Forum Übersicht - RE: Ankunft - 5

Tatsächlich scheppert es ein wenig, als Chelia davon stürmt und der Barde dem Ungestüm zum Opfer fällt, sodass er gegen den Türrahmen gedrückt wird und das Schellenband verärgert aufkreischt. Der Mann selber entlässt überrascht die Luft aus den Lungen, scheint aber in keinster weise verärgert über diesen unsensiblen Abgang. Mit einem Seufzen reibt er sich die Stirn und blickt kurz in die Nacht hinaus, um wohl erleichtert festzustellen, dass Chelia nicht weit davon stürmt, sondern sich ein Plätzchen im Garten sucht. Als dann aber auch noch Vella aufspringt und zu flüchten versucht, stellt sich der Barde beherzt in den Weg und endet entweder umgerannt, oder mit Messer im Bauch. Sollte kein Ereignis davon zutreffen, redet der Barde hastig, aber nicht minder einfühlsam auf die Aufgebrachte ein. "Vella bitte! Du hast mir eben ein Versprechen abgerungen, nicht wahr? Ich hab versprochen dich Ihm nicht zu überlassen und nun zwingst du mich dazu dir zu folgen, um es nicht brechen zu müssen. Was auch immer geschehen ist, lass es ruhen für heute Nacht und bleib hier, wo du sicher bist. Morgen früh kannst du dich orientieren wohin du willst, aber lass die Nacht verstreichen, damit wir alle einen Moment Ruhe finden. Bitte..." fast schon unglücklich schauen die braunen Augen auf die kleine Frau hinab.

Messer hat Vella keines, sie hat es weggelegt. Sie ist auch nicht stark genug um Javero umzurennen. Sie zittert am ganzen Körper. In ihrer Aufregung vergißt sie alle Höflichkeit.
„Mit der da unter einem Dach? Niemals! Du mußt mir nicht folgen. Bitte! Gegen die ist sogar Hel eine bessere Wahl. Ich komm schon zurecht.“
Sie erwidert seinen Blick. Er kann nicht sehen, was sie so in Aufruhr versetzt. Aber er kann den Schrecken sehen, der alles was vorher war, übertrifft. Er kann auch die Angst und den Haß auf ihrem Gesicht erkennen. Sie sitzen tief, sehr tief. Sie spricht schnell, aber sie ist nicht hysterisch. Sie meint was sie sagt.
„Laß mich, laß mich gehen. Die kriegen mich nicht noch einmal. Lieber sterbe ich.“

Sie wusste schon, wieso sie sich von Anderen fernhielt. DIese ganzen überschwappenden Emotionen, dieses ganze verwirrende Palette von Gefühlen, die jeder mit sich herumschleppte und jedem, ob es ihm passte oder nicht, unter die Nase rieb. Wie sehnte sie sich nach der Ruhe ihrer Gärten, der klaren Ordnung und der Einsamkeit. Ihren Ställen. Natürlich musste ihr das passieren, in diesen Haufen Menschen zu geraten. Sie musste hier raus...
Noch immer hält Tessya die Teller in der Hand, Vellas Ausbruch schien sie mehr zu verwirren, als zu erzürnen. Nun, sie war keine dieser ultra-orthodoxen Priesterinnen oder besonders sittenstreng. Aber im Grunde war das Ketzerei...
Unruhig peitscht ihr Schweif und ihre Ohren spielen nervös, auch wenn sie sich zur Ruhe zwingt. SIe musste etwas sagen....Betont langsam stellt sie die Teller auf den Tisch zurück.
Vella war nicht ganz bei sich, das musste es sein, sie war verwirrt, geistig angeschlagen , von Aratana verlassen, kein Wunder, das sie so ein Unsinn redete.
"Bei Yoroms Eisfeldern, was redest du da?" Sacht schüttelt sie den Kopf. "Yorom wird mich holen und über mich richten, wie über uns alle. " Erst wirkt es, als wolle sie noch mehr sagen, doch schüttelt sie nur noch einmal den Kopf, schien ihr das in diesem Moment völlig sinnlos.
Langsam bewegt sie sich zu ihrem Stuhl, um ihren Beutel an sich zu nehmen. "Ich werde gehen, Vella, es scheint mir wenig klug dich in deinem Zustand durch die Stadt laufen zu lassen. Hör auf Javero. Chelia wird euch beschützen können. Ihr drei seid doch gut ausgekommen miteinander, bis ich gekommen bin."
In ihrer Stimme klingt deutlich mit, das sie nicht mit sich diskutieren lassen wird, das sie gewohnt ist, das ihre Entscheidungen akzeptiert werden. Ruhig wendet sie sich der Haustürg zu, doch wendet sich sie sich noch einmal an der Tür um.
"Passt auf euch auf, mögen die Götter euch schützen." Nachdrücklich öffnet sie die Tür und schreitet hinaus, ohne Eile und ohne sich noch einmal umzudrehen.

