Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Wahrheit oder Lüge?

Es sind gerade zwei Tage vergangen seit der nächtlichen Begegnung zwischen Hel und Chelia.
Die Soa steht schon hoch am Himmel, doch die mitägliche Hitze ist noch fern, als die Chira gemächlich über den sand auf Hels Behausung zugeht.
Gekleidet wie zuvor in ihre schlichte grüne Mehdora-Tracht hat sie ausser ihrer Stofftasche nichts erkennbares dabei.
An der Stufen zu seiner Behausung angekommen, grüßtt sie, falls er nicht auf der Terasse zu sehen ist, hörbar.
"Sichara Hel."

Wie fast immer wenn er zu Hause ist, hält sich Hel im Schatten auf seiner Veranda auf. Der Tisch an dem er sitzt, ist mit Pflanzenproben bedeckt, zwei aufgeschlagene Bücher liegen dazwischen, ein Becher und eine halb geleerte Rumflasche stehen daneben. Er trägt nur die schon gewohnte Saraji mit dem Waffengurt darüber, an dem sein Dolch hängt. Als die Chira ihn grüßt, hebt er den Kopf, greift nach seinem Hemd, daß auf einem Stuhl liegt und streift es sich über. Er steht auf und macht ein paar Schritte auf Tessya zu.
„Sichara. Bitte kommt doch herauf.“: seine Stimme klingt etwas rauh und sein Tonfall ist kühl.
„Was kann ich für euch tun?“: erkundigt er sich.

"Danke" höflich neigt die Chira den Kopf und kommt die wenigen Stufen herauf. Neugierig betrachtet sie das Sammelsurium auf dem Tisch.
Sie weist mit dem Kinn auf das Buch. "Ist das einer der Klassiker oder tatsächlich über die hiesige Pflanzenwelt?" fragt sie mit deutlichem Interesse in der Stimme.
Ihr Ton ist ausgesprochen höflich, und für ihre reservierte Zurückhaltung geradezu freundlich.
"Was für ein Zufall, das geht genau in die Richtung, um die es mir geht. . "
Sie langt in ihre Tasche und zieht einen kleinen Tomkrug hervor, der mit einem Korken verschlossen ist. Rasch ist das Töpfchen entkorkt und Tessya lässt den Inhalt auf den Tisch kullerm
Kleine Beeren, schwarz-rötlich glänzend und ebenso geformt wie Babacyas , bleiben auf dem Holz liegen.
"Wofür haltet Ihr das?" fragt sie

Dem kundigen Blick der Heilerin wird nicht entgehen, daß neben den mehr oder weniger harmlosen Heilpflanzen auch einige ausgesprochene Giftpflanzen auf dem Tisch ausgebreitet sind.
„Eure Frage läßt sich nicht so eindeutig beantworten. Lajacarojis Kompendium der Heilpflanzen in einer zweibändigen Ausgabe, die mir noch nie unter die Augen gekommen ist. Ich kenne das Werk ganz gut, aber in dieser Ausgabe finden sich völlig unbekannte Pflanzen, die im Original nicht enthalten sind. Aber nehmt doch Platz und seht selbst. Kann ich euch etwas anbieten, Wasser, Wein, Rum?“
Damit scheint eine gemeinsame Gesprächsbasis gefunden zu sein, die auch Hels korrekt-distanzierte Haltung ein wenig auflockert. Er sieht ihr zu, wie sie den Inhalt ihrers Töpfchens auf seinen Tisch leert. Er beugt sich über die Beeren, mustert sie kurz und sieht mit einem Schmunzeln auf.
„Normaler Weise würde ich sagen das sind Babacyas, nicht ganz reif oder eine lokale Variante, aber ihr werdet euch sicher nicht den Weg gemacht haben um mir ein paar ordinäre Beeren zu zeigen. Also wird es sich vermutlich um etwas anderes handeln. Habt ihr irgendeine Vermutung?“

