Forum Übersicht - RE: Haupthaus - Am Abend danach - 2

Sicherlich ist es für einen altgedienten Krieger kaum nachvollziehbar, doch dass der Barde noch aufrecht auf beiden Beinen steht gleicht einem Wunder. Hier ist es wohl einzig und allein der Sturköpfigkeit eines jungen Mannes geschuldet, der in seiner poetischen Weltanschauung die Bedeutung von Treue, Freundschaft und Zusammenhalt etwas zu wörtlich nimmt, sodass er nun einzig und allein darauf bedacht ist Ataeric nicht durch eine spontane Ohnmacht im Stich zu lassen. Nicht, dass er ohne Ohnmacht wesentlich hilfreicher wäre, aber das Prinzip allein hält ihn zumindest aufrecht. Dennoch sinken irgendwann seine Lider herab und er würgt immer wieder, als der metallene Geschmack bis in seinen Mund vordringt. Die Wand ist mittlerweile mehr Stütze als Fluchtpunkt und selbst unter geschlossenen Augen scheint sich der Raum in hypnotisierenden Spiralbewegungen zu drehen.
Als der Lärm vom Fenster erklingt reißt Javero die Augen auf und bereut es sofort, als er den tanzenden Kadaver erblickt. Er stößt gepresst die wenige Luft in seinen Lungen aus, vergisst fast wieder einzuatmen und presst schließlich so fest die Zähne aufeinander, dass es weh tut. Doch Ataeric macht sich in diesem Moment bereits wieder auf den Weg zum Fenster. Einem seltsamen Impuls folgend, macht Javero ein paar vorsichtige Schritte vor, wobei seine Hand an der Wand entlang gleitet. Es hatte schon einmal funktioniert, wieso nicht ein weiteres, wenn es nur bedeutete, dass er endlich hier raus kam. Das Licht des verblassenden Tages fällt durch das zersplitterte Fenster und malt eine groteske Schneise aus orange und tiefschwarzem Purpur auf den Boden. Als Javero den Lichtkegel erreicht hat, scheint er sich wieder nahtlos in das Gemälde einzufügen, als wäre er ein fehlendes Mosaik für die Vollendung der Szenerie. Ataeric muss kaum einen Herzschlag warten, da erklingt witterndes Schnaufen im Fensterrahmen. Die Echse witterte das Blut ihres Artgenossen in dem Raum, wusste um die Gefahr und war nicht dumm genug einfach vor zu stürmen.

Ataeric spürt die Bewegung des Barden mehr als das er sie sieht. Er dreht sich nicht zu dem Jüngeren um, der hier erneut seine Tapferkeit unter Beweis und sich der Echse stellt und nimmt "seinen" Platz neben dem Fenster ein. Es funktioniert nicht, zweimal der gleiche Trick grenzt angesichts der Jagdfähigkeit dieser Echsen ja schon an einer Beleidigung.
Das schwarzgeschuppte Tier zieht erneut schnaubend die Luft aus dem Raum ein und sich dann zurück. Über den Balkon wird die Echse nicht wieder hinein kommen, dessen ist sich Ataeric sicher. Dafür rennt sie nun draußen frei herum, was im Grunde die schlechtere Alternative ist. Nicht nur für ihn und Javero.
Viele Möglichkeiten haben sie allerdings nicht, was vielleicht als Entschuldigung daür dient, dass dem Krieger nichts anderes einfällt als den Dolch in die linke Hand zu nehmen. Im Ansinnen diesen zu werfen - nicht einmal im Gauben es ernsthaft zu verletzen aber so doch zumindest genügend zu reizen um es in den engen Raum zu locken- tritt er aus seinem Versteck neben dem Fenster. Die Wurfbewegung führt er noch aus, doch die allein reicht aus ihm das Gleichgewicht zu nehmen. Seine Schuhe, dafür gedacht durch die sorgfältig gepflasterten straßen zu flanieren oder höchstens um eine Runde an der Mauer entlang zu laufen, sind einfach nicht für das geschaffen was ihn hier in der Mitte des Raumes erwartet. Schmierige, klebrige Flüssigkeit hat sich dort mit den Splittern und Spänen gemischt und den Holzboden in eine rutschigen Angelegenheit verwandelt. Ataeric ist schlicht ausgedrückt eine andere Ausrüstung gewohnt die ihn vor solcherlei Gefahren weit besser behütet und schützt, als die Kleidung und Schuhwerk die ihm das Klima hier aufnötigt.
Beide Füße rutschen ihm weg und Ataeric landet auf dem Rücken, als hätte ein unbekannter Maler hier beschlossen auch ihn besser in die Szenerie einzufügen. Ein Mißgeschick das der Echse draußen nicht entgeht die in diesem fatalen Augenblick ihre Chance wittert. Mit einem Satz bringt sie sich durch die Öffnung, spreizt sowohl Beine wie Klauen von sich und landet mit einem Fuß auf dem Oberschenkel des Kriegers, in den sie gleich sichernd ihre Krallen eingräbt. Noch bevor der schlanke Hals nach unten fährt um sich in den Brustkorb ihrer Beute zu senken wiederfährt ihr jedoch das gleiche Schicksal. Das zweite Bein versucht vergeblich sicheren Stand zu finden, mit einem heftigen Rudern des langen Schwanzes gleicht sie das Gleichgewicht für einen kleinen Moment noch aus, dann verliert auch sie die Balance. Ataeric reißt seine Asnivala hoch und versucht nun selbst seine Chance zu nutzen und sinnt an, den Stahl von unten in den Leib der Echse zu stoßen.

