend zurück, die trotz ihres offenbaren Kampf mit der Hitze weder Ungeduld noch Missmut zum Ausdruck bringt. Die Lippen öffnen sich für einen weiteren, flatternden Atemzug, ehe sie sich herabneigt und einen kleinen Korb vom Boden aufhebt, um ihm den Barden entgegenzuhalten - jedoch, ohne sich jedoch groß von der Stelle zu rühren, scheinen die nackten Füße, die unter dem Rocksaum hervorlugen, doch auch vor einem Kontakt zum glühenden Sand zurückzuschrecken. Langsam sinkt der Kopf zur Seite, während der ruhige Blick Javero taxiert, und sich das Lächeln in ein Schmunzeln wandelt, das jedoch, trotz aller Mühe, nicht halb so humorvoll wirkt, wie es wirken könnte. "Braucht euer Sandmann noch Augen, Exzellenz?" Soviel zur Phantasie.

In den belebten Städten Mradoshans ist es nun nicht ungewöhnlich ganz unverhofft jemanden zu finden, der den begehrten Spielmannslohn bezahlt, selbst wenn sich der Künstler selbst keiner Zuhörerschar bewusst ist. Auf der verwaisten Insel hingegen, wähnt man sich die meiste Zeit über einsam und unbelauscht, sodass das hitzegebremste Klatschen auf sich überrascht spitzende Ohren stößt. Der gelockte Schopf hebt sich, gefolgt von einer halben Rutschbewegung des schlacksigen Körpers im Sand, sodass sich die dunklen, braunen Augen neugierig zur Fischerhütte wenden. Die Soa steht über den Stadtdächern und gewährt der Fremden einen effektvollen Moment schattiger Anonymität, sodass der Barde die Handkante an die Stirn legen muss, um mit zusammengekniffenen Augen gegen die Helligkeit anzublinzeln. "Wie vielen Monarchen konntet Ihr denn schon bei ihrem Gesang lauschen?" öffnen sich die Lippen des jungen Mannes zu einem offenen Grinsen, ehe er die Hand wieder sinken lässt, hätte ihm im Grunde auch die Stimme gereicht um zu wissen, dass sich jemand Neues auf die Insel verirrt haben muss. "Mein Sandmann?" gluckst er amüsiert, richtet seinen Blick auf das unförmige Sandgebilde und zieht einen Moment später einen geständigen Flunsch. "Ich bin mir nicht sicher welche Interpretation nun dankbarer ist: mein Schloss, oder euer Mann." zupft er sich grinsend am Kinnbärtchen, dann rappelt er sich jedoch auf die langen Beine, steigt nass und sandig in seine flickige Pluderhose und rafft den Rest seiner Habe auf die Arme, ehe er über den glühenden Sand in den Schatten des Häuschens hüpft. Dort wird der Haufen auf einer kleinen Bank abgeladen, ehe sich Javero neugierig der Fremde zuwendet. "Javero reicht übrigens. Ich will noch anonym bleiben. Sobald mein Schloss fertig gebaut ist, bestehe ich natürlich auf den Titel, aber das dauert ja noch ein wenig." rollt er lächelnd mit den Augen und deutet mit dem Daumen über die Schulter zu seinem unförmigen Sandhaufen.
Die Korbflechterin hat einen jungen Burschen vor sich, dessen optisches Alter sie auf Anfang zwanzig schätzen würde. Er ist mit 1,80 Vat recht hoch gewachsen, dafür aber spindeldürr, zeichnen sich sogar die Rippen unter der gebräunten Haut ab, was nun nicht mehr unbedingt dem Wachstumsschub eines Jugendlichen zuzuordnen ist. Die warmen, braunen Augen sind in ein ungewöhnlich hübsches Gesicht gebettet, welches durch den mehrtägigen Bartschatten und die zerwühlten Locken jedoch in reines Vagabundentum abdriftet. Der Sandburgenbau hat schlammige Spuren bis in die Stirn des Barden hinterlassen, doch sind das nicht die einzigen Zierden, die der junge Mann mit sich trägt, sind Arme und Oberkörper mit Prellungen und blauen Flecken übersät, was den Eindruck eines Herumtreibers verstärkt, der sich auch gerne mal in der Gosse prügelt.

