Forum Übersicht - RE: Mrashora, erster Tag - 2

Hel ist nicht viel weiter gekommen, als er plötzlich Geräusche aus einer Nebengasse hört. Zuerst meint er das Rumpeln eines Karren auf dem Steinpflaster zu hören, aber dann verstummt das Geräusch. Dafür werden die Trittgeräusche von Stiefeln auf dem Pflaster lauter. Hel bleibt stehen, streckt das linke Bein durch, versucht einen halbwegs stabilen Stand zu finden, als bereits zwei uniformierte Albtraumgestalten um die Ecke biegen. Es sind nicht die Fratzen mit den Insektenaugen, die ihn entsetzt zurück taumeln lassen, es sind die schußbereiten Flammenlanzen, die beide Gestalten tragen. Verzweifelt bemüht sich Hel die aufkommende Panik zu unterdrücken. Die Schreckensbilder der Skaut schlagen wieder über ihm zusammen, als Dhaxuns Männer die Stellung der Flammenlanzenträger der Herrschergarden stürmten. Der Gestank und das widerwärtige Brutzeln brennenden menschlichen Fleisches, die unmenschlichen Schreie der lichterloh brennenden Männer, die von der Skaut in den finsteren Abgrund der Herrschergrüfte stürzten, all das bricht mit diabolischer Gewalt über ihn herein. Irgendwie zwingt er sich dazu, trotzdem stehen zu bleiben. Als sich seine Rechte um das Heft der Asnivala klammert, ertönt Eris Stimme. „Er ist es, nehmt die Waffen herunter. Meldet es der Transzendierten.“ Gehorsam nehmen die Soldaten, um die es sich offensichtlich handelt, die Waffen herunter, grüßen Eris und ziehen ab.
Hel hat noch immer damit zu tun sich unter Kontrolle zu bekommen, als Eris ein paar Schritt vor ihm stehen bleibt. Sie trägt ein rein weißes Kleid mit eingewobenen Mustern und einer breiten malvenfarbenen Schärpe, in der ihre Klinge steckt. Ihre Augen funkeln.
„Hel Nergal! Was soll dieses kindische, irrationale Betragen? Warum gefährdest du deine Gesundung und damit die Pläne der Gebieterin? Du benimmst dich wie ein störrisches Kind, nicht wie ein ausgewachsener Mann oder gar ein Offizier. Meine Gebieterin hat sich für deine Genesung selbst in Gefahr gebracht. Ist das die Art und Weise, wie du ihr dafür danken willst? Oder willst du jemanden mit diesem Unsinn etwas beweisen? Mir? Ich weiß wozu du fähig bist und selbst wenn ich es nicht wüßte, ist dein Betragen das eines pickeligen Pubertierenden, verantwortungslos, egoistisch und dumm. Ich bin nicht dein Kindermädchen und ich gedenke nicht jedesmal hinter dir herzulaufen, wenn du deine kindischen Einfälle über alle Vernunft stellst und damit deutlich machst, daß das Vertrauen meiner Gebieterin in dich fehl am Platze ist. Wir haben Pflichten, Hel Nergal! Deine ist es im Moment so schnell als möglich gesund zu werden! Geht das in deinen Schädel hinein?“
Im ersten Augenblick wird Hel zornig und will aufbrausen, aber er weiß selbst das Eris Recht hat. So schluckt er seine harsche Antwort hinunter. „Ja, es war dumm von mir, verzeih.“:sagt er schließlich. Seine Entschuldigung wischt den kühlen, energischen Ausdruch aus Eris schönen Gesicht. Mit ein paar Schritten ist sie bei ihm und reicht ihm ihren Arm. „Bitte laß nicht zu, daß es wieder geschieht.“ Sie lächelt ihn an. „Aber jetzt komm, laß uns zurück gehen. Stütz dich auf mich.“ Langsam machen sie sich auf den Weg und wieder stellt Hel fest, daß es sein linkes Bein jetzt belastbarer ist und er ihm das Gehen etwas leichter fällt.

