Forum Übersicht - Roter Sand am Strand von Nirgendwo - Erwachen

Die Zeit vergeht. Delvan sieht schließlich die Zeit gekommen, seinen Sonnenring zurückzunehmen und die Welt in die Hände Vesanas zu legen. Chelia liegt regungslos in ihrem Bett. Der Atem geht nach wie vor schnell und flach, sie ist fahl im Gesicht. Der Verband an ihrer Schulter hat sich blutrot gefärbt, doch sickert keines durch ebendiesen durch - ein Zeichen dafür, dass der von Hel fachmännsich angelegte Verband die Blutung gestoppt oder wenigstens stark vermindert hat. Es wird dunkel im Zimmer, falls niemand ein Licht entzündet. Schließlich kommt die Zeit, in dem der Sonnering seine ersten Strahlen von seiner baldigen Wiederkehr berichten lässt. Heller und heller wird es, bis der Tag schließlich wieder angebrochen ist. Chelia liegt regungslos in ihrem Bett.

Dann jedoch, es mag wohl zu Beginn der Stunde des Sanikas sein, beginnt Chelia sich zu regen. Zunächst bewegt sich ihr Kopf langsam hin und her, dann hebt sich langsam ein Bein in der Höhe des Knies empor. Es folgt wieder eine kurze Zeit der Stille, dann jedoch verzieht sich Chelias Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse, sie zieht scharf Luft zwischen ihren Zähnen ein, und ihre linke Hand geht sofort zu ihrer Schulter. Dort ertastet sie wohl erst den Verband. Ein Stöhnen des Schmerzes entflieht ihr. Dann öffnet sie langsam die Augen.

Immernoch sitzt der Barde auf seinem Schemel, hat sich aber mittlerweile so gerückt, dass er sich zumindest mit der Schulter anlehnen kann. Die Schmerzen im Rücken ließen seine übliche, bequeme Lümmelhaltung nicht allzu gut zu. Die Nacht hatte er sich noch mit Unruhe und seinen eigenen Gedanken vertreiben können, der frühe Morgen hatte den Barden jedoch in die Gewohnte Müdigkeit gelockt, war der Sonnenaufgang für ihn doch stets das Signal sich irgendwo zu betten. So war er über Tag immer mal wieder eingedöst, jedoch wieder aufgeschreckt, kaum dass ein Rascheln, oder irgendein andere Geräusch die angespannten Sinne heimgesucht hat.
Als sich Chelia im Bett zu rühren beginnt, ist der Spielmann jedoch jäh hellwach. Er richtet sich auf, neigt sich etwas vor und betrachtet die Regungen auf den blassen Zügen. Vorsichtig fahrend seine Hände vor, sammeln ihre Hand ein und umschließen die klammen Finger wärmend. "He..." flüstert er leise. "Da bist du ja wieder, Jiàma." er lächelt voller Erleichterung, hatte er bis zuletzt gebangt, ob sie erwachen würde...

Kurz fahren die Augen durch den Raum, ehe sie den Spielmann erblicken. Noch immer sind sie matt und glasig, frei von jeglicher Energie. Als sie ihn endlich gefunden haben, kehrt auch auf Chelias Gesicht ein zaghaftes Lächeln ein, und man merkt, dass es ihr etwas Mühe bereitet, es aufrecht zu erhalten. Tief geht ihr Atem jetzt, immer wieder stockt er kurz. Sie scheint Schmerzen zu haben, die sie zu unterdrücken versucht.
"So leicht bringt niemand eine Chelia Zontor um," antwortet sie mit leiser Stimme, "und besonders dann nicht, wenn es einen Helden mit langem lockigen Haar gibt, der mich zur Heilerin trägt."
Sie sieht nun Javero eine Weile einfach nur an. Man merkt ihr an, dass es sie freut, ihn bei sich zu haben. Auch wird Javero einen leicht erhöhten Druck in seiner Hand spüren - nicht viel, aber doch deutlich wahrnehmbar.
"Wie lange sitzt du denn schon hier?" fügt sie dann hinzu.