"Oh..." Und ertappt senken sich kurz die Mundwinkel, als sie den Kopf etwas schüttelt, und die Augenbrauen eine Winzigkeit irritiert zusammenzieht. Nur kurz weicht der Blick vom ihr nun zugewandten Gesicht des Bardens ab, und verliert sich im Hitzeflirren, ehe er, milde irritiert, wieder zu Javero zurückfindet. "Nein, das stimmt natürlich. Die meisten Könige hört man nicht singen. Ich nahm bisher einfach immer an, dass es ihnen mehr auf den Inhalt ihrer Worte ankäme, als auf ihren Klang." Die Schultern zucken in die Höhe, als sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagert, vergleichsweise uninteressiert das Sandbildnis des Jünglings mustert, um dann wieder zu seinem lebhaften Erbauer zurückzuschweifen. "Augen des Sandmanns oder Fenster der Burg - hier wurde einiges an Treibgut angeschwemmt, das Teil eures Kunstwerks werden könnte. Ist euch Nachricht von einem Seeunglück zugekommen?", findet die Gegenfrage zu ihm, während er sich schon auf seinen hüpfenden Weg zu ihr macht. Die dunkle Stimme webt ihre Worte nicht in einen weichen Singsang, wie es vielleicht die rauchige Stimme erlaubt hätte - tatsächlich scheint die Mundart, die sie spricht, eher in einem feinen Stakkato den Fluss der Sätze zu lenken. Harsch würden die einen sagen, präzise die anderen.

Von erschöpften, aber aufmerksamen Augen beobachtet, findet der Barde sich schließlich bei der kleinen Hütte ein, stellt sich vor, und zaubert damit ein weiteres, flüchtiges Lächeln auf die Lippen seines Gegenübers. Finger wedeln unbestimmt einen schwachen Luftzug vor das gerötete Gesicht, während der Blick kurz an Javero abgleitet, als suche er etwas - und sich schließlich wieder in das Gesicht des Bardens zurückzieht. "Ich werde euch sicher nicht verraten.", verspricht sie zwischen Scherz und Ernst, schüttelt den Kopf eine Winzigkeit, und weist dann mit beiläufiger Handgeste zum Inneren ihres Häuschens. "Ich flechte hier Körbe." Eine kurze Pause, ein flatternder Atemzug. "Aber noch nicht lang.", setzt sie nach, und taxiert das Gesicht des Barden unter sich leicht zusammenschiebenden Augenbrauen und mit jeder Menge ungestellter Fragen im aufmerksamen Blick, der nun, da er näher getreten war, doch wacher erschien, als es der Zustand der Handwerkerin erst hatte vermuten lassen. "Ich bin noch nicht lange hier." Nicht ahnend, dass er das vermutlich schon längst angenommen hatte.

Das Gegenüber des Barden ist vielleicht anderthalb Handbreit kleiner als er, und damit doch für eine Frau relativ hochgewachsen. Die Haut am Hals, den Händen und den nackten Füßen, die unter dem knöchellangen Rock hervorlugen, ist ungewöhnlich hell. Der Körperbau der Fremden, von der weiten, einfachen und ungefärbten Kleidung züchtig bedeckt, wirkt schlank, aber nicht zierlich. An den Fingern der Fremden finden sich keine Schwielen, aber auch kein Schmuck. Kleine silbrige Fäden im dunklen Haar, eine Kerbe im Mundwinkel, die man beim raschen Lächeln sieht, verraten, dass diese Frau vermutlich zumindest einige Jahre älter als er ist, wobei eine genaue Schätzung schwerfällt. Hatte sie die 30 schon überschritten (und wenn ja, um wieviel?), oder weniger, dafür umso ereignisreichere Jahre erlebt? Da ist ein Zug von Strenge, der schwer einzuschätzen ist. Und ein Wasserschlauch, den sie jetzt von ihrem Gürtel löst, öffnet, und ihm einladend entgegenhebt.

