Forum Übersicht - RE: Auf der Lauer - 3

"Ihr Heiler habt auch immer ne Antwort auf alles." nach Hels Hand greifend, erhebt sich TImea vom Stuhl und steht leicht schief im Raum. Schon nach zwei Schritten kommt sie leicht ins Schwanken und stützt sich schwer auf den Heiler, als sich Hels gute Stube auf einmal fröhlich im Kreis dreht. "Aber hinlegen ist glaub gut." gibt sie murrend zu, während die beiden langsam Hels unbenutztes Zimmer ansteuern, die Händlerin wenig später auf dem bequemen Bett zum Sitzen kommt und ungeschickt Anstalten macht, ihre Stiefel auszuziehen.

"Eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Heilers.": feixt Hel und hilft ihr auf. Als auf dem Weg ins Schlafzimmer ins Schwanken kommt, legt er ihr einen Arm um die Hüfte und bringt sie vorsichtig bis ans Bett und hilft ihr sich langsam zu setzen. Als sie sich an ihren Stiefeln zu schaffen machen will, schüttelt er den Kopf. "Laßt nur, ich mach das schon. Legt euch langsam hin." Er wartet nicht erst ab ob seine Patientin einverstanden ist und zieht ihr die Stiefel von den Füßen. Nachdem er sie unter dem Bett verstaut hat, stellt er ihr den Wasserkrug, der auf einem kleinen Tisch steht, mit einem Becher neben das Bett. "Wollt ihr noch eine Lampe?": erkundigt er sich.

In voller Montur legt sich die junge Frau auf die Seite, versaut dabei Hels gemütliche Schlafstatt mit ihren staubigen Kleidern und den verdreckten Händen, auch in den wirren Locken findet sich noch das eine oder andere kleine Holzstück. Kaum kommt sie in den weiche Kissen zur Ruhe, fordern die späte Stunde und der Brummschädel ihren Tribut und sorgen dafür, dass ihr die Augen zufallen. "Nee ich bleib nicht..lang..und.." den Rest des Satzes hört Hel schon nicht mehr, da seine unfreiwillige Patientin kurz darauf schon wegdämmert.

Für einen Moment lächelt Hel auf die schon schlafende Timea herab. „Schlaf gut.“: sagt er leise und streicht ihr in einer zärtlichen Geste, die deutlich über heilerische Fürsorge hinausgeht, über die Wange. Dann zieht er sich leise auf die Veranda zurück, wo er erst seine Utensilien säubert und sorgfältig verstaut. Er stellt die Lampe so, daß sie ihn nicht blendet und gönnt sich einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Die Nachtseidenvögel ziehen leuchtend ihre Bahnen und Hel betäubt seine Sehnsucht mit einer kräftigen Dosis Rum, bevor er sich auf sein Bett am anderen Ende der Veranda legt und schließlich einschläft.

Der Rest der Nacht verläuft glücklicherweise reibungslos, sodaß Hel seine so rüde unterbrochenen Schlaf störungsfrei nachholen kann. Ein erster Silberstreif am Horizont läutet alsbald den Beginn eines weiteren Tages ein, der frühe Morgen vergeht in gewohnter Eintönigkeit. Kein für eine Stadt sonst typisches Geräusch ist zu hören - das Kreischen von Kindern, das Lamentieren der Händler, ein barscher Ruf der Stadtwache - gemächlich schreitet der Tag voran, ehe sich wie jeden Tag gegen Mittag dunkle Wolken auftürmen und schwere Regentropfen auf die Dächer klatschen. Das stete Prasseln bringt langsam Bewegung ins Hels ungeplanten Übernachtungsgast, öffnet Timea langsam die Augen. Noch verschlafen dauert es einen Moment ehe sie das ihr fremde Zimmer zur Kenntnis nimmt und mit einem Ruck hochfährt - und vom plötzlichen Schwindelgefühl erfasst genauso schnell wieder auf die weiche Unterlagen zurücksinkt. Der zweite Anlauf erfolgt nach einigen Atemzügen ungleich vorsichtiger, langsam setzt sie die Händlerin auf und fasst sich an die Stirn, auf der eine tüchtige Beule prangt. Blinzelnd sieht sie sich in der fremden Behausung um, um wenig später vorsichtig aufzustehen und barfuß zur Türe zu tappen.

