Forum Übersicht - RE: Feuerprobe - 2

"Hmm...die Insel ist also zu klein für Euch beide und Euer unverschämt großes Ego." schlussfolgert der Barde sinnhaft, kratzt sich dabei den Bart und nickt äußerst sarkastisch. Schließlich seufzt er jedoch, blickt Chelia mit gekrauster Stirn nach und schüttelt leicht den Kopf, ehe er leise spricht: "Reicht für euch denn nichtmal die Verfrachtung in eine neue Welt, das Auslöschen jeglicher Titel, Religionen, Banner und Strukturen, um euch für mindestens eine verfluchte Woche nicht an die Gurgel zu gehen?" etwas hilflos hebt er die Arme, tritt wieder einen Schritt auf die ehemalige Jahajas zu. "Ist es wirklich besser jederzeit mit dem Tod zu rechnen, als einfach über seinen Schatten zu springen und sich zu einigen?"

Chelia hebt abwehrend die Hände und macht einen Schritt zurück. Entschlossen und heftig schüttelt sie den Kopf, und ihre Augen blitzen auf, als sie Javero ansieht.

"Bei Lijans geringeltem Schweif," sagt sie dann alles andere als unaufgeregt, "was soll ich denn machen, wenn das verfickte Mrocloma sich genau vor meinen verfrellten Klamotten niederlässt? Nackt rumlaufen, weil er mir sonst eine Asnivala ins Gesicht halten würde? Was kann bei Endrakha ich dafür, dass der genau mich auf dem Kieker hat?"

Sie lässt die Arme wieder sinken, und scheint sich zeitgleich auch zu beruhigen. Die Aggression auf ihrem Gesicht verschwindet, ihr Blick wird wieder weich, ja beinahe etwas traurig.

"Vielleicht sollte ich mich echt einfach mit ihm duellieren. Komme was wolle, danach hab ich meine verfrellte Ruhe."

Sie gibt einem kleinen Stein, der am Boden gibt, einen Tritt, so dass er, sich um sich selbst drehend, davonfliegt.

"Darum geht es doch garnicht..." meint der Barde leise, muss dann bei einem weiteren Gedankengang aber schmunzeln. "Obwohl es mich wundert, dass du so prüde bist und dich schämst Nachts nackt herum zu laufen. Du hast doch wirklich nichts zu verstecken." der kurze Anflug von Heiterkeit wird durch die nächsten Worte aber auch schon wieder belastet. Etwas näher tritt er heran, hebt die Hand und streicht Chelia mit dem Fingerknöchel kurz über die Wange. "Kopf hoch, Jiàma." spricht er sacht und lässt einen kurzen Moment der Stille einkehren, ehe er fortfährt. "Nicht dass ich mich damit sonderlich gut auskenne, aber kann man sich nicht duellieren, ohne sich gleich umzubringen?" erkundigt er sich laienhaft nach den Gepflogenheiten kämpferischer Machtspielchen.

Chelia scheint sich der humorige Gedankengang des Barden nicht ganz zu erschließen. Jedenfalls gelingt es Javero dieses Mal ausnahmsweise nicht, ein Lächeln in das Gesicht seiner Freundin zu zaubern. Wenigstens hört sie ihm zu - und wer Chelia kennt, weiß, dass dies, sollte etwas in ihrem Kopf umgehen, dies absolut keine Selbstverständlichkeit ist. Als er geendet hat, bleibt sie ruhig. Ihr Stiefel zwingt einen weiteren Stein, sein angestammtes und liebgewonnenes Heim zu verlassen und sich irgendwo im Gestrüpp eine neue Bleibe anzueignen. Ihr Blick scheint gedankenverloren auf den Schellen an seinem Bein zu ruhen. Und die Schneidezähne bearbeiten wieder einmal ihre Unterlippe - ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie nachdenkt. Schließlich kehren ihre Augen zu Javeros Gesicht zurück. Ihr Blick ist ernst, doch ruhig. Dann beginnt Chelia doch zu sprechen.

"Ein Duell wird genau nach den Regeln abgehalten, auf die man sich vorher einigt. Natürlich, wenn Asnivale, Asnichare, Torrakhe und solche Sachen im Spiel sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass einer am Ende über Yoroms Eisfelder wandelt. Wenn es ein reines Mreccara-Duell ist, oder aber meinetwegen Mreccara mit Stock, dann ist es möglich, dass der Verlierer überlebt. Er wird zwar etwas die Hucke voll kriegen, aber er kann überleben, falls dies der Sieger zulässt. Man kann schließlich jemanden auch mit bloßen Händen umbringen."

Sie macht eine kurze Pause, als ob sie prüfen wollte, ob Javero denn auch verstanden hat.

"Allerdings ist bei einem Duell wichtig, dass beide einverstanden sind. Und ich weiß nicht, inwieweit Hel Nergal auf ein Duell ohne tödliche Waffe eingehen würde. Und - inwieweit er mein Leben schonen würde. Denn dies als Bedingung auszuhandeln, würde er doch wieder nur als Feigheit auslegen, und so würde sich dann wohl auch wenig ändern. Wenn ein Duell, das wir beide überleben, überhaupt etwas ändert."