Die Ohren der Chira schnellen nach vorn und richten sich gespitzt auf Hel.
"Eine veränderte Ausgabe? Könnt Ihr mir eine der Pflanzen zeigen?"unvermittelt hat er ihr Interesse geweckt und mit einer geschmeidigen Bewegung schiebt sich Tessya auf den Stuhl .
Sie streift sich den Träger der Tasche von der Schulter und zieht erneut etwas aus der Tasche hervor, ein Stück Strauchwerk mit welken Blättern.
"Eine sehr spezielle lokale Variante." erklärt sie fest und schaut ihn nachdrücklich an.
"Wasser mit einem Schuss Wein darin, wenn es Euch nichts ausmacht. Sonst nur Wasser."

Abwartend, bis er sich ebenfalls setzt, deutet sie auf das angewelkte Grünzeug.
"Ich habe mich auf die Suche danach gemacht, nachdem Chelia bei mir war. Sie ist vorgestern bei mir gewesen, sah aus, wie durchgekaut und ausgespuckt. Ihre Erklärung war, das sie ausserhalb der Stadt war, etwas gegessen hat und bei Euch aufgewacht ist. Ihr habt sie zusammengeschlagen." Deutlich kann man ihr ansehen, wie wenig sie davon hält, auch wenn sie sich bemüht, ihre Stimme neutral klingen zu lassen.
"Die Sache stank zum Himmel, entweder sie belog mich, weil sie ihr Vesprechen gebrochen hat, Euch in Ruhe zu lassen oder sie hatte giftige Beeren zu sich genommen. Dachte ich jedenfalls. Tatsächlich sehen die Dinger fast wie Babcyas aus, die Blätter sind ähnlich, aber viel zu dunkel und gezackter und hier der Stengel" sie dreht ihn so, das er den Querschnitt sehen kann "Dreieckig und hohl. Zum Verwechseln ähnlich, wenn man nicht viel Ahnung hat. " Sie hebt den Blick und schaut ihm in die Augen.
"Chelia hat Euch nicht belogen, aus ihrer sicht hat sie Babacyas gegessen. Und die Wirkung muss bei einer Handvoll ziemlich heftig sein." schliesst sie , ohne den Blick von ihm zu wenden. "Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann probiert eine, aber bitte nur eine, das dürfte bei Eurem Körpergewicht reichen." warnt sie ziemlich nachdrücklich.

„Kein Problem. Ich habe sogar ein darin beschriebenes Exemplar gefunden.“ Er nimmt das aufgeschlagene Buch, sucht nach der richtigen Seite und legt es geöffnet vor Tessya. „Und hier das Exemplar das ich gefunden habe.“
Die Pflanze mit dem dicken Stengel und den kleinen, gefiederten Blättern legt er daneben.
„Nach der Beschreibung hier soll der dicke Saft der Pflanze gegen Irritationen der Haut, wie Mückenstiche oder Bisse, leichte Verbrennungen und ähnliches wirksam sein.“
Er überläßt sie für einen Moment der Lektüre, holt Wein und Wasser, einen sauberen Becher. „Bitte bedient euch.“ Hel greift sich seinen Becher und setzt sich neben die Chira an den Tisch. Als der Name Chelias fällt, verhärtet sich sein Gesichtsausdruck, aber er läßt Tessya ausreden. Nach einem Schluck aus seinem Becher, mustert ein paar Herzschläge lang die Chira.
„Was die Babacyas betrifft gebe ich euch Recht. Diese Pflanze ist eindeutig etwas Anderes. Es wird nicht notwendig sein, es hier auszuprobiern, soweit traue ich eurem Urteil. Wenn es euch nichts ausmacht könnt ihr mir ein paar Beeren hier lassen. Grundsätzlich interessiert es mich. Aber jetzt zu dieser elur…. zu Chelia. Wenn ich diese Nacht in meinem Bett geschlafen hätte und nicht hier auf der Veranda wäre ich bereits ein Stück kaltes Fleisch und könnte mir den Hintern auf den Eisfeldern abfrieren. Als sie dann mit der Klinge in der Hand aus meinem Schlafzimmer kam, habe ich sie entwaffnet und schlafen geschickt. Das sie zugedröhnt war bis obenhin, konnte ein Blinder sehen. Das ist der einzige Grund weshalb sie noch atmet. Wenn ihr das also in Ruhe lassen nennen wollt, nur zu. Ich aber habe eine grundlegende Abneigung gegen Leute, die mir einen Vat Stahl zwischen die Rippen jagen wollen, ob nüchtern oder berauscht und ich gedenke nicht ruhig dazu sitzen und abzuwarten, bis sie es wieder versucht und sich dabei vielleicht geschickter anstellt. Beantwortet das eure Fragen?“

