Forum Übersicht - RE: Und der Barde sprach: Nach mir die Sintflut! - 2

"Wieso denn Versteck ? Das ist ein ganz normales kleines Haus mitten in der Stadt," wundert sich die junge Händlerin, ehe sie sich auch noch gemütlich einen Nachschlag holt und dann ein wenig enttäuscht wirkt, als ihr der Spielmann keine Informationen zu vielleicht spannenden Orten außerhalb der Stadtmauern nennen kann. "Schade, dann werd ich mich wohl selbst umschauen müssen."

Die Sintflut kommt normalerweise, wenn man es am wenigsten erwartet. Und so ist es auch dieses Mal, während Timea und Javero sich in trauter Zweisamkeit den Bauch vollschlagen. Die Sintflut kommt langsam. Die Sintflut ist nass. Die Sintflut ist... Chelia. Warum sie gerade bei diesem Regen auf die Idee gekommen ist, Timea zu besuchen, mag dem logisch denkenden Inselbewohner zunächst verborgen bleiben. Nun ja, vielleicht gerade deshalb, weil eben kein logisch denkender Inselbewohner bei solch einem Wolkenbruch aus dem Haus gehen würde und deshalb sicher anzutreffen ist. Aber... vielleicht ist es Chelia ja ziemlich egal, einmal ordentlich nass zu werden. Soll ja vorkommen. Jedenfalls klopft es ganz eindeutig an der Tür. Drei Mal.

Am Herd stehend, wendet sich TImea überrascht in Richtung des Klopfens - erst kein Besuch und dann plötzlich zwei auf einen Streich ? Und das auch noch bei dem Sauwetter ? Sie stellt ihren Teller im Vorbeigehen bei Javero am Tisch ab und läuft zur Haustüre, um diesen einen Spaltbreit zu öffnen. Erstaunt schaut sie die unerwartete Besucherin an. "Sichara ! Was kann ich für euch tun ?"

Regenumhänge scheinen auf der Insel nicht sehr populär zu sein. Wenigstens steht nun bereits der zweite Besucher vor Timeas Tür, der auf dieses doch sehr nützliche Accessoires wohlweislich verzichtet hat. Dementsprechend nass ist auch die zweite Besuchering. Die Haare kleben an ihrem Gesicht, die Kleider an ihrem Körper, die Tropfen glänzen auf der Nase. Auf das weiße Hemd hat sie aus nachvollziehbaren Gründen verzichtet, trägt das grüne Uniformhemd.

Auf Chelas Gesicht erscheint ein zaghaftes Lächeln, als Timea die Tür öffnet, die linke Hand geht zum Ellbogen des rechten Armes und sie legt den Kopf etwas schief.

"Sichàra, Timea," grüßt Chelia zurück. "Ich muss mit Euch reden. Wegen dem Abend mit der Erscheinung."

Timeas Gesichtsausdruck wirkt recht distanziert, endete die letzte kurze Begegnung mit ihrer Besucherin ja etwas unglücklich - so kommen bei Chelia wohl kurz Zweifel auf, ob sie überhaupt reingelassen wird. Letztlich siegt jedoch wohl die eingermaßen gute Erziehung, zieht die junge Frau die Türe vollends auf und deutet mit einer Handbewegung nach innen. "Kommt rein, ich hol euch erstmal was zum Abtrocknen." während der neue Gast den Wohnraum und den bereits am Tisch sitzenden Spielmann entdeckt, wiederholt sich das kleine Schauspiel von vorhin - die Hausherrin läuft nach oben um nach weiteren Tüchern zu suchen.

Nun steht also schon zum zweiten Mal an diesem Tag eine durchnässte Gestalt in Timeas Wohnzimmer und sorgt für eine Pfütze auf dem Parkett. Sie lässt den Blick durch den Raum schweifen und bemerkt anscheinend erst jetzt, dass sie nicht die erste Besucherin ist. Auf ihr Gesicht legt sich ein erfreutes, strahlendes Lächeln.

"Javero," grüßt sie ihn. "Dich habe ich hier echt nicht erwartet. Obwohl..."

Ihr Blick fällt auf die leeren Teller und den Topf in dem sich nur mehr ein letzter Rest Eintopf befindet.

"Obwohl, andererseits, es ist trocken hier und es gibt etwas zu Essen. Also, eigentlich hätte ich dich wohl hier erwarten müssen."

Der Barde hatte sich heimlich noch etwas aus Timeas Schale in seine eigene herüber gemopst, während diese zur Tür gegangen ist. So löffelt er auch schon wieder munter, als Chelia in die Stube tritt. Den Löffel noch im Mund biegt er neugierig den Hals, schluckt dann rasch runter und grinst der Elurierin über die Schulter hinweg entgegen. "Hallo Jiàma." grüßt er vergnügt. "Tjaaa, Vanors Atem wehte mich direkt in Mayevas gütigen Schoß - ich bin ein unangefochtener Glückspilz!" behauptet er überzeugt, ehe er die Reste der Reste aus der Schüssel kratzt. Auch seine Locken glänzen noch feucht, sind aber offenbar trockengerubbelt worden, da sie in alle Richtungen abstehen. Mit nackten Oberkörper und unterschlagenem Bein hat es sich der Spielmann in der Stube der Händlerin gemütlich gemacht, vor sich ein Becher Wein. "Wart ihr verabredet? Ich kann mich auch wieder auf den Weg machen, wenn ich den entspannten Freundinnentratsch störe." interpretiert er das Verhältnis der beiden jungen Frauen einfach mal absichtlich denkbar falsch, hatte er den kurzen Dialog an der Tür sicher nicht überhört.

