Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » nächtliche Erkundung

Die Nacht ist mittlerweile über die fremde und scheinbar verlassene Stadt herein gebrochen. Während die ungewöhnliche Stille fast beklemmend scheint und trotz offenkundiger Zivilisation kein Meer aus Feuerschein und Lampenlicht den silbrigen Glanz der Monde konkurriert, haben sich die Neuankömmlinge innerhalb der Geisterstadt in trügerische Sicherheit der Behausungen zurückgezogen. Vielleicht haben sie sich in purer Erschöpfung zu Bett begeben, oder sie liegen wach, um in ruheloser Anspannung der fremden Umgebung zu lauschen.
Eine dieser ruhelosen Gesellen hat die provisorische Behausung jedoch für einen nächtlichen Spaziergang verlassen. Metallen bricht sich das blecherne Klingen der Glöckchen in der unwirklichen Stille und lässt den Barden wie ein Fremdkörper in der verlassenen Einsamkeit erscheinen. Die Nacht war seine Bühne, die Zeit in welcher das Volk in die Tavernen strömte, um Lohn in Alkohol und Weiber zu investieren und dabei auch die ein, oder andere Münze für eine musikalische Untermalung locker zu machen. Rausch, Musik und Tanz, Trubel und Heiterkeit waren sein Lohn und sein Brot, aber auch seine Liebe und Leidenschaft. Doch hier war von ausgelassener Feierstimmung weit und breit nichts zu sehen, keine Taverne, keine Bordelle, kein belebter Platz, an welchem sich Schausteller die Klinke in die Hand gaben. Die Stille bereitete ihm Unbehagen. Die Laute geschultert und die Hände in den Taschen der Flickenhose vergraben, schreiten die bloßen Füße über das Pflaster und scheuen sich nicht davor die unbekannten Wege zu beschreiten. Nachdenklich gleitet der Blick des Mannes umher, ohne einem wirklichen Ziel zu folgen und doch deutlich auf der Suche nach einem Lebenszeichen. Dieser angebliche Hel Nergal würde sich vermutlich noch in der Stadt befinden. Als einfacher Barde hatte er gewiss nicht vor sich Ärger mit einem vorovisischen Machtträger einzuhandeln, aber die aktuellen Gegebenheiten waren nun mehr als ungünstig, sodass man seine Anwesenheit nicht einfach ignorieren könnte. Anstatt sich der Angst auszuliefern jederzeit angegriffen werden zu können, war es womöglich sinnvoll erstmal ein klärendes Gespräch zu suchen. So schlendert er weiter voran und sucht mehr oder weniger willkürlich nach Anzeichen für den Aufenthaltsort des Vorovisen.

Die Stadt liegt verlassen, ein verwunschener Ort auf einer verwunschenen Insel im Mantel der Nacht. Die Glöckchen des Barden hallen von den Hauswänden zu laut in der unwirklichen Stille um ihren lockenden Charme zu entfalten. Längst verhallt ist ein Schrei unheimlicher Wildheit nur eine leichte Brise vom Metcha her, läßt Blätter rascheln und flüstert in den dunklen Gassen. Kein Lichtschimmer in den Fenstern, die blicklos wie blinde Augen in die Nacht starren. Irgendwann entläßt das Labyrinth der Gassen und Straßen den Barden am Hafenplatz. Immer noch keine Spur des Gesuchten. Leise schlagen Wellen in uraltem Rhythmus an die Hafenmauer und an Pfeiler, nur unterbrochen von den leisen, hohen Schreien der geflügelten Nachtwesen, die Jagd auf Insekten machten. Auch hier kein Lichtschimmer, kein Zeichen. Erst als er am Ende des befestigten Hafens angelangt ist und den Sand des Uferstreifens betritt, zeichnen sich vor ihm, kaum sichtbar in der Dunkelheit, Spuren ab. Als er diesen Abdrucken im Sand folgt, glaubt er nach ein paar dutzend Vat Weges vor sich einen Baumstumpf auszumachen. Erst als er schon ziemlich nahe ist, erkennt er eine sitzende menschliche Gestalt, die mit untergeschlagenen Beinen, aufrecht wie ein Zaunpfahl unbeweglich auf den Metcha hinauszublicken scheint.