Lange vor ihr ist Hel aufgestanden und hat sich leise in der Küche zu schaffen gemacht und sich dann still mit seinen Aufzeichnungen und einigen Büchern beschäftigt. Auf dem Tisch steht ein Krug mit kalten Tee, eine zugedeckte Schale mit Früchten, harten Keksen und ein Tiegel mit Marmelade. Als er Timeas etwas unbeholfene Schritte hört, steht er auf und kommt ihr mit eine sanften Lächeln und einem Blick voll Zuneigung entgegen. "Schön dich auf den Beinen zu sehen. Aber jetzt komm, Frühstück wartet schon. Es nicht viel, aber besser als gar nichts." Während er sie auf die Veranda geleitet, erkundigt er sich fürsorglich. "Wie geht es dir? Was machen die Kopfschmerzen?"

"Als hätte mich ein Roputan umgerannt. Und ich seh schrecklich aus. " Timea bleibt in der Türe stehen . "Frühstück ? Regnets jetzt schon morgens ?" besser geht es ihr in jedem Fall, wie der launige Kommentar verrät. Ihr Blick wandert durch Hels Wohnstatt. "Ich hoff ich hab heute nacht nicht zu viel Blödsinn verzapft." erst als Hel direkt vor ihr stehenbleibt, sucht sie dessen Blick.

Als Timea in der Türe stehen bleibt, hält auch Hel inne. "Du kannst gar nicht schrecklich aussehen.": antwortet er ihr mit einem Lächeln. Mit einer vagen Kopfbewegung hinaus in die Landschaft sagt er schmunzelnd. "Hat heute früh angefangen, der Regen und für ein Frühstück ist es nie zu spät. Blödsinn hast du nicht verzapft, keine Sorge. Du hast nur über die Rumbestände der Heiler philosophiert und wolltest mit der offenen Wunde auf und davon, nichts weiter." Als sich ihre Blicke treffen, wird Hel still. Er sieht sie an und verliert sich im Schimmer der grauen Augen, die auf ihn gerichtet sind.

Auch wenn Hels Patientin keine atemberaubende Schönheit ist, so wirkt das junge Gesicht auch mit der Beule an der Stirn und den wirren Locken recht attraktiv. Die häufigen Aufenthalte im Freien sorgen für eine leichte Bräune und eine Handvoll Sommersprossen auf der leicht schiefen Nase. Einen Moment lang verharrt die Händlerin regungslos, ehe sie sich leicht auf die Zehenspitzen stellt und Hel einen Kuss auf die Wange haucht. "Danke." murmelt sie leise, tritt einen Schritt zurück...und lässt den Älteren stehen, als sie ihn umrundet und den Tisch ansteuert.

So weit es Hel betrifft, ist Timea für ihn mehr als nur attraktiv und das steht ihm auch ins Gesicht geschrieben. Als sie ihm den Kuß auf die Wange haucht, dauert es lange genug das Timea an ihm vorbei gehen kann, bevor wieder Bewegung in ihn kommt. Er folgt ihr hinaus auf die Veranda. "Gern geschehen. Nur sei vorsichtig, wenn du wieder einmal Nächtens auf Dächern herum kletterst." Er zieht das Tuch von der Schale. "Mehr habe ich leider nicht im Haus. Im Krug ist kalter Tee. Der Wein ist für den Heiler, zumindest für die nächsten Tage, bis der Schwindel vergeht." Er setzt sich zu ihr an den Tisch und schenkt sich etwas Wein ein. "Du kannst mir natürlich sagen, daß es mich nichts angeht, aber es interessiert mich schon was du Mitten in der Nacht auf dem Dach gesucht hast."

