Forum Übersicht - Abgeschlossene Spielzüge » Auf Wassersuche

Der Schein aus der offenen Tür fällt auf Sundaras Gesicht. Nun sind Geschmäcker ja verschieden, doch würde wohl die Mehrzahl der Röhrenmenschen Sundaras Gesicht als überaus hübsch bezeichnen, schon nur wegen der durch unterfertigtem Schreiber bereits vielfach gepriesenen blau-grünen, überaus strahlenden Augen, die eben mit der gebräunten Haut und den dunklen Haaren einen attraktiven Kontrast bilden. Lange wird sie wohl nicht warten müssen, bis Gronk sie einholt. Sie zieht einen Pfeil heraus und legt ihn auf den Bogen, umfasst beides mit der linken Hand und geht so neben Gronk her. Sie muss freilich aufschauen zu dem Hünen, der wohl fast einen halben Vat größer als sie selbst ist. Doch ist dies nicht das einzige in ihrer Mimik, in ihrem Blick, der verrät dass sie sich kaum als Anführer dieser kleinstmöglichen Gruppe sieht, sondern eben vielmehr als Eskorte, als Begleiter, als Befehlsempfänger. Und so ist es nicht nur der Größenunterschied, der fast den Eindruck erweckt, als würde ein Vater mit seiner Tochter durch den nächtlichen Lantisgarten spazieren. Vier oder fünf Schritte werden sie wohl gemacht haben, wobei Sundara wohl immer noch etwas mit dem Lachen kämpft, das ihr Gesicht jedoch so weit verlassen hat, als dass nur ein belustigtes Grinsen übrig geblieben ist. Und so ist sie während dieser vier oder fünf Schritte auch noch recht schweigsam - wenn sie sich auch in dem Haus wenig als ausgemachte Plaudertasche präsentiert hat. Schließlich schaut sie doch zu Gronk auf und beginnt zu reden.

"Sag mal," meint sie, aufgrund der Ermahnung des Hünen an die Besitzerin des Häuschens vom Ihr auf das Du wechselnd und in freundlichem Plauderton, "wo hast du eigentlich deinen tierischen Begleiter?"

Die Schüssel unter den Arm geklemmt, den Topf locker in der anderen Hand tragend, schreitet Gronk gemächlich aus, wobei seine Schlenderschritte aufgrund der Größe schon den doppelten Aufwand eines kleineren Menschen bedingen. Bewaffnet ist er nicht, im Gegensatz zu Sundara, doch man kommt nicht umhin alles als Waffe anzusehen, was in den Pranken des riesigen Mannes ruht, kann im schlimmsten Fall wohl auch ein Kupferkessel einen Schädel zertrümmern – obwohl dem Tätowierten grundsätzlich die eigene Faust genügt. Gronk wirkt allerdings in keinster Weise angespannt, oder besorgt, geht er offenbar nicht davon aus, dass sie auf dem Weg zum Brunnen behelligt werden. Sein Blick gleitet kurz zur Seite, als Sundara einen Pfeil auflegt, ihrer selbstgewählten Aufgabe als Eskorte damit tatsächlich eine gewisse Ernsthaftigkeit verleiht. Ein Eindruck, der vergeht, als die junge Frau das Gespräch sucht. „Tot.“ Erfolgt die Antwort des Riesen knapp und nüchtern. Geäst knackt, als er durch einen Lantisstrauch bricht, der sich so breit gemacht hat, dass er den ohnehin reichlich zugewucherten Pfad erobert und die Duftwolke, die nach dem brachialen Durchbruch aufsteigt, lässt den Bärtigen schnaufen. „Hölle, schlimmer als im Puff.“ Brummt er und zieht, mangels einer freien Hand zum Wedeln, den Kopf ein, ehe er durch die Torlose Mauer auf die Straße tritt. Dort bleibt er stehen, zieht die Stirn kraus und versucht sich offenbar in der Dunkelheit zu orientieren. Wo war der scheiß Brunnen auch noch???