Eifrig neigt sich der graue Kopf über das Buch, das Tessya zu sich zieht, mit der anderen nach der Pflanze greift.
Für einen Moment ist sie ganz sie selbst, neugierig und wißbegierig, ganz ohne die sonst pedantisch aufrecht erhaltene Distanziertheit.
Das Hel sich eben sie setzt , stört sie nicht, einen Moment noch widmet sie sich dem Buch, blättert darin. Nun, da ihr Mienenspiel gelöst und entspannt ist, wird Hel deutlich, wie jung sie eigentlich ist, wenn sie sich nicht hinter ihrem Priesterhabitus versteckt.

Während er spricht schenkt sie sich zwei fingerbreit Wein ein und füllt den Rest mit Wasser auf.
Erst dann wendet sie sich im zu und sucht mit ihren Augen seinen Blick.
"Ich hab garkeine Frage gestellt" gibt sie ihm zu Bedenken und ein flüchtiges Lächeln legt sich auf ihre Lippen.
Ohne den Blick von ihm zu wenden, stupst sie leicht mit dem Ellbogen gegen ihn, eine spielerisch-herausfordernde Geste.
"Es ist so leicht zu vergessen, was für ein starrsinniger alter Mann in diesem Körper steckt. Wie alt wart Ihr in Elurien? Ich schätze einiges über 50. Wenn Ihr mit diesem Körper halbwegs ordentlich umgeht habt Ihr noch mal .." abschätzend schaut sie ihn an. "30 Jahre? 35? Das ist eine lange Zeit, Hel. Wofür wollt Ihr diese Zeit nutzen? "
Ihre Finger legen sich um den Weinbecher und ziehen ihn zu sich.
"Ihr wisst selbst, das sie völlig neben sich stand. Ihr seid die größte Bedrohung hier für sie, wer weiss, was dieses Zeug da an Emotionen hochkommen lässt. Ihr kennt euch vermutlich viel besser aus mit Drogen und Giften , also brauche ich Euch dazu nichts zu sagen. Wisst Ihr..."
sie legt den Kopf einw enig schief und betrachtet ihn nu deutlich neugieriger. ".. ihr benehmt euch wie zwei Karkech-Hengste, die einander umkreisen und um eine Herde Weibchen kämpfen. Am besten trennt man sie und sperrt sie weit voneiannder entfernt ein. Oder kastriert sie, damit sie Ruhe geben. Blöderweise seid ihr keine Karkechs."
Sie seufzt und senkt den Blick.