Vielleicht war es auch garnicht schlimm den vermeindlichen Gitfmischer und Todesbringer heute nicht aufspüren zu können. Diese Gedanken machen sich zuehmend in den Gedanken des Barden breit, während er dahin schlendert und sichtlich gewillt ist der friedlichen Ruhe eine Chance zu geben und sich mit ihr anzufreunden. Er hatte nun wahrlich keine Vorurteile gegenüber Rassen und Gesinnungen, sollte doch jeder Leben wie er mochte, doch die schwarze Stadt hatte er trotz all der Röhrenbummelei in seinem Leben lieber ausgespart. Da bleibt man tot, die verstehen keinen Spaß - war die generelle Meinung bezüglich der vorovisischen Feierfreude und letztendlich war die Röhre groß genug, sodass man durchaus auch nicht überall vorstellig werden musste.
"Was mache ich hier eigentlich..." murmelt der Barde mit einem Seufzen, als ihm wohl bewusst wird wie unüberdacht das Vorhaben ist. Doch grade als ihn wohl der Wunsch überkommt seine Suche auf eine unbesitmmte Zeit zu vertagen, schälen sich die Umrisse des vermeindlichen Baumstumpfes zu einer menschlichen Kontur heraus. Ein mürrischer Blick gen Himmel und ein spöttischer Dank an Aratana für diesen überaus hilfreiche Zielfindung lässt Javero die Augen verdrehen, ehe er sich strafft und die Schritte weiter auf die Kontur zulenkt. Dann war es wohl Schicksal.

Nun ist Javero ja wahrlich nicht in der Lage sich anzuschleichen und dennoch räuspert er sich, als er in Sprechhörtweite gelangt ist. Mit deutlichem Respektabstand bringt er sich seitlich neben Hel und mustert den Mann mit skeptisch gerunzelter Stirn. Nun war zumindest das alberne Nachthemd gewichen, auch wenn ein nackter Mann am Strand auch irgendwie nicht so recht zum Ernst der Lage passen wollte, aber darüber ließen sich zumindest weniger spöttische Verse dichten. (Ich hab es jetzt so verstanden, als würde er da immer noch sitzen. Wenn er sich zwischendurch was angezogen hat, streich ich das )

Ruckartig öffnen sich seine Augen als das Klingen der Glöckchen näher kommt. Er ist hellwach, sein Geist ruhig und zentriert. Falls der Barde etwas im Schilde führt, hat er sich einen guten Zeitpunkt ausgesucht, denn er spürt seine Beine nicht. Aus Erfahrung weiß er, das es eine Weile dauern wird bis er wieder gehen konnte. Er atmet eine paar Mal tief durch, entspannt seine Rückenmuskeln. Näher kommt das leise Klingeln und Hel wartet. Als er das leise Räuspern hört weiß er das ihn der Barde gesehen hat und ihm vermutlich nicht an den Kragen will. Er dreht den Kopf ins eine Richtung und kann undeutlich die Umrisse des Lautenspielers vor dem Himmel sehen.
„Sichara, Barde! Ihr seid nicht zu überhören. Wenn ihr mich gesucht habt, so habt ihr mich gefunden. Falls ihr nur die Zeit tot schlagen wollt mit einer nächtlichen Wanderung, dann wir es euch vielleicht nichts ausmachen, euch ein wenig mit mir zu unterhalten. Vorausgesetzt ihr unterhaltet euch mit einem kinderfressenden Vorovisianer.“
Dem Spott in seiner Stimme fehlt die verletzende Spitze und seiner Aussprache der charakteristische Akzent der Schwarzen Stadt.
„Ich kann euch sogar etwas Trinkbares anbieten, damit uns nicht der Mund austrocknet. Allerdings müßtet ihr die Flasche holen gehen. Ich kann für eine Weile nicht aufstehen. Es ist nicht weit, dort unter dem Baum liegt mein Beutel. Ihr habt ohnehin einen gut bei mir, für das kleine Liedchen.“
Während er spricht, löst er mit der Rechten seine verschränkten Beine und streckt sie aus.