Sundara schaut Gronk von unten herauf an. Das Mitgefühl in ihrem Blick scheint echt zu sein, es ist sogar eine ordentliche Portion Traurigkeit darin, was, ob ihrer Reaktion auf das Tier vom Vormittag etwas eigenartig erscheint.

"Tut mir leid," murmelt sie. Sie fügt nichts hinzu. Zu knapp war Gronks Antwort gewesen, für sie ein Fingerzeig, dass er dieses Gespräch kaum führen will. Und so geht sie schweigend neben Gronk her, Bogen und Pfeil lässig in der linken Hand. Jederzeit zwar zum Schuss bereit, doch wirkt auch Sundara wenig angespannt. Und doch mustern ihre Augen nun unentwegt das Gebüsch, auf der Suche nach etwaigen Gefahren. Sie folgt Gronk in den Lantisstrauch. Mit dem rechten Arm versucht sie die zurückschnellenden Zweige zu parieren, die, von dem Berg von Mann vor ihr angespannt, nun ihre einzige Mission darin zu haben scheinen, in Sundaras Gesicht Striemen zu hinterlassen. Freilich hätte sie sich einfach etwas zurückfallen lassen können, um diesem doch sehr unangenehmen Phänomen zu entgehen. Doch sie folgt Gronk auf den Schritt. Sundara grinst, als Gronk beginnt, von einem Puff zu reden.

"Besonders deswegen, weil es hier nur riecht, und keine schönen Frauen da sind," entgegnet sie. Sie braucht den Kopf nicht einzuziehen, als sie duch den Torbogen geht. Sie tritt hinter Gronk auf die Straße dreht sich einmal um die eigene Achse und bleibt dann stehen. Sie sieht Gronk an. Sie hat keine Ahnung, wo der Brunnen sein könnte. Sie hat die Stadt viel weiter nördlich nach Westen hin verlassen und ist dann von Westen her zum Lantisgarten gestoßen, ohne den Brunnen je zu Gesicht zu bekommen. Sie sagt nichts, sieht Gronk eben einfach nur an, wohl darauf wartend, dass er eine Entscheidung trifft, der sie sich dann wohl fügen werden wird.

Gronk blickt zur Seite, als Sundara ihr Mitleid bekundet, hebt die Brauen, als er ihren traurigen Gesichtsausdruck bemerkt und grunzt leise. „Jetzt fang nicht an zu heulen. War nur ein Affe. Du wolltest ihn selbst noch erschießen, schon vergessen? Hat jemand anders für dich erledigt.“ Viel auszumachen scheint es dem Riesen wirklich nicht, zumindest sieht man keinerlei Bedauern auf den bärtigen Zügen. Die Bemerkung der jungen Frau lässt Gronk amüsiert glucksend und mit einem heiteren: „So siehts aus!“ beipflichten, nur um kaum einen Herzschlag später zu stutzen und Sundara skeptisch anzustarren. War das wieder eine von diesen weibischen Bemerkungen, die auf keinen Fall bestätigt werden dürfen, weil die Frau sonst mit Tellern schmeißt und in unendlicher Kränkung zu heulen anfängt???? Der Denkprozess ist dem Hünen förmlich anzusehen, rattern die Zahnrädchen in seinem Kopf offenbar nicht allzu rasant, während er Sundara anstarrt, als stünde auf ihrer Nasenspitze die Antwort auf Alles geschrieben. „Keine schönen, KÄUFLICHEN Frauen!“ hat er nach einer halben Ewigkeit die passende Korrektur gefunden, grinst dabei etwas blöde, aber mit sichtlichem Stolz über diese „Spontanität“ und setzt den Weg fort, um dann auf der Straße vor der nächsten Herausforderung zu stehen. Er linst zu Sundara, wartend auf den ersten Impuls in irgendeine Richtung, jedoch muss er rasch feststellen, dass die Bogenschützin ebenfalls keine Ahnung hat, wo sich der Brunnen befindet. Er brummt genervt, kratzt sich mit verzogener Miene die Stirn und versucht sich in Erinnerung zu rufen, wo er mit Kaar langgelaufen ist. Sein Bruder müsste darüber garnicht erst nachdenken. Er selbst hat Pocheytos geschleppt UND hatte Hunger – eine ausreichende Begründung für seine mangelnde Aufmerksamkeit. „Da lang…“ entscheidet er schließlich aus dem Bauch heraus und setzt sich in Bewegung…wird schon stimmen!