Chelia legt den Kopf schief und sieht den Barden grinsend an.

"Untersteh dich, mich hier alleine zu lassen," antwortet sie, und obwohl die Betonung vordergründig belustigt klingt, ist doch zu vermuten, dass Chelia das ausdrückt, was sie auch meint. "Ich bin hier, um mich bei Timea zu entschuldigen, sie an dem Abend mit Tessya so erschreckt zu haben. Und da ist deine Diplomatie unter Umständen lebensrettend. Nicht dass sie mir noch den Kochlöffel in die Schulter rammt und ich hier langsam verblute."

Während sich die beiden Besucher unterhalten, werkelt Timea in den oberen Räumen herum und kommt gleich darauf wieder die Treppe hinuntergetappt. "Hier zum Abtrocknen," meint sie an Chelia gewandt und hält ihr ein Tuch hin. "Zum essen gibts leider nichts mehr, das hat der Kollege hier gerade aufgefuttert. Wollt ihr was trinken, Wasser oder Tee ?" mit kurzem Blick auf Javeros Becher fügt sie hinzu. "Für den Alkohol ist er zuständig." kurz deutet sie in Richtung Tisch, lässt sich selbst wieder auf ihrem Platz nieder.

"Nemec," bedankt sich Chelia kurz, nimmt das Tuch und rubbelt dabei in ihren Haaren herum. Nun sind diese freilich etwas länger als die des Barden, und so rubbelt und rubbelt sie, bis sie sie so weit trocken hat, dass sich an den Spitzen keine Tropfen mehr bilden. Das nasse Hemd lässt sie im Gegensatz zu Javero allerdings an - ist es doch laut normalen gesellschaftlichen Konventionen höchst unschicklich für Damen, barbusig in einem fremden Haus zu sitzen. Dafür entledigt sie sich der festen Stiefel, trocknet sich die Füße mit dem Tuch ab und kommt dan barfuß zum Tisch, wo sie sich auf einem der Rattansessel niederlässt.

"Das kennt man ja schon, da wo unser Barde durchgekommen ist, bricht für die nächsten Tage akute Hungersnot aus," meint sie mit einem Augenzwinkern in Richtung des Angesprochenen. "Aber wenn Ihr etwas Tee hättet, wäre das perfekt für mich. Ich habe schon gegessen, zwar nichts, was so gut geduftet hat, wie Euer Mahl, aber die Pampe hat wenigstens im weitesten Sinne ähnlich ausgesehen. Aber ich bin eigentlich nicht gekommen, um Eure Vorräte zu dezimieren, ich wollte mich eigentlich entschuldigen, dass ich Euch neulich so erschreckt habe. Ich wollte Euch natürlich nicht bedrohen, und, Ihr könnt mir glauben, Ihr wart auch in keinem Augenblick in Gefahr. Es ist nur so, wenn man mal im Alarmmodus ist, dann, naja, hat man halt auch immer die Asnivala in der Richtung, in die man gerade kuckt."

"Tee ? Klar." noch einmal steht die Händlerin auf, holt einen dritten Becher, schenkt ein und schiebt ihn zu Chelia hinüber, ehe sie sich wieder auf den Stuhl setzt. Auch wenn er kalt ist, so steigt Chelia doch ein angenhmer Kräuterduft in die Nase. "Ach ja ?" mit leicht gerunzelter Stirn wendet sie sich gleich darauf dem Barden zu, dessen wilde Mähne an einen nassen Maikong erinnert. "Gut zu wissen, dann werde ich wohl meine Lebensmittelvorräte verstecken."

Selbst an ihrem Getränk nippend, hört sie sich die Entschuldigung ihrer Besucherin an und bleibt danach eine geraume Weile still, so dass Chelia wohl im Stillen Vermutungen darüber anstellen kann, wie nachtragend der junge Lockenkopf wohl sein mag. Auch die Körperhaltung der jungen Händlerin wirkt nicht gerade tiefenentspannt. "Ihr habt mir einen Riesenschreck eingejagt !" stellt sie letztlich klar, setzt sich dabei noch ein wenig aufrechter hin. "Erstmal taucht ihr da plötzlich aus dem Dunkeln auf, als hättet ihr da schon länger herumgesessen. Und dann waren wir ja vorm Haus auch nicht gerade leise und gerufen haben wir auch." kurz davor sich richtig in Rage zu reden, schnappt sich Timea rasch ihren Becher und nimmt einen tiefen Schluck. "Und vielleicht bin ich hier nur ein unkundiger Zivilist, aber das mit der Gefahr seh ich etwas anders." setzt sie wieder ein wenig ruhiger hinzu. "Und irgendwo blind ins Dunkle rein zustürmen - auch wenn man bewaffnet ist - halte ich sowieso für..." Timea zuckt mit den Schultern. "Naja das letzte ist eure Angelegenheit." ganz offenbar ist sie immer noch ein wenig angefressen...dass die Drei jetzt jedoch am selben Tisch sitzen, zeigt Chelia wohl dass die Jüngste im Bunde nicht allzu nachtragend ist.