(Paßt schon. Hel sitzt immer noch mit blanken Hintern im Sand)

Irgendwie fast etwas erleichtert, dass sich die Situation als so angenehm harmlos entpuppt grinst der Barde schräg und nickt dem Sitzenden grüßend zu. "Vielen Dank, das ist doch mal ein Kompliment für jemanden, der sein Brot damit verdient Gehör zu finden." erwidert er humorvoll, ehe er den Blick aus zusammengekniffenen Augen zu dem Baum herüber lenkt, um nach dem Hab und Gut des Mannes zu spähen. "Ihr habt's wohl untenrum gern luftig. Ich versteh ja den Drang zur freien Entfaltung, aber wenn die ersten beiden Beine schon eingefroren sind, folgt alsbald das Dritte und was wäre das wohl für ein Leben?" philosophiert er belehrend, fackelt dann aber nicht lange und strebt zu den Habseligkeiten herüber. Rasch werden die paar Teile aufgelesen, Kleider Waffen und Krimskrams einfach beherzt in beide Arme geschaufelt und zum Sitz des temporär-Invaliden getragen. Dort landet es neben Hel auf einem Haufen, ehe sich der Barde wippend in den Schneidersitz sinken lässt, Hel schräg gegenüber. "Kinderfresser ist ja fast ein wenig abgedroschen. Damit kann man niemanden aus den Stühlen reißen. Wie wäre es mit Welpenschänder? Das reimt sich schön auf "kriegt kein' Ständer". Und fragt man mich wie kann das sein, da sag ich halt er ist zu..." ... kurz hört man die Grillen um sie herum in penetranter Lautstärke zirpen, ehe der Barde eine überspielende Handbewegung macht. "Naja das wäre jetzt der Moment gewesen, in dem das Publikum den Reim vervollständigt. Wirkt wohl hier nicht ganz so..." sich räuspernd streicht sich der junge Mann über das Kinnbärtchen. "Aha, Ihr habt das Lied also wahrgenommen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich ja noch Ihr wärt ein armer Irrer mit Identitätskrise, sonst hätte ich mir natürlich mehr Mühe gegeben."

Leise lacht Hel auf als der Barde seine Philosophie zum Besten gibt.
„Nicht aus Prinzip. Aber hin und wieder gibt es Situationen in denen Etikette zweitrangig ist. Ihr braucht euch dennoch keine Sorgen zu machen, das mit den beiden Beinen vergeht und das Dritte funktioniert auch noch ganz gut, oder sagen wir besser funktionierte. Wer weiß welche beschissenen Überraschungen uns hier noch das Leben sauer machen.“
Er dankt dem Barden, als der seine frisch erworbene Habe formlos neben ihm ablädt. Nach kurzer Suche zieht Hel eine Flasche aus dem Lederbeutel, dreht den Korken heraus und bietet sie dem Barden an, der sich neben ihn gesetzt hatte.
„Bedient euch. Ist zwar kein Rum, aber wärmt trotzdem den Magen.“
Als die Flasche wieder bei ihm landet, nimmt er einen kräftigen Schluck, steckt den Korken locker in den Hals und stellt die Flasche so in den Sand, das der Barde zugreifen kann, wenn ihm danach ist. Grinsend hört er der losen Rede des jungen Mannes zu.
„Allein schon aus der Tatsache, daß ihr hier neben mir setzt, entnehme ich das ihr nie ein Gastspiel in meiner Heimat gegen habt. Das mit dem Ständer wäre zwar locker durchgegangen, aber Welpen? Das klingt für den Geschmack meiner Landsleute ein wenig zu sehr nach Chiras.“
Er bedient sich nochmals aus der Flasche.
„So ganz daneben wart ihr gar nicht, mit euer Annahme. Wenn man in einer unterirdischen Anlage aufwacht und feststellt, daß man über Nacht ein Dutzend Jahre jünger geworden ist, kann einen das schon in eine Identitätskrise treiben. Aber hätte ich mich nicht auf die verlauste Renegatin konzentrieren müssen, wäre euch ein Applaus sicher gewesen.“
Mit verzogenem Gesicht massiert er einen Moment seine Beine. Scheinbar beiläufig erkundigt er sich: „Habt ihr Vella gefunden?“