Der Erzählerton ist routiniert, die Gesten ein immerwährendes Akzentuieren und Unterstreichen, als spreche der gesamte Körper in passioniertem Überschwang mit. Auch die Mimik lässt keine Frage offen, muss man nach keiner Regung suchen, denn von den redsamen Augen bis hin zu den schwungvollen Lippen kommuniziert das Gesicht des Barden ebenso beherzt mit, wie Stimme und Körper, was im Gegensatz zu den sparsamen Regungen der Flechterin fast schon überbordend wirken. Doch auch wenn der junge Mann in seiner hampeligen Fantasterei nicht gerade wirkt, als könne er sich auf etwas länger als einen Steinwurf lang konzentrieren, beobachtet er die Reaktionen der Fremden doch aufmerksam und erfährt dadurch recht schnell, dass seine Glaubwürdigkeit keinen sonderlich hohen Stellenwert erhält. Misstrauisch folgen seine Augen dem Griff in den Korb, weiten sich, als sie den Knopf entdecken, ehe seine Miene in einen überheblichen Flunsch rutscht. "Das wagst du ni..." kann er grade noch selbstsicher äußern, als die hölzerne Schließe auch schon gegen seine Brust klatscht, dort kurz an der gebräunten Haut kleben bleibt und schließlich in einem komödiantischen Moment aufkommender Stille in seinen Schoß hinab fällt. Mit spitze Fingern nimmt der junge Mann den Knopf auf, dreht ihn prüfend vor den Augen und gibt schließlich einen ideenreichen Laut von sich, ehe er zu seinen Beuteln heran rutscht und kurz darin zu wühlen beginnt. "Aha!" kommt es schließlich begeistert, als Javero einen Fetzen Stoff herauszieht, welcher sich als spärlicher Abklatsch einer einfachen Weste herausstellt. "Den kann ich gut gebrauchen!" befindet der Vagabund und hält den unförmigen Knopf an eine Stelle, an welcher nur noch ein loses Fadenende davon erzählt, dass dort mal ein Knopf gewesen ist. "Bezahlung akzeptiert." grinst er zur Seite und stopft Weste und Knopf in seinen Beutel zurück. "Also..." rutscht er nun mit dem Rücken gegen die Sitzkante der Bank, lehnt sich dagegen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. "Zum Fürchten ist das bisher noch nicht wirklich. Aber ich habe auch noch nicht von den Soldaten mit den Insektenköpfen erzählt und den grün-glühenden Stäben von denen man ganz schön übel zugerichtet wird, ohne dass sie einen berühren. Von der Malam-Frau, die wie ein Geist in der Stadt herum irrt und deren Stimme man in seinem Kopf hört und davon, dass Sie immer wissen wo man sich gerade aufhält." ein Bein aufgestellt, das andere lang gestreckt, schaut der Barde auf das Meer hinaus und lässt einen Moment der Stille einkehren, ehe er fortfährt. "Ich bin ja generell immer der erste, der sich das Narrenkrönchen aufsetzt und ich gebe zu, dass man nicht immer alles allzu ernst nehmen sollte, was ich erzähle. Aber das ist wirklich wahr und du solltest dich innerlich schonmal auf...ziemlich unglaublichen Scheiß einstellen."

So unkompliziert, wie der Barde seinen Gesprächsstoff webt und die implizierte Kritik an seiner Novelle akzeptiert, so gleichmütig lässt die Bankhockerin das belockte Haupt sich an die Sitzfläche zurücklehnen. Sie selbst schiebt die nackten Füße nun etwas weiter von sich, lauscht der Steigerung der ohnehin schon pompösen Ausgangsvermutung... und tatsächlich scheint nun die Röte des Hauptes etwas zurückzugehen, und die Gute doch zumindest um die Nasenspitze herum ein wenig zu erbleichen. Hier gäbe es sicherlich viel nachzufragen, zunächst greift die Fremde allerdings schweigend zum Wasserschlauch, nimmt erneut einen Schluck, und bietet ihn etwas verspätet und wortlos ebenfalls dem Bodenhocker an, um schließlich von der Bank zu rutschen und neben ihm auf dem Boden zu landen, so wieder eine etwas unkompliziertere Gesprächssituation herstellend. Die Finger erst etwas knetend, verschränkt die Flechterin schließlich die Hände hinterm Kopf, und späht zwischen Hüftbreit auseinanderstehenden Knien hinaus auf Strand und Metchà.

"Insektenkrieger?" Malam. Nie gehört. Ein flüchtiger Blick aus dem Augenwinkel streift das Gesicht des Sitznachbarn, als sie tief die glühende Luft einatmet und die Lippen einfachheitshalber halb geöffnet lässt.