Es ist Verständnislosigkeit, welche sich im Blick des Barden spiegelt, als Vella gegen die Pristerin wettert. War er vorher noch der Annahme die junge Frau fürchte sich vor der schwarzen Stadt und ihrem Führer, war es nun doch gar so, als würde sie sich eher dem Giftmischer aussetzen, als unter Dienern des neuen Glaubens zu verweilen. Offenbar war hier nichts und niemand in der Lage ihr etwas Sicherheit zu vermitteln. "Ach Vella..." meint er noch leise und irgendwie fast frustriert, würde er das Gespräch sicherlich gerne vertiefen, um den Grund für die gehetzte Angst und den Hass zu ergründen. Doch die Gegebenheiten waren nunmal denkbar schlecht, er zwischen Tür und Angeln und sie in einer Stimmung die mehr als Feingefühl verlangte.

Als Tessya nun auch noch ihre Tasche packt, seufzt der Barde verhalten, reibt sich kurz die Stirn und muss nun wohl ernsthaft über etwas positives an dieser vertrackten Situation grübeln. Rasch tritt er einen Schritt zur Seite, zieht Vella reflexartig mit sich, um nicht von der Priesterin über den Haufen gerannt zu werden. Kurz schaut er Tessya nach, entscheidet aber wohl, dass hier kaum mehr etwas zu retten ist und so wendet er sein Augenmerk wieder auf die zierliche Frau. "Wirst du jetzt bleiben?" fragt er Vella vorsichtig, als fürchte er ein wenig sie würde trotz allem noch gehen wollen und er bliebe nun ganz alleine zurück in diesem fremden Haus zurück, welches nur Augenblicke zuvor doch noch eine fast heimelige Atmosphäre mit Herd und Wärme versprüht hat.

Chelia sitzt immer noch im Garten. Sie ist jetzt nicht ewig weit vom Haus entfernt, doch doch in ausreichender Entfernung, von den letzten Entwicklungen nichts mitgekriegt zu haben. Umso verdutzter schaut sie, als Tessya plötzlich durch den Garten gestapft kommt, grußlos an ihr vorüber geht und denselben auch alsbald verlässt. Doch auch Chelia grüßt nicht. Vielmehr dreht sie sich um, schaut fragend zur noch immer offenstehenden Tür, in der Javero mit Vella steht. Javero hält Vella im Arm, und so ist es, als Chelia sich wieder nach vorne dreht, um in die Dunkelheit zu starren, schwerlich auszumachen, ob dies aus Trotz, aus Rücksicht auf etwaige romantische Gefühle oder aber auch aus ganz anderen Gründen geschieht.

