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Der Mittagsregen liegt noch in dem leichten Nebel in der Luft, mit der die Feuchtigkeit vom Boden nach oben steigt, als Ataeric seinen Weg durch ruhige Stadt Richtung Vella´s Haus lenkt. Er wählt diesmal nicht den Gang durch den Garten, sondern sucht die Vordertür. Zweimal klopft er an, dann geht er einen Schritt nach hinten und wartet..

Vella steht in der Küche als es klopft. Sie legt das Messer aus der Hand mit dem sie Gemüse geschnitten hat. Wäscht sich die Hände und geht nachsehen, wer an der Vordertüre klopft. Als sie die Tür öffnet und Ataeric sieht ist sie nicht begeistert. Trotzdem grüßt sie höflich: "Sichara. Kann ich euch helfen?"
Ihre dunklen Augen mustern den Krieger.

Der Krieger sieht nicht viel anders aus als bei der Versammlung. Helle, leichte Stoffe, eine Hose bis zu den Schuhen. Das Hemd fällt locker über den Hosenbund und die Ärmel reichen bis zu den Ellenbogen. Der schwarze Waffengurt mutet mit der dunklen Farbe an wie ein Fremdkörper, ein Eindruck der mit der Selbstverständlichkeit wie die Asnivala getragen wird jedoch schnell verfliegt. Auf dem Rücken ist eine rötliche Ateva hinzugekommen, lediglich die lederne Tasche ersetzt die aus Segeltuch, die er sonst bei sich getragen hat.
Ataeric senkt für einen Augenblick den Kopf und betrachtet den Boden vor dem gepflegten Haus der jungen Frau, er hat sich keine Worte zurecht gelegt, noch versucht er hier einen freundlichen Eindruck zu machen, der ihm wahrscheinlich ohnehin mißlingen wird. So ist es der gewohnte kühle Blick der ihren dunklen Augen begegnet, als er wieder aufschaut.
"Gut möglich. Wäred ihr bereit mir das Schwimmen beizubringen", die vermutlich völlig überraschende Frage. Der kräftige Mann weiß auch nicht ob Vella überhaupt schwimmen kann, was seiner Meinung nach aber zweitrangig ist, wenn schon die Bereitschaft dazu fehlen sollte.

Vella schaut zuerst überrascht. Dann senkt sie den Blick etwas verlegen. "Ich würde es euch gern beibringen. Aber ich kann nicht schwimmen." Sie schaut wieder auf Ataeric. "Ich hätt es gern gelernt. Aber mein Vater hat es verboten. Er hat immer gesagt, das ist nichts für Mädchen." Sie zuckt bedauernd die Achseln. "Ich kann euch also nicht helfen. Tut mir leid."

"Oh", huscht tatsächlich etwas wie Enttäuschung über das Gesicht des Mannes. " Nunja.. da seid ihr ja nicht die Einzige", murmelt er leise und fragt sich im gleichen Atemzug, ob vielleicht niemand schwimmen kann und es sich dabei um eines der Kriterien handeln könnte, wie sie ausgwählt wurden. "Tatsächlich?" wird ihm dann aber bewusst, was Vella genau gesagt hat und das erstaunt ihn dann doch. Mit der Bereitschaft hat er so einfach nun nicht gerechnet.
"Vella ich wollte ohnehin mit euch reden. Nicht zwingend jetzt, das eilt nicht..ich kann ein anderes Mal wieder kommen, wenn ihr gerade zu tun habt."

„Ich bin am Kochen.“: antwortet Vella. „Wenns euch nicht stört. Wir können uns auch in der Küche unterhalten. Aber wenn ihr mich wieder eine Lügnerin schimpft, dann schmeiß ich euch raus.“ :sagt sie. Sie meint es ernst, auch wenn Ataeric sie unter einem Arm wegtragen kann. „Wenns euch aber lieber ist, könnt ihr auch später kommen. Ich bin heut sicher zu Haus.“ Sie schaut zu ihm hinauf. Wartet auf eine Antwort von ihm.

