Forum Übersicht - RE: 3. Tag - Trockene Kehle - 3

Er hat sich gehen lassen, das weiß er schon als ihm die letzte Silbe seines Fluches über die Lippen kommt. Seit dem er hier gelandet ist, hat sich die rigide Selbstzensur seiner Äußerungen, die er sich in Elurien unterworfen hatte, unmerklich aufgeweicht. Die Tatsache, daß die einzige Person die vielleicht einen Ausweg aus dieser Stadt weiß eine Katze ist, hat ihn wirklich getroffen. Trotzdem ärgert ihn seine Unbeherrschtheit. Doch es war geschehen und ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Schon die Körpersprache Ninims zeigt ihm ganz klar, daß sie empört und wütend ist. „Katzenarschkriecherin.“: stellt er im Gedanken fest, als sie ihn scharf anfährt. Er antwortet nicht gleich, läßt sich ein paar Atemzüge Zeit. Sein Gesicht zeigt schnell wieder die kühle, leicht distanzierte Miene, der Tonfall seiner Stimme ist der einer belanglosen Plauderei, als er eine sehr knappe Verbeugung andeutet. „Verzeiht meine Unbeherrschtheit.“: antwortet er ihr ruhig. Er trinkt noch einen Schluck Tee und stellt die Schale halb voll zurück auf die Theke. Als er von seinem Hocker steigt, stellt er trotz allem mit Bedauern gedanklich fest, daß er sich nun wohl keine großartigen Gedanken mehr darum machen mußte, Abstand von Ninim zu gewinnen. Das schien sich ganz von selbst erledigt zu haben.
„Ich habe euch verstanden.“: sagt er leichthin. „Es wird wohl besser sein, ich kümmere mich um meine Angelegenheiten, bevor ich noch einen Gedanken laut auspreche. Außerdem wollte ich ohnehin gehen.“ Er hängt sich seine Tasche über die Schulter. „Vielen Dank und euch einen schönen Tag.“: sagt Keresin und wendet sich zum Gehen.

Ninims Gesichtsausdruck entspannt sich, kaum dass Keresin zu sprechen beginnt. Sie kommt wieder an die Theke heran und schaut dabei Keresin tief in die Augen, wieder mit der gewohnt verführerischen Kühle. Die Hände lösen sich von ihrem Oberkörper, breiten sich leicht aus, auf ihren Lippen bildet sich ein Hauch von einem Lächeln.

"Verzeiht meinen Ausdruck," sagt sie dann ruhig. "Ihr seid neu hier, Ihr könnt noch nicht alles wissen. Aber wir beleidigen die Ehrenwerte nicht. Das ist ungeschriebenes Gesetz. Und Ihr mögt von Chirà halten was Ihr wollt, aber sobald Ihr sie kennengelernt habt, werdet Ihr es verstehen. Also, wenn Ihr mögt, könnt Ihr gerne mit Eurem Frühstück fortfahren. Ihr habt es bezahlt, es gehört Euch."

Sie weist mit einer Hand auf die halbvolle Tasse Tee und die Reste auf dem Tablett.

"Und, damit wir uns richtig verstehen," fahrt sie dann fort, Keresin immer noch tief in die Augen schauend, "Ihr seid bei Ninim freilich auch in Zukunft herzlich willkommen. So schnell fällt die Tür des Silberkruges für niemanden zu."

Sie steht nun da, sieht ihn an, als wäre nichts gewesen, und wartet anscheinend auf eine Antwort.