Das Lächeln auf den bärtigen Zügen gerät etwas holprig und eine kurze Verlegenheit lässt seinen Blick abschweifen. "Ich schätze das Heldentum gebührt hier wohl jemand anderem..." murmelt er etwas undeutlich, sich sichtlich darum herum windend Chelia zu offenbaren in wessen Haus sie sich befindet. Auf ihre Frage hin zuckt er nur etwas unbestimmt mit den Schultern. "Nicht allzu lange." wiegelt er ab, war das nun wirklich kaum von Bedeutung. "Jiàma, hör mal...du darfst dich nicht zu sehr aufregen, in Ordnung. Ich hab dich zu Hel gebracht. Ich hätte den Weg bis zu Tessya nicht geschafft. Er hat dich versorgt und deine Genesung überwacht." vorsichtig tasten sich die dunklen Augen in das blasse Gesicht zurück, als erwarte er nun irgendeine ausbrausende Reaktion.

Die aufbrausende Reaktion bleibt aus. Sie wäre wohl aufgrund des Blutverlustes des Vortags vielleicht auch schon rein physisch schwer durchführbar gewesen. Doch wenn Javero eine solche erwartet hat, dann wird er grundlegend enttäuscht. In Chelias Blick liegt Überraschung, Verwunderung, fast schon Unglaube.

"Hel Nergal?" fragt sie dementsprechend noch einmal nach. "Hel Nergal, der Reichsprovisor? Und Hel Nergal hat mir geholfen?"

Sie versucht den Kopf zu heben, was jedoch nur in einer erneuten schmerzverzerrten Grimasse endet. Als diese jedoch verklingt, entspannt sich Chelias Gesicht zusehends, sie sieht sich in dem Zimmer um. Sie schaut irgendwie zufrieden aus.

Offenbar ehrlich erleichtert, dass er sich hier nun nicht auch noch mit unnötigem Widerstand abplagen muss, atmet der Spielmann auf. Er nickt nur zu ihrer ungläubigen Versicherung, hebt halbherzig einen Mundwinkel und drückt ihre Hand, nachdem sie sich umgesehen hat. "Ich sage ihm bescheid, dass du wach bist. Vielleicht hat er auch was gegen die Schmerzen." schlägt er vor und erhebt sich dann auch, wobei der Schemel schabend über die Dielen kratzt. Kurz hält er inne, blickt auf die Verwundete hinab und scheint noch etwas sagen zu wollen, doch schluckt er die Worte hinunter. Die Patienten war kaum in der Lage viel dummes anzustellen und der Heiler würde sich hoffentlich allzu anstachelnde Kommentare verkneifen. Die Hoffnung stirbt zuletzt...
So wendet er sich ab und strebt die Veranda an, wo er Hel vermutet.

Wie erwartet ist Hel auf der Veranda und sortiert Pflanzenproben, als Javero nach ihm sieht. “Sie ist also wach. Gut, ich seh sie mir an. Ich werde deine Hilfe brauchen, beim Verbandwechsel.”
Sorgfältig wäscht er sich die Hände in der Küche bevor er seine Sachen holen geht. Er betritt sein Schlafzimmer und für einen Moment mustert er Chelia, bevor er an das Bett heran tritt. Sein Tonfall ist wie sein Blick kühl und distanziert. “Ich muß den Verband wechseln. Rührt euch nur wenn ich es euch sage.” Er setzt sich zu Chelia aufs Bett und schneidet den alten Verband durch. Mit einem Ruck reißt er die verkrustete Kompresse von der Einschußwunde. Vorsichtig tastet er die Umgebung der Wunde ab, dann nickt er zufrieden und wendet sich an Javero. “Heb ihren Oberkörper in eine halbsitzende Postition.” Mit der Ausschußwunde verfährt er wie mit der Anderen. “Beißt die Zähne zusammen.”: sagt er zu Chelia und gießt den kräuterversetzten Alkohol über beide Wunden bevor er einen neuen Verband anlegt.” Du kannst sie wieder hinlegen.”: sagt er zu Javero. Dann tastet er nach dem Puls an Chelias Handgelenkt und schließt die Augen. Eine ganze Weile sitzt er so da, bevor er sie losläßt und die Augen öffnet.”Bewegt euch so wenig wie möglich. Hier in dieser Kanne ist Wasser, Wein und ein Heilmittel. Trinkt davon so viel es geht, mindestens einen Becher pro Jhane.” Er steht auf und wendet sich an Javero.”Sie braucht etwas zu Essen, am Besten eine nahrhafte Suppe. Geh zu Vella oder Timea und bitte sie etwas zuzubereiten und dann leg dich hin und schlaf eine Weile, bevor du im Stehen einschläfst.”

