Forum Übersicht - RE: Ausbaden reinigt in den seltensten Fällen - 2

"Sag mal, hast du einen Knall?" entrüstet sich die Chira und funkelt Chelia an.
Ihr Schweif, eben noch entspannt in ihrem Schoß ruhend, zuckt davon und beschreibt einen weiten Bogen.
"Nicht ich rede dauernd von Javero, das tust du. Was hat das mit Liebe zu tun, wenn du ihn nicht binden kannst? Mit groherzigem verhalten hat das nichts zu tun, niemand bindet Javero. Du hast wirklich nichts, aber auch garnichts verstanden was ihn betrifft.... er ist sogar bereit, weiter für dich da zu sein, obwohl du ihn mit deiner sogenannten Liebe ersticken willst! Götter, Chelia, hörst du dir ab und zu mal selber zu? Ich weiss nicht, welchen Phantasien du nachjagst, aber die entbehren wirklich jeglicher Grundlage."
Aufgebracht schüttelt Tessya den Kopf. "Du nimmst die Realität und verdrehst sie solange, bis sie in dein Weltbild passt. Das hat nur nichts mit dem zu tun, was alle Anderen sind oder denken."
Allmählich beruhigt sich die Chira wieder, doch ihre Augen funkeln Chelia weiter an.
" Du weisst nichts über mich und redest soewtas daher... wie du sagst, die Auswahl ist klein hier und Javero ist der einzige Mann, bei dem mann sich sicher sein kann, kein Messer zwischen die Rippen zu bekommen, wenn man mit ihm schläft. Aber Sex hat nichts mit Liebe zu tun und ebenso wenig mit einer Beziehung. Wenn mir nach einem Mann wäre, würde ich ihn kaum von der Bettkante schubsen. Aber dich ebensowenig, wenn mir nach einer Frau ist."

Chelias Augenbrauen ziehen sich zusammen. Es hat allen Anschein, als müsse sie sich langsam ziemlich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben. Noch schafft sie es.

"Tessya, was soll ich denn machen, was soll ich denn sagen," antwortet sie. "Ich lasse Javero jeden Freiraum, den er haben will. Wenn Ihr sagt, dass ich ihn mit meiner Liebe erdrücke, dann weiß ich nicht, was Ihr damit meint. Wenn dies, was ich mache, erdrücken ist, dann muss ich mich wohl auf dem nächsten Baum aufhängen. Wegziehen kann ich wohl schlecht. Und ja, dies hat für mich mit Liebe zu tun, wenn ich ihm eben diesen Freiraum lasse. Würde ich ihn versuchen, über alle Maßen einzuschränken, wäre das nicht echte Liebe. Wer liebt, ist daran interessiert, dass es dem Geliebten gut geht. Punkt. Aus. Alles andere ist es, dass nichts mit Liebe zu tun hat. Wenn Ihr also auf den Gedanken kämt, Ihr müsstet Javero aus Rücksicht auf mich zurückweisen, dann ist es nicht das, was ich will. Dann wäret jedoch Ihr diejenige, die ihn einschränkt. Und nicht ich."

Sie nimmt nochmal von ihrem Tee, sieht Tessya dieses Mal jedoch unentwegt in die Augen. Dann fügt sie hinzu: "Man kann die Liebe nicht kontrollieren. Man kann die Auswirkungen der selben kontrollieren. Und das ist es, das ich tue. Und deshalb, und nur deshalb, habe ich mich nicht genähert, als Timea dort aufgetaucht ist, genauso wie Ihr Euch nicht genähert habt, als ich aufgetaucht bin. Ich weiß also nicht, warum ich ihn erdrücken sollte."

Tessyas HAnd fährt zu ihr Stinr, die sie einige Male reibt, die Augen halb geschlossen. Leicht schüttelt sie den Kopf.
Anscheinend sprechen sie aneinander vorbei, oderw as auch immer.
Selbst der sonst so gelassenen und gedulidgen Chira scheint es langsam zu viel zu werden.