Als sich Keresin abwendet steht Ninim vor ihm. Sie schaut ihm direkt in die Augen und da ist es wieder dieses Gefühl von ihr angezogen zu werden wie die Motte vom Licht. Der Anflug eines Lächelns zeigt sich auf ihrem Gesicht und Keresin weiß, wenn er jetzt nicht geht, dann hat er schon halb kapituliert vor ihrer Schönheit und ihrer Anziehungskraft und er ist sich sicher das sie das auch weiß. Aber ihre grauen Augen und ihr Lächeln sind ein Labyrinth dem man nicht so leicht enkommt. Für die Dauer einiger Herzschläge steht er einfach nur da und erwidert ihren Blick. Dann ist die Distanz in einem Augenblick aus seinem Gesicht gewischt und er erwidert ihr Lächeln. Er weiß das es viel vernünftiger wäre jetzt zu gehen, aber er hatte sein ganzes Leben lang immer das Vernünftige getan. Zu Lijan damit! „Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Es war mein Fehler die Beherrschung zu verlieren. Tut mir leid.“ Als sie davon spricht, daß er auch in Zukunft willkommen ist, vertieft sich sein Lächeln. „Danke! Ihr seid sehr zuvorkommend.“ Auch seine Augen sind grau und jetzt glitztert ein schalkhafter Funken darin. „Da ihr mich also nicht rauswerft, trinke ich meinen Tee aus. Ich fürchte der Brand vom gestrigen Besäufnis ist immer noch nicht ganz gelöscht.“ Er läßt die Tasche wieder von seiner Schulter gleiten, setzt sich auf den Hocker und nimmt einen Schluck Tee. „Es ist zwar keine Entschuldigung für meine Unbeherrschtheit.“: sagt er dann. „Aber zwischen meinem Volk und den Ka….den Chiras herrscht seit Jahrhunderten Feindschaft, sonst hätte ich nicht die derart Beherrschung verloren.“

Ninim lächelt sanft, doch weicht die Kühle nicht aus den Augen. Auch sie setzt sich auf ihren Hocker. Der Rock zögert lange, hält sich am Oberschenkel, fast möchte man meinen, er würde es abermals schaffen - aber zwei Mal hintereinander sind zu viel für ihn. Er sinkt nach unten und gibt wieder das wohlgeformte Bein frei.

"Auf dieser Insel gibt es keine Feindschaft," antwortet Ninim. "Wenigstens in der Zeit, in der keine Marodeure hier sind. Aber Ihr habt wohl Glück: Die Ehrenwerte ist die einzige Chira auf der Insel, und Ihr werdet sie nicht oft zu Gesicht bekommen. Und glaubt mir, wenn sie kommt, werdet Ihr froh sein, dass sie es tut. Wir haben einige wenige Sragon, alle anderen sind Menschen. Und natürlich die Tiere und Servs - aber gegen diese werdet Ihr wohl hoffentlich keine Feindschaft hegen."

Plötzlich weitet sich ihr sanftes Lächeln zu einem breiten Grinsen. "Und solltet Ihr auch gegen Sragon feindlich eingestellt sein, dann hütet Euch vor Shassla. Ihr seht kräftig aus, aber wenn sie zulangt, dann werdet auch Ihr das Erscheinen der Ehrenwerten schnell herbeisehnen. Aber im Ernst: Ihr hängt mit Euren Gedanken einfach zu viel in Eurem Land. Dies ist nicht Euer Land. Viele Probleme, die Ihr da hattet, gibt es hier nicht, vielleicht haben wir hier Sorgen, die Ihr nicht kanntet. Wenn Ihr jedoch Euer altes Land... und ich rede nicht von vergessen, bei allen Göttern, nein... aber wenn Ihr Euer altes Land nicht etwas loslasst, dann werdet Ihr hier wohl kaum glücklich werden. Dann werdet Ihr wohl öfter eine Flasche Schnaps und ein Frühstück brauchen. Nicht dass ich es Euch nicht gebe - aber lieber würde ich mit Euch auf etwas Schönes anstoßen, als Euch beim Kummersaufen zuzusehen."