Erstaunlicher Weise ist seine Reaktion ein leises Lachen. Vielleicht ist es dem Rum zuzuschreiben, von dem schon einiges Intus zu haben scheint, oder dem Umstand das er sie im Moment eher als Heilerin sieht, nicht als verhaßte Priesterin. Schmunzelnd erwidert er ihren Blick.
„Glücklicherweise, zumindest in meinem Fall.“: korrigiert er sie amüsiert.
„Eure Schätzung kommt hin. Ganz genau weiß ich es selbst nicht, da sich niemand die Mühe gemacht hat, sich das Jahr zu merken, in dem ich geboren wurde. Starrsinnig? Kommt darauf an. In diesem Fall mache ich mir eher Sorgen um meine kostbare Haut als auf Prinzipien herum zu reiten.“
Er greift nach seinem Becher und nimmt einen Schluck.
„Was ich mit meiner geschenkten Zeit anfangen will? Nun was denkt ihr? Die Stadt unterwerfen und das rote Banner auf das Zentralgebäude pflanzen?“
Ein gewisser Zynismus in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
„Ich will leben, schlicht und einfach leben und damit sind wir wieder bei dieser Chelia. Ich war noch keine halbe Jhane hier und hatte schon ihre Klinge an der Kehle. Sie hat mich wirklich ins Herz geschlossen. Wenn ich eurem Bedrohungsszenario folge, dann wäre es wohl ich, nicht sie, der sich Sorgen machen müßte. Wovor fürchtet sich dieses Zwysel? Vor einem einzelnen Mann mit einer Asnivala? Oder seht ihr hier irgendwelche Soldaten oder Wachen, die ich ihr auf den Hals hetzten könnte?“
Er setzt noch einen leisen Fluch im vorovisianischen Gossendialekt hinzu.
„Also was soll ich eurer Meinung nach tun? Warten bis sie sich wieder Mut einwirft und es nochmals versucht?“

"Ihr könnt am Zentralgebäude aufhängen, was Ihr wollt, rote Flaggen oder Eure Unterhosen. Wetten, das sie am nächsten Tag nicht mehr da sind? DIe Stadtgeister werden sie aufräumen und gewaschen und gebügelt in Euren Schrank legen." kontert die Chira lax.
Sie nippt an ihrem Wein und schaut Hel über den Rand des Bechers an.
"Ängste sitzen tief und sind unlogisch. Ich bin eine einzelne Priesterin und Vella fürchtet sich zu Tode vor mir. Weil ihre Erfahrung so schlimm sind. Chelias Erfahrung mit Vorovis waren wohl ebenso schlimm. Und Ihr seid kein harmloser Mann, Hel."

Nachdenklich rollt sie den Becher zwischen den Händen.
"Hm. nein... das denke ich , müsst Ihr nicht fürchten. das nächste Mal wird sie Euch herausfordern." Tessya schüttelt den Kopf und sucht Hels Blick.
"Tragt es aus, ohne das dabei einer umkommt und der Schaden zu groß wird. Reden brächte nicht viel, denn Ihr traut Chelia nicht und sie würde ebenfalls nicht annehmen, das Ihr Eure Wort haltet. Im Grunde.." sie lächelt schief.
"Im Grunde sind doch die Hälfte der Leute hier Verräter, je nachdem , von welcher Seite man es betrachtet. Vella hat ihren ursprünglichen Glauben verraten und ist Vorovisianerin geworden. Chelia hat Vorovis verraten und ist Elurierin geworde.Wer weiss,wen oder was Ataeric alles verraten hat.Ihr habt ziemlich viele verraten... wer und was seid Ihr jetzt? Wer wollt Ihr sein?"
fragt sie leise und nachdrücklich, während ihre so ungewöhnlichen Augen mit der schönen Fellzeichnung auf ihm ruhen.