Vella drückt sich für einen Moment an Javero. Sie will um keinen Preis in der Nähe der Priesterin sein. Als die in der Nacht verschwindet, merkt man wie sie sich entspannt. „Ich bleibe.“: sagt sie leise. Dann geht sie in das Zimmer zurück. Sie setzt sich in den Stuhl am Kamin. Dann zeiht sie die Beine an stellt die Füße auf den Sessel. Sie hält ihre Beine an sich gezogen und schaut ins Feuer. Eine ganz Weile sagt sie nichts. Doch dann beginnt sie zu reden. Ihre Stimme ist leise aber klar zu verstehen.
„Ihr glaubt jetzt sicher ich bin total verrückt.“ Ihre Stimme ist leise aber klar zu verstehen.
„Ich bin in der Allianz geboren. In Lidraja bin ich aufgewachsen. Dann bin ich nach Esticha gezogen. Ich war noch keine zwanzig Stürme alt. Dann kam die schrecklich Geschichte mit der Revolution. Hel und ich..wir lebten miteinander. Als die Inquistion kam haben sie mich auch verhaftet. Es war...schrecklich.
Javero kann spüren, daß es schwer für sie ist, davon zu reden.
„Dann bin ich nach einiger Zeit fortgegangen. Ich hab die Lügen und die Doppelmoral dieser Priester nicht mehr ausgehalten. Ich wollte fort von dem Neuen Kult. Wo hätte ich hingehen können? Als Frau zu den Yedeiten? Ich bin nach Vorovis. Es war nicht leicht. Ich mußte nur den Mund aufmachen und war verdächtig. Aber Vorovis hat mich aufgenommen. Ich habe dort den wahren Glauben gefunden und eine Heimat. Ich habe keine Angst mehr haben müssen, wenn ich einen Priester gesehen hab. Ich bin sogar Beamtin geworden. Habe eine Stelle bekommen, in der ich Vorovis nutzen konnte. Ich rede noch immer wie eine Frau aus der Allianz. Aber ich bin Vorovisianerin. Mit meinem Herzen und meinem Verstand. Ich fürchte Hel, aber er ist auch Vorovsianer. Er haßt den neuen Kult noch mehr als ich. Das ist vielleicht das Einzige auf das man sich bei ihm verlassen kann. Deshalb hab ich gesagt, er ist die bessere Wahl. Ich weiß nicht ob ihr mich versteht.“
Sie macht eine kleine Pause.
Stimmt es denn wirklich, daß Vorovis zerstört ist?“
Erst jetzt hebt sie den Kopf und schaut zu dem Barden.

Zunächst atmet der Barde erleichtert auf, als Vella sich nach dem Abgang der Priesterin entspannt und zustimmt die Nacht hier zu verweilen. Kurz beobachtet er wie die junge Frau zum Sessel wandert, dann blickt er jedoch noch einmal zu Chelia hinaus, welche immer noch im Gras sitzt. "He Jiàma." ruft er sie immer noch mit dem ihr auferlegten Kosenamen, obwohl er ihren richtigen Namen ja mittlerweile erfahren hat. "Alles gut bei dir? Ich mach dern Schnaps auf, falls du auch was willst." er wartet eine Antwort nicht ab, stattdessen kehrt er in den Raum zurück, schnappt sich 3 Becher und steuert damit den Kamin an. Rasch liest er die Flasche Brombeerschnaps vom Sims auf, dann lässt er sich zu Vellas Füßen nieder, entkorkt die Flasche mit den Zähnen und gießt zwei Finger breit in die Becher. Ganz ungezwungen lässt er der jungen Frau ihr Schweigen, drängt sie auch nicht sich zu erklären, ehe sie von allein anfängt zu sprechen. Aufmerksam lauscht der Barde den Worten, zieht hin und an mitfühlend die Brauen zusammen und nippt dabei immer wieder mal am Schnaps. Er unterbricht die Schilderung nicht, schüttelt jedoch leicht den lockigen Schopf, als die Worte verstummen. "Nein, ich halte dich ganz gewiss nicht für verrückt Sanjavela. Das klingt, als wäre mehr Unheil über dich gekommen, als je ein Mensch ertragen sollte. Ich danke dir, dass du es mir erzählt hast." spricht er einfühlsam, doch schwebt die unbehagliche Frage immer noch im Raum. Sich mit Daumen und Zeigefinger am Kinnbärtchen zupfend, nickt der Barde schließlich leicht. Er hebt den Blick zu Vella empor und hält ihr gleichsam einen gefüllten Becher entgegen. "Ja, es ist wahr." bestätigt er leise. Sicherlich hatte er mit Vorovis denkbar wenig zu tun gehabt, doch Vellas Trauer lässt ihn empathisch die Stimme senken. "Ich weiß nicht viel darüber, nur das was man sich erzählt. Vorovis ist dem Angriff der wilden Sragon zum Opfer gefallen. Es war wohl eine gewaltige Welle die alles unter sich begraben hat. Einige Flüchtlinge sind nach Estichà entkommen und wurden dort aufgenommen." er macht eine kurze Pause, um Vellas Reaktion auf die Worte wahrzunehmen.

