Forum Übersicht - RE: Ein schreckliches Geschenk - 2

Mit einem erschrockenen Keuchen sucht der Spielmann reflexartig Halt, als ihn das Gefühl des Fallens überkommt und so graben sich seine Hände in Hels Hemd, bis der Sog auch schon wieder abrupt von ihm abfällt.
Der schreckliche Schrei geht ihm schließlich durch Mark und Bein, und sein Blick flirrt fassungslos auf den sich Windende hinab. Mit jagendem Herzschlag löst er die zu Klauen verkrampften Finger aus dem Hemdstoff, während er sich auch schon über den Heiler neigt und die blicklose Augen sucht. "Hel!" keucht er panisch, drückt dann sogleich das Ohr gegen die Brust des Mannes, um nach seinem Herzschlag und der Atmung zu lauschen.

Zuerst hört er nichts, doch dann vernimmt er ein schwaches Pochen, so fern, das es kaum zu hören ist und es dauert eine kleine Ewigkeit bis er den nächsten schwachen Herzschlag vernimmt. Hels Atmung ist kaum wahrnehmbar, sehr flach, doch er atmet. Seine Pupillen sind geweitet und reagieren auf keine Lichtveränderung, seine Haut ist fahl und kalt.

Erleichtert nimmt der Spielmann die Lebenszeichen wahr, so gering sie auch sein mögen. Er löst sich wieder von der breiten Brust, späht in das blasse Gesicht und mustert besorgt die reaktionslosen Augen, die wirken als wären sie im Innern der Linse zurückgeblieben. "Hel..." spricht Javero den Heiler an, legt seine Hand an dessen bärtige Wange und nimmt beunruhigt die Kälte der Haut wahr. Dennoch harrt der junge Mann noch einen Moment aus, beobachtet angespannt, ob sich der Zustand des Heilers verändert.

So lange er auch wartend verharren mag, nichts ändert sich am Zustand Hels. Er reagiert weder auf den Zuruf, noch auf die Berührung, nur etwas Blut läuft ihm aus dem Mundwinkel und tropft auf die goldenen Ornamente des Teppichs auf dem er liegt. Doch dann glüht das Kristallgebilde auf, der Glanz wird heller und heller, ein scharfes Knacken ertönt, das Licht verlischt und die Linse zerfällt auf dem Brandfleck, den der Ausbruch von Licht hinterlassen hat, in kleine trübe Splitter. Doch auch dieser Ausbruch von Licht erzeugt keine Reaktion bei Hel. Er liegt da und starrt ins Nichts.

Die Unruhe des Spielmannes wächst zunehmend und als dann auch noch die erhoffte Reaktion auf die brechende Linse ausbleibt, entfällt seiner Kehle ein gepresstes Zischen. Sein Körper spannt sich in dem Vorhaben aufzuspringen und nun doch endlich Hilfe zu holen, doch er stockt noch in der Bewegung. Sein Blick gleitet zu den blind gewordenen Glasfragmenten, dann tastet seine Hand nach dem kleinen Fläschchen in seinem Ärmel. "Komm schon Jonyaja. Du hast gesagt, ihm würde nichts geschehen." Murmelt er angespannt ins Leere "Mach demnächst halt weniger Theater und formulier deine Anweisungen genauer..." mit zusammengepressten Kiefern harrt er aus, sich an dem schwachen Vertrauen festklammernd, dass es nicht im Sinne der Gastgeber war, Hel hier sterben zu lassen.

Der Barde weiß wohl selbst am besten welche Ahnungen ihn beschleichen und die Linse hat er hierbei ganz sicher nicht vergessen.
Angespannt bleibt sein Blick auf Hel gerichtet. Eine seichte Brise trägt den salzigen Geruch des Meeres durch die geöffnete Tür und das Zwitscher der Vögel paart sich mit dem Rauschen der Baumkronen an diesem sonnenklaren Nachmittag. Welche Möglichkeiten dem Spielmann auch immer durch den Kopf gehen, er hadert lange damit eine Entscheidung zu treffen. Schließlich erhebt er sich, durchsucht Schränke und Mobiliar nach einer Decke und breitet diese über dem unterkühlten Körper aus. Anschließend entkorkt er die abgezwackte Rumflasche und tut sich daran gütlich, während er immer mal wieder den Herzschlag und die Atmung des Älteren kontrolliert und einfach wartet was passiert.