Die salzige frische Brise draußen wirkt angenehm und belebend, tief atmet die Händlerin ein als sie auf der Veranda steht und sich an den großen Tisch setzt. Nach dem Wasserkrug greifend, setzt sie diesen umgehend wieder ab und schenkt sich mit der linken Hand einen Becher ein, als die geprellte Schulter leise protestiert. Als Hel das Tuch von der Schale zieht, meldet sich wie auf Kommando ihr Magen mit einem hörbaren Grummeln. Nach einem großen Schluck Tee greift sie nach einem der Kekse und knabbert daran herum. "Was ich da gemacht hab ?" sie verstummt einen Moment, so dass nicht ganz klar ist, ob sie nichts dazu sagen möchte oder sich etwa eine geschönte Version ausdenkt. "Na ja ich hab langsam genug. Genug von den Vermutungen und Überlegungen, wieso wir hier sind und wer daran schuld ist." fährt sie letztlich fort und schaut Hel an. "Diese Frau die wir schon alle gesehen haben, die komischen Lichter am Himmel, das ist alles nachts passiert. Ich dachte mir im Dunkeln sind die Chancen vielleicht besser was zu entdecken - wo die herkommen, hingehen oder so. Und von oben hab ich nen besseren Überblick, also..." sie nimmt noch einen Schluck. "Und dann ist tatsächlich jemand rumgeschlichen und ich... Javero !! Wo ist er ?" mit einem Mal weiten sich ihre Augen, als ihr der junge Barde einfällt. Mit einem Ruck schießt sie in die Höhe, um sich postwendend vom Schwindel erfasst am Tisch abzustützen.

Erfreut nimmt Hel zur Kenntnis das allein schon die frische Brise vom Metcha her Timea eine gewisse Linderung bringt. Er nimmt einen Schluck aus seinem Becher und hört sich die Schilderung der jungen Händlerin an. „Dann warst du also auf der Jagd, als dir dieses Mißgeschick passiert ist? Respekt! Du steckst voller Überraschungen. Aber ich frage mich noch immer warum das Dach? Keine der bisherigen Erscheinungen und Vorfälle steht in irgendeinem Zusammenhang mit einem Dach. Du wolltest dir nur einen Überblick verschaffen? Hier…“ Hel unterbricht sich, als Timea hochfährt. „Langsam, langsam. Das dauert noch ein paar Tage bis du wieder so aufspringen kannst. Javero? Er ist noch in der Nacht nach Hause gegangen. Entweder er war müde oder wollte sich nicht ansehen, wie ich dich versorgt habe.“

"Auf der Jagd ..naja weiß nicht, das ist wohl eher was für Ataeric. Ich wollte einfach ein paar Antworten egal von wem. Auf dem Dach hast du den ganzen Platz im Blick, falls die Frau aus einem der Häuser rausgekommen wäre, dann hätte ich mich später da mal umgesehen. Kein besonders toller Plan, was ?" mit leisem Seufzen setzt sie sich wieder hin, um eine Kleinigkeit zu essen. "Er ist gegangen ? Hat er sich nicht wehgetan ?" fragend blickt sie zu Hel auf, hat sie den Spielmann doch mit einer ziemlich blutigen Nase in Erinnerung.

"Du warst hinter der unbekannten Schönen her, also wenn das keine Jagd ist? Deine Idee war gut, nur die Unbekannte verwendet gerne Geheimgänge. Es gibt mit ziemlicher Sicherheit eine Menge davon, in den Häusern und auch unter der Stadt. So hättest vermutlich sehr lange warten müssen, bis du sie zu Gesicht bekommen hättest." Er läßt sie nicht aus den Augen bis sie wieder sitzt. Auf ihre Frage nickt er. "Ja, er ist gegangen. Er hat sich die Nase ein wenig verbogen, nichts Ernstes. Ein paar Tage wird er mit einer dicken Nase durch die Gegend laufen, dann ist es abgeheilt. Kein Grund zur Sorge."

"Geheimgänge ? Die sind aber nicht in jedem Haus, hoffe ich." Timea wirkt ein wenig besorgt bei der Vorstellung, in ihrem kleinen Häuschen könnten sich plötzlich versteckte Wandpaneele auftun. Nachdenklich kaut sie auf einem Stück Keks herum und greift danach noch zu ein wenig Obst, hat der Appetit wohl nicht arg gelitten. "Ich glaub ich bin schuld an der dicken Nase." meint sie nach einer Weile und deutet auf die Beule an der Stirn. "Ich bin auf ihn draufgefallen..werd mich wohl noch entschuldigen müssen."