"Ein Seeunglück?" der junge Mann rafft sich mit einer Hand die wilden Locken zurück und wendet den Blick zu der spiegelglatten Oberfläche des Metcha, welche in ihrem idyllischem Frieden vollkommene Unschuld vorgaukelt, bei der man niemals darauf schließen würde, dass sich in Bälde wütend-schäumende Wellenungeheuer darauf auftürmen. "Nicht, dass ich wüsste." gesteht er schulterzuckend, aber mit leicht betroffener Miene. "Segel am Horizont wären vermutlich der Wunschtraum eines jeden hier..." tut er seine Gedanken noch in einem Murmeln kund, ehe sich die dunklen Augen wieder auf die Flechterin fixieren. Neugierig und ungeniert mustert er ihr Gesicht, folgt dann der Geste zu dem Häuschen hin und hebt überrascht die Brauen. "Oh, Körbe!" jauchzt er begeistert auf, als hätte sie ihm gerade berichtet, dass sein Schloss einzugsfertig auf dem begehrtesten Grundstück der Insel errichtet wurde. "Könnt Ihr auch solche Körbe machen, aus denen diese ashrabadischen Schlangen raus kommen, wenn man mit einer Flöte vor ihnen herum trötet?" funkeln seine Augen auf, als er die Handflächen aneinander legt, ein wenig in die Knie geht und dann eine schlängelnde Bewegung aufwärts macht. "Das wollte ich schon immer mal ausprobieren! ich hatte nur nie einen Korb. Und keine Schlange. Schlangen gibt es hier sicher irgendwo..." dreht er sich einmal erkundend um sich selbst, als müsste doch eigentlich hier irgendwo eine Kobra herumschlängeln. "Die Körbe sind so groß...und rund...und haben einen Deckel." beschreibt er der Flechterin dann aber noch rasch wie man sich so einen Schlangenkorb vorzustellen hat, wobei er nicht an den entsprechenden Gesten spart. Mit einem dankenden Lächeln nimmt er den Wasserschlauch entgegen und setzt ihn an die Lippen, um einen gute Schluck daraus zu trinken. Auch ihm steht - trotz der vorherigen Abkühlung - schon wieder der Schweiß auf der Stirn, was der überschäumenden Energie jedoch keinen Abbruch zu tun scheint. "Dankeschön." reicht er den Schlauch zurück. "Also, mit hier..." er vollführt eine kreiselnde Bewegung mit dem Finger. "Meint Ihr diese Hütte, oder..." seine Brauen wandern fragend in die Höhe, in Erwartung, dass die Fremde den Satz beendet.

"Wären sie das?", fragt die Brünette zurück, verengt die Augen eine Winzigkeit, und dreht den Kopf leicht zur Seite, das Gesicht des Gelocktem im Halbprofil forschend musternd. Kein Erschrecken in der ruhigen Stimme, nur Erstaunen auf der geröteten Mimik, als sie geistesabwesend mit dem kleinen Finger Haarsträhnen von ihren Lippen pflückt, und dann seinen Blick aufs Meer hinaus folgt.

"Ihr mögt Schlangen?" Das Lachen kommt unvermittelt, als sie die Stirn kräuselt, den Kopf schüttelt, und sich dann neben seinen Habseligkeiten auf der Bank niederlässt, die Beine hüftbreit auseinandergestellt, der Rücken gerade zurückgelehnt. Das Kinn etwas vorgeschoben, grinst sie den angehenden Monarchen an, lässt den Kopf in den Nacken sinken, und riskiert einen trägen Blick nach oben. "Wenn ihr die ashrabadanische Schlange liefert, kann ich Euch sicher einen Korb für sie machen.", befindet sie, in einem vagen Tonfall, der sich wohl offen lässt, ob sie gerade geneppt wird, oder nicht. Um schließlich den Wasserschlauch zurückzunehmen und ihn umstandslos an die eigenen Lippen zu heben. Erst nach der wohlverdienten Erfrischung bekommt er schließlich seine Antwort, diesmal von einem fast misstrauischen Blick begleitet, und für einen Moment ist das Lächeln fortgewischt.

"Ja, hier. In dieser Hütte.", erklingt es angespannt-defensiv, als sie zu ihm hinaufblinzelt.