Der Barde nimmt die Flasche mit einem dankenden Nicken entgegen und setzt sie an die Lippen, um davon zu trinken. "Also Schnaps brauen können sie hier zumindest, immerhin etwas." kommentiert er, während er die Flasche weiter reicht. Um es sich etwas bequemer zu machen zieht er die Laute über die Schulter und legt sie neben sich in den Sand. Der Blick des jungen Mannes ist von einer freimütigen Leichtigkeit durchzogen, nichts zeugt davon, dass er auf der Hut wäre oder auch nur besonders aufmerksam. Die feinen Lachfältchen in seinen Augenwinkeln passen zu dem heiteren Wesen und der drei-Tage-Bart vollendet den Anschein eines sorglosen Tagediebes. "Ich bin zugegebener Maßen zur Zeit etwas chiranisch geprägt. Man muss sich dem Publikum halt anpassen und die Katzen hören eben lieber was über Vorovisen mit kleinem Schwanz, als über nackte Drakha. Aber ein guter Barde ist wandelbar. Stimmt es, dass sie in Vorovis zum Lachen in den Keller gehen? Dann sind dort sicher schon einige Barden verhungert." meint er lapidar und bestätigt damit wohl die Annahme, dass er nie zuvor in der schwarzen Stadt gewesen ist.

"Pfff, na Ihr habt Probleme." schnaubt er schließlich und klopft sich auf den Schenkel. "Jeder Andere würde Jhoulana huldigen und sich für die Verjüngung bedanken." die Worte kommen gewohnt heiter und doch wird Hel einen Moment zu lang gemustert, als dass man die Verunsicherung nicht spüren würde, welche der Barde gegenüber dieser göttlichen Wunderheilung empfindet. Bei Erwähnung der zierlichen Beamtin schweigt er dann tatsächlich einen Moment lang, greift noch einmal nach der Flasche und nimmt einen Schluck. "Ja, in der Tat." bestätigt er dann. "Darum bin ich auch eigentlich her gekommen. Ich will mich sicherlich nicht in die Belange andere Leute einmischen, aber das Fräulein hat eine verdammte Angst vor Euch. Es ist jetzt etwas kompliziert, da sie mich gebeten hat sie nicht auszuliefern, was mir, bei Jhoulana, nun wahrlich ziemlich fern läge. Aber ich bin auch nicht unbedingt der beste Beschützer und wenn ihr was von ihr wollt, ziehe ich so oder so den Kürzeren. Also habe ich mich gefragt wie wir dieses Dilemma lösen und irgendwie habe ich die leise Ahnung, dass Ihr hier vermutlich auch wichtigere Dinge zu tun habt, als wehrlose Fräuleins zu bedrängen."

„Man muß sich nach der Decke strecken.“ :kommentiert Hel trocken die chiranische Ausrichtung des Barden. Sein Tonfall ist völlig ernst, nur das spöttische Schmunzeln straft ihn lügen.
„Ja da habt ihr richtig gehört. Wir haben ein ganzes Netzwerk von Lachkellern, Badewannen um in Chirablut zu baden, spezielles Eßbesteck für die lebendig gerösteten Säuglinge und haufenweise verhungerte Barden in den Verließen.“
Nach einem kräftigen Schluck fährt er fort:
„Jolana huldigen? Ihr macht mir Spaß! Mit wem den? Mit einem charmanten Astloch oder einer Renegatin, die stinkt wie ein Misthaufen? Gebt euch selbst die Antwort.“
Doch als der Lautenspieler von Vella spricht ist das Schmunzeln wie weggewischt. Ruhig hört er dem Barden zu, dann nickt er.
„Ich weiß das sie mich fürchtet.“
Nochmals greift er zu Flasche und diesmal ist es mehr als ein kräftiger Schluck.
„Es gibt kein Dilemma oder nur eines das nicht zu lösen ist. Wir sind uns einmal sehr nahe gestanden. Es ist eine traurige und lange Geschichte und am Ende hat sie sich entschlossen, in mir die Verkörperung des Bösen zu sehen. “
Für einen Moment hat der Barde das Gefühl das Hel durch ihn hindurch sieht und es dauert eine kleine Weile, bis er weiterspricht.
„Ich will damit nicht sagen, daß sie verrückt ist. Es ist nur ihre Art mit den Schrecken der Vergangenheit fertig zu werden. Ich trage es ihr nicht nach. Ich habe in Vorovis meine Hand über sie gehalten, auch als sie versucht hat mich auf die Eisfelder zu befördern. Ich habe ihr den Jamachan vom Leib gehalten und sie im Wirtschaftprokurat untergebracht und ich würde mir eher die Augen ausstechen, als ihr etwas anzutun.“
Entweder ist Hel ein hervorragender Schauspieler oder die Bitterkeit und Bewegtheit mit der er spricht ist echt.
„Trotzdem fürchtet sie mich wie einen Boten der dunklen Göttin. Was wollt ihr da lösen? Könnt ihr mir das verraten?“