So schnell überschlagen sich die Ereignisse, dass kaum Zeit bleibt mehr zu tun, als da zu stehen und zu starren. Ataerics Sturz lässt Javero kurz vorzucken, als wolle er ihm zu Hilfe eilen, doch die Echse ist schneller und so sieht es wohl für einen Moment lang so aus, als wäre es um den Hühnen geschehen. Erst die Stahlspitze, die sich aus dem Schuppenkörper hinaus bohrt gibt den letzten Ausschlag, gibt Entwarnung und zeugt vom Ausgang dieser eigenwilligen Schlacht in Mitten der Stadt. Die gebührende Würdigung eines Sieges bleibt jedoch vollständig aus.
Der Raum verschwimmt erneut unter dieser verlockenden Schwärze. Er könnte sich einfach niedersinken lassen und sich unter Vesanas gnädigen Schleier betten, um dem hier zu entkommen. Doch den Jüngeren treibt auch nun wieder etwas voran. Wie fremdbestimmt tapert er in Richtung Fenster, hin zu Ataeric, welcher noch unter dem Haufen toten Fleisches begraben liegt. Sicherlich ist dieser auch schon dabei den Muskelberg von sich hinunter zu hieven und so hätte er die bebende Hand wohl kaum gebraucht, die nun beherzt zupackt, um die Echse von dem Krieger hinunter zu rollen. Kurz nur rucken die Augen des Mannes unstet über den Krieger, als wolle er sich von seinem Wohlergehen versichern, dann wendet er sich wortlos ab und stolpert zum Fenster. Weit weniger elegant als noch vorhin fällt er fast über das Fensterbrett, landet unten auf den Knien und bleibt einen Moment lang mit geschlossenen Augen hocken. In viel zu schnellen Atemzügen saugt er die frische Luft ein, welche jedoch nicht in der Lage ist den bestialischen Gestank zu vertreiben, welcher an ihm haftet wie ein Pesthauch.

"Was für herrliche Geschöpfe", kommt die Bewunderung dafür von ganz anderer Seite. Unterschiedlicher könnten die Reaktionen der Männer gar nicht sein. Der nur kurz verweilenden und unstete Blick des Barden auf den am Boden Liegenden zeigt ihm die unverhohlene Begeisterung für diese Echse. Glanz liegt in den Augen des Kriegers und sogar das breite Lächeln zeugt von einer tiefen Zufriedenheit. Mit Hilfe Javeros schiebt er den schweren Leib vollständig von sich und während der Jüngere zum Fenster taumelt zieht Ataeric den Gestank des Raumes mit einem tiefen Atemzug in sich hinein. Noch interessiert er sich nicht für seine Verletzung oder das Wohlergehen des anderen Blonden. Stattdessen beugt er sich über das anmutige, kraftvolle Tier und fährt diesem mit der Hand über den Hals. Am Brustkorb hält er inne und setzt die Spitze der Asnivala unter den Schuppen an, um in das tote Fleisch einzudringen. Sogar die andere Hand nimmt er zur Hilfe, verbreitert den Spalt - doch Javero ist längst draußen und wird nicht mehr mitbekommen was Ataeric dort eigentlich sucht. Dafür wird ihm kaum etwas anderes entgehen. Ein merkwürdiges, gepresstes Geräusch kommt aus dem dunklen Raum, als dem Älteren die Luft aus den Lungen gepresst wird. Der Körper des kräftigen Mannes streckt sich mit unnatürlicher Plötzlichkeit, was ihm erneut den Boden unter den Füßen wegreißt und ihn auf das Tier fallen lässt. Nur kurz ist es still, dann schütteln Krämpfe den gerade noch siegreichen Krieger, begleitet von einem unschönen Röcheln. Er fügt die noch fehlende Note dem Raum hinzu, den Gestank nach Pisse, der die olfaktorische Erinnerung an ein Schlachtfeld perfekt macht. Der Einzige der das zu schätzen wüsste bekommt davon allerdings nichts mit. Ataeric ist längst in die Bewußtlosigkeit geglitten, die sich Javero selbst hier so lange und hartnäckig verwehrt hat...