"Ich... ich..." stammelt Sundara, spricht dann aber nicht weiter. Wozu über etwas eine Diskussion beginnen, das für niemanden ein Problem darstellt? Wenigstens der Hüne scheint nicht sehr zu trauern, und Sundara ist das Vieh eigentlich eh egal. So geht sie einfach hinter Gronk her. Und als dann doch etwas Heiterkeit zwischen den beiden so ungleichen Personen aufkommt, scheint die Sache soundso vergessen. Aber Sundaras hübsches Lächeln verschwindet schnell, als Gronk sie so komisch anstarrt. Hat sie etwas Falsches gesagt? Hätte es missverstanden werden können? Freilich, etwas voreilig war der Ausspruch schon, fällt Sundara plötzlich ein, da der Riese ja auf Männer steht. Und vielleicht gehört er zu der Sorte Männer, die ihrem Partner so treu sind, dass sie solcherlei Witze einfach ganz und gar unmöglich finden. Ihr Mund öffnet sich einen Hauch, sie will etwas sagen, findet aber nicht die richtigen Worte, sich zu entschuldigen, da sie ja gar nicht einmal genau weiß, wofür sie sich entschuldigen sollte. Und so steht sie einfach nur da starrt Gronk zunehmend unsicher an, während sie von ihm angestarrt wird. Die Schneidezähne beginnen schließlich ihre Unterlippe zu bearbeiten, während sich in Gronks Kopf schön langsam langsam die Reaktion zurechtrückt. Die Hand fasst den Bogen etwas fester, der Stiefel rutscht auf dem alten Pflaster hin und her, bleibt schließlich stehen. Aber Gronk ist so dumm auch wieder nicht, und schon kommt denn auch eine überaus schöngeistige Antwort. Sundara nimmt sie mit sichtbarer Erleichterung auf, und die Erleichterung führt schließlich dazu, dass die Intensität ihres Lachers der Qualität des Witzes weit voraus ist. Dann setzt sie sich eine Miene sichtlich gespielter, übertriebener Verlegenheit auf, legt sich nach Art der feinen Damen die rechte Hand auf die Brust und flötet ein "Du alter Charmeur!", wobei sie versucht, die in oberen Kreisen so populäre Diktion der Allianz nachzuahmen, was ihr, die von ihrer Sprechart her eindeutig der Unterschicht angehört, ziemlich misslingt. Aber schon geht die Wanderung weiter, nur wenige Schritte, und sie bleiben wieder stehen. Sundara dreht sich also um sich selbst, vermutet sie in der Pause wohl eine Vorsichtsmaßnahme des Hünen und scheint die Unsicherheit desselben gar nicht wahrzunehmen. Also folgt sie ihm denn auch kommentarlos in die von ihm eingeschlagene Richtung, die die beiden jedoch dem Hofe Roalds näherbringt und somit definitiv nicht dem Brunnen.

Für Gronk sind derartige Reaktionen sicher nicht ungewöhnlich, würde man seine Erscheinung hinlänglich wohl als etwas einschüchternd, wenn nicht gar furchteinflößend bezeichnend. Dass der bärtige Hüne aus einem durchaus umgänglichen Holz geschnitzt ist, zeigt seine Reaktion auf Sundaras kleine, theatralische Einlage. Seine Brauen heben sich zunächst, dann wirft er den Kopf zurück und lacht schallend in die Nacht hinein, sodass man in einer Hausruine unweit des Weges ein paar Zwysel flüchten hören kann. "Hölle ja, oder?" bleibt Sundara von einem gutmütigen, aber dennoch grobmotorischen Schulterklopfer verschont, da Gronk die Hände voll hat, stattdessen wird sie nur breit angegrinst. "Sag das nochmal, wenn mein Bruder dabei ist. Der sagt immer ich wäre charmant wie ein Kehlenschneider. Er hat recht! Aber ich will sein verblüfftes Gesicht sehen, wenn du das Gegenteil behauptest." Der Bärtige gluckst noch ein wenig in sich hinein, doch da sie mittlerweile bereits zwei Kreuzungen hinter sich gelassen haben, bleibt er schließlich erneut stehen. Er verengt die Augen, blickt sich um und man könnte einen Moment lang das Gefühl der Alarmbereitschaft empfinden, als Gronk jedoch nur unzufrieden aufgrunzt. "Scheiße man, wo ist dieser verfickte Brunnen hin, zur Hölle!? " regt er sich fürstlich auf, schnauft empört und walzt dann auf dem Absatz herum, um in die entgegengesetzte Richtung weiter zu marschieren. "Das ist die verdammt falsche Richtung! Lijans Höllenbrut, das war eine verdammte 50/50 Chance!!!" schimpft er ausfällig vor sich hin, ohne dass sich wohl jemand ernsthaft adressiert fühlen muss.

