Forum Übersicht - RE: Füsse im Wasser - 2

Chelia schaut etwas verwundert zu Averok, es dauert einige Augenblicke, bis sie antwortet.

"Es gibt nur solange einen Weg, bis dieser versperrt ist," sagt sie schließlich. "Und es gibt Wege, die zwar nicht versperrt sind, die aber so gefährlich sind, dass sie kein Mensch zurücklegen kann. Und ob alles einen Sinn hat oder nicht, das kann ich nicht beurteilen. Allerdings bin ich gerade dabei, mir anzugewöhnen, nicht in allem einen Sinn zu suchen. Das macht einen nämlich kaputt. Glaubt mir, ich habe Wege gesucht, die nicht gefunden werden können, ebenso wie Sinne, die wohl jeden Geist in ihrem Verständnis übersteigen. Vielleicht ist es manchmal besser, man nimmt mal etwas so, wie es ist. Den Rest wird die Zeit zeigen."

Dann sieht sie zurück auf den Metchà, und auch als Averok sich erhebt, wendet sie den Blick nicht von den scheinbar endlosen Weiten des Gewässers. Erst seine Worte scheinen sie aus ihren Gedanken zu reißen. Ihre dunklen Augen treffen die des Chirà und sie legt ihre linke Hand in die seine.

"Ob ich hier rumsitze oder zu Hause, das bleibt sich gleicht," meint sie. "Und meine Suche kann ich auch morgen noch fortsetzen."

Sie lässt sich also von Averok aufziehen und zeigt in die Richtung der Stadt.

"Hier müssen wir entlang," sagt sie, und es wäre wohl Averok auch gar nicht eingefallen, dass Chelia hätte durch den Hafen schwimmen müssen, um ihr Haus zu erreichen. "Ist gleich hinter dem Marktplatz."

Als Averok Chelia hochzieht, merkt sie, wie er kraftvoll er zupacken kann und dass er keine Mühe dabei hat.
Er zieht sie dabei fast bis an sein Brust.

Wenn er merkt, dass Chelia wieder sicher steht, löst er seinen Griff und macht einen Schritt zurück.

"Geht voran", sagt er und deutet ihr, dass sie auf dem Steg voran gehen soll.

Als sie den Steg verlassen und den festen Boden der Insel erreichen, holt er auf uns geht neben ihr.

"Ihr habt hier also ein Haus...", sagt er, "... wie seid ihr denn dazu gekommen?"

Nun würde es freilich verwundern, wäre ein Chirà nicht imstande, Chelia hochzuziehen. Sie ist nicht hager, athletisch gebaut, doch auch nicht so muskulös, als dass sie die 10 Vepaccra an Gewicht erreichen würde. Dementsprechend wenig beeindruckt erscheint auch das Gesicht, das Averok nun aus nächster Nähe betrachten kann. Diese Nähe scheint Chelia nicht zu stören, sie bemerkt sie auf jeden Fall. Ein belustigtes Grinsen kommt dem Fischer entgegen, und sie zieht den Moment etwas in die Länge, bevor sie wieder den konventionellen Abstand einnimmt. Gerne geht sie nun vor, über den schmalen Steg bis hin zu dem gemauerten kleinen Hafenkai. Zunächst recht schweigsam schlendert sie neben Averok die Straße entlang. Die Häuser sind für ein Hafenviertel recht schmuck, doch überaus einfach gehalten. Vor zahlreichen Häusern finden sich Utensilien, die ein Seemann oder Fischer gut gebrauchen könnte: Hier ein Gestell zum Trocknen von Netzen, manche mit ebensolchen bedeckt, andere wieder nicht. Ein anderes hat einen Haken an der Wand, an dem ein Tau aufgeringelt ist. Ein Tisch, gerade wie gemacht, um Seekarten darauf auszubreiten und zu studieren. In wenigen Worten, das Viertel sieht nicht unbewohnt aus, und doch ist keine Seele zu erkennen. Je weiter sie jedoch kommen und sich dem Hauptplatz nähern, desto mehr verändert sich auch der Stil der Häuser. Die Fischerhütten, oder besser: Fischerhäuser, machen gutbürgerlichen Villen Platz, die immer schmucker werden, bis die Straße schließlich in dem Platz mit dem schmucken Haupthaus mündet.

Chelia lacht kurz auf, als Averok ihr seine Frage stellt.

"Ganz einfach," antwortet sie mit belustigtem, doch keineswegs spöttischen Unterton, "so wie alle anderen auch. Ich bin kreuz und quer durch die Stadt gelatscht, bis ich ein Haus gefunden habe, das ich als das meinige empfunden habe. Ich habe es betreten, und seither wohne ich da. So kommen wir hier zu Häusern. Freilich ist es inzwischen etwas schwieriger geworden, weil zahlreiche Häuser inzwischen versperrt sind. Aber wenn Die wollen, dass Ihr in einem Haus wohnt, dann werdet Ihr es offen vorfinden. Und bisher war noch jeder äußerst zufrieden mit seinem Haus."