Die so unerwartete Geräuschkulisse lässt den Barden erneut zusammen schrecken. Ihm war offenbar nichtmal ein erlösendes Entleeren des Mageninhaltes vergönnt, denn schon wieder wird der Drang seines Körpers von einem jähen Pulsrasen unterbrochen. "Ataeric?" ruft er in Richtung Fenster, als er jedoch keine Antwort erhält ist er rasch wieder auf den Beinen, welche sich mittlerweile anfühlen, als hätte man die Knochen daraus entfernt und sie gegen Bindfäden getauscht. Mit einem Keuchen erblickt er den Krieger über dem erkalteten Echsenleib liegen und so führt ihn der Weg nun schon wieder und gegen all seine Bestrebungen in den blutverseuchten Raum hinein. Beherzt packt er den Blonden an den Schultern und zieht ihn nach hinten, fort von dem Leichnam. Panisch versucht er unter all dem Blut etwas auszumachen, was die plötzliche Bewusstlosigkeit herbeigeführt haben könnte, die blutverschmierten Finger tasten nach seinem Puls und zumindest für den Moment ist die Besorgnis übermächtig genug, um alles andere in den Hintergrund schieben zu können.

Der Krampfanfall schüttelt den Hünen noch immer als Javero sich zurück in den düsteren Raum zwingt. Doch noch bevor er das Fenster richtig erklimmt kehrt wieder Stille ein. Das überall präsente Blut hilft dem Barden den schweren Mann von dem glitschigen Echsenleib zu ziehen. Der helle Stoff seiner Kleidung ist ähnlich wie die von Javero mittlerweile vollkommen besudelt. Selbst wenn er danach Ausschau hält würde er wohl kaum unterscheiden können was nun das Blut der toten Echsen ist und welches - sofern überhaupt vorhanden- zu dem Mann gehört. Die bleiche, schweißnasse Haut des Kriegers fällt dagegen sogar bei diesem kaum vorhandenen Licht auf. Der Atem geht regelmäßig, wirkt aber wie auch der Puls irgendwie flacher. Wach wird Ataeric nicht, nicht einmal auf Ansprache oder ein paar Ohrfeigen, sofern sich Javero zu solchen Maßnahmen entschließen sollte.