Mit großen Augen verfolgt Chelia Hel, wie er sich fachmännsich an sein Werk macht. Freilich ist er wenig herzlich dabei, aber das hatte Chelia in keinstem der Fälle erwartet. Aber er ist auch nicht abfällig, aggressiv gegen sie. In Chelias Blick ist ausschließlich Verwunderung zu spüren. Der Hass, die Verachtung, mit denen sie bisher dem Vorovisianer begegnet ist, scheint wie weggeblasen. Sie verzieht keine Miene, als er den Verband vorne und hinten abreißt. Als er die Wunde mit dem gewürzten Alkohol übergießt, stockt ihr zwar hörbar der Atem und die Augen verengen sich zusehends, doch ist auch hier kein Laut von ihr zu vernehmen. Sie scheint sich zusammenzureißen, vor Hel keine Schwäche zu zeigen. Als sie wieder verbunden ist und auf ihr Kissen gebettet, hört sie ihm dann zu, nimmt auch sogleich die Tasse und trinkt sie leer. Sie verzieht zunächst das Gesicht. Die Kräuter in dem Wein lassen denselben bitter schmecken, und zwar in dem Ausmaße, dass keiner fürchten muss, dass der Krug in einer Jhana leer sein könnte und Chelia dementsprechend sturzhagelbesoffen. Trotzdem versucht sie zunächst, sich wieder eine Tasse einzuschenken. Doch noch ist sie ziemlich entkräftet, und man merkt, dass es ihrer ganzen Anstrengung bedarf, den Krug zu heben. Sie stellt ihn deshalb alsbald wieder hin, verzieht vor Schmerz das Gesicht und lauscht dann den Anweisungen des Heilers an den Barden. Schließlich sieht sie Hel an.

"Danke, dass Ihr Euch um mich kümmert," sagt sie dann mit einer Betonung, die auf absolute Aufrichtigkeit schließen lässt.

Wie gewohnt entpuppt sich der Spielmann als angenehm effizienter und wortkarger Helfer. Er kommt den wenigen Handgriffen nach, die Hel von ihm fordert und das was der Heiler selbst an Feingefühl mangeln lässt, spendet zumindest er der verwundeten Frau.
Die nächste Anweisung bezüglich der stärkenden Verköstigung wird erneut mit einem knappen Nicken kommentiert, jedoch entlockt ihm die subtile Einschätzung seines eigenen körperlichen Zustandes ein kurzes Schürzen der Lippen. Schließlich schmunzelt er eckig, wendet sich dann aber wieder an Chelia. "Du kommst eine Weile zurecht, oder?" erkundigt er sich sicherheitshalber noch einmal bei der Schwarzhaarigen.

Chelia wendet den Blick von Hel ab und sieht zu Javero. Auf ihrem Gesicht bildet sich ein Schmunzeln.

"Ja, keine Angst," antwortet sie. "Leg du dich ruhig etwas hin, ich werde inzwischen hier bleiben. Du weißt also, wo du mich findest, falls du Sehnsucht bekommst."