Der Ausbruch gegen die Chira, die hier als die Ehrenwerte bezeichnet wurde, war eher von Abscheu geprägt als von Haß. Als Ninim von Sragons spricht sagt Keresin nichts, er hält auch seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle, aber in seinen grauen Augen leuchtet für einen Augenblick blanker Haß. Vielleicht auch länger, denn er wendet seinen Blick von Ninim ab und spielt mit seiner Teetasse, bevor er einen Schluck nimmt. Auf Ninims Bemerkung über Shasla geht er nicht ein. Er hat Respekt vor der Stärke der Sragon aber keine Angst. Seine Stimme klingt beherrscht und so als würde er über das Wetter reden, nur seine Augen verraten ein Wenig von den Emotionen, die er im Zaum hält. „Ich weiß das dies hier nicht mein Land ist, weit besser als ihr es euch vorstellen könnt. Selbst wenn ich mir diese Stadt, diese Insel ausgesucht hätte, könnte ich mein Leben, meine Vergangenheit, die Zerstörung meiner Heimat, den Tod meiner Familie und meiner Freunde nicht mit einem Achselzucken abtun und einfach an den Nagel hängen, so als wäre nichts gewesen. Ich habe über ein Jahr in einem fremden Land gelebt und bin kein Anderer geworden . Man nimmt sich und seine Vergangenheit überall hin mit. Hier bin ich aber nicht freiwillig und ich werde solange bis ich mich jenseits allen Zweifels davon überzeugt habe, daß es keinen Weg zurück gibt auch keine Gedanken daran verschwenden, wie ich mich hier heimisch machen könnte. Bis dahin interessieren mich auch die Befindlichkeiten hier nur so weit, wie sie für einen halbwegs reibungslosen Alltag unumgänglich sind.“ Wieder senkt er seinen Blick in die Teeschale und es hat den Anschein, als ob er gesagt hätte was er sagen will, doch dann hebt er seinen und Kopf und sieht Ninim an. Es ist ein etwas gequältes Lächeln, aber seine Stimme klingt so, als ob er auch meint was er sagt. „Das wünsche ich mir auch, mit euch auf etwas Schönes anzustoßen.“: sagt er mit einem Anflug von Verlegenheit, bevor er den Blick wieder von ihr abwendet.

Ruhig und aufmerksam hört Ninim zu, mit ihrem kühlen Blick, einem leichten Lächeln auf den Lippen. Unmöglich ist es, festzustellen, ob sie nun zustimmt oder nicht. Auch als Keresin geendet hat, schaut sie ihn eine ganze Weile einfach nur an. Regungslos und still.

„Wenn Ihr mit einem Schiff in See stecht,“ sagt sie dann, „dann müsst Ihr stets wissen, woher Ihr gekommen seid. Denn nur wenn Ihr wisst, wo Eure Reise ihren Anfang hatte, könnt Ihr wissen, ob die Richtung, die Ihr eingeschlagen habt, die richtige ist. Wenn Ihr allerdings den Anker nicht lichtet, dann werdet Ihr nicht aus dem heimischen Hafen hinauskommen. Und alles, was Ihr vorhattet, wird nicht stattfinden.“

Sie sieht ihn dann wieder einfach nur an.

Keresin erwidert ihren Blick. „Wo her ich komme, weiß ich ohne Zweifel.“: antwortet er Ninim. „Ich wünschte nur ich hätte den Schatten einer Ahnung wo ich mich befinde.“ Für einen Moment überlegt er, dann nickt er zustimmen. „Ja, das stimmt natürlich. Wenn man den Anker nicht lichtet, dann bewegt man sich keinen Clat weit.“ Er greift nach seiner Tasse und leert den Rest Tee. Ein schmunzeln spielt für eine paar Augenblicke um seine Lippen. „Gut das ihr mich daran erinnert, denn wenn ich meinen Hintern nicht in Bewegung setze und stattdessen mit euch den Tag verplaudere, werde ich nie zu einer Waffe kommen, so gern ich mich auch mit euch unterhalte.“ Für einen Moment huscht ein Schatten über sein Gesicht. „Ich muß zu dieser Schmiedin. Ich wollte das schon gestern tun, aber die Geschichte mit Ira ….“ Für einen Moment schweigt er nachdenklich, dann ringt er sich doch zur Frage durch. „Wißt ihr wo man sie hingebracht hat? Ich muß mit ihr reden.“ Weder Ärger noch Wut ist in seinem Blick, die seine Worte Lügen strafen. Er scheint nichts Böses im Schilde zu führen.