Mit einem belustigtem Grinsen schaut Sundara Gronk an. Die Strahlkraft ihrer Augen verliert freilich einen Großteil ihrer Wirkung, in diesem diffusen Halbdunkel der Straßen. In der Zeit in der Wildnis hat Sundara es trainiert, in die Dunkelheit zu starrren und dabei noch etwas zu sehen, also muss sie wenigstens nicht fürchten, über etwas zu stolpern. Ob es bei Gronk ebenso ist? Sundara scheint es vorauszusetzen, jedenfalls scheint sie sich wenig darum zu sorgen, dass der Hüne sicheren Schrittes neben ihr bleiben würde.

„Das kannn ich auf jeden Fall machen,“ antwortet sie. „Ich werde deinem Bruder davon vorschwärmen, was für einen eleganten, charmanten Begleiter hatte, mit vielen Halloenten oder wie das komische Wort wieder heißt. Mal sehen... ehm, Bruder???“

Einen Moment lang schaut sie ihren Begleiter entgeistert an, dann lacht sie hell auf. „Kaar ist dein Bruder? Oje, und ich dachte schon ihr beiden wäret ein Liebespaar! Und habe schon befürchtet, ich hätte dich mit den schönen FRAUEN irgendwie gekränkt! Meine Fresse, kommt davon, wenn man Leute zu wenig kennt...“

Da bleibt Gronk stehen. Sundara hebt ihren Bogen, dreht sich einmal um sich selbst. Gronk ist ernst geworden, und auch sie wird es. Man sieht ihr an, wie ihre Sinne sich schärfen, wie sie sich fokussiert. Es ist nicht mehr das lässige Beobachten des Gartens, nicht mehr das bequeme Schlendern von vorhin. Nun ist sie Wächterin durch und durch. Doch auch als Gronk dann den Grund für seine Reaktion verrät, entspannt sie sich wenig. Sie spricht leise, präzise und überaus ernst. Auch fixiert sie Gronk nicht mit ihren wunderschönen Augen, sie sieht ihn nicht einmal an. Ihre Aufmerksamkeit gehört plötzlich ausschließlich der Umgebung. Die rechte Hand geht an die Sehne, bereit, jederzeit einen Pfeil auf seinen todbringenden Weg zu schicken.

„Kann passieren, Gronk,“ sagt sie also leise. „Kein Wort zu niemandem darüber und in einer Jhana ist alles vergessen. Gehen wir jetzt halt in die andere Richtung. Aber wir sollten gehen. Irgendetwas ist hier. Ich weiß nicht was, aber irgendetwas ist hier. Vielleicht ist es nichts, wie vorhin mit den Blitzen, die niemanden interessiert haben. Aber wir sollten vorsichtig sein. Gehen wir zurück, zum Brunnen, holen das verdammte Wasser und dann wieder ab zum Haus.“