"Weisst du Chelia, ich höre, was du sagst, aber es fühlt sich nicht... richtig an. Wie eben wie etwas , was man ich solchen Situationen sagt. Ein Lippenbekenntniss, mehr nicht, eine Vernunftbegründung."
Ungeduldig trommeln ihre Finger auf ihrem Oberschenkel, ungehaten sit die Chiar wohl doch.
"Deine MEinung ändert sich so schnell, das man nicht mit kommt und sich eben auch fragt, was nun wahr ist... wie deine Haltung zu Priesterm. Eben noch erklärst du mir, das du keine Achtung mehr hast und am nächsten tag kommst du hier reingeschlichen, als wäre ich die Inquisition persönlich und dein Seelenheil hinge davon ab, das ich dir verzeihe. Man weiss nie, woran man bei dir ist, Chelia und das nervt. Aber darauf kann man sich verlassen, das du anstrengend bist und launisch wie ein Mu`ri"

Chelia presst die Lippen aufeinander, ihr Blick geht nach unten, zum Boden, und für einen Augenblick legt sich die Röte der Verlegenheit auf ihr Gesicht. Sie sieht dann Tessya wieder an, und ihre Augen haben etwas Schuldbewusstes, etwas um Verzeihung Flehendes in ihrem Ausdruck.

"Javero ist einer der wenigen Menschen, den ich getroffen habe, der mich nicht in eine Schublade pressen will, der mir nicht vorschreibt, wie sich eine Chelia Zontor in dieser und in jener Situation zu verhalten hat," antwortet sie dann ausgesprochen ruhig. "Deshalb liebe ich ihn, und ich hatte anfangs das Gefühl, er würde mich auch lieben. Er hat mir klar gemacht, dass das nicht so ist, dass er, ihn mir einen Freund sieht. Ich kann diesen Freund nicht verlieren. Ich... Ich habe ja sonst niemanden mehr. Und deshalb muss ich meine Liebe zu ihm hinten anstellen und auch ihn so akzeptieren, wie er eben ist. Natürlich hätte ich gerne, es wäre anders. Aber es ist eben nicht anders, auch wenn es manchmal weh tut."

Sie macht eine Pause, nur einen Augenblick lang. Ihr Ausdruck verändert sich nicht.

"Was Euch betrifft, ja, ich respektiere Euch. Ich respektiere Euch wirklich, ob Priester oder nicht. Deshalb bin ich heute hier. Wegen Euch, nicht wegen Eures Amtes. Ich verletze nicht gerne Leute, die ich respektiere und die diesen Respekt auch verdient haben. Ich meine, Ihr werdet doch auch den einen oder anderen respektieren, auch wenn sie nicht Priester sind. Und da ich Euch respektiere, respektiere ich Euch auch in Eurem Amt als Mehdori und als Heilerin. Ich meine, was wäre das für ein Respekt, der nur Euch als Chirà gölte, nicht aber Euch als Priesterin?"

DIe Worte der Heilerin sind hart und sogar unangenehm ehrlich. Doch man weiss, woran man bei ihr ist. Und wenn sie es ausgesprochen hat, ist für sie die Angelegeheit bereinigt.
Deutlich ruhiger neigt sie Tessya vor, um ihren Teebecher zu nehmen.
Als sie Chelia wieder ansieht, steht Mitgefühl in ihren Augen.
"Ich kenne mich mit der Liebe nicht sonderlich gut aus, Chelia,oder mit Beziehungen. Aber ich weiss, wie sie schmerzen kann. Wenn etwas nah und unendlich Fern zugleich ist. "
Sie nippt am Tee und stellt ihn wieder auf dem kleinen Tisch ab.
"Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Aber ist es nicht auch irgendwie grotesk eine Priesterin ohne Tempel zu sein? Ohne Heiligtum und all dem?"

Ein zaghaftes, doch freundliches Lächeln legt sich auf Chelias Lippen. Sie sieht Tessya noch immer an, und weiter geht es mit ihrem wohl unbewussten, doch überaus klaren Mienenspiel. Tessyas Worte scheinen sie beruhigt zu haben. Das Unterwürfige ist aus ihren Augen verschwunden und hat Platz gemacht für einen Ausdruck der Zuneigung. Nun ist dies nicht die Art der Zuneigung, bei der Tessya bereits fürchten müsste, Chelia würde jeden Moment wild küssend auf sie losgehen. Es ist die Zuneigung guter Freunde, zwar auf der anderen Seite höchst positiv, auf der anderen jedoch auch klares Anzeichen dafür, dass sich Chelia Tessya ebenbürtig fühlt. Nun mag dies für Tessya kein großes Problem sein, und doch soll es doch Priester geben, die eben diese Annahme seitens eines Nicht-Priesters überhaupt nicht goutieren. Es dauert nun eine kleine Weile, ehe Chelia etwas erwidert.