Javero nimmt die verschränkten Arme hinter seinem Kopf hervor, um den Wasserschlauch lächelnd zu ergreifen und sich mit einem Schluck die dörre Kehle zu spülen. Die Fremde rutscht gerade herab, um sich auf gleicher Höhe in die etwas unkonventionelle Sitzposition zu bringen, da reckt sich Javero über seine Schulter zurück und zupft ein farbloses Jutebeutelchen von seiner Gürtelscherpe. Dieses bettet er in seinem Schoß, zurrt die rauen Bändel auf und klaubt eine Erdnuss aus der Tiefe, welche er mit einem knirschen entzwei bricht, um anschließend die kleinen hellbraunen Nüsschen heraus zu pulen. "Hm hm." bestätigt er das wenig redselige Echo, ehe er die letzten trockenen Schnipsel der Schale von seiner Handfläche pustet und die zwei winzigen, aber nahrhaften Leckerbissen in einer anbietenden Geste an seine Gesprächspartnerin weiter reicht. Eins davon pflückt er sich gleich selber auf und schiebt es sich in den Mund, um ausgiebig darauf herum zu kauen. "Sie haben Körper wie Menschen, aber ziemlich gruselige Insektenköpfe. Aber sie können sprechen und sie reagieren ziemlich empfindlich darauf, wenn man sie auf ihre winzigen Genitalien anspricht. Das versuchen sie dann auch mit diesen Leuchtestäben kompensieren - je größer desto toller, oder so-, mit denen sie äußerst gerne und süffisant drohen. Humor haben sie übrigens keinen - auch keine Geduld." kriegt die Flechterin ungefragt eine fundierte Charakteranalyse der lijanischen Gestalten.

"Und ihre Körper sind von normaler Haut bedeckt?", fragt die Fremde verblüfft zurück, während sie sich die Erdnuss nach kurzem Zögern mit zwei spitzen Fingern von der Handfläche des Barden klaubt, und sie schließlich zwischen den halbgeöffneten Lippen verschwinden zu lassen, um gedankenlos darauf herumzulutschen - und die Brauen beim Verweis auf die Geschlechtsorgane der Hybriden erneut in die Höhe wandern zu lassen - und ein tastender, halb mahnender Blick trifft den Barden. Kurz kerbt sich die Falte am Mund streng ein, und fast wirkt es so, als wolle sie auffahren - als sie dann unter einem Seufzen die Luft wieder ausatmet, die sie gerade noch scharf eingesogen hatte. Ein schwaches, leises Lachen folgt, und eine hilflose Handgeste an die nasse Stirn. Die vom Barden und dem Wetter Weichgekochte zuckt resigniert die Schultern.

"Du verarschst mich wirklich nicht?", erkundigt sie sich etwas hoffnungslos, und bohrt die Zehen tiefer in den Sand, ehe sie mit leiser Stimme weiterfragt: "Weisst du, wo wir uns befinden? Sind wir schon in Yedea, oder in der Nähe Ashrabads?" Politisch auch keine uninteressante Frage. War eigentlich (noch) Krieg? Was war eigentlich? Man hört der Stimme der so selbst wenig Auskunftsfreudigen an, dass sie sich darüber bewusst zu sein scheint, die Geduld des Barden etwas zu strapazieren. Vage und weicher wird der Tonfall, durch welchen fremdartig der harsche Dialekt hindurchschlägt.