Zeit...Malstrom und reißender Fluß, quälend zögerndes Tropfen, herbeigesehnt und verflucht und doch gnadenloses Fortschreiten. Für Hel hat die Zeit keine Bedeutung, sie existiert nicht in seinem Stupor, der ihn abnabelte von der Außenwelt. Draußen vor der Tür, brandet der Metcha mit leisem Rauschen ans Land und die Seevögel tätowieren die Luft mit ihren Schreien. Auch der Spielmann ist in seiner Zeit gefangen, doch sie ist die Seine und er weiß wohl selbst am Besten ob sie rast oder dahin stolpert. Das Glühen des alten Rums in der Kehle ertasten seine Hände nur Kälte, Starre und das kaum merkbare Heben und Senken seines Brustkorbs, als er sich wieder und wieder davon überzeugt, ob Hel noch atmet.

Irgendwann ist die Geduld des Spielmannes dann wohl auch nachhaltig erschöpft. Da sich nichts zu ändern scheint, der Heiler aber atmet und Javero nicht wirklich einschätzen kann wie Hel zu helfen ist, fasst der Vagabund schließlich einen Entschluss. Der altgediente Vorovise wird kurzerhand wieder seiner wärmenden Decke beraubt, welche Javero dorthin zurück legt, wo er sie her hat. Anschließend erleichtert er den Giftmischer auch noch um sein orangefarbenes Röckchen, welches er mit dessen eigener Klinge in ein paar Fetzen zersäbelt. Der Kopf des Mannes wird nun so zurechtgerückt, dass der leblose Blick an die Decke starrt, ehe Javero die zersprungene Linse auf Hels Auge wieder mehr oder weniger passend zusammen puzzelt. Zufrieden mit seinem Werk klemmt er sich nun bloß noch die Stofffetzen unter den Arm, nimmt die Rumflasche auf und wirft noch einen versichernden Blick in die Runde, ob er auch keine Spuren hinterlassen hat. Dann huscht er von dannen und macht sich auf in Richtung des Hofes der chiranischen Heilerin.
Verstohlen nähert er sich der Behausung und ist sehr darauf bedacht der Feliden nicht zu begegnen. Sollte er sie nicht im Garten oder im Stall bemerken, huscht er zur Haustür und legt das zerfetzte Stoffbündel gut sichtbar vor ihre Tür. Er hält sich nicht damit auf zu klopfen, stattdessen greift er sich einen Blecheimer, welchen er am Stalleingang findet, klettert dann behände auf das Dach der Gehöfts und wirft den Eimer schwungvoll hinab, sodass dieser wild scheppernd unten aufkommt und beim schwungvollen Davonrollen noch weiteren Lärm verursacht. Anschließend duckt sich der Spielmann in den Schutz des Daches und wartet...

Das Scheppern lässt einen dunklen Vogel schimpfend aus der begrünten Pergola aufsteigen, doch ansonsten bleibt es ein paar Herzschläge still, absolut still-
Lange warten muss der Barde allerdings nicht, die Haustür öffnet sich und die Chira tritt heraus. Ihr Fell wirkt feucht und sie hat nur flüchtig ein Handtuch um sich geschlungen, mit einem weiteren hat sie sich gerade den kopf abgetrocknet, wirkt ihr Fell aufgeplüscht und viel dunkler als sonst. Das Tuch reicht ihr nur knapp bis auf die Schenkel und sie muss es über der Brust mit der Hand zusammen halten.
Verwundert schaut sie auf den Hof, bemerkt den herumliegende Eimer und kraust die Stirn. Schon will sie die Tür wiedr schliessen, als mehr aus Zufall ihr Blick auf den bunten Stoffetzten fällt.
Mit einem erstaunten Blick bückt sie sich und hebt ihn auf. Verwundert betrachtet sie den Fetzten, dann tritt sie über die Schwelle auf den überdachten Berecih hinaus.
Ihr Blick wandert über den Hof, zur offenen Hoftür hinüber, ehe sie die Schultern hebt und recht schnell im Haus verschwindet.
Inzwischen hat das beständige Tschilpen und Summen wieder eingesetzt, etwas interessantes erspäht Javero zunächst nichts.
erst eine ganze Weile später erscheint Tessya wieder, diesemal komplett bekleidet, in den übleichen grünen Sachen. SIe hat nur ihre einfache Stofftasche dabei und gemächlich schlendert sie vom Hof und bald darauf die Strasse zum Hafen hinunter. Eilig hat sie es nicht, wirkt es eher wie ein Spaziergang.
Irgendwann steht sie dann doch vor Hels Haus, sie steigt die Stufen zur terasse hinaus und ruft
"Sichara Hel, seid Ihr da?"