Javero: „Abgemacht! Wenn das hinhaut, schulde ich dir was!“ wird der kleinen Frau zugezwinkert, jedoch rucken die Brauen des Bärtigen einen Moment später bereits entgeistert in die Höhe. „Hö?“ gibt Gronk einen dümmlichen Laut von sich, zieht die Brauen dann bis zur Nasenwurel zusammen und scheint unentschlossen, ob er sich nun über dieses Missverständnis aufregen, oder es eher erheiternd finden soll. Ein schmaler Grad, auf dem der grobschlächtige Mann offenbar des öfteren wandelt, wobei man stets hoffen sollte, dass Letzteres eintrifft. Sundara hat dieses Glück, allerdings in einer eher halbherzigen Variante, grunzt der Bärtige milde amüsiert und rollt mit den Augen. „Wie kommst denn auf den Schwachsinn? Das hab ich ja echt noch nie gehört…“ immerhin steht ihnen die Verwandtschaft regelrecht ins Gesicht geschrieben, auch wenn Kaar deutlich älter ist, als er selbst. „Nene, man. Kaar is mein älterer Bruder. Hast mich nich gekränkt, mit den schönen Frauen, das passt schon so.“ winkt er schließlich ab, dass sich die junge Frau diesbezüglich nicht grämen muss. Der unauffindbare Brunnen wirft die Laune des Riesen dann auch konsequent um , knurrt er wie ein wütender Kragenbär und stampft genau so verhängnisvoll durch die undurchdringliche Nacht. Gronks Nachtsicht ist hierbei schwer zu kategorisieren, wirkt es weniger als besitze er die Sehkraft der Katzen, sondern vielmehr als wäre er es schlichtweg gewohnt, eine Schneise durch alles und jeden zu graben. Sundaras schlichtende Worte werden zunächst nur barsch weggeknurrt, allerdings ist es die Bemerkung, dass sich „etwas“ in der Nähe befindet, was ihn innehalten lässt. Er blickt zu Sundara, nimmt deren Worte offenbar ernst, denn gleich darauf schweifen seine Augen an den dunklen Hauswänden entlang, gleiten durch die Undurchdringlichkeit der Schattierungen, mit denen Vesana die Röhre ausgekleidet hat. Er entdeckt nichts besorgniserregendes, sind die leisen Nachtgeräusche gewöhnlich, ein Kratzen von Zwyselkrallen, das Flattern von Fledermäusen - eine äußerst lästige Fledermaus, die hier um sie herumschwirrt. Beobachtet fühlt sich der Hüne nicht – warum auch? - das Gesurre geht ihm allerdings gehörig auf die Nerven, sodass er mit einem Brummen kurzerhand die Schüssel nach dem Störenfried schlägt. „Du mit deinen Blitzen…“ wiederholt er das Manöver kurzerhand, in der Hoffnung den lästigen Blutsauger zu verjagen. „Jeden hats interessiert, du hast nur schmollend aufgehört drüber zu reden. Warum auch immer.“ Bekommt Sundara vorgehalten, ehe der Bärtige seine Schritte fortsetzt.

"Schmollend?" antwortet Sundara leise. "Ich habe doch nicht geschmollt. Ich habe Meldung gemacht. Alle haben über das Abendessen gesprochen. Punkt. Soll ich da dann rumhüpfen wie ein Huf auf Drogen? Ich muss nicht mit Gewalt alle verrückt machen. Und, naja, es sieht auch nicht danach aus, als ob es…"

Sie spricht nicht weiter. Für einen kleinen Augenblick starrt sie wie verrückt auf eine Hauswand, schüttelt dann jedoch den Kopf, sieht sich um, kurz zu Gronk. Ganz leicht spannt sich die Sehne an ihrem Bogen. Einige geflüsterte Fluchwörter, die jeglicher halbwegs gebildeter Person der Röhre die Haare zu Berge gezwungen hätten, wird Gronk wohl nur dann vernehmen, wenn er ein sehr feines Gehör hat. Fast sind sie schon wieder zurück an dem Platz, an dem sie durch das Gebüsch auf die Straße gebrochen sind. Die Sehen ist längst wieder entspannt, doch wirkt es Sundara nun weit weniger. Nein, ängstlich mag man ihr Auftreten nicht nennen, aber konzentriert, entschlossen, vorsichtig. Aus dem kleinen Persönchen mit den schönen Augen, trotz ihrer vielen Waffen wenig furchteinflößend, ja manchmal gar etwas kindlich wirkend, aus diesem Persönchen scheint plötzlich eine Kriegerin geworden zu sein. Zu sehen ist freilich nichts, außer eben den lästigen, allgegenwärtigen Insekten, aber nach zwei Tagen auf der Insel hat man sich mehr woder weniger an sie gewöhnt. Ein Kaninchon, das in 10 Vat Entfernung über die Straße huscht, hat großes Glück, vom Pfeil der Bogenschützin verschont zu bleiben. Im letzten Moment identifiziert sie das Ziel als unbedenklich und lässt die Waffe sinken. Immer weiter gehen sie die Straße entlang, und wenn Gronk nicht beginnt zu sprechen, Sundara ist still geworden. Und da tauchen in der Dunkelheit, im Moment noch kaum erkennbar, die Umrisse eines Brunnens auf.