Sie schüttelt den Kopf als ihr den Becher hinhält. „Nein, besser nicht. Ich vertrage nichts. Wenn ich betrunken bin, wird alles nur noch schlimmer.“ Als Javero ihre Befürchtung bestätigt, legt sie ihr Gesicht auf die Knie. Ihr langes Haar fällt nach vorn und verdeckt es fast. Es dauert es bis sie den Kopf hebt. „Dann hab ich alles verloren. Auch wenn wir hier einmal wegkommen, hab ich keine Heimat mehr. Gar nichts mehr. Besser ich wäre in Vorovis gewesen, als die Sragons gekommen sind.“
Sie starrt lang ins Feuer vor sich.
„Ich hab neun Jahre verloren. Wo war ich die ganze Zeit? Was ist in der Zeit passiert?“
Es ist Javero nicht ganz klar ob sie mit ihm redet oder zu sich selbst.
„Ich muß wissen, was geschehen ist. Ich muß es wissen. Irgend einen Sinn finden, sonst werd ich wirklich noch verrückt. Aber vielleicht gibt es gar keinen Sinn?“
Sie schweigt eine Weile. Dann spricht sie weiter:
„Es tut mir leid, daß ich euch das alles aufgeladen hab. Ich fall euch nicht mehr lang zur Last. Das versprech ich euch.“
Erst jetzt schaut sie den Barden wieder an. Ihre Augen sind feucht, aber sie weint nicht. Sie ist seltsam ruhig.
„Habt ihr ein zu Hause? Könnt irgendwohin zurück, wenn ihr hier einmal fort könnt? Ich wünsch es mir.“
Dann sieht sie wieder in die Glut.

Auf Javeros Ruf dreht sich Chelia kurz um. Sie sieht wieder nach vorne, bleibt einige Augenblicke reglos sitzen, dann erhebt sie sich und kehrt in den Wohnraum zurück. Freilich hat sie von der Unterhaltung der beiden wenig bis gar nichts mitgekriegt, von Vellas Leiden, der Inquisition. Und so kommt sie genau in dem Augenblick in dem Raum an, als Vella vom Sinn des Lebens spricht. Sie sieht Javero kurz ernst an, dann sieht sie zu Vella, und, nachdem sie ihren Monolog zu Ende geführt hat, antwortet sie.

"Das Leben hat eigentlich immer einen Sinn," sagt sie ruhig und ernst. "Glaubt mir, ich bin in Vorovis durch die Hölle gegangen, weil ich dem Wahren Glauben angehört habe. Ich möchte keinem wünschen, dass das mit ihm passiert, was mir in der Kaserne der Garnison passiert ist. Ich möchte keinem wünschen, mit einem gebrochenen Bein durch den Dschungel zu latschen. Aber dann bin ich in Estichà angekommen, und ich sah wieder einen Sinn in meinem Leben. Ich habe gegen die Sragon gekämpft, um eine Zukunft in diesem neuen Leben zu haben. Dann hat eine verlogene Priesterin wieder auf dem Punkt gebracht, diesen Sinn in Frage zu stellen. Doch nun bin ich hier, es beginnt von Neuem. Und ich habe einen neuen Sinn gefunden."

Dann nimmt sie ihr Schnapsglas, sieht zu Javero, zu Vella.

"Sintawa!"

