Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » In Vogumu´s Schatten

(ooc: inspiriert von Hel, der einst von der Freiheit der Träume und den Möglichkeiten des Rollenspiels schrieb. Danke dafür!)

Ein erster Silberstreif zeigt sich am östlichen Rand des Horizonts und verkündet das langsame Ausklingen der stillen Nacht. Wo sich sonst die Nachtschwärmer lachend durch die Straßen den Weg nach Hause suchen, sitzt in der Stadt der Insel nur ein Jewaka, der sich den Hintern kratzt und verschlafen in das sich aufhellende Himmelsdach gähnt. Der einzige Tanz der Nacht liegt in den letzten Ausläufern, schwingen die Nachtseidenvögel in einem letzten Reigen glühend ihre Bahnen, bis auch sie sich in die umliegenden Bäume zurück ziehen. Das Blöken von Tessyas Viljanas kündigt dann endgültig das Ende der Nacht und den Beginn des Morgens an und spätestens jetzt wird sich Javero vermutlich eine Stelle zum Schlafen suchen.
Das Wetter der Insel ist so vorhersehbar wie manch eine Gewohnheit ihrer Bewohner, so dass der Barde davon ausgehen kann bis zum pünktlichen Mittagsregen eine trockene Stelle zu finden, gleich wo er sich hinlegen wird. Vesanas Umarmung ist gnädig und bettet den Spielmann schnell, den sie mit zärtlichen und sanften Armen in ihr dunkles Reich trägt, wo das Feuer des stärker werdenden Himmelslicht sein Bewusstsein nicht erreichen kann.
Saminas verspielter Atem haucht dem schlafenden Mann vergnügtes Gelächter ins Ohr, so zaghaft und fern wie das leise Zwitschern junger Vögel. Einige Schritte gesellen sich dazu, sind ohne Hast und schlendern in summende Gespräche vertieft an dem Spielmann vorbei, wie das Murmeln eines jungen Bachs. Ein leises Lachen dringt durch die Geräuschkulisse, hell und froh aus der Kehle eines Kindes, dem das Grunzen eines hungrigen Roputans folgt, das auf der Straße in Sicht- aber nicht Reichweite eine faulende, süßlich duftende Majhera entdeckt hat. Auf der Nase des Barden kratzt und juckt es, einige Stoffe rascheln und ein vielstimmiges Kichern folgt seiner Anwandlung, sich zu kratzen oder das lästige Insekt zu verscheuchen. Erneut senkt sich der Strohhalm herunter und kitzelt den jungen Mann, auf den viele Augen gerichtet sind, die gespannt nur darauf warten dass er die seinen öffnet. Kaum beginnt er zu blinzeln ertönt auch schon der Chor:“ Spielmann, Spielmann! Er ist wach!“ Eine ganze Schar Kinder steht im Halbkreis um ihn. Manche mit offenen, strahlenden Augen, andere versteckt hinter einem mutigeren Kind mit einem deutlich verhalteneren, aber nicht weniger freudigen Ausdruck. Es wird gehüpft und geklatscht und in froher Erwartung packen sich zwei kleine, braun-rot getigerte Chiramädchen an den Pfoten und drehen sich springend im Kreis. „Ein Lied! Ein Lied, Spielmann, Bitte!“ die schon lange nicht mehr gehörte - und sicher vermisste Aufforderung der kleinen Rasselbande, von der weit abseits drei Kindermädchen stehen, die die Ablenkung nutzen um tuschelnd den neuesten Stadtklatsch weiter zu geben.
Javero liegt im Schatten eines rosa blühenden Mandabaums am Rande des dreieckigen Platzes im Zentrum der Zwillingsstadt. Das Treiben der Stadt muss für den entwöhnten Mann ein fast ohrenbetäubender oder eben auch herbeigesehnter Lärm sein. Einige Karren ziehen auf der Straße ihre Last den Hügel hinauf, hinter der in der prall gefüllte Markthalle unter lauten Rufen enthusiastisch die bunten Waren angepriesen werden, die von zumeist gut gewandeten Kunden aller Völker begehrlich begutachtet werden..