„Mit den Ängsten habt ihr zweifellos Recht .“: stimmt Hel nach einem Moment des Überlegens zu um ihren Blick mit einem schmalen Lächeln zu begegnen. „Nein, ich bin nicht harmlos und das ist auch gut so. Es hält mich am Leben. Ich habe ihr die Chance gegeben, die Klingen über unsere Differenzen entscheiden zu lassen, ehrlich und sauber, Stahl gegen Stahl, Wille gegen Wille.“
Er hebt die Rechte in einer Geste des Bedauerns.
„Ich war es nicht, der sich in stumpfsinniges Geschwätz geflüchtet hat. Aber ihr habt es auf den Punkt gebracht, reden ist sinnlos, ich traue ihrem Wort soweit ich ein Roputan werfen kann. Übrigens, ihre Forderung hat sie mir schon überbracht. Sie will sich mir prügeln.“
Er lacht leise auf.
„Glaubt sie denn, sie hat es mit einem besoffenen Matrosen auf Landgang zu tun? Außerdem was für einen Sinn hätte eine Prügelei? Ein Kampf, der keine endgültige Lösung herbei führt ,bringt genau so viel wie reden, nichts. Er verschiebt den Zeitpunkt der wirklichen Auseinandersetzung nur auf später.“
Er füllt etwas Rum in seinen Becher und hört ihr weiter zu.
„Was spielt es für eine Rolle wer ich sein will? Jede Persönlichkeit ist das Ergebnis der jeweiligen Vergangenheit, von Entscheidungen, von Handlungen, von Irrtümern und Überzeugungen. Wer auch immer wir sein möchten, wir bleiben was wir sind. Die Vergangenheit ist unabänderlich.“
Nach einem Schluck von seinem Becher fährt er fort.
„Aber ich nehme nicht an, daß es meine Vergangenheit ist, die euch so interessiert. Was also wollt ihr von mir?“ Er begegnet ihrem Blick mit kühlem Interesse.

"Mich mit Euch austauschen" kommt es so prompt, wie man etwas sagt, über das man nicht nachdenkt.
Sie deutet auf die ausgebreiteten Pflanzen auf dem Tisch. "Euch warnen, genau hinzu sehen. Mit wem sonst sollte ich darüber reden? " Sie zuckt etwas die Schultern, zieht den Becher zu sich und nimmt einen Schluck.
Den Kopf ein wenig schräg gelegt, betrachtet sie ihn. "Das jedenfalls ist das naheliegende. Doch das meint Ihr nicht. Wisst Ihr." fährt sie im leichten Ton fort. "Ich habe über Euch gehört, aber ich weiss nicht, wer Ihr wirklich seid. Wie ich Euch einschätzen soll. Und ich sehe es anders, die Erfahrungen, die wir machen, formen uns zu dem, wer wir sind. DIe Vergangeheit ist nicht zu ändern, das stimmt, aber wir können sie anders bewerten. Machen wir neue und andere Erfahrungen, haben wir die Möglichkeit, uns zu verändern. Das Leben ist ewiger wandel, man muss es nur zulassen. Doch je älter man ist, detso schwerer ist es." fügt sie mit einem frech anmutenden Lächeln hinzu.
"Übrigens sagt meine Schwester immer: Es ist besser, sich mit zuverlässigen Feinden zu umgeben, als mit unzuverlässigen Freunden. Bei Euch weiss ich wenigstens, woarn ich bin.
Nachdenklich nimmt sie einen der Kräuterstengel in die Hand.
"Ich glaube Eure Auseinandersetzung ist wie ein.. klären der Rangfolge, ein reinigen der Luft. Danach wird für eine Weile Ruhe sein, der Verlierer wird seine Wunden lecken. Aber es ist erst einmal geklärt, wer der Stärkere ist. Vielelicht hat das auch was mit Machtanspruch zu tun, Chelia war Jahajas und Ihr Reichsprovisor. Wobei ich persönlich das albern finde bei so wenigen Bewohnern, aber ich bin ja auch nur ein kleines, unscheinbares Licht in der Röhre."