Auf Ninims Lippen legt sich wieder einmal ein leichtes Schmunzeln. "So kann man es natürlich auch sehen," antwortet sie. Bald darauf wird sie jedoch wieder ernst, sieht Keresin an, mit einer leichten Verwunderung in ihren Augen.

"Ira? Ich habe solch einen Namen noch nie gehört. Sie war weder gestern nach dem Mittagsregen hier, noch heute morgen. Auch kenne ich alle Einwohner dieser Insel, und eine Ira, nein, eine Ira ist definitiv nicht dabei. Außer… ja, außer sie ist ebenso gerade erst hier her gekommen, wie ihr selbst es seid."

Die Hand eben noch auf Keresin deutend, ohne einen Finger vorzustrecken, die Handfläche nach oben gerichtet, sinkt nun herab auf ihren Oberschenkel, ungefähr auf halber Strecke zwischen Scham und Knie. Dort bleibt sie entspannt liegen, während sie Keresin anschaut, fragend, und doch wieder kühl und verführerisch zugleich. Ja, Ninim könnte wohl vom Ausmisten eines Roputan-Stalles reden und man hätte den Eindruck, auch diese Tätigkeit wäre Jhoulana-gewollt. Und doch, ist da plötzlich ein Hauch Unsicherheit in ihrem Blick? Ist da plötzlich ein Verlangen, eine Information zu erhaschen, die sie bisher nicht hatte? So leicht ist die Frage wohl nicht zu beantworten, es geht eher nach implizierten Gefühlen denn nach objektiver Beobachtungsgabe.

Ein wenig Enttäuschung zeigt sich einen Moment auf seinen Gesichtszügen ab, die aber recht schnell verblaßt. „Sie ist auch nicht von hier.“: antwortet er Ninim. „Sie kommt wie ich aus Vorovis und ist Soldat wie ich, gehört aber nicht der Armee an. Ich habe sie erst hier kennengelernt, am Tag als wir beide in der Stadt aufgewacht sind. Wir hatten einen kleinen...Zusammenstoß. Ich habe gehört, daß sie nachher zu einer Heilerin gebracht worden sein soll. Ich dachte mir, daß ihr vielleicht wißt zum wem sie gebracht worden sein könnte. So viele Heilerinnen wird es hier wahrscheinlich nicht geben.“ Auch in seinem Schmunzeln zeigt sich der Anflug von milden Sarkasmus und Keresins Bemühungen Ninim nicht ständig anzusehen sind nur sehr kurzlebig.

Ninims Blick geht unvermittelt zu dem Tisch, auf den Sundara die verletzte Ira gelegt hat, dann kehrt sie wieder zurück zu Keresin. Kurz mustert sie ihn, dann spitzt sie nachdenklich die Lippen. Die Hand verlässt den Schenkel und legt sich an die Seite des Halses, sie legt den Kopf etwas schief, als sie antwortet.

„Wenn sie zu einer Heilerin gebracht wurde,“ sagt sie, „dann wird sie wohl zu Misaki gebracht worden sein. Aber wenn Ihr da jetzt hinlaufen wollt, um diese Ira zu sehen, warne ich Euch. Misaki ist nicht groß, aber sie ist unerbittlich. Ihr werdet wohl nur dann vorgelassen werden, wenn sie es für angebracht hält. Übrigens stellt Misaki einen wunderbaren Honig her, und ihr Tee ist das Beste, was Ihr an Tee auf der Insel erhalten könnt. Ich muss zugeben, ich habe beim Tee bereiten etwas von ihr abgekupfert, aber so wie sie kriege ich es noch nicht hin. Mein Tee ist also im Moment wohl,“ und ihr Gesicht verzieht sich zu einem recht selbstsicheren Lächeln, „der zweitbeste der Insel.“