"Puh, die Lachkeller sind ein harter Brocken, das muss ich nun erstmal verdauen." erwidert der Barde gespielt entrüstet und legt theatralisch die Hand auf die Brust. "Ich schlussfolgere, dass ich für die vorovisischen Bedürfnisse nicht geschaffen bin, denn ich kann kein Blut sehen und im Hungern bin ich auch wirklich lausig. Säuglinge habe ich zugegebener Maßen noch nicht gekostet, aber ich zweifle vehement an, dass Schwarzstädter tatsächlich so zivilisiert sind Besteck zu verwenden. Das lernt man schon aus jedem chiranischen Wiegenlied." diebisch biegen sich die Mundwinkel des Barden empor, ehe er sich etwas zurück lehnt und die Hände hinter sich in den Sand stützt.
Der Themenwechsel lässt auch den Barden deutlich ernster werden, auch wenn dieser Eindruck flüchtig wirkt, als wäre es einfach nicht seine Art. Aufmerksam betrachtet er Hel, lauscht den Worten und lässt keinen Moment daran zweifeln, dass er dem Kahlhäuptigen jedes Wort abnimmt, ohne auch nur im geringsten seine Absichten zu hinterfragen. "Vertrackte Situation, wenn die Empfindungen derart auseinander gehen. Ihren Beschreibungen nach habe ich nun auch wirklich etwas anderes erwartet. Obwohl sie mich davor gewarnt hat, dass ich Euch kein Wort glauben soll. Aber Barden kann man auch kein Wort glauben, die sind bekannter Maßen notorische Lügner." seine Hand vollführt eine nachdenkliche Geste über den Bart, stützt sich dann aber schon wieder in den Sand. "So, oder so werden wir uns hier erstmal arrangieren müssen. Und in der Not kann man sich anpassen, also vielleicht finden wir tatsächlich eine Lösung mit etwas Geduld und reichlich Schnaps."

„Soviel Schnaps werden wir wahrscheinlich nicht in uns hinein schütten können. Vella und ich…das ist Geschichte, wie vieles andere auch. Zuviel Zeit ist vergangen, zuviel geschehen.“
Er richtet den Blick auf die Flasche, mit der er gedankenverloren spielt.
„Sie weiß es mit Sicherheit nicht. Aber das Schiff auf dem sie von Esticha aus in See ging, legte vor über neun Jahren in Vorovis an, ohne sie. Vella war aus einer von innen verschlossenen Kabine verschwunden. Alle Untersuchungen verliefen im Sand. Offiziell hieß es, daß sie Nachts über Bord gefallen war, ohne daß es jemand merkte. Für mich und die Röhre sind neun Jahre vergangen, für sie eine Nacht. Sie weiß nicht, daß Vorovis nicht mehr existiert.“
Für einen Herzschlag lang zeigen die sonst so beherrschten Gesichtzüge bittere Melancholie
„Ich kann diese Jahre nicht zurück drehen, auch wenn ich es wollte. Neun Jahre sind eine lange Zeit, Barde. Ich bin nicht mehr der, den sie zu kennen glaubt und die Welt auch nicht. Sie lebt im wahrsten Sinne des Wortes in der Vergangenheit. Mir wird sie es nicht glauben, selbst wenn sie mir zuhören würde, aber vielleicht glaubt sie euch.“
Mit eine Ruck setzt er die Flasche an und trinkt.
„Ich werde ihr aus dem Wege gehen, zumindest die nächste Zeit. Das ist die einzige Lösung die mir einfällt. Was ich euch noch fragen wollte, wart ihr in Esticha nach der großen Schlacht und habt ihr einen Namen? Euch ständig Barde zu nennen, geht mir langsam auf den Geist.“