"Ihr kocht gerade?" schafft es diese Information sein Gesicht sogar zu erhellen und das nicht einmal, weil er eine gute Mahlzeit wittert." Ich schau euch zu. Wenns euch nicht stört helf ich gerne. Ein paar Sachen bekomme ich inzwischen sogar hin. Man kann es essen. Mhm.. ich jedenfalls. Ich bin nicht so anspruchsvoll. Aber wenn ich bei euch noch das ein oder andere sehe..", erweist er sich als ungewöhnlich gesprächig, scheint das tatsächlich einThema zu sein, für das sich der Krieger neuerdings erwärmen kann.
"Ich hab euch als Lügnerin bezeichnet?" irritiert ihn dann doch ihre Begründung für seinen letzten Rauschmiss, den er hier aber sicher nicht anzweifeln will." Mh.. das war dann keine Absicht. Nein, mach ich nicht," er zuckt mit den Schultern und schenkt Vella ein schiefes Lächeln. " Was kocht ihr denn?"

Jetzt schaut ihn Vella überrascht an. „Euch interessiert kochen? Also auf die Idee wär ich nie gekommen.“ Dann lächelt sie den Krieger an. „Dann kommt herein. Mit den Vorbereitungen bin ich fast fertig. Nur noch ein bisschen Zwiebel schneiden. Ihr könnt mir gern beim Kochen zuschauen.“
Sie führt Ataeric in die Küche. Vella ist fast fertig mit dem Einrichten. Alles ist sauber und auch die Küche ordentlich. Seine halbe Entschuldigung akzeptiert sie. „Es ist ein beliebter Eintopf in Vorovis. Das Grundrezept ist einfach. Bohnen, Fleisch, Chilrij, ein paar Gewürze und Zwiebel. Aber das Rezept läßt sich ganz leicht abwandeln. Obs Posheyto oder anderes Gemüse ist, Wurst statt Fleisch, es schmeckt immer.“ Während sie mit ihm spricht, nimmt sie das Messer und schneidet die Zwiebel in Ringe. „Worüber wollt ihr mit mir reden?“

„Ich möchte nicht von morgens bis abends Brei essen, da ist Interesse am Kochen wohl einfach eine Notwendigkeit“, die simple Erklärung für seine neu entdeckte Passion. Er folgt ihr in die Küche, da sie aber wie angekündigt fast fertig mit dem Vorbereitungen ist, beschränkt er sich darauf einfach nur zuzusehen. „Ich machs ganz ähnlich. Posheyto, Gemüse, Fleisch oder Bohnen.. was ich so da hab oder finde. Die Gewürze lass ich weg. Die ersten Male hab ich es damit versucht“, er zuckt mit den Schultern.“ Ich hab ein Körbchen mit Tüten voller Pulverchen, aber die sind nicht beschriftet. Bis auf.. ein rotes Pulver benutz ich davon nichts mehr. Stört mich aber auch nicht“, erweist er sich als genügsamer Esser.
Er sieht zu wie sie die ersten Ringe von der Zwiebel schneidet, dann lehnt er sich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte und stützt die Hände rechts und links neben sich darauf ab. „Über uns,“ beginnt er recht nüchtern ihre Frage zu beantworten und sieht sich in der Küche um.“ Wir mögen uns nicht. Das ist nicht einmal etwas persönliches. Ich sehe auch kein Problem darin, wir können uns gut aus dem Weg gehen und stören uns nicht“, wie sie es seit ihrem letzten Treffen ja auch gehalten haben. Er wendet den Kopf zur Seite und beobachtet ihre Hände beim Schneiden. „Es leben aber nur sieben Leute hier in der Stadt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich oder ihr, einmal auf die Hilfe des anderen angewiesen sein könnten, ist deswegen nicht .. so gering. Wenn das einmal eintreten sollte, möchte ich nicht erst rätseln müssen, wie genau ihr das gemeint habt was ihr gerade gesagt habt oder wie ich euren Gesichtsausdruck zu deuten habe. Ich bin darin nicht gut. Ich will das ihr mich dann auch so versteht wie es ich gemeint habe.“ Ataeric hebt den Blick von ihren Händen und sieht die zierliche Frau an:“ Ich muss euch nicht mögen. Ihr müsst mich nicht mögen. Aber ich möchte das wir in der Lage sind zusammen arbeiten zu können. Ich will euch kennen lernen.. zumindest so weit wie es dafür notwendig ist.“