"Ich glaube schon!" blinzelt der Barde und legt dann mit gerunzelter Stirn den Kopf schief. "Ich hatte jetzt nicht die Gelegenheit ihnen die Kleider vom Leib zu reißen - sie trugen Rüstungen und der eine war wirklich reichlich zugeknöpft." glucksend bekommt die Korbflechterin einen sachten Ellenbogenstupser in die Rippen, als dezenter Hinweis, falls sie vergessen sollte über den Wortwitz zu lachen. Weitere zwei Erdnüsse werden aus ihrer Hülle geknackst und erneut freundschaftlich geteilt, ehe Javero der Namenlosen ein entschuldigendes Lächeln schenkt und sacht mit den Schultern zuckt. Sicherlich würde er den Schabernack gerne auflösen und die Ältere beschwichtigen, dass das alles nur seiner überbordenden Bardenfantasie entsprungen ist, doch das kann er schwerlich. Der weichere Tonfall lässt Javero kurz zur Seite schauen und neugierig die Lippen kräuseln, doch richtet er den Blick rasch wieder in Richtung der Wassermassen, wo er schließlich auch weisend mit dem Kinn hin ruckt. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo genau wir sind. Offenbar irgendwo am, oder im...Metchà. Angeblich ist das hier eine Insel, aber das habe ich nur gehört - ich bin nicht unbedingt die beste Wahl für eine Expedition." er grinst schräg, zieht dann die Beine an und beginnt sich den weichen Sand über die Füße zu schippen, bis diese komplett eingegraben sind. "Es ist auf jeden Fall keine Stadt die in Mradoshan bekannt ist, sonst würde ich sie kennen. Und die Anderen sind hier auch noch nie gewesen." ist der Vagabund sich da offenbar recht sicher. Langsam rollt der Kopf des Barden herum, stützt sich in eine sandige Hand, deren Ellenbogen auf den angewinkelten Knien ruht und mustert die Fremde mit einem unbedarften Lächeln, ohne dass es wirkt, als wäre er auf irgendeine Weise strapaziert.

Der motivierende Ellenbogenstupser Javeros verfehlt sein Ziel – möglicherweise ist hier jemanden schon alles Lachen im Halse steckengeblieben. Sein Gegenüber seufzt über den zugeknöpften Insektling, zieht die Brauen zusammen, und wirft einen brütenden Blick gen des unter der flirrenden Hitze freundlich schwappenden Metchàs, und übersieht dabei um ein Haar die dargebotenen Nüsse, die Javero vielleicht auch ganz gern selbst isst. „Immerhin der Metchà.“, ganz schlecht war die Nachricht nicht. Und ganz neu leider auch nicht…

Missmutig seufzt die Banknachbarin, schlingt die Arme um ihre Knie, legt ihren Kopf seitlich auf diesen ab, und betrachtet mit aufsteigender Müdigkeit im Blick und unter trägen Lidschlägen Javero beim Eingraben seiner Füße. „Aber sie kommen vielleicht alle aus der Nähe Ashrabads?“, vermutet sie mit gewisser Hoffnung und gesenktem Tonfall. Ashrabad, das wäre nicht so schlecht. Die ruhigen Augen blinzeln, als Javero auch zur Ruhe kommt, und überrascht mustert die Gemusterte, wie sie gemustert wird – ohne etwas zu sagen. Die Hitze hat die helle Haut noch immer in einen rötlichen Ton getaucht, so dass man fast nicht sieht, wie die der Mundwinkel etwas angespannt zuckt, ehe sie sich wieder gerade aufrichtet, die Arme vor der Brust verschränkt, und dem Blick doch nicht ausweicht. Rasch wird ein Lächeln hervorgezwungen, dass sich dann doch überraschend weich und natürlich auf dem erhitzten Gesicht ausbreitet. Fast bis in die Augen.
„Danke.“, sagt sie ernst.

"Ohja, Ashrabad wär' ein Traum." seufzt der Barde sehnsüchtig und legt den Hinterkopf auf der Bank ab, um mit einem verträumten Lächeln die romantisch aufgeflauschten Wattewölkchen zu betrachten, sie in fluffiger Seelenruhe in der Windstille flanieren. "Aber bislang ist hier keiner aus Ashrabad - was empörend ist, wenn man bedenkt, dass man hier eine leere Stadt mit neuen Bewohnern füllt und NIEMANDEN aus Ashrabad eingeladen wird! Herrgott, alles ist hier vertreten, Elurien, die Allianz, Vorovis gleich im Doppelpack und sogar einige Joker in Form von Identitätslosigkeit und rebellischer Nationalitätsverweigerung und was vergessen Sie? - die Stadt des Vergnügens!" zählt er in träger Aufregung an den Fingern ab und zuckt dabei niedlich empört mit der Nase. "Die hätten mich hier die Gästeliste machen lassen sollen. Dann wäre es hier deutlich...spaßiger. Ich hätte erstmal für einen ordentlichen Wirt gesorgt! Eine Stadt ohne Taverne ist doch keine Stadt, oder was denkst du?" wackelt er seine Zehen wieder aus dem Sandberg heraus und hebt schnaufend den Kopf an, um sich mit den Ellenbogen nach hinten auf der Sitzfläche abzustützen. "Ach wofür denn?..." blinzelt er schmunzelnd zu der Brünetten und schüttelt unbedarft den Kopf. "Verrätst du mir eigentlich deinen Namen?