Etwas überrascht zieht Hel eine Augenbraue hoch.
„Austauschen?“ Dann nickt er: „Ja warum nicht. Hier scheint es schon auf den ersten Blick genug zu tun zu geben. Weit mehr als einer von uns allein bewältigen könnte und ich streite nicht ab, daß hin und wieder ganz gut tut sich mit jemandem zu unterhalten, dem man nicht jedes dritte Wort, das man in den Mund nimmt, erklären muß.“
Er setzt sich bequemer hin und streckt seine Beine unter dem Tisch aus. Es liegt im Moment keine Feindseeligkeit in seinem Blick, eher Interesse und vielleicht sogar etwas Neugierde.
„Danke für eure Warnung, aber ich bin es gewohnt, genau hinzusehen.“: entgegnet er ruhig.
„Vielleicht ist aber auch nur so, daß man mit den Jahren lernt sich nicht mehr so leicht in die Karten sehen zu lassen. Hätte ich meine Vergangenheit nicht neu bewertet, wäre Chelia längst im großen Schweigen. Ich stehe immer noch unter Eid, auch wenn Vorovis nur mehr eine Fußnote der Geschichte ist. Sie ist nach unserem Recht eine Hochverräterin und Hochverrat wird mit dem Tod bestraft. Es ist nicht nur mein Recht, sondern meine Pflicht ihr den Kopf vor die Füße zu legen. Ich habe es nicht getan und dafür habe ich meine guten Gründe. Was ich bin wollt ihr wissen? Ich bin Strandgut, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Anachronismus, ein Überbleibsel einer vergangenen Epoche.“
Kühl ohne Bitterkeit und Selbstmitleid fallen seine Worte. Dann lacht er leise auf.
„Eure Schwester fängt an mir symphatisch zu werden. Wir haben übrigens ein ganz ähnliches Sprichwort.“
Für einen Moment sieht er sie an und in seinen Augen glitzert es plötzlich.
„Rangfolge? Machtanspruch? Das meint ihr doch nicht ernst, oder?“
Kalt und harsch ist sein Tonfall, aber er legt seinen Emotionen Zügeln an.
„Ich hatte die Ehre die tapfersten und besten Soldaten der Röhre in die Schlacht zu führen. Mein Wort war in Vorovis nur dem des Herrschers unter geordenet und im Exil Gesetz. Seht euch um. Seht ihr hier irgend etwas Vergleichbares? Irgend etwas das die Mühe lohnen würde, sich an die Spitze zu kämpfen? Meint ihr wirklich das ich auch nur einen einzigen Herzschlag meiner geschenkten Zeit damit vergeude, um so etwas wie dieses elurische Zwysel unter meinem Kommando zu haben? Bei Lijans silbernen Klauen, wofür haltet ihr mich?“
In seiner Stimme schwingt Verachtung und die kalte Arroganz, die so typisch ist für die Kommandeure der Schwarzen Stadt.

Die empfindlihen Ohren der Chira zucken und wenden sich der ein wenig nach hinten, doch mehr Reaktion erfolgt nicht, lässt sie seine WOrte an sich abperlen, wie sie es schon Morgens auf dem Steg getan hat.

DIe Chira gibt einen ungeduldigen Laut von sich
"Oh bitte Hel, packt Eure Vorovisen Stimme wieder ein, an mir ist das verschwendete Liebesmüh. Wenn wir uns in die Abgründe von ich hätte müssen, ich sollte und würde können versteigen, dann sollte ich garnicht hier sein und mit einem Verräter und Ketzer sprechen. Meine Welt ist äusserst lebendig, die Allianz erstarkt und blüht und es gab und gibt unglaubliche viele Geburten. "
Sie schüttelt leicht den Kopf.
"WIe ich sagte, Eure Vergangeheit, wie glouriös Ihr sie auch selbst bewerten mögt, interessiert mich nur wenig. Ihr seid jetzt hier, nicht mehr und nicht weniger wert als wir alle. Es geht nicht wirklich um Macht...." die Stirn gekraust sucht die Chira nach Worten. "Es ist wie.. in einem Rudel Wölfe, irgendwann muss geklärt werden , wer das stärkste Tier ist und wer die schönste Wölfin bekommt, das beste Essen. Versteht Ihr, wie ich meine? Ich glaube, die Gruppe hier funktioniert gerade auf ähnlich archaische Weise, wobei eine nicht unerhebliche soziale Komponente eine Rolle spielt, das Schwächere geschützt werden."