Ein Lächeln begleitet den Weg in Vesanas Umarmung hinein, als sich der Spielmann ganz bereitwillig den Schimären seines Geistes aussetzt. Immerhin hielt die Mondgöttin schöne Träume für ihn bereit und seine Fantasie war frei und ohne die Fesseln dieser Insel, konnte sich mit ausladenden Schwingen in die Röhre erheben und sich hinträumen wohin sie wollte.
Die doch recht realistische Neckerei an der Nase war wahrlich ein meisterlich gewobenes Traumbild der Traumherrin, doch die gebührende Anerkennung, geht in einem schläfrigen Brummen unter, als der Spielmann die Hand hebt, um die Schimäre zu verscheuchen. Träge heben sich schließlich die Lider des Mannes und die ersten Eindrücke sickern wie zähflüssiger Jarabu in seine Gedanken. Sein Blick gleitet zur Seite legt sich auf die Kinderschar und ein warmes Lächeln erhellt seine Züge. Für gewöhnlich war nun der Moment in dem er ernüchtert aufwachte und sich mit einer schweren Leere in der Brust noch einmal herum rollte, um sich bloß nicht dem einsamen Alltag stellen zu müssen. Doch so oft er auch blinzelt, die Kinder bleiben, die Stadt verschwimmt nicht, die Geräusche, die Gerüche...alles wirkt so unglaublich real. Eine verstörte Falte legt sich zwischen die Brauen des Mannes, als er zur Seite blickt und seine Laute findet. Er greift danach, fühlt das weiche Holz unter seinen Fingern und erstarrt. Erneut gleitet sein Blick zu den Kindern. Ein Mädchen hat sich mutig zu ihm vorgeneigt, bettet die kleine Hand auf seinem Arm und und blickt ihn aus herzigen Augen an. "Spiel das Lied von dem tanzenden Jewaka!" fordert sie herzzereißend, und beißt sich auf die Unterlippe, ganz ungeduldig eine Antwort erwartend. "Aber ja...natürlich." erwidert der Barde etwas stockend, immer noch reichlich verunsichert. Leuchtende Kinderaugen würde er jedoch nie und nimmer enttäuschen und so rappelt er sich hoch, schultert die Laute und zaubert ein paar quirlige Klänge in die Kulisse der Stadt. "Na los! Ich möchte hier eine ganze Bande tanzender Jewakas sehen!" fordert er auf, ehe das harmlose Kinderlied an die durchaus begeisterungsfähigen Ohren der minderjährigen Horde dringt. Schnell hat ihn die Freude der Kinder gepackt, wirkt es fast, als wäre er nie fort gewesen! So tanzt er mit den kleinen Gesellen im Kreis, klimpert dabei lauthals und freut sich darüber, wie die Bande jauchzend den Refrain mitschmettert, während die Blicke der Passanten wie gewohnt geteilter Meinung über diesen Klamauk sein dürften.

Tosendes Jubelgeschrei antwortet seiner Aufforderung und mehr als ein Dutzend Kinderarme recken sich nach oben, um sich begleitet von den ersten Klängen in Kreis zu drehen. Die drei geschwätzigen Kinderfrauen halten bei dem Lärm inne und schauen unsicher hinüber, was die lauten Begeisterungsschreie ihrer Schützlinge verursacht haben mag, doch die glückseelige Meute und die Stimme des Barden verraten schnell was hier vor sich geht. Ein erleichtertes Lächeln zeigt sich auf den Zügen der Menschenfrauen und während zwei ihre Köpfe mit einem Ausdruck von neugieriger Indiskretion zusammenstecken, erinnert sich die dritte an das, was sie dem Spielmann für diese geraubte, einseitige Ruhe schuldig ist. Die dunkelhaarige, vollbusige Frau wühlt in einer großen Tasche und hat schnell eine gut gefüllte Geldkatze in der Hand, aus der sie ein paar Münzen kramt. Der fröhliche Lärm beeindruckt die Stadt wenig, reicht nicht einmal bis zu dem in der Markthalle heran oder veranlasst gar einen der gut situierten Bewohner der Häuser das Fenster zu schließen. Wer sich hier leisten kann zu wohnen bevorzugt den alltäglichen Trubel gegenüber den ruhigen, grünen Vierteln, sind die Wohnungen hier im Zentrum mindestens genauso kostspielig wie die Villen. Eine kleine Gruppe junger Frauen bleibt stehen, gekleidet in den prächtigen bunten Farben der Oya na Ashrabad. Dünne, kostbare Stoffe zeigen die schlanken, gebräunten Beine mehr als das sie diese verhüllen, wie auch die bunten Tücher die den Mädchen von einer Schulter fallen und nur halb den Rücken und einen Arm bedecken. Lediglich die Stoffbahn um die Brust ist aus festerem Stoff, unter der es im Bauchnabel funkelt und glitzert. Kohleumrandete Augen zwinkern dem Barden vergnüglich zu, ein roter Kußmund bildet sich und haucht ihm ein sinnliches Versprechen entgegen, ehe sie vergnügt glucksend und mit wiegenden Schritten weiter gehen. Trotz des einfachen Kinderlieds füllt sich der Bereich um den schattenspendenen Baum. Eine hunzelige Großmutter klatscht begeistert im Takt mit den Händen und wiegt ihre knorrige Hüfte steif hin und her während zwei Gardisten in der elurischen Uniform stehen bleiben und ihre Mittagspause hier einhalten. Gelbes Fett tropft von den heißen Poraca -Spießen in das der Sramen und die Menschenfrau beißen. Ein allgegenwärtiges Lächeln erfasst die wachsende Zuschauerzahl während sich die Kinder kreischend immer schneller drehen, taumeln und die ersten zu Boden fallen..