Sichtlich vergnüglich über die kleine Teegesellschaft schmunzelnd, spricht Javero ungeniert seinem Wein zu. "Ach komm, ich ess doch wie ein Vögelchen!" schnaubt er auf Chelias Behauptung hin und wendet sich dann noch kurz an Timea: "Verstecken bringt nichts, ich komme ja eh nur, wenns schon schmackhaft im Kessel blubbert." er zwinkert ihr zu, lässt dann aber erstmal den beiden Frauen dnen Raum. Die Entschuldigung der Elurierin verfolgt der Barde neugierig, ebenso die darauf folgende Erwiderung der Händlerin. Fast schon könnte man meinen er lauscht gebannt einem Theaterstück.

Die Bemerkungen des Barden erwidert Chelia nur mit einem belustigtem Schmunzeln, sie sagt jedoch nichts darauf. Vielmehr wendet sie sich wieder, mit weit ernsterem Gesicht, an Timea.

"Ja, an jenem Abend wart Ihr nicht allein bei Javero," erklärt sie in ruhigem Plauderton. "ich habe Javero singen hören und bin hingegangen um ihm zu applaudieren. Dann habe ich Euch gesehen und wollte nicht stören. Dazu ist zu sagen, dass es eine weitere Person gegeben hat, die ebenfalls zu Javero wollte, mich gesehen hat und deshalb ebenfalls im Hintergrund geblieben ist. Dann ist plötzlich diese Gestalt aufgetaucht, und da könnte ich einfach nicht mehr im Hintergrund bleiben. Und gerade dann kamen auch noch diese Geräusche aus der Gaststätte. Ich dachte einfach, dass das Die gewesen wären, und ich sah eine Möglichkeit, mehr über Die zu erfahren. Natürlich ist es gefährlich einfach so in ein dunkles Lokal zu stürmen. Ich war deshalb auch so vorsichtig. Und als ich Euch gehört habe wollte ich einfach sicher gehen, dass Ihr nicht auch eine von Denen seid. Das ist eigentlich alles. Ich wollte Euch an jenem Abend zu keiner Zeit irgendetwas Böses. Es war einfach ein schwarzer Samstag, an welchem wir alle etwas paranoid waren."

Über die Definition des Wortes "vorsichtig" ließe sich wohl trefflich streiten und auch darüber dass hier wohl "alle" paranoid wären. Dennoch - letztlich ist ja nichts Schlimmes geschehen, so dass Timea Chelias Erklärung mit einem Achselzucken akzeptiert. "Habt ihr wenigstens rausgefunden, was da los war ?" das Ende der Geschehnisse hat die Händlerin ja nicht mehr mitbekommen, so dass mit der Frage zu rechnen war. Gemütlich still sitzen ist auch nicht so Timeas Steckenpferd, die bereits wieder auf den Beinen ist, zur kleinen Küchen hinüberläuft und gleich darauf mit einem Teller voller Früchte zurückkommt, den sie auf den Tisch stellt.

Es scheint Chelia eindeutig zu erleichtern, dass es Timea nicht einfällt, wegen dem Vorfall ein Fass aufzumachen. Wenigstens lächelt sie freundlich und lümmelt sich in den ihr sichtlich gemütlich erscheinenden Sessel. Sie wirft einen kurzen Blick auf Javero, und es ist etwas Zufriedenes, ja beinahe Triumphierendes darin. Schließlich ist es Chelia bisher zu oft passiert, dass Treffen mit den nobelsten Absichten ihrerseits in ein reines Fiasko geendet sind. Wenigstens dieses Mal, und bis jetzt noch, schien ausnahmsweise alles nach Plan gelaufen zu sein.

"Das einzige, das ich herausgefunden habe," meint sie dementsprechend entspannt, "ist, dass Javero bei seinen nächtlichen Konzerten die halbe Stadt als Zuseher zu haben scheint, und dass es so manche gibt, die als solche unter keinen Umständen erkannt werden wollen. Mehr habe ich leider nicht herausgefunden. Insbesondere habe ich noch nicht herausgefunden, was die Gestalt da sollte, und auch nicht, wer die Gestalt überhaupt war. Hat sie jemand von euch erkannt?"

Chelia nimmt sich eine Majhera aus der Schüssel und beißt hinein. Kauend sieht sie von Timea zu Javero und wieder zurück.