Wieder ist sie eine Weile lang ruhig, bevor sie hinzufügt: "Das Problem ist, wie soll ich mit Hel ein Duell aushandeln, wenn er mir seine Klinge unter die Nase hält, wenn ich ihn auch nur kurz ansehe, oder, wie heute, nur hinter ihm vorbeigehe?"

Javero folgt der Belehrung über das etablierte Duellsystem aufmerksam und nickt schließlich verstehend, als Chelia kurz inne hält. Seine Lippen verziehen sich zu einem schmalen Lächeln, während er die Hände in die Hosentaschen schiebt und sich etwas der frischen Brise entgegen dreht, welche vom Metcha heranweht. "Dann finden wir es heraus." spricht er motiviert. "Das nächste Mal versuchst du einfach nicht nackig in seinen Rücken zu schleichen und dann ist er vielleicht auch nicht direkt so hoch im Blut. Das wird schon werden. Es ist ja auch keine Feigheit, sondern reiner Pragmatismus, wenn man, in Anbetracht der Situation, die spärliche Bevölkerung nicht gleich ausdünnen will. Ich komme einfach mit und wir schauen, dass wir was ausgehandelt bekommen. Wenn er sich nicht drauf einlässt, haben wir auch nicht viel verloren, hm?" neugierig schaut der Spielmann zur Seite, abwarten wie Chelia den Vorschlag aufnimmt. Sein Fußballen tippt ein paar Mal locker in den weichen Sand, doch das charakteristische Klingeln bleibt aus, da er das Schellenband bei seinen übrigen Sachen zurückgelassen hat.

Zaghaft, wie eine Blume, die nach einem der seltenen Regenfälle ihren Kopf durch die harte Scholle der Wüste streckt, legt sich ein Lächeln auf Chelias Lippen. Ein Lächeln in einem ernsten Gesicht zunächst, das sich nur langsam ausbreitet, um auch die Augen miteinzubinden. Und doch ist es kein ansteckendes Lächeln, nein, so fragil erscheint es, dass man es beschützen möchte, hegen und pflegen, damit es die Strahlkraft erreichen kann, die man bereits darin gesehen hat. Ganz leicht geht der Kopf auf und nieder, stimmt damit dem eben Gesagten zu. Einmal tief atmen, dann legen sich zwei Arme um Javero. Fest drückt Chelia den Barden an sich, dass man bereits befürchten muss, ihm könne die Luft wegbleiben. Ein kaum hörbares "Vemec!" erreicht sein Ohr. Nach einer gefühlten Ewigkeit erst lösen sich die Arme um seinen Oberkörper, und Chelia macht einen Schritt nach hinten. Lächelnd sieht sie den Musiker an.

Das zarte Pflänzchen der Freude in den Herzen zu säen verstand der Barde nun wahrlich als sein Handwerk, doch war es wohl gleichsam eine Berufung dessen Früchte er zu schätzen und zu lieben wusste. Mit einem feinen Lächeln betrachtet er den fragilen Wandel und schließt Chelia in die Arme, als diese sich an seine bloße Brust drückt, welche sich warm und belebt von der frische des Nachtwindes abhebt. Der Dank wird unerwidert vom Wind fortgetragen, stattdessen senkt der Barde den Schopf und haucht einen Kuss auf den Scheitel der Elurierin. Als sie sich wieder löst, erwidert er ihr Lächeln und nickt dann leicht gen Stadt. "Na komm, ich bring dich nach Haus'." schlägt er vor und macht sich dann auch schon daran sich in Richtung seiner abgelegten Sachen zu wenden. Diese Nacht hatte andere Züge angenommen, als er vermutet hätte, doch Spielleute waren nun wahrlich flexibel.

Nun, die Nacht war knisternd geworden. Zunächst waren es noch die knisternden Feuerkugeln gewesen, die die nachtschwarze Dunkelheit durchbrochen haben. Dann war es knisternde Spannung, hervorgerufen von zwei unversöhnlichen Bewohnern der Insel, verfeindet bis aufs Blut. Und nun war es knisternde Romantik, hervorgerufen von einem sich wenigstens scheinbar liebenden Paar, das in trauter Zweisamkeit Zärtlichkeiten austauscht. Wie könnte man dies Knistern durch unnötiges Sprechen zerstören? Chelia nickt nur auf Javeros Aufforderung, nimmt seine Hand und wendet sich zum Gehen.

Nun mochte ein Dichter die Szene einer "knisternden Romantik" wahrlich anders beschreiben, doch die Vertraulichkeit wird zweifelsohne ausgetauscht und der Weg gemeinsam beschritten. Javero packt seine Sachen zusammen und die Schritte führen alsbald vom Strand fort und hin zur Stadt, wo sie letztendlich unter dem Deckmantel Vesanas an Chelias Haus verklingen...