Ein gutes Zeichen, oder ist es etwa Galgenhumor? Auf jeden Fall scheint Chelia auffällig locker zu sein, obwohl sie sich in Hel Nergals Haus befindet. Anscheinend ahnt sie nichts Böses, doch... schenkt sie dem Vorovisianer zu großes Vertrauen? Die Götter allein mögen es wissen. Große Anzeichen dafür hat es bisher nicht gegeben, doch wer sich bei Hel Nergal auf große Anzeichen verlässt, hat schon verloren. Die Zeit wird es zeigen.

Der Humor der Elurierin lässt den Spielmann üblich heiter die Mundwinkel heben, und nur ein aufmerksamer Beobachter würde wohl bemerken, dass die Regung die Augen nicht erreicht. Kurz noch streicht er ihr über den Schopf und wendet sich dann ab. Im Vorübergehen nickt er Hel noch einmal dankend zu, ohne ihn dabei wirklich anzusehen, ehe er auch schon aus der Tür hinaus ist, um die Suppe zu organisieren.

Einige Zeit ist vergangen seit der Barde Hels Strandhaus verlassen hat und wieder Ruhe eingekehrt ist. Dann kündigt jedoch leises Scheppern neuen Besuch an, kommt Richtung Stadtmitte die junge Händlerin angelaufen, in den Händen einen größeren Korb. Vor Hels Behausung angekommen, tritt sie auf die ausladende Veranda und klopft sacht an den Türrahmen.

Regungslos blickt Hel auf Chelia herab. „Ihr braucht euch nicht zu bedanken. Ich tue es nicht euretwegen.“: entgegnet er ihr schließlich. Was auch immer ihn bewogen haben mag, ihr zu helfen, es sieht nicht so aus als sei gewillt seine Beweggründe zu erläutern. „Bewegt euch so wenig wie möglich, sonst bricht die Wunde auf und ich arbeite nicht gern für nichts und wieder nichts.“ Er ist dabei seine Utensilien zurück in den Lederbeutel zu packen und die Überreste des alten Verbandes aufzusammeln, als er ein leises Scheppern und kurz darauf ein Klopfen hört.
„Kommt nur herein. Aber seht euch vor, ich habe noch nicht alle Fußbodenbretter eingesetzt.“: ruft er und verläßt das Schlafzimmer in dem Chelia liegt. Als er Timea erkennt, hellt sich sein Gesichtsausdruck auf. „Sichara Timea. Vielen Dank, das ihr gekommen seid. So sehr es mich freut euch wieder zu sehen, so leid tut es mir euch wegen dieser Geschichte behelligen zu müssen. Aber wenn ich koche, dann gibt das nur den Gerüchten über meine Giftmischerei Auftrieb.“

Den Korb vor sich, bleibt Timea bereits nach einem Schritt wieder stehen, als sie Hel irgendwas von fehlenden Bodenbrettern rufen hört. Vorsichtig läuft sie um die noch offenen Stellen herum, ehe sie ihr Mitbringsel kurz auf einer Kommode abstellt. "Sichara Hel. Ihr könnt ja nichts dafür, dass was passiert ist." nur kurz lächelt sie Hel an, ohne ihn mit weiteren Fragen zu nerven. "Wenn ihr mich in die Küche lasst, dann mach ich die schnell warm. Ist nur eine Gemüsebrühe, ich hoffe das ist in Ordnung."

(Ich mach es kurz, da der Plot schon überholt ist)
„Gemüsebrühe ist genau das Richtige.“: antwortet ihr Hel und führt Timea in die Küche. „Hier fehlt auch noch ein Brett.“: macht er sie auf ein weiteres Loch aufmerksam. Timea kann sofort sehen, daß diese Küche nicht oft in Gebrauch ist. Der Herd ist kalt und ohne Asche, aber es ist Holz da und bald brennt ein kleines Feuer. Als die Suppe warm ist, bringt er Chelia eine Schüssel voll. Er bedankt sich nochmals bei Timea und da es keine Komplikationen gibt und die Wunde abheilt, kann Chelia nach ein paar Tagen sein Haus verlassen.