Kaum scheint die Ausgelassenheit des Spielmannes hinter den Kindern zurück zu bleiben, fördert der Kindskopf das wilde Getolle mit ebenbürtiger Leidenschaft. Es mangelt ihm jedoch nicht an der nötigen Aufmerksamkeit seine Umgebung wahrzunehmen. Der Platz der sich füllt lässt seinen Magen vor Freude krampfen, die hingeworfenen Münzen werden mit dem charmanten Lächeln des Spielmanes gebührend wertgeschätzt und auch die Damenwelt bleibt keineswegs unbeachtet. Immer noch in der hüpfenden Bewegung um sich selbst, reckt sich der Hals des Gelockten, um dem Zwinkern der exotischen Schönheit mit neckisch gekräuselten Mundwinkeln und glimmenden Augen zu begegnen. In einer weiteren Umdrehung neigt er grüßend den Kopf, das Versprechen erwidernd, wenn es die Fülle der Stadt denn in einem neuerlichen Treffen zulassen würde. Irgendwann endet das Lied mit der klassischen Begebenheit, dass das Jewaka vor lauter Getanze zu Boden plumpst. Das Publikum kennt die Strophen in und auswendig und so fallen mit dem letzten Lautenklang all die eben noch tanzenden, kleinen Geschöpfe wie nasse Säcke um. Auch der Spielmann ist sich nicht zu schade sich ins Gras plumpsen zu lassen, liegt er nun rücklings da und lässt das wohlige Glucksen in der Kehle rollen. Lange währt die Stille jedoch nicht, springen die Kinder rasch wieder auf und toben sich knäulend über dem Barden zusammen. "Nochmal!" fordert ein Mädchen mit roten Flechtzöpfen und Sommersprossen. "Jetzt das mit dem Fiderallalla!!" quietscht eine andere, aufgeweckte Kehle durch ein zahnlückiges Lächeln hindurch. "Wir müssen weiter. Kommt jetzt." fordert in diesem Moment jedoch die weisende Stimme eines der Kindermädchen. Ein fast schon einstudiert wirkendes, herzzerreißendes Gejammer erklingt aus den jungen Kehlen, gefolgt von reichlich kreativen Überredungsversuchen und heftigem Gemoser. Die Kinderfrauen setzen sich jedoch durch, nehmen die kleinsten an den Händen und schließlich zieht die quirlige Meute ab. Der Spielmann erwidert noch ein verabschiedendes Winken von dem Chiràmädchen, dann schüttelt er mit einem herzlichen Lachen den Kopf. War es denn die Möglichkeit? Metchiya? Er musste wirklich noch träumen, oder aber die Gastgeber erlaubten sich hier einen derben Spaß und hatten ihn in die Vergangenheit befördert. Zum Glück war er kein Kind von Traurigkeit und über etwas zu hadern empfand er als Zeitverschwendung. Die zwei Münzen glänzen silbrig im Gras und so streckt er rasch die Hand aus, um sie aufzunehmen. Geschickt lässt er die größere Münze über seine Fingerknöchel tanzen, ehe er beide in einem Säcklein verstaut. Doch noch hatte sich das Publikum nicht zerstreut, die Mittagspause der Gardisten war noch nicht beendet und die hutzelige Dame hatte sich auf einer nahen Bank nieder gelassen. So zieht der Spielmann die Laute auch schon wieder auf den Schoß und beginnt erneut eine Weise zum Besten zu geben. Die Worte fliehen fast sehnsüchtig aus seiner Kehle, mischen sich gefühlvoll in den Klang der Laute und doch muss er innerlich lachen, war dieses Lied nun fast schon zu passend:

"Ich träumt ich säß im Sonnenschein
Und wusch mit Nichts Gedanken rein
Dass jeder leicht wie Federn wog
Und taumelnd bald gen Himmel flog

Ich träumt, dass einer dick und schwer
Mich heimlich fragt, wie es wohl wär
Wenn ich durch Schlafes Pforte ging
Und drüben sucht den Neubeginn
Ich träumt ich säß am Wasserlauf
Und hob vom Grund Ideen auf
Polier gar jede blitz und blank
Wie Sterne Leuchten sie zum Dank

Ich träumt, dass solch eine Idee
Mich fragt, ob dort, wohin ich geh
Käm Freude in der Dunkelheit
Den Geistesblitzen zum Geleit

Ich greif sie auf in jenem Traum
Ich gleit hinüber, merk es kaum

Ich bin ein Traumtänzer
Ich tanz mein Leben, leb den Traum
Ich träum vom Glück, schau nie zurück
Traumtänzer
Ich führ Dich in den Traum hinein
Und er soll Dein Begleiter sein

So weilte ich mal hier mal dort
Trug Vieles aus den Träumen fort
Und ohne Antwort - doch mit Glück
Bracht ich sie alle sanft zurück

Sie hinterließen eine Spur
Den leisen Hauch der Traumwelt nur
Die allerorts mich zwinkernd grüßt
Und lacht, wenn mich die Muse küsst

Ich greif sie auf in jenem Traum
Ich gleit hinüber, merk es kaum

Ich bin ein Traumtänzer
Ich tanz mein Leben, leb den Traum
Ich träum vom Glück, schau nie zurück
Traumtänzer
Ich führ Dich in den Traum hinein
Und er soll Dein Begleiter sein"
~Schandmaul-Traumtänzer~

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