Der riesige Mann schweigt einen Moment lang, scheint über Sundaras Einwand nachzudenken, ja sich die Szene gar nochmal ins Gedächtnis zu rufen. Dies dauert wieder einige Herzschläge lang wobei sich sein Kopf minimal schrägt und die Stirn ein Meer aus grüblerischen Falten bildet, ehe er das Haupt knapp schüttelt. „Hab ich anders in Erinnerung.“ Kommt er zu einem Schluss, den er allerdings nicht weiter ausführt, ist es ihm wohl relativ egal, denn IHN haben die Blitze tatsächlich nicht interessiert. Er hatte Hunger und solche Dinge überlässt er ohnehin lieber seinem Bruder. Gronk setzt sich wieder in Bewegung, lässt Sundara einige Schritte hinter sich zurück, bis ihm auffällt, dass diese stehengeblieben ist und ihm nicht mehr folgt. Er wendet sich halb um, mustert die veränderte Haltung der Schützin, die von einer Wachsamkeit spricht, die ihn überrascht, traut man dem etwas tollpatschigen Ding wohl zunächst nicht allzu viel zu. Besorgt wirkt er immer noch nicht, schaut allerdings interessiert in die Richtung, in die Sundara starrt und schmunzelt leicht, als das Kaninchen aus den Schatten hoppelt. Also scharfe Sinne hat sie! „Na, komm jetzt.“ Wird der jungen Frau zugebrummt, ehe Gronk seine Schritte wieder aufnimmt und schweigend die Straße langläuft. Es ist tatsächlich nicht weit, wären sie längst wieder in der geselligen Stube, hätten sie nicht zunächst die falsche Richtung eingeschlagen und Gronk grollt etwas undeutliches in seinen Bart, als sich das Brunnenhäuschen endlich aus den Schatten zu schälen beginnt. Er setzt beide Gefäße neben dem Brunnen ab, packt dann das abgegriffene Seil und zieht ein paar Mal kräftig dran, bis der volle Eimer so weit über den Rand schaut, dass er danach greifen kann. Die Bewegung wirkt vollkommen unangestrengt, mit der er den Eimer aus der Vertiefung hebt, um das Wasser schließlich in den großen Kupferkessel zu füllen. Die Prozedur erfolgt noch zwei Mal, bis die Gefäße voll und Gronks Füße nass sind, hat der Hüne in Sachen Präzision und Sorgfalt wohl nicht allzu viel Fertigkeit aufzuweisen, dann hängt er den leeren Eimer oben an der Brunnenstange ein und wischt sich die nassen Hände an den Hosenbeinen ab. Ihm entkommt ein Laut, halb Stöhnen, halb Grunzen, als er auf die beiden Gefäße hinabblickt, die sich nun eher schlecht, in gefülltem Zustand, von einer Person tragen lassen. „Das kommt niemals voll an!“ prognostiziert er mit einem unzufriedenen Stirnrunzeln.