Zögerlich lässt der Barde den zweiten Becher wieder sinken, hatte er wohl gerade einiges auf den Seelentröster Alkohol gesetzt. Nun schüttet er den Inhalt kurzerhand in den eigenen Becher und reibt sich dann einen Moment lang nachdenklich das Kinn. Kurzentschlossen erhebt er sich schließlich und lässt sich auf der Sessellehne nieder, ein Bein dabei unterschlagend. Seine Hand fährt vorsichtig zum Hinterkopf der jungen Frau und streicht ihr sacht über das Haar, eine tröstliche Geste, da wohl jedes weitere Wort ohnehin vergebens wäre. Als sie sich wieder rührt, zieht er die Hand zurück und blickt zu ihr hinab, während sie apathisch ins Feier schaut. Gerade ist er wohl dabei zu einer geübt feinfühlige Antwort anzusetzen, da platzt aber auch schon Chelia hinein und bringt anstatt des Zaunpfahls gleich die ganze Stadtmauer mit. Javero schluckt die Worte hinunter, lehnt sich etwas zurück und stützt sich mit dem Ellenbogen auf der Rücklehne des Sessels ab, während er am Schnaps nippt und sich irgendwie schicksalsergeben zurückhält.
Vellas Frage an ihn bleibt daher auch erstmal unbeantwortet, stattdessen betrachtet der Spielmann Chelia, hebt mit einem Schmunzeln den Becher in ihre Richtung und seufzt dann lautlos. "Zwei Seiten einer Medaille." murmelt er nachdenklich.

Es dauert nicht lang. Aber als ihr Javero übers Haar streicht, hält sie still. Erst dann hebt sie den Kopf und schaut zu Chelia. „Ich weiß wovon ihr redet. Ich hab in Vorovis auch ganz von vorn angefangen. Aber das meine ich nicht.“
Mit einer fahrigen Bewegung rafft sie ihr Haar im Nacken zusammen:
„Ich meine, was hat das für einen Sinn, daß ihr und ich hergekommen sind? Das ich neun Jahre verloren hab? Geschlafen habe oder was weiß ich? Wie ist meiner Heimat zerstört worden? Das ist nicht alles zufällig passiert. Ich kann das nicht so wie ihr. Mich hinstellen und es einfach nehmen wie es ist. Ich muß es verstehen oder eine Sinn finden. Sonst halt ich das nicht aus. Versteht ihr?“
Sie schaut Chelia nachdenklich an.
„Ich seid schon lang vor dem Untergang aus Vorovis fort? Ich hab es wenigsten so verstanden.“
Gedankenverloren spielt sie mit einer Haarsträhne.
„Dann ist Hel der Einzige der das alles miterlebt hat?“ Ihre Stimme zittert jetzt, als ob sie vor der Antwort Angst hätte. Als Javero spricht, schaut sie zu ihm. Dankbar das die Antwort ein paar Augenblicke aufgeschoben ist.
„Es schaut wirklich so aus, als ob Chelia und ich einiges gemeinsam haben. Aber ich hätte es nie geschafft, durch den Dschungel zu gehen. Ich hab auch einen Bruder verloren. Aber nicht meine ganze Familie.“
Dann dreht sie zu Chelia.
„Es tut mir leid, das meine Landsleute euch das angetan haben.“

((ooc: Wann habe ich dir denn erzählt, dass ich meine ganze Familie verloren habe? Aber egal... ))

"Ich bin etwas vor der Revolution in Vorovis weg," antwortet Chelia recht bereitwillig. "Naja, nicht ganz freiwillig... aber am Ende war es wohl besser so. Doch muss irgendjemand wohl ein Herz für die liebe Chelia gehabt haben, sonst wäre ich in dem Kellerloch wohl draufgegangen."

Sie sieht kurz mit zaghaften Lächeln zu Javero, dann wieder zurück zu Vella.

"Auch ich habe lange gedacht, ich muss für alles einen Sinn finden. Aber glaubt mir, DAS ist es, das Euch wirklich umbringt. Dinge passieren. Manchmal passieren sie so, manchmal passieren sie anders, gerade wie es den Göttern gefällt. Doch warum gerade Estichà das Schicksal der anderen Städte am Metchà erspart blieb..."