Ein nachdenkliches Brummen entfährt der Kehle des Barden und einen Moment lang schrillen die Glöckchen, als er die Beine ausstreckt und den Blick über die Schulter zum Meer zurück wendet. "Das klingt wirklich alles recht konfus. Nicht dass ich jemals versucht hätte irgendwelche göttlichen Pläne zu verstehen, eigentlich ist es mir auch recht schnuppe. Es ist eh wie es ist." er zuckt mit den Achseln und betrachtet dann einen Moment lang aufmerksam das mimische Spiel des Kahlhäuptigen, ehe er weiter spricht. "Sollte Vella tatsächlich die letzten 9 Jahre verpasst haben, hat sie wohl einiges aufzuholen. Ich werd' mal mit ihr reden, aber mehr als ihr etwas geschichtliche Nachhilfe zu geben kann ich auch nicht. Ist sicher besser sie erstmal in Ruhe zu lassen, immerhin ist das hier grade alles verwirrend genug, ohne dass ihr ein Albtraum aus der Vergangenheit im Nacken sitzt. Aber das wird schon werden. " die Mundwinkel des Barden verziehen sich zu einem zuversichtlichen Lächeln. "Ich heiße Javero. Und nein, ich war nicht in Estichà. Ich war in Gilgat, als die Stadt fiel und hab mich danach eher im Osten aufgehalten." er streicht sich beiläufig etwas Sand von der Hose und linst dabei zur linken Hand des Mannes. "Wir haben übrigens vorhin noch eine Heilerin getroffen, die es ebenfalls hierher verschlagen hat. Falls jemand nach Eurer Hand sehen muss..."

Hel massiert sich die langsam die wieder erwachenden Beine während er Javero zuhört.
„Göttliche Pläne. Wenn ich das schon höre!“: knurrt er verächtlich und spuckt aus. „Ihr seid wohl professioneller Optimist? Wenn man euch zuhört, dann klingt das als wenn sich in den nächsten Tagen Brüderlichkeit, Glück und Harmonie vom Himmel fällt und unmittelbar darauf das Paradies hier ausbricht.“ Er nimmt noch einen Schluck aus der Flasche und stellt sie wieder zwischen sich und Javero. Vorsichtig bewegt er seine Beine.
„Schade, ich habe gehofft daß ihr mir etwas vom Schicksal meines Volkes erzählen könnt. Ich erinnere mich an Alles, soweit sich ein Mensch an Alles erinnern kann, bis zum Tag nach der großen Schlacht. Danach ist meine Erinnerung so löcherig wie ein Sieb. Es ist zum aus der Haut fahren.“
Der Wind vom Metcha her hat etwas aufgefrischt und bringt den Geruch von Salz und Tang mit sich. Als Javero von einer Heilerin spricht, lacht Hel leise auf.
„Für den Kratzer brauche ich niemanden und selbst wenn, ich bin Kräutersieder und Kurpfuscher. Aber…“
Für einen Moment überlegt er.
„Vielleicht war sie in Esticha. Wißt ihr wo sie jetzt ist?“

Der Barde wirkt von dem griesgrämigen Ausbruch nicht sonderlich beeindruckt. "Und Ihr seid wohl derjenige, der selbst in einem geschenkten Paradies niemals Frieden finden würde, weil ihn zu viele innere Geister plagen. Ich lebe lieber Glücklich und voller Lebensfreude, als mich vor meinem eigenen Spiegelbild zu erschrecken, mein Freund. " mit einem Schmunzeln erhebt sich der Barde und greift nach seiner Laute, um sie sich wieder über die Schulter zu hängen.