Averok schaut Chelia ein wenig erstaunt über die Art der Hausfindung an.

"Ihr eignet euch einfach ein Haus an? Habt ihr keine Angst davor, dass die ursprünglichen Bewohner zurück kommen?", fragt er.

Dabei schaut er sich die Hauser ebenfalls an. Doch sein Blick fällt oft genug zurück zum Hafen.

"Ich weiß nicht so recht... einfach ein Haus zu besetzen ist normalerweise nicht so meine Art.", sagt er.

"Und was macht ihr, wenn 2 das gleiche Haus begehren?"

Chelia bleibt abrupt stehen und sieht den Chirà ernst an.

"Darf ich Euch einen Rat geben?" sagt sie dann mit äußerst bestimmten Unterton. "Wir sind hier gelandet, keiner weiß wie, keiner weiß warum. Fragt also nicht allzu viel danach. Ihr seid jetzt hier. Und jetzt müsst Ihr sehen, wie Ihr Euch hier am Besten zurechtfindet. Ob jemals wieder die ursprünglichen Bewohner zurückkommen, das wissen die Götter. Und wenn sie jemals zurückkommen, dann haben wir dermaßen was von keiner Ahnung, wer sie sein könnten, dass jegliches Nachsinnieren darüber soundso absolut für die Fische ist. Nehmt Euch also ein Haus, so wie es wir alle gemacht haben. Es bringt nichts, auf der Straße zu wohnen, aus Angst, dass etwas eintreffen könnte, das vielleicht nie eintreffen wird."

Sie geht dann wieder weiter. Ihr Diskurs wechselt in einen Plauderton, als sie fortfährt: "Wisst Ihr, es gibt hier so viele Häuser und so wenige Leute, da ist diese Wahrscheinlichkeit schon sehr gering. Im Moment haben wir alle unser Haus, und ich denke, Ihr werdet es schon bemerken, wenn ein Haus wirklich bewohnt ist. Sucht Euch also ein Haus, dass eben nicht bewohnt ist. Falls Ihr Euch irrt, wird es Euch der Besitzer schon sagen. Dann müsst Ihr Euch halt ein anderes suchen. Und für die, die nach Euch kommen, wird dann halt das Gleiche gelten. Ich meine, irgendwie werden wir uns darüber schon einig werden, oder?"

Sie lächelt ihn kurz an, dann schaut sie wieder auf die Straße. Am Hauptplatz biegen sie nach rechts ab. Die Häuser werden langsam wieder einfacher. Dann kommen sie erneut auf einen Platz. Geschäfte stehen ringsherum. Die Auslagen sind praktisch leergeräumt. Keine Menschenseele bevölkert diesen Platz, der Wohl einen Marktplatz darstellen soll. Und so hat dieser Platz beinahe noch etwas Gespenstischeres an sich als der Rest der leeren Stadt.

Averok beachtet genau, wo es lange geht, damit er später wieder zurück findet.

Als sich Chelia ihm plötzlich zuwendet und ihm die Thematik der Hausfindung genau erklärt und ihn erzählt, dass er sich kein Gedanken über die früheren Bewohner machen solle, ist er ein wenig überrascht.
Er ist ein wenig sprachlos.

Als ihr Fussmarsch wieder raus aus der Stadt geht ist er ein wenig verwundert, wie weit die Frau von dem eigentlichen Zentrum der Stadt sich eine Unterkunft gewählt hat.

"Sagt mir, warum wohnt ihr so weit am Rand der Stadt? Wäre eine Unterkunft weiter in der Nähe des Zentrum nicht besser?", fragt er.

"Raus aus der Stadt" ist vielleicht etwas übertrieben, ist die Strecke vom Hafen zu dem Hauptplatz doch ungleich länger gewesen, als der von da bis zu dem Marktplatz. Außerdem ist das Städtchen zwar nicht klein, aber auch nicht riesengroß, so dass sie der Fußweg bisher sicher noch keineswegs angestrengt hat. Trotzdem scheint sich Chelia über Averoks Frage wenig zu verwundern, nimmt sie einfach als solche wahr.

"Findet Ihr, dass dies so weit außerhalb ist?" fragt sie zunächst. "Nun ja, um genau zu sein, wohnen die meisten noch viel außerhalber. Tessya hat ihr Haus direkt an der Stadtmauer, Ataeric, Hel und Vella wohnen am Strand. Nur Timea hat das ihrige gar nicht weit von hier. Außerdem sind wir auch schon fast da."

In der Tat biegen sie am Marktplatz ab, nehmen die erste Querstraße. Dann bleibt Chelia stehen und deutet auf das erste Haus in dieser Straße.

"So, da wären wir," sagt sie.

Eine Wiese liegt vor ihnen, von hohen Bäumen beschattet, und jenseits dieser Wiese ist ein eingeschossiges Haus zu erkennen, aus roten Backsteinen erbaut mit einem Ziegeldach. Vor dem Haus ist eine ausladende Veranda zu erkennen mit einem großen Tisch darauf. Es ist nichts besonderes, doch alles in allem recht nett anzusehen.