Schlagartig ist Hel wach, öffnet die Augen und setzt sich ruckartig auf. Für einige lange Augenblicke mischt sich die Realität seiner Veranda mit der Stimme Vellas, den Albtraumbildern der Soldaten, die brennend in den Abgrund der Skaut fallen, mit dem kalten Flüstern Detoris, den wirren Halluzinationen und dem Gesicht Yinuas, doch die Schemen weichen schließlich. Bleiern breitet sich der Metcha in der hitzeflimmernden Luft vor seinen Augen aus. Er fühlt sich abgesehen davon, daß ihm der Schweiß am Körper herunter läuft, stabiler, mehr im Hier und Jetzt. Seine Linke zittert noch immer aber sie gehört wieder zu ihm, ist kein in mechanischen Zuckungen befangener Fremdkörper mehr. Er greift sich den Wasserkrug, der neben seinem Bett steht und trinkt durstig. Dann steht er vorsichtig auf und versucht sein linkes Bein etwas zu belasten. Erfreulicherweise trägt es ihn, aber als er ein paar Schritte geht, knickt es wieder unter ihm ein. Er fängt sich fluchend an einem Stuhl. In diesem Moment erscheint alarmiert von den Geräuschen die kahlgeschoren Sefe auf der Veranda und stürzt zu ihm. „Laß nur, es geht schon. Es muß verdammt noch einmal gehen.“: wehrt sie Hel ab. Die Kahlgeschorene verbeugt sich vor ihm und weist dann einladend auf den Tisch, der aufgeräumt und gedeckt ist. Vor allem der beschlagene Metallkrug, der ein kaltes Getränk verspricht, zieht Hel an und so humpelt er an den Tisch und setzt sich. Hel hat sich nicht geirrt, der Krug enthält köstlich kalten Tee. Sefe reicht ihm ein kleines Tablett mit Kapseln und Tabletten, die er mit einem weiteren Becher des kalten Getränks hinunterspült. Erst dann bemerkt er das gefaltete Blatt das in einer kleinen eleganten Schrift seinen Namen trägt. Während er sich ein Stück Frucht in den Mund steckt liest er. „Verzeih! Meine Gebieterin hat mich gerufen. Ich komme bald zurück, Sefe wird sich um dich kümmern, sie weiß Bescheid. Möge die Göttin ihre Hand über dich halten.“
Statt einer Unterschrift ziert ein anmutiges Symbol das Ende des kurzen Briefes, den Hel lächelnd aus der Hand legt. Er hat Eris letzten Worte, bevor ihn die Wirkung der Drogen ins Land der Träume geschickt haben, nicht vergessen. Doch da unterbricht ein leises, fernes Geräusch seine Gedanken. An jedem normalen Tag hätte das Rauschen und Plätschern des Metcha die Töne überdeckt, doch jetzt in der Windstille dringt fein, kaum mehr hörbar eine Stimme aus östlicher Richtung über das spiegelglatte Wasser. Hel kennt diese Stimme und in diesem Moment sind alle Gedanken an Eris vergessen. Nur ein einziges Wort kommt halblaut über seine Lippen. „Javero!“ Kalter Zorn steigt in ihm hoch und er erhebt sich von dem kaum begonnenen Frühstück. Er humpelt zurück zu seinem Bett, bindet sich das orange-blaue Tuch zu einer Saraji um die Hüfte und schnallt den Waffengurt darüber. Das dünne Hemd, in das er schlüpft, läßt er offen und schlüpft in seine Sandalen. Er humpelt auf die Stufen zu, als er nochmals innehält und Sefe ruft, die sofort erscheint. Sie begreift was er vor hat und verbeugt sich immer wieder um dann mit einer bittenden Geste Richtung Bett zu deuten. Nichts mehr Freundliches liegt in Hels Stimme nur befehlsgewohnte, arrogante Kälte. „Bring mir ein Tuch. Sofort! Sonst mach ich dir Beine.“ Erschrocken verschwindet die Kahlgeschorene und ist blitzartig mit dem Gewünschten zurück. Hel bindet sich das Tuch auf Seemannsart um den wieder kahlgeschorenen Kopf und beachtet den vorsichtigen Versuch Sefes, der mit einer tiefen Verbeugung begleitet wird, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten gar nicht. Die Stufen sind mit Hilfe des Geländers schnell überwunden, dann bleibt Hel für einen Moment abwägend stehen und entscheidet sich für den kürzeren Weg am Wasser entlang. Mühsam schleppt er sich durch den weichen Sand bis hinunter an den Wasserrand. Hier im feuchten Sand geht es etwas besser. Einen Schritt, linkes Bein nachziehen, stehenbleiben, linkes Bein durchdrücken, einen Schritt vorwärts, immer wieder, Schritt für Schritt. Als er das dritte Mal in den feuchten Sand fällt, flucht er nicht einmal mehr. Mit Hilfe seiner Asnivala stemmt er sich hoch und beginnt wieder mit einem Schritt, sein kalter Zorn treibt ihn weiter. Irgendwann erreicht er die gepflasterte Hafenstraße. Sein Hemd und das Kopftuch sind naß, sein Gesicht und Oberkörper Schweiß überströmt, vor Überanstrengung ist ihm übel, aber er schleppt sich weiter. Bei einem der vielen Brunnen der Stadt macht er halt, trinkt sich satt, schüttet sich mit hohlen Händen kühles Wasser ins Gesicht und über die Brust. Sofort geht es ihm besser und er nimmt seinen langsamen Marsch Richtung Osten, woher Javeros Stimme gekommen war, wieder auf. Zu übersehen ist die einsame Gestalt mit dem grell orange-blauen Tuch um die Hüften, die sich im Schneckentempo auf der Hafenstraße bewegt, wohl nicht.