Chelia hebt die Hände seitwärts hoch.

"...das kann ich Euch nicht sagen, und ich glaube, das kann Euch niemand sagen. Es ist der Lauf der Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Und warum Euch neun Jahre fehlen... naja, Hel Nergal hat plötzlich ein paar Stürme zu viel. Warum... ich weiß es nicht, und wenn ich es wüsste, ich könnte es nicht ändern."

Immer noch lümmelt der Barde auf der Sessellehne, den Kopf in die Hand gestützt und dem Gespräch der beiden Frauen lauschend. Irgendwie scheint er ganz zufrieden damit wie es sich entwickelt. Vielleicht war das ähnliche Schicksal der beiden Vorovisianerinnen nun etwas, was ohne große Worte verband und was Vella deutlich mehr helfen konnte, als es sein Zuspruch vermochte. Sein Fuß wippt leicht, die Glöckchen erklirren, verstummen gleich darauf aber schon wieder. Unbekümmert fängt er das zaghafte Lächeln der Jahajas auf, erwidert es freimütig und mit einer subtilen Spur Dankbarkeit darin, ehe er sich wieder am Schnaps gütlich tut. In das Gespräch einmischen möchte er sich offenbar noch nicht. Ganz sicherlich war er auch nicht unbedingt ein Experte in der Findung geistreicher Sinnhaftigkeit. Spielleute waren ja nun bekannter Maßen Tagediebe, deren chronische Sorglosigkeit von den Einen beneidet und von den Anderen verachtet wurde.

(ooc: Entschuldige, ich hab mich vertan. Ich habs in einem anderen Thread gelesen)

„Der Wille der Götter?“: sagt Vella leise. „Vielleicht hat uns Hostinos gestraft und Vorovis zerstört. Nicht das ich es glaube, aber es kann wahr sein. Aber der Rest? Da wären wir wirklich nur Spielsteine auf dem Spielfeld der Götter. Ich hab das viele Male von Hel gehört. Aber ich glaub es nicht. Das sind Lehren seiner Hexengöttin. Hostinos hält doch seine Hand über uns?“
Ihre Stimme wird immer leiser. Zweifel stehen ihr im Gesicht.
„Ändern können wir es nicht. Da habt ihr recht.“
Sie läßt ihre Beine los und stellt die Füße auf den Boden.
„Entschuldigt, aber mir dreht sich alles im Kopf. Ich bin müde. Dieser Tag hat mich fertig gemacht.“
Sie steht auf und streicht sich automatisch das Kleid glatt.
„Danke das ihr mir zugehört habt.“
Sie berührt den Barden leicht an der Schulter. „Und euch danke, daß ihr mir geholfen habt.“
Vella lächelt schwach.
„Ich lege mich auf das Sofa. Für mich ist das groß genug. Gute Nacht.“
Sie geht ins Nebenzimmer. Kurz danach hört man noch leise Worte. So als ob sie ein Gebet spricht. Dann wird es still.

Hat Vella wirklich geglaubt, sie könne sich einfach so ihre Schlafstatt aussuchen? Da hat sie aber weit gefehlt! Als sie nämlich von dem Sofa spricht und sich auch zielstrebig darauf zu bewegt, kommt Chelia ihr nach. Sie legt ihre Hand auf Vellas Schulter, sie packt nicht etwa zu, und doch ist die Bewegung recht bestimmt.

"Vella," sagt sie dann, ebenfalls nicht unfreundlich, aber doch mit großer Bestimmtheit, "nimm du das Bett. Ich bleibe hier im Wohnraum. Ich glaube zwar nicht, dass hier heute noch etwas passiert, aber ich möchte da kein Risiko eingehen."

Sie sieht Vella dann an, halb abwartend, halb auffordernd - und Vella muss auffallen, dass Chelia wohl schon öfter Befehle erteilt haben muss.