Sundara beobachtet die Umgebung, während Gronk die Gefäße füllt. Gefährliches zu sehen gibt es nichts, aber doch scheint Sundara etwas zu ahnen. Zu konzentriert wirkt sie. Zum Summen der Insekten kommt nun das leichte Knarzen des Seiles, das sich unter der Last des gefüllten Eimers spannt, dann das Plätschern des Wassers, das in die Gefäße fließt. Die Bemerkung Gronks lässt sie dann auf die zwei Gefäße schauen. Gronk hat recht. Diese Gefäße lassen sich auch von einem Hünen wie Gronk schwer in einer Hand tragen, ohne wenigstens die Hälfte des Wassers zu verschütten. Und, wenn sie so die nassen Schuhe des Mannes betrachtet, ist Feinmotorik wohl sowieso nicht gerade seine Stärke. Sundara schnaubt kurz durch die Nase. Sie schaut ernst die Straße hinunter, wo der Lantisgarten liegt, dann wieder auf die zwei Gefäße. Sie schüttelt den Kopf, schaut noch mal in die Büsche, auf die Bäume. Sie scheint um eine Entscheidung zu ringen, Möglichkeiten abzuschätzen, Entfernungen zu taxieren, was auch immer, und, wie es immer wieder passiert, ist ihre Unterlippe die leidtragende dieses Vorganges, wird sie doch nicht unmerklich von den Schneidezänen traktiert. Sie nickt, dann geht ihr Blick zu Gronk. Auf ihr Gesicht legt sich ein Grinsen, und eine Reflexion des kleinen Mondes in ihren Augen scheint ein leuchtender Funken zu sein. Der Bogen landet mit einer sehr einstudiert wirkenden Bewegung in dem einen, der Pfeil im anderen Köcher.

"Meiner auf jeden Fall!" raunt sie Gronk launig zu, greift sich eines der Gefäße und geht dann recht behenden Schrittes die Staße entlang in Richtung des Gartens. Gronk, der nun wohl ein oder zwei Schritte hinter ihr ist, wird wohl bemerken, dass ihr Blick immer wieder in die Büsche am Straßenrand schweift. Es erweckt jedenfalls nicht den Eindruck, als würde sie besonders schwer an dem doch nicht ganz kleinen Gefäß schleppen. Fast sieht es ja elegant aus, wie sie die Straße hinuntergeht. Fast... denn so richtig elegant wirkt Sundara beim Gehen eigentlich nie, wenn auch die Umrisse im diffusen Mondlicht wohlgeformt sind. Und so dauert es gar nicht so lange, da ist sie an dem Gebüsch angekommen, durch das sie vor nicht allzulanger Zeit auf die Straße gebrochen sind. Sie dreht sich zu Gronk um.

"Fast geschafft!" sagt sie. "Hast du dein Wasser noch?"

„Interessante Prioritäten!“ neckt der Riese, nachdem er Sundara bei ihrer Entscheidungsfindung still beobachtet hat. Ihre Mimik ist regsam und verbirgt nicht viel, sodass der Zwiespalt eindeutig zu sehen ist, in dem sie sich befindet. Wasser oder Sicherheit. Ihre Entscheidung ringt ihm ebenfalls ein Grinsen ab, denn allzu ernst hat er diese Eskortensache ohnehin nie genommen und ihm ist es eindeutig gerade wichtiger, dass sein Bruder was in den Magen bekommt! „Herausforderung akzeptiert!“ raunt er zurück, überlässt Sundara freilich die leichtere Schüssel und nimmt selbst den Topf, denn so stark sie auch sein mag, sie sieht eindeutig nicht so aus. Der Topf wird am Henkel gepackt und hochgewuchtet, dann trottet Gronk der Jüngeren hinterher, achtet dabei mehr, darauf, dass sein Wasser nicht überschwappt, als dass er irgendeine elegante Nichteleganz bewerten könnte. „Jeden einzelnen Tropfen!“ resümiert Gronk zufrieden, als er an der Gartenmauer angelangt ist, ohne etwas zu verschütten. „Sehe ich da Wasserflecken auf deinem Hemd?“ die kritische Frage, mit der er an Sundara vorbeigeht, die Brauen skeptisch erhoben, während ein Grinsen an seinem Mundwinkel zupft.