"Aber ja natürlich! Schlangen sind doch..." will sich der Barde schon begeistert ereifern, stockt dann aber mitten im Satz und neigt mit gefurchter Stirn den Kopf schief. "Sie sind...hmm...lang." kommt es dann etwas lahm, sodass er hastig noch ein schmückendes "Ziemlich lang!" hinterher wirft, wobei sein Handgelenk eine kreisende Bewegung vollführt, als würde er ein ziemlich langes Seil aufrollen. "Oh!" fällt ihm dann aber doch noch ein, was wirklich jedem an einer Schlange gefallen sollte: "Sie machen diese niedliche Sache mit der Zunge!" gluckst er, ahmt schließlich ein zischelndes Geräusch nach und lässt den Zeigefinger wie das Züngeln einer Schlange zucken. "Das ist schon irgendwie entzückend, findet Ihr nicht?" heiter funkelnde Augen blinken der Flechterin entgegen und auch der jähe Stimmungsumbruch lässt das breite Lächeln nicht weichen. "Oh gut." nickt der Bursche rasch und scheint den defensiven Anflug einfach mit stoischem Frohmut niederwalzen zu wollen. "Weil, naja...diese Stadt hier ist ein wenig...eigenartig, ich weiß nicht ob Euch das schon aufgefallen ist." er schiebt die Hände in die Taschen der weite Pluderhosen und wippt ein wenig auf den Fußballen, was das Schellenband in rhythtmisches Geklirre versetzt. Dabei ruht sein Blick neugierig auf der Fremden, mustert die misstrauische Falte zwischen den Brauen ebenso interessiert wie den fiebrigen Glanz auf den Wangen. In einem jähen Impuls verschränkt Javero die nackten Füße miteinander und lässt sich aus dem Stand in einen geschmeidigen Schneidersitz sinken, wobei man nicht meinen sollte, dass die langen Beine zu solch einer Verrenkung überhaupt in der Lage sind. Der Blick der Flechterin muss sich nun also aus der Höhe hinaus in die Tiefe senken, wo sich der junge Lockenschopf mit den Armen nach hinten stützt und zu ihr aufschaut. "Ich bin jetzt schon eine ganze Weile hier. Unsere... Gemeinschaft ist nicht sonderlich groß, ich kann sie Euch vorstellen, wenn Ihr möchtet."

"Niedlich.", echot die Frau seine unkonventionelle Beschreibung der Raubtiere, und lächelt dann doch noch einmal flüchtig und sichtbar unwillkürlich, während sich die linke Braue als winziger mimischer Widerspruch etwas in die Höhe zieht. Aufmerksam folgt sie den lebhaften Gesten und Ausführungen des Bardens, vom allgemeinen Lockengewippe und Schellengeklirre begleitet, ohne dabei ganz die Umgebung aus dem Augenmerk zu verlieren, um sich dann an entscheidender Stelle leicht vorzuneigen. Als Javero wieder bei den Schilderungen der kleinen Dorfgemeinschaft ankommt, stützt sie sich mit einer Hand auf der hölzernen Bank ab, reckt sich etwas vor, und verengt den Blick forschend an der noch immer frohgestimmten Mimik, die sich nun etwas unter ihr befindet. Langes Haar fällt schwer herab, scheint die Fremde aber nicht weiter zu irritieren und auch keine Gesten des Zurückstreichens zu provozieren.