„Misaki? Was für ein ungewöhnlicher Name.“: sagt Keresin. Für einen Moment schweigt er als er sich wieder einmal in Ninims grauen Augen zu verlieren droht. Dann reißt er sich für den Moment los. „Keine Sorge, ich habe nicht vor Ärger zu machen oder gar in ein fremdes Haus einzudringen. Wenn diese Misaki mich nicht einlassen will, dann werde ich mich umdrehen und wieder gehen. Es geht mir auch nicht darum Ira zu sehen, ich will nur ein paar Dinge klarstellen und dann wieder gehen.“ In seiner Stimme klingt ein Anflug von Bedauern aber auch von Bestimmtheit. Iras Angriff und seine Reaktion hatten einen Graben aufgerissen, der nicht mehr zu überbrücken ist und Keresin ist sich auch gar nicht sicher ob er es überhaupt noch will. Aber sie war aus Vorovis und das allein genügte um ihr die alarmierenden Neuigkeiten über die unerklärliche Waffe, welche die Marodeure getötet hatte und die Tatsache, daß auch hier die Katzen ihre dreckigen Pfoten im Spiel hatten, auf jeden Fall zu überbringen. Wenn nicht heute, dann später. Als Ninim über ihren Tee spricht, schmunzelt Keresin. „Schwer vorstellbar, daß es hier einen besseren Tee geben sollte.“: sagt er im Brustton der Überzeugung der nur nicht so ganz zu seinem Schmunzeln passen will.“ Könnt ihr mir vielleicht sagen, wie ich zu dieser Misaki komme?“: erkundigt er sich höflich-

Ninim lächelt zufrieden. Der Blick wird nun sogar noch etwas verführerischer, nur die Kühle, das Unnahbare in ihrem Blick bleibt. Sie sieht ihn nun einige Augenblicke nur an, dann antwortet sie: „Es ist in mehrerer Hinsicht schwer vorstellbar, dass es etwas Besseres gibt als Ninim. Aber manchmal kommt es eben doch vor.“

Dann seufzt sie zunächst, als sie davon hört, dass Keresin unbedingt zu Misaki und dieser ominösen Frau will, scheint nachzudenken.

„Ich könnte Euch den Weg erklären, aber es ist doch etwas kompliziert,“ antwortet sie. „Wenn Ihr wollt, kann Euch Drei hinbringen.“

Dann mustert sie Keresins Gesicht, und nach einer kleinen Weile meint sie: „Sie bedeutet Euch wohl mehr, als Ihr zugeben wollt, diese Frau, oder?“

„Ich will euch da auf gar keinen Fall widersprechen.“: antwortet Keresin immer noch schmunzelnd auf Ninims Feststellung über ihre Einmaligkeit. Als sie dann sagt, daß sie ihm Drei mitgeben könnte um ihn zu Misaki zu bringen, neigt er dankend den Kopf., „Das wäre sehr nett von euch, sonst irre ich womöglich morgen noch durch die Ruinen.“: sagt er launig. Aber als Ninims Blick länger auf ihm ruht und er den Seinen nicht von ihr lösen will, verliert er den Faden und fühlt sich wie ein Klumpen Butter unter dem Himmelsfeuer. Vermutlich hätte er jedem Anderen ausweichend auf die Frage geantwortet, die Ninim nun stellt, doch doch nach einigen Herzschlägen beginnt er nachdenklich zu sprechen, so als müßte er sich selbst erst über die Bedeutung Iras in seinem Leben klar werden. „Nun... ich will nicht leugnen, daß sie meine Aufmerksamkeit geweckt hat, vielleicht sogar mehr. Sie ist auf ihre Art schön und wir kommen aus der gleichen Stadt, sind beide Soldaten. Vieles muß erst gar nicht ausgesprochen werden um es zu verstehen. Aber...“ Für einen Moment senkt er den Blick. Erst nach einer kleinen Weile sieht er Ninim wieder an. „Der Vorfall der unserem Zusammenstoß provozierte hat, mehr noch als der Kampf selbst, einen Graben zwischen uns aufgerissen, der für mich nicht mehr zu überwinden ist. Ich müßte mich Selbst und eine Menge Prinzipien, an die ich glaube, verleugnen und das tue ich nicht, um keinen Preis. Aber sie ist verletzt und unbewaffnet. Sie muß wissen, daß irgendjemand in dieser Stadt über eine unvorstellbare Waffe verfügt und diese auch einsetzt und das es die Marodeure gibt. Ich würde jeden meiner Landsleute davor warnen.“: sagt Keresin ernsthaft.