"Seht Ihr, ich kenne mich wiederum mit dem ganzen Priester-Dings nicht so gut aus," beginnt sie dann. "Ich habe mich immer geweigert, mich einer Gottheit zu verschreiben, in einem Tempel zu wohnen, obwohl ich dazu gedrängt worden bin. Ich weiß nicht, was es benötigt, um aus einem Haus einen Tempel zu machen. Sicher, Ihr habt das Amulett-Dings nicht da. Aber wenn Ihr Euch hier umseht, wie Ihr dies Gehöft hergerichtet habt, mit den ganzen Pflanzen, mit dem ganzen Leben, dann muss ich wirklich sagen, es ist Eurer Göttin würdig. Ich meine, seht Euch unsere Häuser an: Haus, Veranda, Garten. Timea hat nicht einmal eine Veranda, und Ataeric nicht einmal Wände. Dann seht Euch Euer Anwesen an. Ich meine, jeder der hier herkommt, merkt sofort, dass dies nicht eine einfache Behausung ist. Und jeder, der Euch begegnet, merkt, dass Ihr ein besonderer Röhrenbewohner seid. Und das ist es, das dieses Anwesen hier zu unserem Mehdora-Tempel macht. Auch wenn man hier keine Amulette bekommt, und auch diesselben, wenn man denn welche hätte, nicht aufladen kann."

Wieder schaut Chelia einen Augenblick schweigend, bevor sie noch hinzufügt: "Und... was ist an unserer Situation eigentlich nicht grotesk?"

Die Priesterin ist nicht so freigibig mit Freundsschaftbekundungen oder gar Körperlichkeiten wie küssen. Auch wenn sie, wie sie Chelia schon sagte, Frauen als potenetille Geliebte sieht, konnte man sich die kühle , beherrschte Priesterin nur schwerlich beim Knutschen vorstellen. Gewiss wirkt die Chira nicht so arrogant wie manche andere ihrer Spezies oder so von oben herab wie macnh Priester. Doch eine derartige Verschwesterung und Ebenbürtigkeit würde sie dennoch abstreiten, wenn sie davon etwas ahnen würde. Auch wenn sie das, was ein Tepel ausmacht, anders sieht, neigt sie lächelnd den Kopf.
"Danke, Chelia, es ist schn zu wisen, das man hier das Wirken Mehdoras spürt."

Wieder einmal kraust sich die Stirn der Priesterin. "Du hast dich geweigert, dich einer Gottheit zu verschreiben? Du sagtest doch, diese Priesterin hätte dir soetwas verweigert?" Leicht verwirrt schüttelt sie den Kopf,
"Nun, grotestk wäre nicht meine Wortwahl, aber ich denke, ich weiss, was du meinst. "

Chelia schaut zunächst reichlich überrascht, dann schüttelt sie ganz energisch den Kopf.

"Nein, nein," antwortet sie. "Da müsst Ihr etwas falsch verstanden haben. Also, das war so: Wie ich in Estichà angekommen bin, ist ziemlich bald Can Tho in meinem Krankenzimmer erschienen. Er war ja damals Oberster der Elurischen Armee, und es war ihm wohl etwas verdächtig, wenn da plötzlich so ein junges Ding aus Vorovis halbtot vor dem Stadttor steht. Jedenfalls hat er mich dann, sobald ich von den Mehdori entlassen wurde, ziemlich unter seine Fittiche genommen. Ob das jetzt an mir lag, oder aber ob er die Vorovisianerin nur unter Kontrolle halten wollte, das kann ich Euch jetzt nicht so genau sagen. Jedenfalls hatte ich zu der Zeit mit seinem Lebensgefährten, dem Kanzler Cheiron Alioth, oder Cynon Erev oder wie auch immer Ihr ihn nennen wollt, was am Laufen. Naja, und Can Tho und Cynon Erev, die hätten wohl sehr gerne gesehen, wäre ich Novizin der Endrakha und später einmal Priesterin geworden. Was Lynelle angeht, die wurde erst nach Can Thos und Cynons Verbannung Priesterin, da war das Ganze für mich schon lange durch. Wenn sie also mit etwas gar nichts zu tun hat, dann mit dem Fakt, dass ich heute eben keine Priesterin bin. Natürlich, wenn ich sie mir so angeschaut habe, von Endrakha zerfressen, von Mayeva scheinbar gemieden, da war ich ganz froh über meine Entscheidung."

"Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber Can Tho hat in beinahe jedem einen Funken Endrakha gesehen. Darauf würde ich jetzt nicht viel geben." erklärt die Chira ruhig, doch ihr Gesicht wirkt dabei wieder so verschlossen wie eh. Erst als sie einen Schluck Tee genommen hat, wirkt sie wieder weniger kühl.
"Lynelle del Sadi? Die Falkenzüchterin? Ich habe sie kenne gelernt, als ich in Esticha war. Einer ihrer Falken war krank. Kein Quell sprudelnder Freude, aber ich mochte sie." stellt die Heilerin klar. "Ihr verdanke ich, das ich die Schlacht überlebt habe. "
Leicht schüttelt sie den Kopf. "Ich kenne durchaus Endrakhi, die anders sind als Lynelle. Es hängt von so vielen Faktoren ab. Meine Cousine ist eine Endrakha und durchaus den schönen Dingen des Lebens zugetan. Kein bisschen düster. "

Aufmerksam hört Chelia zu. Sie nippt nachdenklich von ihrem Tee, der, obwohl sie bereits mehrmals angesetzt hat, kaum weniger geworden ist. Vielmehr scheint das Nippen ein Ritual der Verlegenheit, des Nachdenkens zu sein, nur imstande, ihre Lippen zu benetzen. Der Blick geht wieder auf den Boden vor sich, dann sieht sie Tessya wieder an, aus ihren dunklen Augen, die nun absolut ruhig geworden sind. Man hat den Eindruck, als würde sie sich wohl fühlen in Tessyas Gesellschaft. Die verzweifelte Unruhe, mit der sie anfänglich hier aufgeschlagen ist, ist auf jeden Fall zur Gänze verschwunden.

"Eigentlich sind alle anders als Lynelle," antwortet sie. "Aber hat man denn die Gewissheit, nicht irgendwann so ähnlich wie sie zu werden?"

Sie macht einen Augenblick Pause, nippt wieder am Tee, dieses Mal jedoch ohne den Blick von Tessya zu wenden.

"Endrakha..." fährt sie weiter fort. "Ja, es stimmt wohl, dass ich Endrakha in mir habe. Jedenfalls hat das bisher nicht nur Can Tho behauptet. Das sagten praktisch alle, denen ich begegnet bin. Aber... ich habe auch Mayeva in mir, denn ich liebe es, in Gemeinschaft zu feiern, zu lachen, zu trinken. Ich singe sehr gerne, ich kann sogar Geige spielen, ich habe also wohl auch Arivara in mir. Und als gelernte Schneiderin habe ich wohl auch etwas Kelida in mir. Ich könnte stundenlang unter einem Baum liegen und den Blättern im Wind zusehen, den Vögeln beim Gesang. Da hab ich dann wohl Mehdora in mir. Und wenn ich auf den Metchà schaue, wie die Wellen sich kräuseln, wie der Wind einem durchs Haar fährt, dann ist das wohl auch Sanikas, der aus einem spricht. Wie könnte ich mich da je auf einen Gott beschränken, einem dienen und somit die anderen vernachlässigen? Eigentlich habe ich mich viel lieber, wenn Mayeva aus mir spricht als wenn es Endrakha tut, nur ist letztere eben etwas... durchsetzungsstark."