„Ich dachte, DU kämst aus Ashrabad!“, protestiert sein Gegenüber, fährt beinahe auf, und sieht bei der abermaligen Verwirrung fast schon etwas zornig-frustriert rein. Was denn jetzt? Die Auflistung der verschiedenen Herkünfte lässt die aufgewühlte Mimik für einen Moment erstarren, während Unruhe in den Augen der selbstproklamierten Handwerkerin aufflimmert. Ein tiefer Atemzug folgt, als sie schließlich den gutgelaunt-freundlichen Redeschwall abklingen lässt und keine weitere Nachfrage stellt. Stattdessen lächelt sie in seine hinein, drückt ihre Fersen in den Sand, und zuckt die Schultern, in sein leicht zurückgeneigtes Gesicht sehend. Nur etwas verlagert sie ihr eigenes Gewicht von ihm weg, um die Gesprächsdistanz zu erhöhen. Der linke Mundwinkel zuckt. „Shenya.“, nickt sie, blinzelt, und sucht den Blick des Barden. „Ich komme aus Vorovis.“ Wie es Akzent und Hautfärbung vermutlich ohnehin schon verraten hatten.

Die offenkundige Entrüstung der Brünetten lässt Javero in einem Moment der Überraschung die Brauen heben, dann lächelt er sacht und schüttelt die, wie krause Piyuvawolle in der Sonne getrockneten, Locken. "Entschuldige, ich dachte wir reden über Nationalitäten. Ich bin zuletzt in Ashan'drar gewesen, das stimmt." versichert er, dass er sich nun nicht in seinem eigenen Lügengebilde erhängt hat. "Aber ich lebe dort nicht. Ich bin ein Vagabund und reise durch die Röhre." ist die einfache Erklärung, warum der junge Mann sich keiner Region Mradoshans zuordnet. "Shenya. Freut mich sehr." wirkt Javero wahrlich nicht überrascht eine Schwarzstätterin vor sich zu haben und auch einen Funken von Abneigung oder auch nur Skepsis sucht die Flechterin vergeblich. "Wenn dir irgendwann mal nach Gesellschaft ist, könntest du Hel oder Vella aufsuchen. Sie kommen ebenfalls aus Vorovis - das macht es vielleicht etwas einfacher Anschluss zu finden. Hmm..." ein nachdenklicher Laut folgt dieser Erklärung, ehe Javero seitlich in den Schneidersitz rutscht und Shenya mit leicht zur Seite gelegtem Schopf anschaut. "Ich wollte jetzt gleich zu Ata gehen, der hat bestimmt schon Frühstück gemacht. Möchtest du mitkommen? Er macht immer so einen Brei mit Früchten und Nüssen - der ist wirklich gut." preist er mit einem glücklichen Nicken an, woraufhin sein Magen gleich geräuschvolle Zustimmung gibt und vernehmlich grummelt.

"Aber auch du wirst irgendwo geboren sein und deine Eltern haben dir zuerst die Lieder eines bestimmten Volkes beigebracht.", insistiert die Korbflechterin nun vergleichsweise sanft, dass auch er keineswegs völlig zugehörigkeitslos sei, und als er ihre Bekanntschaft begrüßt, nickt sie ihm knapp zu. Nur ein wenig scheint der Blick in seine Augen noch forschend-abschätzend, dann entspannt sich die nun etwas weniger Fremde langsam. Die verschränkten Arme sinken herab, als sie sich jetzt auch im Sand abstützt. Und doch sieht man bei den Namen, die er nennt, zunächst das Aufblitzen von Enttäuschung auf den schweissnassen Gesichtszügen, dann, wie sich die rechte Augenbraue eckig in die Höhe zieht. Das konnte doch nicht... oder doch? "Vielleicht tue ich das.", entgegnet sie nach einer kurzen und sprichwörtlichen Atempause dann doch zurückhaltend auf seinen Tipp zur Kontaktaufnahme. "Vielleicht kannst du mir einmal zeigen, wo sie wohnen, und ich überlege es mir."