Dem Barden wurde an diesem Tag wahrlich jegliche Bürde auferlegt, die sich ein passionierter Spielemacher nur erdenken konnte. Noch einen Moment lang rüttelt er sinnentleert an Ataeric herum und ruft seinen Namen, doch schließlich muss er sich eingestehen, dass nichts davon einen Nutzen mit sich bringt. Im letzten Anflug von trotzigem Tatendran versucht er den Krieger aus dem Leichenschauplatz fort zu ziehen, ihn irgendwie in friedlichere Gefilde zu zerren, doch die nackten Füße gleiten auf dem glitschigen Boden aus und selbst wenn er Halt finden würde, wäre er kaum kräftig genug den größeren und sicherlich deutlich schwereren Mann auch nur ein paar Clat weit zu bewegen. Mit einem hilflosen Keuchen lässt er schließlich von dem Mann ab verharrt noch einen Moment lang mit rasenden Gedanken, dann fährt er herum. Kaum ist er aus dem Fenster gesprungen, lässt er die Laute fallen und auch sein Gürtelgebaumel, ehe er losrennt, als wären die Echsen noch hinter ihm her. Die blutverklebten Glöckchen geben nur noch dumpfe Klagelaute von sich, während die Füße ihn in einer Kraft voran tragen, welche er unter normalen Umständen nie hätte aufbringen können. "TESSYA!!!" erklingt der atemlose Schrei noch bevor er das Haus der Heilerin erreicht hat.
Der junge Mann mag wahrlich ein Abbild des Grauens liefern, denn ohne das Wissen, dass das Blut nicht ihm selbst entsprungen war, sah er wohl aus als hätte man ihn geradewegs von der Folterbank geschnallt. Kaum ist sein Gesicht unter der eingetrockneten Maske aus dunkel-verkrustetem Blut auszumachen, und die Locken winden sich erstarrt. Das helle Hemd ist in skurriler Batik verziert und auch Füße und Hände tragen den fremden Lebenssaft wie eine makabre zweite Haut. "Tessya! Ataeric, im Haupthaus. Ist zusammengebrochen. Zwei Echsen, da ist überall Blut, schnell!" presst der Spielmann unter jagenden Atemzügen hervor, kaum dass er die Heilerin ausgemacht hat.

Die Tür des Hauses wird aufgerissen und die Heilerin schiesst wie ein grau-grüner Pfeil daraus hervor.
In der Hand trägt sie eine lederne Tasche, war dies der Moment, den sie gefürchtet und auf den sie sich seit ihrer Ankunft vorbereitet hat.
Doch der Anblick Javeros lässt sie für einen Herzschlag erstarren, ihre Augen weiten sich vor Schreck. Ihre Nasenflügel beben unter dem starken Geruch von Blut.
Für einen Herzschlag scheiben sich die Bilder der Schlacht vor ihre Augen, ehe sie den Blick wieder fest auf Javero richten kann.
Die hastig gestammelte Erklärung nimmt sie mit einem Nicken hin, "Dir geht es gut? Schaffst du es , noch jemanden zu holen?" fragt sie rasch, wendet sich aber zum Gehen.
Die Tasche an sich gedrückt sprintet sie los, ist das Haupthaus von ihr nicht sehr weit.

Schon von weitem sieht sie den dunklen kopflosen Echsenleib vor dem Haus liegen, das eingeschlagene Fenster, das überall verschmierte Blut. Ihr Atem geht schnell von dem Lauf, ihre Augen werden groß, als sie das seltsame Tier erblickt. Doch sie zögert nicht, späht durch das Fenster und klettert hindurch, sobald sie den Hünen auf dem Boden liegen sieht. Vorsichtig bewegt sie sich um die zweite echsenleiche herum.
"Mehdora steh uns bei" murmelt sie, hastig kniet sie neben dem Krieger nieder. "Ataeric? Ataeric, hörst du mich?" fragt sie, während ihre Finger schon nach dem Puls an seinem Hals tasten.

Der Barde gibt ein hilfloses Keuchen von sich, nickt jedoch nur und gibt Tessya mit einer unkoordinierten Handbewegung zu verstehen sie solle los laufen. Ihm selbst ist klar, dass er nicht mehr auf die Beine käme, wenn er sich kurz ausruhen würde und so wendet er sich gleich um und spurtet wieder los in Richtung Strand. Hel war wohl der einzige, der hier wirklich hilfreich sein würde - warum bei Lijan lebten hier alle so weit auseinander?
Es gleicht dann nun mehr einem torkelnden Dahingeschleppe, als der Barde schweißüberströmt an dem kleinen Strandhaus ankommt und sich am Treppengeländer festklammert. "Hel! Haupthaus! Schnell!!! wird die gekrächzte Auskunft nun auf das notwendigste reduziert, ehe sich Javero einfach am Geländer hinabrutschen lässt und, ungeachtet dessen ob Hel überhaupt da sein sollte, mit gefühlt zerrissener Lunge und am ganzen Körper bebend zu Boden sinkt. Die Grenze des einfachen Spielmannes wurde zum zerreißen ausgedehnt und nun forderte sie endgültig ihren Tribut.