Liecht schüttelt die Priesterin den Kopf.
"Du bist du, Chelia und nicht Lynelle. Niemand ist wie der andere. Wohin einen der Weg als Priester führt merkt man erst, wenn man ihn geht. Es gibt keine Gewissheit vorher, nur das Vertaruen darin, das es richtig ist."
So, wie sie im sessel sitzt, beide Füße fest auf dem Boden, ruhig und gelassenw wirkt die Mehdori unerschütterlich. Doch inzwischen ist es eher eine heitere gelassenheit, die sie umgibt, jede Spur vorangegangener Ungehaltenheit ist verschwudnen.
"Ich denke es geht den meisten so, das sie sich, je nachdem, zu der ein oder anderen Gottheit hingezpgen fühlen. es ist normal so. Zum besispiel im ersten rausch des Verliebtseins fühlen sich die meisten Jhoulana ganz nah, wenn es ernster wird und es um beziehung oder sogar Familie geht, ist es Majeva und bei Geburt und Kindern Mehdora."
Ein sinnenendes Lächeln legt sich auf ihre Lippen.
"Glaub mir, wenn du dich wirklich zu einer Göttin hingezogen fühlst, merkst du das. Es gibt kein.. ach, den Gott oder den Aspket mag ich aber auch. SIE wird dich rufen, solange und nachhaltig, das es keinen Zweifel gibt. Wenn du es als Beschränkung empfindest, ist es für dich der falsche Weg, eindeutig. " Das Lächeln vertieft sich noch ein wenig.
"Es ist keine Beschränkung. Das heisst ja nicht, das ich, weil ich eine Mehdori bin , die anderen Götter vernachlässige. Sie sind nur eben nicht so stark. Oder denkst du nicht, das selbst Endrakha eine Funken in mich gelegt hat? Ich mich Vanor nicht verbunden fühlte? "

In Chelias Gesicht sieht man mehr und mehr, wie sehr ihr diese Unterhaltung behagt. Man bekommt den Eindruck, dass es das erste Mal ist, dass sie so offen über ihre Überzeugungen spricht, was den Neuen Kult angeht. Und dass sie eben schon sehr oft darüber nachgedacht hat und eben auf die Schlussfolgerungen gekommen ist, die sie nun gerade zum Besten gibt, so sinnvoll oder -befreit wie sie eben sein mögen.

"Ist es nicht so," fährt sie schließlich fort, "dass eine Gottheit ohne die andere gar nicht exisistieren kann? Wenn wir Vanor hernehmen, wie kann Vanor den Regen bringen, ohne dass Sanikas die Wolken entstehen lässt? Wie kann Mehodra ein neues Leben formen, wenn nicht vorher Jhoulana die Liebe entstehen ließ und Mayeva die beiden überhaupt erst zusammengeführt hat? Wenn ich ein Kleid nähe, ist neben Kelida, die die Stiche führt, nicht auch Arivara dabei, die mich lehrt, wie das Kleid eigentlich auszusehen hat?"

Sie setzt kurz ab, dieses Mal jedoch so kurz, dass die Zeit nicht reichen würde, einen Schluck von dem Tee zu nehmen.

"Wisst Ihr, eigentlich mag ich Endrakha nicht. Sie macht so viel kaputt, was andere Götter aufbauen. Sie lässt Schöpfungen der Mehdora Yorom zufließen, sie zerstört, was Mayeva geschaffen hat. Aber es ist unendlich schwer, Endrakha zu verbannen. Es ist so, als ob sie sich immer dann besonders zu Wort melden würde, wenn Ihr es am wenigsten wollt. Ich meine, Enra ist etwas, das ich noch akzeptieren würde. Aber Erakhasta, Eshu und Eyo... nein, so will ich nicht sein. Und doch bringt mich insbesondere Engara immer wieder dazu, ihnen zu folgen."

Wieder macht sie eine kurze Pause, nippt dieses Mal auch wieder von ihrem Tee.

"Gibt es denn einen Weg, Engara zu beherrschen?"

Die Priesterin neigt sich vor , um ihren Becher zur Hand zu nhemen. Wie war sie gerade in diesen klerikalen Exkurs geraten?
Nun sie würde sich dem Theoretischen stellen, wobei sic doch eher der praltische Priestertyp ist.