Und so schweigen sie vielleicht ein paar Momente, die vom Rauschen des Metchà und seiner gleichmütigen-beruhigenden Melodie gefüllt werden. Die Handwerkerin blinzelt in das nachdenkliche Summen Javeros herein, legt den Kopf zur anderen Seite schräg, und erwidert seinen Blick nun spiegelbildlich, um bei dem sanften Vorschlag des Bardens wieder zu lächeln. Die Schultern heben sich, und mit einer sandigen Hand greift sie sich in den Nacken, und reibt unschlüssig über Haar und schweissnasse Haut. "Das ist freundlich, aber das wäre doch ungehörig.", beschließt sie fest. "Aber wenn du möchtest, dass ich Ata kennenlerne, würde ich vielleicht nach der Mahlzeit bei euch vorbeisehen - wenn du mir verrätst, wie ich laufen muss." Sie macht eine Geste auf ihre schweißüberströmte Erscheinung, deutet zum Metchà, und zuckt die Schultern. "Das wäre akzeptabler." Für einen kurzen, seltenen Moment blitzen jetzt helle Zähne zwischen den Lippen auf, als sie den Kopf etwas schüttelt, und Javero mit einem raschen, amüsierten Blick mustert. "So freundlich und gelockt, wie du bist, wirst du sicherlich selten mit einem Teccrakha verglichen.", neckt sie den Piyuvaähnlichen, den Hungrigen, und schnipst etwas Sand in seine Richtung.

Die lang bewimperten Augen des jungen Mannes weiten sich in einem Moment leiser Verblüffung und das dunkle Braun seiner Iriden fällt aus seiner Fixierung, um eine Fingerbreite neben Shenyas Hals durch das braune Haargespinst hindurch in dem sachten Gefunkel azurblauer Sonnenreflektionen hängen zu bleiben. Ein entrückter Laut verrät ein reges Gedankentreiben, wobei sich nun auch Daumen und Zeigefinger dazu anschicken die Unterlippe zu umfassen und in einem Zeugnis des Grübelns daran zu zupfen. Feinpudrige Sandkörner wechseln hierbei ihren klebenden Aufenthaltsort, was Javero spätestens bemerkt, als er die besandete Unterlippe zwischen die Zähne zieht, um sie zu befeuchten. So will er gerade zu einer Antwort ansetzen, als es zwischen seinen Zähnen knirscht und er einmal von den Haarspitzen bis in die Zehen erschaudert vor Unbehagen. Ein angewiderter Laut entschlüpft seiner Kehle, dann kaut er noch ein wenig weiter und erschaudert jedes Mal aufs neue - was wohl einer makabren Faszination unterliegt und der Tatsache, dass er nicht wie ein Gossenlümmel in den Sand spucken will, wo er sich hier in freundlicher Gesellschaft befindet. Schnaufend rutschen seine Augen zum Metchà hin - Salzwasser wäre besser als garnichts. Dann erinnert er sich jedoch an die Wasserflasche der Flechterin - nicht, dass er nicht selbst eine hätte, gefüllt mit einer Mischung aus Wein, Schnaps und abgestandenen Wasserresten - aber die eine steht da grade so herrlich griffbereit, sodass die Frage als welpisches Junken über seine Lippe kommt, sodass nur noch ein knappes Nicken notwendig wäre, um Javero eilig zugreifen zu lassen und sich mit einem ordentlichen Schluck den Sand aus dem Mund zu spülen - was ihm hoffentlich gewährt wird. "Mach das bloß nicht!" wird Shenya anschließend etwas atemlos geraten, wobei sich der Spielmann im letzte Augenblick noch davon abhält, sich mit dem Handrücken den Mund abzuwischen und das Spiel wieder von vorne zu beginnen."Yoroms Klöten, das ist als würden einem quietschende Käfer durch den Körper krabbeln!" er schüttelt sich mit vollem Körpereinsatz, kauert sich um seine angezogenen Beine und wirft dem Sand kollektiv einen finsteren Blick zu. "Wo waren wir?" versucht er sich schließlich blinzelnd zu erinnern, wobei er sich prompt wieder aufrichtet, als wäre nichts gewesen. "Achja, Ata und sein Brei! Den muss man gegessen haben!" ob er nun wirklich nicht mitbekommen hat, dass die Flechterin das sehr späte Frühstück abgelehnt hat, oder nun einfach nur so tut, wird sein Geheimnis bleiben. "Also gehen wir! Ich zeig dir auf dem Weg wo die andere wohnen." hüpft er auf die Füße und streckt seiner neuen Bekanntschaft die feingliedrige Hand entgegen. "Vielleicht haben wir ja auch Pech und es gibt garkeinen Brei. Dann habe ich noch ein paar Nüsse, als keine Sorge."