Der Puls ist auffällig langsam, andererseits der Krieger jemand der regelmäßig und ausdauernd läuft. Die Haut am Hals wie auch am Rest des Körpers kühl und schwitzig, die Farbe blass. Wie der Puls ist auch die Atmung flacher als sie eigentlich sein sollten. In den Mundwinkel des Mannes entdeckt sie ein paar kleine Bläschen rosafarbenen Speichel und sofern sie nachkontrolliert, wird sie die aufgebissene Wange entdecken. Zunächst rührt er sich nicht, aber zwischen Javeros und ihrer Ansprache ist etwas Zeit vergangen, in der sich Ataeric von seinem Krampfen hat erholen können. "Sie gehören mir.", flüstert er kaum vernehmbar während er die Heilerin ansieht. Die sonst hellgrauen Augen sind dunkel, derart groß die Pupillen die auch nicht kleiner werden wenn auf sie Licht trifft- das Tessya dank ihrer Chiraaugen noch nicht brauchen wird. Der Raum ist dunkel und durch das Fenster kommt nicht mehr viel von dem erlöschenden Himmelsfeuer. "Wag es nicht sie anzurühren, die gehören mir", wiederholt er mühsam und wird vermutlich eben so schwierig zu verstehen sein.

In der abendlichen Kühle macht Hel am Strand seine regelmäßigen Waffenübungen, als der Barde an seinem Haus ankommt. Seine gekrächzten Worte hört er nicht. Er sieht nur wie der Barde zu Boden geht und läßt Übungen Übungen sein und läuft die paar dutzend Vat hinauf zu seinem Haus. Das Licht des Himmelsfeuer ist schon am verlöschen und Hel sieht erst ein paar Schritt vor dem Spielmann, daß er von oben bis unten mit Blut besudelt ist. Er läßt sich neben ihm in die Knie fallen und tastet nach dem Puls der Halsschlagader. „Wo hat es dich erwischt, Javero?“ Schon macht er sich daran, dem Spielmann das Gewand vom Leib zu reißen.

Die Lider waren ihm so schnell herabgesunken, kaum hatten seine Beine endlich den viel zu fordernden Dienst aufgegeben dürfen. Der eigene Herzschlag verursacht eine wildes Geräuschchaos aus Rauschen und Trommeln in seinen Ohren und die Übelkeit kehrt mit aller Macht zurück. Innerhalb dieses körpereigenen Dröhnens ist kaum ein Platz für etwas Anderes und so wird Javero erst wieder aus dem Abgrund gerissen, als Hände nach ihm greifen. Mit einem Keuchen flattern seine Lider empor und der erste Impuls lässt ihn zurückweichen und abwehrend nach der Hand packen, welche den sich überschlagenden Puls tastet. Die blutig verkrusteten Finger schrauben sich mit ertsaunlicher Kraft um Hels Handgelenk, während die schreckensstarren Augen ruckhaft einen Fluchtpunkt suchen und sich mühen in all dem panikbedingten Nebel Halt zu finden. Schließlich fokussieren sie sich jedoch auf den Vorovisianer und Erleichterung lässt seine zusammengekrallte Hand kraftlos abgleiten. "Mir gehts gut. Ataeric am Haupthaus, beeil dich." bringt seine Stimme unter einem rauen Vibrieren zu stande

Er läßt von Javeros Hemd ab, als der Barde die Augen aufschlägt und ihm die Nachricht zu krächzt, deretwegen er sich fast die Seele aus dem Leib gerannt hat. Hel zögert nicht lange, springt auf, stürmt ins Haus und holt seinen Lederbeutel. Im Vorbeilaufen greift er sich ein Hemd und streift es über. Er hat es so eilig, daß er seine Asnivala liegen läßt. Obwohl er nicht regelmäßig läuft, wie Ataeric, legt er ein zügiges Tempo vor und hält es auch bis zur Hauptstraße durch. Die leichte Steigung läßt ihn dann doch etwas langsamer werden. Als er endlich keuchend vor dem Portal des Haupthauses steht muß er ein paar Mal kräftig durchatmen um wieder zu Puste zu kommen. Er rüttelt an dem Portal, daß zu allem Überdruß auch noch verschlossen ist, dann tritt er kräftig zu. Doch die Türe gibt keine Haaresbreite nach. Laut ruft er den Namen des Kriegers während er zur Rückseite läuft. Im schwindenden Licht des Tages macht er einen kopflosen Kadaver aus, der auf dem Gras liegt und dann springt ihm das zertrümmerte Fenster ins Auge. „Ataeric!“: brüllt er in bester Kasernenhofmanier, dann eilt er zu dem Fenster.