"Die Götter existieren aus sich selbst heraus." erklärt sie schlicht. "Gewiss ist ihr Einfluß überall und in jedem zu spüren. Ich denke, es sind wir, die ohne sie nicht existieren könnten, ohne die Kraft von Delvan, den Segen von Mehdora und all den anderen. Und nur dort wo etwas vergeht, etwas zerstört wird , wird Platz für etwas Neues ggeeben. Den meisten fällt es schwer, dies als Notwenidgkeit zu akzeptieren."
sie schaut zu Chelia hinüber.
"Genauso ist es mit Endrakha, du kannst nicht eine ihrer Töchter leugnen und dir nur die herauspicken, die dir gefällt. Im Grunde ist es ein immerwährender Prozess, auch Dinge zu akzeptieren, die uns nicht entsprechen, es gibt keine negativen Aspekte, sie kommen uns nur so vor, weil wir die Notwendigkeit dahinter nicht sehen."
Nachdenklich nippt die Mehdori am Tee.

"Ich bin keine Endrakhi.... es geht um Akzeptanz, nicht um Beherrschung. Du solltest sie als einen Teil von dir akzeptieren und nicht dagegen ankämpfen. Überleg mal, hat sie dir nicht schon wertvolle dienste geleistet, wenne s darum ging zu überleben? Was wäre aus dir geworden, wenn du die Töchter endrakhas nicht gehabt hättest?"

Tessyas letzte Frage bringt Chelia zum Nachdenken. Sie nippt an ihrem Tee, ihre Augen liegen im Blick der Priesterin, und doch sind sie nicht da, sonder anderswo. Und so vergeht eine ganze Weile, ehe Chelia zu einer Antwort ausholt.

"Das ist schwer zu sagen," antwortet sie. "Vielleicht wäre ich noch Schneiderin in Vorovis, vielleicht wäre ich aber auch verhungert. Vielleicht wäre ich nie verhaftet worden, vielleicht wäre ich in der Haft gestorben. Sicher wäre ich aber im Dschungel draufgegangen, ich habe mir auch so einige Male überlegt, einfach nicht mehr aufzustehen, nicht mehr zu kämpfen und auf Yorom zu warten. Aber immer wieder habe ich die Zähne zusammengebissen, einen Stock genommen und mich weitergeschleppt. In Estichà hätte sich Can Tho meiner nicht angenommen, ich hätte wohl bei Pet Charmain gewohnt. Ich hätte Christron nie kennengelernt. Ich hätte wohl noch Respekt vor Lynelle."

Sie nippt wieder an ihrem Tee.

"Ich weiß nicht, ob mein Leben besser oder weniger gut gelaufen wäre, wenn ich mich besser beherrschen könnte. Es ist halt manchmal etwas schwer, einfach so zu akzeptieren. Ich meine, es passiert schon oft, dass ich mir hinterher in den Arsch beißen könnte, dass ich mir sage: 'Bei Lijan, wärst du mal besser ruhig geblieben!' Aber es hilft dann halt nichts mehr."

Sie zuckt mit den Schultern, doch hat man nicht den Eindruck als wäre ihr das alles eben nur ein Schulterzucken wert. Dann fügt sie hinzu: "Aber ich habe Euch lange genug aufgehalten, und ich wollte Euch jetzt wirklich nicht zutexten..."

"es sollte nur ein denkanstos sein, ich halte es für recht müssig, über vergangenes zu spekulieren. Es geht vor allem darum, die Situation aus einem anderen Winkel zu betrachten. und neu zu bewerten. Ich denke, das du eben diese Seite an dir akzeptieren lernen solltest, damit du sie beherrschen kannst. sonst wirst du immer das gefühl haben, das sie dich beherrscht."

Mit einem feinen Lächeln schaut sie Chelia an. "keine sorge, wenn es mich gelangweilt oder gestört hätte, würde ich es dir sagen. So wie in der versammlung. keine bange, ich bin da nicht zurückhaltend" stellt sie klar. Das Lächeln vertieft sich und ein unerwartete verschmitzter Ausdruck stiehlt sich in die Augen der beherrschten Priesterin. "Und ich dachte, wir trainieren noch..."