Als der Zwiebel geschnitten ist, legt sie das Messer weg. Dreht sich um zu ihm und schaut ihn an. „Ich hab mich über euch geärgert. Das stimmt. Aber ich kann nicht sagen, daß ich euch nicht mag. Vielleicht muß ich euch dazu erst besser kennen lernen.“: antwortet sie mit einem kleinen Lächeln. „Wir werden ja sehen. Aber es ist vernünftig, was ihr sagt. Hier passieren komische Sachen. Miteinander kommen wir sicher weiter als gegeneinander. An mir soll es nicht liegen.“: sagt sie. „Selbst wenn ich drauf komme, daß ich euch nicht mag. Das soll einer Zusammenarbeit wenns notwendig ist nicht im Weg stehen. Ich hab Übung darin.“ Vella erwidert seinen Blick. „Dann laßt uns anfangen. Ich zeig euch wie man den Eintopf kocht, daß er auch schmeckt.“

Ataeric nickt zu ihrer Bereitschaft, sich auf ein Kennenlernen zum Zweck mit ihm einzulassen. Zwar hat er hier niemanden gefunden, er ihm das Schwimmen lehrt – aber immerhin eine Art Einigung mit Vella erzielen können. Eine Zufriedenheit die sich auf seinen Zügen nicht wiederfindet.
Ihre Motivation lässt ihn dann aber doch lächeln. Er dreht sich vollständig um und verzichtet darauf sie darauf hinzuweisen, dass ihm sein Eintopf durchaus schmeckt. Stattdessen lehnt er sich etwas zu ihr vor und vertieft das Lächeln zu einem schiefen Grinsen:“ Dann bin ich gespannt. Euer Name wird ja selten ausgesprochen ohne zeitgleich von euren Kochkünsten zu schwärmen. Na dann lasst sehen, was euren Eintopf besser schmecken lasst und sagt mir, was ich tun kann. Ich will euch nicht nur zu sehen.“

„Nicht viel.“: antwortet sie ihm. „Die Zutaten sind vorbereitet. Ich muß nur mehr kochen. Aber das Fleisch und die Bohnen sind noch eingeweicht. Ihr könnt sie abgießen. Aber schüttet das Bohnenwasser nicht weg. Ich hab nur Pökelfleisch. Das muß mindestens eine Nacht im Wasser liegen. Sonst ist alles versalzen.“ Sie zeigt ihm wo Topfe und ein Sieb sind. Sie schüttet ein bisschen Öl in einen Topf und stellt ihn auf den Herd. Bald bruzzeln die Zwiebel. „In Vorovis essen die Leute scharf. Wenn ihr was Scharfes kocht, nehmt immer ein bisschen Zucker.“
Sie schüttet ungefähr einen Esslöffel Zucker zu den Zwiebeln. „Der Zucker muß hellbraun werden, dann paßt es. Gebt mir das Fleisch.“ Sie kippt das vorgeschnittene Fleisch in den Topf. „Wenn man frische Chilrij hat, dann röstet man sie gleich mit den Zwiebeln. Ich hab nur Getrocknete, da muß man aufpassen. Sonst wird es bitter.“ Sie brät das Fleisch an und schüttet dann eine Handvoll zerdrückter trockener Chilrijschoten dazu. „Die Getrockneten dürfen nicht lang braten. Jetzt das Bohnenwasser.“ Dann kommt noch eine Handvoll von dem roten Gewürzpulver dazu. Ein paar Mal rührt sie um. Dann schüttet sie soviel Wasser in den Topf das alles bedeckt ist. „Salz brauchen wir nicht, wegen dem Pöckelfleisch. Es muß jetzt auf die Hälft einköcheln. Wenn ihr wollt, könnt ihr rühren, damit es nicht anbrennt.“ Sie hält ihm mit einem Lächeln den Kochlöffel hin.