Nur das leise Klingeln der dünn geschliffenen Muschelscheiben im Wind geben Tessya Antwort auf der verwaisten Veranda. Sollte sie jedoch weitergehen, sieht sie nach wenigen Schritten Hel. Er liegt auf dem Rücken im Wohnzimmer auf einem kostbaren Teppich mit goldenen Ornamenten. Seine Haut ist wächsern und auf den ersten Blick sieht es aus, als ob er sich schon den Hintern auf den Eisfeldern abfröre. Nimmt sie Hel näher in Augenschein merkt sie, daß er noch atmet, aber sehr flach, der Herzschlag ist verlangsamt, etwas eingetrocknetes Blut klebt an seine linken Mundwinkel und seine Haut kalt. Seltsamerweise ist sein linkes Auge von Kristallsplittern bedeckt. Rechts neben ihm ist der Teppich verbrannt und in der geschwärzten Oberfläche glitzern noch einige kleine Kristallsplitter. Zu seiner linken Hand, in Kopfhöhe, zeichnen sich ein paar kleine Blutflecken auf dem Teppich ab. Zu weit von seinem Kopf entfernt, für seine Lage.

Einen Moment wartet Tessya auf der Terasse, ob sich hel regt, nachdem sie gerufen hat. Wenn der stoffetzen eine Nachrichtsein sollte, wieso war Hel dann nicht da. Unschlüssig verlagert die Chira das Gewicht auf einen Fuß, ungefragt sein haus betreten wollte sie nun auch wieder nicht. Später wüsste sie sich nicht zu erklären, wieso sie doch an die Tür getreten und hineingespäht hatte, doch so entdeckt sie wenigstens Hel auf dem Boden.
Mit wenigen langen Schritten ist sie bei ihm, kniet sich neben den Vorovisen und fühlt nach Herz und Puls. Egal welche Differenzen zwischen ihnen stehen, ist es für sie kein Grund, ihm nicht zu helfen.
Mit langen Fingern entfernt sie die merkwürdigen Kristallsplitter von seinem Auge, klopft sie kärftig gegen seine bleiche Wange.
"Hel, wach auf, Hel." klingt ihre Stimme eindringlich und recht laut durch den stillen Raum.
Leise flucht sie, wieso hat sie ihre Heilertasche nicht mitgenommen?
Sanft legen sich ihre Finger an sein Auge, ziehen das Lid hoch, während ihr Blick auf die Pupille geheftet ist.
Rasch, jedoch ohne in Hektik zu verfallen, erhebt sie sich, rafft Kissen und Decken an sich , um dem Bewusstlosen die Beine etwas höher zu lagern und in Decken zu wickeln. Ihre Lippen bewegen sich im lautlosen Gebet, wusste Mehdora allein, wie lange Hel schon so da lag.
Tessya erinnert sich an die Tasche, die Hel dabei hat, als er im Haupthaus Ataeric behandelt hat. Suchend geht sie durch die Räume. Wenn sie Glück hatte und der Giftmischer halbwegs ordentlich war, ersparte sie sich den Weg zurück zu ihrem Haus. Sobald sie in der Küche angelangt ist, wird sie dort nach Choney oder Sucrava suchen, während ihre Gedanken sich unablässig darum drehen, was passiert sein könnte, um hel in diesen Schockzustand zu versetztenund wie sie ihn wieder heraus holen kann...