So sind sie, die Vorovisianer! Kaum haben sie stundenlang einen wohlgesonnenen Geist verhört, lassen sie ihn danach noch Erde essen! Es ist eine Verkettung unglücklicher Umstände, dass Javero ausgerechnet dann die Klappe (offen) hält, als seine Gesprächspartnerin sich im spielerischen Umgang übt – und sie zeigt offenbar beiden, dass der Ausbruch aus der allgemeinen Routine nicht fruchtbar ist. Javero reisst sich aus dem assoziationsreichen Blau, das in ferne und vergangene Welten einlädt, bekommt von Shenya hastig den Wasserschlauch gereicht, der locker an ihrem Gürtel befestigt ist, und sich mithilfe eines metallenen Schraubgewindes öffnen lässt. Die Vorovisianerin hingegen hat die Hand wieder zurückgezogen, die Lippen rasch und ertappt geschlossen, und harrt nun mit ernst-beobachtender Mimik der Besserung Javeros. Während der Barde seinen Zustand lebhaft kommentiert, schweigt die Korbflechterin unbehaglich – und es ist vielleicht einem unartikulierten Schuldbewusstsein zu verdanken, dass sie ihre Hand in seine legt, als er sie ihr anbietet, während ihr Blick von ihm abgleitet, als suche sie spontan etwas in der näheren Umgebung. Die Handinnenfläche ist weich, die Finger lang, und die Fingernägel ordentlich geschnitten und gepflegt – und der Griff ist relativ fest, als sie sich ungeziert in den Stand schwingt und ihn, sobald sie steht, auch schon wieder am steifen Arm loslässt, und ihn erst dann wieder ansieht, zwischen halb geöffneten Lippen einatmend. „Wir gehen – aber warte einen Moment!“, ist es mehr Aufforderung als Bitte, als ihn nur kurz die Fingerkuppen an der Schulter berühren und sie dann auch schon auf ihre kleine Hütte zusteuert.

Das Körbchen mit dem Treibgut wird wieder in den schattigen Innenbereich gezogen, während sie selbst in jenem einige Zeit verbleibt, die Tür hinter sich nur angelehnt. Als sie schließlich wieder heraustritt, stecken die Füße in ehemals guten Lederschuhen, das lange Haar ist zurück und zusammengebunden, und das gerötete Gesicht wurde offenbar notdürftig von überschüssigen Körperdünsten gereinigt – die neue Mattigkeit des hellen Teints beginnt aber schon wieder, sich tröpfchenweise in aufkommendem Hitzenschimmer zu verabschieden, als sie noch eben neben dem Wasserschlauch die Lederscheide eines Fährtenmessers an ihrem Gürtel befestigt. Wie an den Schuhen ist hier das Leder an markanten Stellen aufgerissen, als wären hier Verzierungen entfernt worden – vielleicht Plünderware, die auf Umwegen zu der Handwerkerin gekommen war? Kaum befestigt, zieht Shenya die Bluse über ihre Bewaffnung, wirft Javero ein schnelles Lächeln zu, und reckt sich aufbruchsbereit. „Auf zu Ata.“, befindet sie, und schlägt schon den Weg gen Hauptstraße ein, langsam genug, dass der sprunghafte Javero bequem aufschließen kann, und vermutlich werden die beiden Hungrigen schon bald ein zügiges Tempo anschlagen. „Gibt es zu ihm neben dem Brei noch weitere Details, die man im Vorhinein wissen sollte?“, öffnet sie schon wieder, nun aber im plaudernden Tonfall, die Büchse der Pandora. Wer wusste schon, wie spezifisch Javeros Schilderungen jetzt werden würden – sie wusste nun auch schon wieder zu viel über die Insektenkrieger, als sie jemals wieder würde vergessen können.