Javero nimmt nur am Rande wahr, wie Hel ins Haus hetzt und er hat die Augen bereits wieder geschlossen, als der Giftmischer in Richtung Unglücksort aufbricht. Einige Augenblicke sitzt er da, lässt über sich ergehen wie die Glassplitter in seiner Lunge nach und nach zu einem Brocken zusammenschmilzen und das Atmen zwar wieder etwas gemessener, aber nur unwesentlich angenehmer wird. Doch kaum sind die Gedanken wieder aus der eigenen Überlastung befreit, macht sich der Grund für eben diesen Zustand mit einem Schlaghammer bemerkbar. Bei jeder Bewegung spannt das verkrustete Blut, welches durch den Schweiß nun gar erneut in eine malerische Bewegung gebracht wurde und in innovativer Optik festgetrocknet ist. Ein angewidertes Würgen dringt aus seiner Kehle, doch der verkrampfte Magen scheint nun nichtmal mehr eine Erleichterung verschaffen zu wollen. So lehnt er sich kurz zur Seite und wartet hilflos bebend, bis die Welle an Übelkeit einiger Maßen vorübergezogen ist, ehe er mangels alternative bloß den metallenen Geschmack aus dem Mund spuckt. Freilich führt das nur dazu, dass sich die verkrusteten Reste an seinen Lippen remobilisieren und es noch schlimmer machen. Mit einer unwirschen Verwünschung klammert er sich an der Veranda fest und beginnt sich wackelig daran hoch zu ziehen. Kurz scheinen seine Beine einfach wieder nachgeben zu wollen, doch er verharrt einen Moment lang mit tiefen Atemzüge, ehe er sich mit zusammengepressten Kiefern in Bewegung setzt. Wenn der silberne Penner jetzt meinte abkratzen zu müssen, würde er selbst den Grabstein mit der Aufschrift: "Man flüchtet nicht auf einen Baum - Idiot!" meißeln und die passende Totenrede dazu, würde selbst Yorom die Nackenhaare zu Berge stehen lassen. Mit diesem wüsten Schwur in den Gedanken hält er sich irgendwie aufrecht und stapft eher schleppend als wirklich schnell, in Richtung Hauptstraße. Es würde sicher noch eine Weile dauern, bis er ankommt.

In dem Raum stinkt es infernalisch nach Blut, trockenem Blut und kein frisches. Hastig tasten die Augen über den Körper des Hünen, sie kann keine Wunde ausmachen.
Erleichterung überflutet Tessya, als Ataeric reagiert, sogar redet. Sie beugt sich hinab, um seine geflüsterten Worte zu hören, ihre Augen suchen die seinen und gewahren die geweiteten Pupillen.. die kühle, schweissige Haut.
Ein kalte Faust krampft ihren Magen zusammen und sie spürt, wie ihr Herz anfängt zu hämmern.
Gift, es war eindeutig Gift im Spiel, Mehdora möge ihr beistehen, nichts war unvorhersehbarer als unbekanntes Gift von einem unbekannten Tier.
Da wäre ihr eine blutende Wunde allemal willkommen, damit kannte sie sich zur genüge aus, aber Gift?
"Die Beute gebührt dem Jäger" sucht sie ihn zu beruhigen, "Hat dich ein der Echsen gebissen oder irgendwie verletzt" fragt sie, wobei sie schon mit routinierten Bewegungen die Hände und Arme des Siechen zu sich zieht, um nach Kampspuren zu fahnden.
Ihre Lippen bewegen sich im lautlosen Gebet, während sie systematisch den Körper des Hünen nach der Quelle der Vergiftung absucht. Das überall verschmierte Blut und die zunehmende Dunkelheit machen selbst ihr die Sicht schwer.
Hoffentlich fand Javero jemanden, man wusste nie, wo sch jemand herumtrieb.
Fieberhaft fährt sie mit der Untersuchung fort.
Ihre Ohren spitzen sich, war da grad nicht ein dumpfes Pochen?
Schon hört sie Hel Stimme, sie spürt erleichterung in sich aufsteigen, das der alte Giftmischer kam. Er besass die Erfahrung die sie nicht hatte, den Göttern sei dank.
"Hier, wir sind hier drin" brüllt sie nicht minder undenzt zurück.