Weder als Tessya die Kristallsplitter entfernt noch als sie Hel in Gesicht schlägt zeigt er irgendeine Reaktion. Als die sein Augenlid anhebt, ist kein Pupillenreflex sichtbar, er starrt nur blicklos ins Nichts. Als sie sich im großen Wohnzimmer umsieht, merkt die Heilerin schnell, daß Hel das große Zimmer zum großen Teil in einen Arbeitsraum verwandelt hat. Zwei Tische sind bei dem großen Seitenfenster zusammen geschoben und mit Arbeitsgerät, Tiegeln, Flaschen, Pflanzenproben und Büchern beladen. Neben einem kleinen Alkoholbrenner liegt eine gläserne Kühlschlange, die Hel wohl selbst aus einem Glasrohr hergestellt hat. Wie das ganze Haus ist der Raum sauber, aber die Ordnung, die Tessya gewohnt ist, fehlt. Sie findet schließlich den Lederbeutel auf einem Stuhl. Er ist mit Tiegeln, Fläschchen, Verbandszeug und ein paar Dosen angeräumt, aber die Behälter sind entweder gar nicht gekennzeichnet oder nur mit einem Kürzel oder einem Symbol versehen. Einiges wird sie am Geruch und Aussehen erkennen können. Choney oder Sucrava sucht sie vergebens, in der spärlich bestückten Küche.

Mit einem frustrieten Laut schiebt Tessya die Heilertasche von sich. Es ist viel zu heikel, Arzneien einzusetzen, deren genaue Zusammensetzung sie nicht kannte. Sie brauchte ihre eigene Tasche, mit den Mitteln, die sie selbst hergestellt hatte.
Die spärliche Vorräte in der Küche liess sie schon erahnen, das der herd kalt sein würde, doch macht sie sich trotzdem daran, ein feuer an zu zünden.
Ihre Hände tätig zu halten, würde ihr helfen, nach zu denken. Bald züngelt ein munteres feuer im Herd empor , rasch stellt sie einen Topf mit Wasser auf.
Das einzige, was bei Hel in ausreichender Menge vorhanden ist, ist Wein und Rum und so landet ein kräftiger Roter in einem kleinere Topf, um ihn zu erwärmen. Als erstes würde sie die Funktionen seines Körpers unterstützen, würden diese versagen, konnte sie sich jegliche Bemühungen um seinen Geist sparen.
So wenig sie ihn mochte und so unmöglich, wie er sich mitunter benahm, sie würde ihn nicht einfach dort liegen und sterben lassen.
Er hatte sich auf Kräfte eingelassen, vor dem die junge Priesterin immer eindringlich gewarnt worden war. Diese Linse, Kristallmagie , da ist sie sich sicher, ist schuld an seinem Zustand und doch stimmte etwas an den Umständen nicht. Wieso ein Brandloch auf dem Teppich, wenn die Kristallsplitter auf seinem Augen lag?
Sollte etwa die fremde Frau ihre Finger im Spiel haben? Bisher hatte sie eher das Gefühl, ihre Gastgeber hielten sie zum Narren, bisher hatten sie niemandem etwas getan....
Rasch zieht sie den Topf mit dem Wein vom Herd, taucht einen Löffel hinein, um die Wärme zu prüfen und kehrt mit allem zu Hel zurück.
Vorsichtig legt sie die Eine ahnd unter seinen Kopf, setzt sie den gefüllten Löffel an seine Lippen, prüft so, ob der Reflex zu schlucken noch vorhanden ist. Sollte es der fall sein, wird sie ihm die warme Flüssigkeit einflössen.

Der warme Wein rinnt tropfenweise in Hels Mund und als Tessya schon im Begriff ist auzuhören um den Vorovisianer nicht mit der Flüssigkeit zu ersticken, bemerkt sie einen schwachen Reflex. Doch das Schlucken ist wie sein Atem und sein Herzschlag, schwach und kaum vorhanden. Für Tessya ist das Einflößen des Weins ein Tanz auf des Messers Schneide, denn die Gefahr des Erstickens ist groß. Noch scheint keine Gefahr zu bestehen, daß Hel durch Flüssigkeitsmangel weiteren Schaden nimmt.