Er hört der zierlichen Frau aufmerksam zu und folgt immer wieder nickend ihren Anweisungen. Das Fleisch wird abgegossen, die Bohnen in ein Sieb geschüttet und das Wasser aufgefangen während er genau beobachtet was sie am Herd mit der Pfanne veranstaltet. Seine Handgriffe bleiben ruhig, geplant und obwohl es viel ist, was ihm Vella erzählt gerät er nicht in Hektik. Als sie ihm dann aber den Löffel hinhält sieht er sie einen Moment verblüfft an, bevor er anfängt zu lachen. Es ist kein besonders lautes Lachen, in dem die Köchin nicht nur Erheiterung, sondern auch so etwas wie fassungslose Bestürzung hören kann. "Das bekomm ich hin", wird ihr versprochen als er den Holzlöffel entgegen nimmt und sich an den Herd stellt, darauf bedacht wirklich nichts anbrennen zu lassen. " Den Rest..", er deutet mit vielsagender Geste über ihr Reich und schüttelt schmunzelnd den Kopf:" .. gewiß nicht. Es sei denn ihr seid bereit das mit mir noch... viele Male durchzugehen. Verdammt Vella, das hat sich angehört als würdet ihr.. ein Kriegsschiff bauen wollen und hättet gleich die ersten Schlachtpläne mit aufgezählt!"

Herzlich lacht Vella auf. „Auf so einem Kriegsschiff würd ich nicht fahren wollen. Es ist ganz einfach. Öl, Zwiebel, rösten, Zucker, braun werden lassen, Chilrij und dann das Chilrijpulver, ganz kurz anrösten, Fleisch anbraten, Wasser, köcheln lassen.“: erklärt sie dem Krieger in Kurzfassung. Sie schaut lächelnd zu ihm hinauf. „Ihr kriegt das schon hin. Ich kanns euch auch aufschreiben, wenn ihr wollt.“ Sie schaut ihm zu, wie er im Topf rührt. „Was kocht ihr denn so zu Hause?“: erkundigt sie sich neugierig. Neben Ataeric schaut sie noch kleiner aus als sonst.

"Öl, Zwiebel, braten, braun werden, Zucker.. nein umgedreht.. das Pulver, darf nicht bitter werden mh?" schaut er versichernd zu Vella und fühlt sich recht dämlich dabei, es fällt ihm schwer sich das zu merken. "Das ist eine gute Idee", nickt er rasch, denn dann kann er es auch für sich zu Hause üben. Er sieht von ihr weg in den Topfinhalt und versenkt den Holzlöffel, um einmal kräftig zu rühren. "Morgens koche ich mir einen Brei. Ich hab Malreva, Vacanta, Centena und so da, am liebsten mache ich mir aber solchen aus Mayesh. Im Garten hab ich einige Früchte, die pack ich mit rein, dazu Nüsse. In der Nähe der Haupstraße sind ein paar Bäume in den Gärten.. mhm.. dazu dann Choney und Chimt. Ich glaube das habe ich früher schon gekocht, das geht mir gut von der Hand. Ich sammel eigentlich in der ganzen Stadt die Sachen zusammen, Gemüse.. ich schieß öfter ein Kaninchon oder irgendwas anderes. Das landet dann alles in einem Topf. Manchmal gibts aber auch einfach Bohnen." Er zuckt mit den Schultern und sieht vom Herd zu Vella:" Ich versuche frische Sachen zu nehmen und die Gläser die ich finde aufzubewahren. Könnt ihr Früchte einkochen? Soviel wie ich finde kann ich eigentlich nicht essen und ich weiß nicht wie man das alles haltbar macht.."