"Freilich weiß ich das." erwidert er munter. "Ich werde Ihr bescheid geben, dass Ihr Interesse an einem Gespräch habt, dann kann sie selbst entscheiden, ob sie Euch sehen möchte. Werdet Ihr weiter am Strand kampieren, oder sucht Ihr Euch ein Dach über dem Kopf? Hier hat man offenbar die freie Auswahl und die Häuser sind verblüffend geräumig möbliert." der aufgefrischte Wind zerrt an der weiten Pluderhose und den Schulterlangen Locken, während der Barde als schattiger Umriss vor Hel steht und zu ihm hinabblickt.

„Friede? Es gibt nur hin und wieder Waffenstillstand und das auch nur wenn man Glück hat. Erhaltet euch eure Lebenseinstellung so lange es geht. Glück ist ein äußerst fragiler Zustand und der Tag an dem ihr vor eurem eigenen Spiegelbild erschreckt ist vielleicht näher als ihr es euch wünscht. Ihr wäret nicht der Erste und auch nicht der Letzte.“
Sein Tonfall ist frei von Bitterkeit oder Spott. Während Javero auf ihn herabsieht, kämpft er sich auch auf die Beine. Seine Nacktheit kümmert ihn nicht. Er ist zwar noch ein wenig wacklig auf den Beinen, aber die Taubheit ist zum größten Teil gewichen.
„Wenn ich die Wahl zwischen Sand und einem Bett habe, dann nehme ich das Bett. Gleich da oben ist ein Haus, ebenerdig und weiß gestrichen mit einer großen Veranda. Da werde ich mich einquartieren. Ich lasse eine Laterne brennen.“
Er macht einen vorsichtigen Schritt auf den Barden zu.
„Ich weiß, es mag vielleicht viel verlangt sein, aber ich bitte euch habt ein Auge auf Vella. Solltet ihr einmal Probleme haben gegen die ihr nicht mit eurer Laute ankommt, laßt es mich wissen. Ich werde da sein.“
Er streckt dem Barden die Hand entgegen.
„Danke, daß ihr gekommen seid.“

"Das werde ich gewiss." erwidert der Barde unermüdlich lächelnd. "Ich habe keinen Grund von diesem Weg abzuweichen. Außerdem habe ich geringe Ansprüche und bin schnell glücklich zu machen - Wein, Weib und Gesang - das typische Bardenklischee." er zwinkert vergnügt und wippt einen Schritt zurück, um Hel den Raum zu geben aufzustehen. "Aber ich werde Eure Warnung beherzigen und fürs erste Spiegel meiden. Glücklicherweise gehören die eh nicht zu meinen Habseligkeiten."

Ohne Scheu ergreift der Barde die Hand des Mannes und drückt sie kurz, aber verhältnismäßig kräftig. "So lange Vella es zulässt, werde ich das gerne tun. Zum Glück habe ich sogar zwei Augen die ich darauf verwenden kann - eine vortreffliche Eignung für diese Aufgabe." witzelt er vergnügt und man könnte sicherlich daran zweifeln ob es sinvoll wäre einem windigen Taugenichts die Aufsicht zu übertragen. "Doch Es ist gut zu wissen, dass wir vor Euch nichts zu befürchten haben, das wäre sicherlich recht ungemütlich." spricht er noch und tritt erneut einen Schritt zurück, ehe er eine leichte Verbeugung vollführt, welche weniger elegant, sondern vielmehr schaustellerisch-hampelnd geprägt anmutet. "Dann wünsche ich eine geruhsame Nachtruhe. Danke für den Schnaps und für das anregende Gespräch." die Laute noch einmal zurecht ruckelnd, wendet sich der Barde an Hel vorbei und sollte ihn dieser nicht noch einmal zurückhalten, wird das Klimpern der Glöckchen alsbald in der Dunkelheit verklingen.