Ninim sieht Keresin wieder eine ganze Weile lang einfach nur an. Kühl ist der Blick noch immer, doch ist er nun weniger verführerisch, sondern vielmehr nachdenklich. Schließlich meint sie: "Ihr müsst aufpassen, dass sich nicht irgendwann so viele Gräben um Euch herum auftun, dass Ihr Euch gar nicht mehr bewegen könnt. Auf der anderen Seite müsst Ihr ebenso vorsichtig sein: Wer zu oft über einen Graben springt, fällt irgendwann hinein. Wägt also gut ab, was Ihr machen wollt."

Sie sieht ihn wieder eine kurze Weile lang einfach nur an, dann blitzt es in ihrem Auge verführerisch auf und sie steht auf. "Also," sagt sie dann, "wenn Ihr Drei benötigt, dann kommt einfach wieder hier her. Ich werde ihn Euch gerne mitgeben. Bringt ihn mir halt unbeschadet zurück, sonst bekomme ich wohl Ärger mit Stanchek."

Sie nimmt nun die Tasse, aus der sie selbst ihren Tee getrunken hat und bringt ihn zur Spüle, wo sie sie auch sofort reinigt, abtrocknet und wieder auf das Bord stellt.

"Wenn ich also richtig verstanden habe," sagt sie so mehr nebenbei, "so sind mit Euch diese Frau aus Eurer Stadt angekommen und noch jemand, der mir diese Frau auf den Tisch gelegt hat, oder? Also seid ihr zu Dritt gekommen. Ist der weitere ebenfalls aus Eurer Stadt?"

Sein Lächeln ist ein wenig melancholisch als er Ninim antwortet: „Dieser Graben existiert nur zwischen Ira und mir und ist er viel zu breit um auf die andere Seite zu springen. Ich brauche also nicht lange abzuwägen.“ Keresin bleibt vage. Es liegt nicht in seiner Natur persönliche Dinge vor einer Person auszubreiten, die er kaum kennt und die noch dazu eine Fremde und Zivilistin ist. Für den Moment übergeht er ihr Angebot und sieht ihr zu wie sie hinter die Theke geht. Erst ihre beiläufige Frage reißt ihn wieder los von ihrem Anblick. „Ich bin allein hier aufgewacht, irgendwo in einer Ruine am Strand. Völlig verwirrt und durcheinander. Ich bin einfach in Richtung der Ruinen losmarschiert und ein wenig später habe ich zwie Männer getroffen, die wie ich vor Kurzen hier aufgewacht waren. Einer ein Hüne von Mann, tätowiert und muskelbepackt, der Andere älter mit grau-weißen Haar und Bart, Brüder wie sich herausstellte. Ich bin dann weiter gegangen und habe zwischen den Ruinen jemand rufen gehört, da bin ich Ira und einer anderen Frau begegnet, wahrscheinlich eine Elurierin, zumindest hat sie erzählt, daß sie in der elurischen Armee gekämpft hat. Später sind dann noch ein Elurier und eine sehr schlanke Frau aus der Allianz dazu gestoßen, alle wie ich am gleichen Tag hier erwacht. Es war sicher Sundara, die Elurierin, die Ira in den Silberkrug gebracht hat.“: berichtet Keresin. „Dann ist mir noch eine seltsame Erscheinung hier am Platz der Tänzerin über den Weg gelaufen. Weißes Haar bis weit über die Hüfte, obwohl sie sicher nicht älter als 30 Stürme war. Auch eine Elurierin, aber sie sieht aus wie eine Botin Xiths. Sonst ist mir hier bis jetzt niemand begegnet außer Stanchek und ihr.“ Für einen Moment denkt Keresin nach, ob er jemanden vergessen hat, dann fährt er fort. „Wenn es euch nichts ausmacht, dann gebt mir diesen Drei gleich mit. Dann habe ich diesen Besuch hinter mir und kann mich um meine Angelegenheiten kümmern.“