Die arme Shenya fühlt sich hier nun gänzlich zu unrecht schuldig an dieser staubtrockenen Misere, fliegt der geschnipste Sand höchstens noch zusätzlich in die Lippen, an welche die sandigen Hände des Barden ohnehin schon reichlich des körnigen Untergrundes geschmiert haben. Sein gut gemeinter Rat - sie solle sich bloß niemals Sand in den Mund zu stecken! - wird als fast schon bilderbuchhafte Verkettung von Zufällen nun auch noch passend falsch verstanden, sodass man kaum noch von einer gemeinsamen Gedankengrundlage ausgehen kann. Gut für den Barden, dessen Werben hier auf - wenn auch ausschließlich entschädigenden - Anklang stößt, sodass er die Flechterin mit einem erfreuten Lächeln in ihr Haus entlässt, um den kleinen Ausflug vorzubereiten. Er selbst legt sich derweil das bunte Sammelsorium an Beuteln um, schlüpft in den Lautengurt, welcher über der schmalen Brust drappiert wird, sodass das Saiteninstrument ihren Platz auf dem Rücken findet und stopft sich das ausgelatschte Hemd schließlich noch in den Gürtel. Das Schellenband bimmelt blechern, als er sich gerade mit den Zehen des einen Fußes an der Wade kratzt, doch da kehrt die Handwerkerin auch schon in die erstickende Schwüle der sturmprognostizierenden Windstille zurück. "Auf zu Ata!" echot der Barde in aller Inbrunst, als ginge es eine Schlacht zu führen - wohl eine Schlacht gegen den knurrenden Magen, was also durchaus einen gewissen Tatendrang rechtfertig. Eilig springt er an Shenyas Seite und diese wird rasch feststellen, dass es kaum möglich ist mit dem Barden einen angenehmen Gleichschritt zu erreichen. Der Jüngere hüpft, schwankt, tänzelt und dreht sich in einer derartig entropischen Willkür und überbordenden Energie, dass einem Beobachter wohl unweigerlich der Schweiß - alternativ auch die Nerven - ausbrechen dürften, wo man bei diesen Temperaturen doch allerhöchstens geduckt durch die Schatten und von Brunnen zu Brunnen kriechen möchte. Ein heiteres Lachen wird, mit in den Nacken gelegtem Kopf, in Delvans Antlitz geschickt, ehe Javero mit einem "Ata ist..." beginnt, dann aber doch innehält und die Stirn in Falten legt. "Ich glaube man muss ihn kennen lernen. Er ist nicht sonderlich gesellig, aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Auch nicht wenn er dich anguckt wie Yoroms Eistroll! Das ist sein Gesicht, so guckt er immer. Und wenn er mürrisch brummt, ist das kein Desinteresse, sondern eine ernst gemeinte Antwort. Also einfach weiter reden, er hört dir schon zu!" bekommt die Handwerkerin vermutlich die ungewöhnlichste Detailbeschreibung im Umgang mit einem Fremden.

Mit raschem Schritt begleitet die Vobrerin den Irrwisch, ab und an innehaltend, wenn ihr die Richtung des Weges unklar ist, bis das tänzelnde Irrlicht eine Abzweigung gewählt hat. Derweil lauscht sie den überlegten Worten Javeros, und ein rascher, überraschter Blick streift ihn, als er seinen Freund so schildert und der Zurückhaltenden anwendungsnahe Hinweise mitgibt. „Dann werde ich das einfach tun.“, geht sie auf diese mit raschem Mundwinkelzucken ein, und dreht sich halb zu ihm herum, als jener einmal mehr derwischenhaft die Richtung wechselt. Gewissenhaft folgt sie, zurückhaltend die Umgebung musternd, während sie an gepflegten, leeren Häuserreihen vorbeiziehen. Eine Geisterstadt. Und ist mit den Gedanken vielleicht auch in einer anderen Stadt, die nun niemals mehr war, kein Kinderlachen, keine Prozessionen und keine Markttage mehr sehen würde. Die stolzen, schwarzen Mauern waren gefallen. Und hier schritten sie durch unbelebte Vorgartenidylle.

„Für einen Barden redest du ganz schön oft von Yorom.“, kommt es nach einer Weile unvermittelt und ruhig von Shenya, welche die Arme vor der Brust verschränkt, und mit ernst-prüfenden Blick und ausladenden Schritten immer langsamer geworden war. Das Gesicht wieder schweissglänzend, ist ihr Atem doch ruhiger als noch am Strand, und fast könnte man meinen, der Spaziergang würde ihr gefallen, als die dunkelgrauen Augen sich verengen, und nun, in beiläufiger Aufforderung, den Barden streifen. Jetzt, mit deutlicher Distanz zwischen den Gesprächspartnern, liegt anstrengungsloses Selbstbewusstsein in ihrer ernsten Mimik.