Sie nimmt einen Schluck Wein und schaut ihn über den Rand hinweg an. "Meine Schwester und ich hatten ungefähr 10 Yane die selben Lehrer und die selbe Erziehung. Unsere Sichtweise ist sehr ähnlich, auch wenn ich einen völlig anderen Weg gewählt habe."

Der Ärger verschwindet aus seinen Gesichtszügen, als wäre er nie dagewesen. Kühl und beherrscht hört er ihr zu. „Ihr begeht zwei grundsätzlichen Irrtümer, Tessya. Es geht immer um Macht. Was ist euer Rudel, wenn nicht eine hierarchische Struktur? Aber das nur am Rande. Wenn ihr oder Andere euch einer Gruppe zugehörig fühlen wollt, dann ist es eure Sache. Eure Wertmaßstäbe und eure soziale Komponente sind eure Probleme, nicht die Meinen. Kämpft in eurem Rudel worum ihr wollt, klärt was immer ihr wollt. Ich werde euch nicht aufhalten, solange man mich in Frieden läßt. Hier bin ich ein freier Mann, bin niemandem Respekt, Rechenschaft oder gar Gehorsam schuldig. Ich gehöre niemanden, wie ich hier lebe, mit wem ich zusammen arbeite, welche Entscheidung ich treffe, ist einzig und allein meine Sache. Ich mische mich nicht ungefragt in eure Angelegenheiten und eure Gruppe tut gut daran, es genau so zu halten. Organisiert euch wie immer ihr wollt, aber laßt mich aus dem Spiel. Habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?“: erkundigt er sich ruhig.
Er begegnet ihrem Blick.
„Heißt es nicht der Weg ist das Ziel?“ Er läßt die Frage im Raum stehen und greift nach seinem Becher.
„Eure lebendige Welt ist so wie meine Zerstörte auf der anderen Seite. Aber abgesehen davon, eure Aussage, daß die Allianz erstarkt, ist höflich ausgedrückt, fraglich.“ Sein Tonfall läßt nicht drauf schließen, daß er sein Gegenüber provozieren will.

Wie immer lässt sich die Chira nicht aus der Ruhe bringen, nein sie lächelt sogar leicht.
"Ich denke, Ihr begeht den zwei entscheidenden Fehler. Ihr könnt nicht kein Mitglied der Gruppe sein. Wenn Ihr Euch irgendwo in den Wald zurückziehen würdet, hätte es vielleicht eien Chance. Aber Ihr seid hier, mittendrin statt nur dabei."
Leicht wiegt sie den Kopf. "Und sobald Ihr in Kontakt mit einem anderen tretet, seid Ihr ein Teil, ob Ihr das gut findet oder nicht. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, werden wir hier soweiso nur überleben, wenn wir zusammen arbeiten. Aber das wird sich zeigen."
Das Lächeln der Chira vertieft sich noch ein wenig und zum ersten Mal liegt in ihrer Stimme ein deutlich sanfterer Ton.
"Und das Soziale.. nun Hel, Ihr seid bisher der EInzige, der sich schützend vor jemanden gestellt hat, dem man ziemlich deutlich anmerkt, das er einen aus der Gruppe vor allen Gefahren beschützen möchte. Euch bedeutet Vella mehr, als Ihr zugeben wollt, anderen gegenüber , ihr gegenüber und vermutlich auch Euch selbst. Also tut nicht so, als würde Euch das alles garnichts angehen. Niemand scheint sehr erpicht darauf zu sein, sich bei anderen einzumischen, jeder lebt so vor sich hin. "
Sie hebt leicht die Schultern.
"Mein Weg war bisher, möglichst viel zu lernen, das scheint hier schwieriger zu werden aber nicht unmöglich. "