"Ich habe noch nicht viel von diesem Ort erkunden können.", gibt sie zu. "Und ich weiss nicht, ob ich Euer Angebot annehmen möchte." Für einen Moment gleitet der Blick in die Ferne, verengt sich dort, und scheint irritiert hängenzubleiben - um sich im Zurückgleiten nur noch eiliger auf den Barden zu richten. "Was meint ihr mit eigenartig? Und warum warten hier alle auf ankommende Schiffe - fehlt es an Korn und Brot?", fragt sie eilig und mit nun etwas gedämpfter Stimme.

"Das ist nicht schlimm, Ihr könnt das ja in Ruhe überdenken." befindet der Barde die Scheu der Unbekannten als vollkommen unproblematisch, denn immerhin haben sie hier Zeit und niemand wird vorzeitig weglaufen. Die Frage der Korbflechterin wird hingegen mit einem humorvollen, zum leichten Spott hin tendierenden, Heben der Mundwinkel kommentiert, dicht gefolgt von einem Rollen der Augen gen wolkenlosem Himmel, wo die braunen Gründe dann auch einfach einen Moment verharren. "Nein, Nahrungsmittel haben wir bisher noch genug. Glaube ich zumindest, ich habe da nicht so den Überblick." er lässt den Blick wieder zurückfallen und eine Spur Ernst legt sich um die Mundwinkel, die doch eigentlich viel Lieber lachen. "Ich weiß garnicht wie ich das erklären soll, ohne dass Ihr denkt ich wäre Schwachsinnig..." er blinzelt kurz. "Das bin ich wirklich nicht, also bitte werft keine Schuhe nach mir." sein Blick gleitet kurz zu der kollegiale Barfüßigkeit hinab und er grinst schon wieder. "Oder Treibgut! Werft einfach garnichts, denn ich schwöre ich bin weder betrunken, noch berauscht, noch fernab meiner geistigen Fähigkeiten." hebt er feierlich eine Handfläche empor und legt die andere über sein Herz, wo er eine Sandschliere auf der schwitzigen Haut hinterlässt. "Also... die gesamte Stadt hier ist so gut wie verwaist. Hier leben nur eine Hand voll Leute, die aber allesamt nicht freiwillig hierher gekommen sind. Ich zum Beispiel war grade in einem Dorf in der Nähe von Ashrabad, da gab es ein feucht-fröhliches Scheunenfest und ich bin irgendwann früh morgens im Heu eingeschlafen. Aufgewacht bin ich dann am Metcha unter einer Palme!" er deutet grimmig mit dem Daumen über die Schulter zu dem spöttisch funkelnden Gewässer. "Ich hab' mir dabei erstmal nichts gedacht - man wacht ja ständig schonmal irgendwo auf und weiß nicht wie man dahin gekommen ist. Mein Kater wirkte da auch recht eindeutig!" zuckt er lapidar mit den schmalen Schultern. "Aber dann kam ich hierher und traf die Anderen, denen es ebenso ergangen ist. In der Stadt fehlt es uns an nichts, es gibt Häuser, Kleidung, Nahrung und irgendjemand räumt sogar heimlich hinter uns auf. Aber...wir können hier nicht weg und wir haben keine Ahnung was wir hier sollen." schließt er seine Erzählung und duckt sich schonmal präventiv vor dem fliegenden Treibgut.

Die alles andere als über die Maßen belebte Mimik der Fremden bietet für den neugierigen Barden sicherlich ein sehenswertes Schauspiel, als er seine Geschichte so schildert. Ein erkennendes, kaum sichtbares Augenbrauenlupfen zu Anfang, als er von seinem eigenen "Erweckungserlebnis" berichtet - und dann ein sich wandelndes Bild von Erstaunen über Heiterkeit, einen Anflug von Misstrauen und Verärgerung, um dann wieder bei einem ungläubigen Schmunzeln anzukommen. Ah, hä? Genau? Eine träge Handbewegung, als schweissklebrige Finger einen deformierten Knopf aus dem Treibgutkörbchen picken, und träge gen der entblößten Brust des Barden schnippen, während sie dunkel auflacht, den Kopf schüttelt und mit ganzer Hand nun doch über ihre Wange streicht, um angepappte Haarsträhnen zu lösen. "Das erinnert mich an Kindergeschichten, die ich vor Jahren gehört habe. Ich weiss nur noch nicht ganz, ob es eine Erfreuliche oder eine zum Fürchten ist.", entgegnet sie, noch immer mit leichtem Spott und einem Rest des Zweifels imTonfall.