Sundaras Blick geht auf ihr Hemd. Gronk hat Recht. Über ihrer rechten Brust prangt eine etwa faustgroße, nasse Stelle. Sundara hat nicht etwa abgewartet, welchen der Töpfe Gronk ihr überlässt, vielmehr hat sie sich einen geschnappt, ohne auf irgend eine Reaktion von ihm zu warten. Nun hat sie in der Tat den kleineren der Töpfe genommen, allerdings hat dieser keinen Henkel in der Form, wie sie ein Eimer zum Beispiel hat. Vielmehr sind es zwei Knäufe rechts und links, was zur Folge gehabt hat, dass sie den Topf mit mehr oder weniger ausgestreckten Armen zu tragen hatte. Denn wer einmal versucht hat, ein volles Gefäß zu tragen und es dabei am Körper aufliegen zu lassen, der wird verstehen, warum sie dies unter allen Umständen zu vermeiden versucht hat. Allerdings ist Sundara sicher nicht schwächlich, mit der unbändigen Stärke eines Gronk kann sie freilich nicht mithalten, und auch dessen Arme hätten es wohl gespürt, einen Topf von wohl acht oder auch zehn Checlit Fassungsvermögen 70 oder 80 Vat weit zu tragen, bei ausgestreckten Armen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Irgendwann beginnen die Arme zu brennen, lässt die Konzentration etwas nach. Zwar hat es Sundara geschafft, sich von hinten nichts anmerken zu lassen, aber irgendwann schwappt das Wasser doch, und fünf oder sechs Clit davon landen eben auf Sundaras Bluse. Sundara schaut also auf den Fleck, lässt den Topf sinken, bis er auf ihren Oberschenkeln aufliegt, und lässt Gronk an sich vorbeigehen. Böse Zungen mögen behaupten, sie tut dies unter anderem auch, um die Arme etwas ruhen zu lassen, um etwas Atem zu schöpfen - und ganz unrecht werden sie dabei auch nicht haben.

"Uff...." verlässt zuerst also ein wenig geistreicher Ausspruch ihren Mund, dann beginnt sie jedoch wieder zu lächeln und schaut Gronk an. "Mein Meister, ich gebe mich geschlagen!" ruft sie hinterher, denn schon ist er an ihr vorüber. Dass sie sich kurz mit geschlossenen Augen sammelt, bevor sie den Topf wieder anhebt, das wird Gronk nur bemerken, wenn er sich im richtigen Moment umdreht. Dann folgt sie ihm auch schon wieder durch das Gebüsch, wo das Tragen freilich von den zurückschnellenden Ästen erschwert wird. Sie trägt den Topf nun höher, denn alte Töpfe aus Metall sind weit eher gegen blutige Striemen gefeit als junge Köpfe aus Fleisch und Blut. So langsam empfindet sie das Tragen wohl doch als eher anstrengend, wenigstens lösen sich endgültig einige Tropfen Schweiß von ihrer Stirn und rinnen über ihr Gesicht. Sie trägt aber tapfer weiter, immer zwei Schritte hinter Gronk.

Sundaras Erwiderung lässt das neckische Grinsen des Bärtigen in Überraschung verrutschen, gleitet sein Blick auf das Hemd der jungen Frau, wo er natürlich nichts entdecken kann. Es ist stockfinster, der Mond blass wie ein Fieberkranker und es ist ja schon schwer die Gesichtszüge des jeweils anderen vernünftig zu erkennen, geschweige denn so winzige Details auf einem Stück Stoff. Natürlich hat er das mit dem Fleck nur behauptet, um die Jüngere ein wenig aufzuziehen, hat er nun wirklich mehr mit einer schlagfertigen Antwort gerechnet, als mit einem Eingeständnis. „Du solltest besser niemals Poker spielen, Schätzchen.“ Grunzt er amüsiert, ist die naive Ehrlichkeit ja schon fast bedauernswert! „Haben es fast geschafft.“ Spricht er ihr dann aber noch gut zu, denn offenbar trägt Sundara reichlich schwer an ihrer Last. Gronk geht voran, überbrückt die letzten Vat durch den Garten und duckt sich durch die Tür, um die kleine Stube zu betreten…