Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » In den Straßen der Stadt

Um den Schrei hinter sich kümmert er sich nicht, aber es ist ihm sehr danach die gleiche Frage zum Himmel zu brüllen. Seine Hand schmerzt bis hinauf zur Schulter und der Stoff des Kittels der aussieht wie Papier aber keines ist, klebt an der Haut und treibt ihm den Schweiß aus den Poren. Mit aller Energie die er aufbringen kann , schiebt er Fragen und Ereignisse dieses hostinosverfluchten Tages in den Hintergrund und konzentriert sich auf das Naheliegende. Er bleibt bei einem Brunnen stehen, trinkt sich satt und steckt zuerst den Kopf unter das kalte Wasser, dann seine zerschlagene Hand. Er wäscht das Blut fort und läßt die Hand solange unter dem Wasserstrahl bis sie schmerzt. Erst dann bewegt er sie vorsichtig und stellt zufrieden fest, daß nichts gebrochen ist. Trotzdem würde die Linke für eine Weile zu nichts zu gebrauchen sein. Dann macht er sich auf, ein paar Häuser zu durchsuchen. Er klopft jedesmal und als er die Türe geöffnet hat, die unerklärlicherweise alle geöffnet sind, ruft er zuerst, bevor er das Haus betritt. Nach drei Häuser hat er zusammen, was er zu brauchen glaubt. Eine fremdartige Klinge mit lackierter Scheide, die einer Asnivala ähnelt, ein wenig kürzer als die Standardarmeewaffe und statt einer Parierstange mit einem rundes Stichblatt versehen, die in seiner Hand liegt, als wäre sie für ihn gemacht und den dazugehörigen Waffengurt. Einen einfachen, schmucklosen Dolch mit Scheide, ein paar leichte Hemden, eine Segeltuchhose, ein großes orangenes Tuch mit blauen Muster, zwei kleinere Tücher, ein Salbe die nach Kräutern roch, ein paar Lebensmittel, zwei Flaschen eines ihm unbekannten aber hochprozentigen Schnapses, Feuerstein und Stahl, eine kleine Lampe und Öl, die er in einen ledernen Umhängebeutel packt. Am liebsten hätte er sich den gleich umgezogen, doch er wollte sich waschen, bevor er die frische Kleidung anzog. Draußen im Garten hatte er einen Brunnen gesehen, aber der Metcha war nicht weit und plötzlich überkommt ihn das Bedürfnis sich kopfüber ins Wasser zu stürzen. Außerdem wäre Salzwasser für seine wunden Knöcheln genau das Richtige. Es dunkelt schon als er sich bepackt mit seiner Beute auf den Weg macht, aber das stört ihn nicht. Als er am Strand abseits des Hafens angekommen ist, kann er noch genug erkennen, packt seine Sachen unter einen Baum und reißt sich dann mit einem Ruck den verdammten Kittel vom Leib. Auf dem Weg hinunter zum Wasser gleitet sein Blick über seinen Körper und er bleibt so plötzlich stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Ungläubig betastet er sich, immer wieder. Aber es ist nicht daran zu rütteln, seine Narben sind ausnahmslos verschwunden. Keuchend bricht er in die Knie. Ein Schrei löst aus seiner Kehle, hallt wie das wütende Heulen eines Raubtieres über den Strand und hinaus auf den Metcha. Dann brüllt er mit zurückgelegtem Kopf in die beginnende Nacht: „Du hast mir alles genommen, alles! Meine Heimat, meine Freunde, die Frau die ich geliebt habe. Willst du mir nun auch noch meine Vergangenheit nehmen? Die Pest über dich! Ich sage mich los von dir! Hörst du! Ich sage mich los von dir!“ Geifernd schnappt er nach Luft, will weiter brüllen und schreien da spürt er das er im Begriff ist das Tor zu öffnen, das ins Chaos des Wahnsinns führt. Er zwingt sich mit der eiserne Disziplin seiner langen Ausbildung ins Auf und Ab seines Atems, fast von selbst nimmt sein Körper Meditationshaltung ein. Als sich sein Rücken strafft, er die Augen schließt und die Hände ineinander legt, beginnt das stumme Ringen, bis er die Wogen in seinem Geist glättet und die Schwingen seines Atems tragen ihn dorthin wo die Stille herrscht, in tiefste Versenkung.

Der Raum ist nicht nur dunkel, sondern absolut still. Wie hypnotisiert starrt er auf die kleinen Symbole vor ihm, als könne er sie allein durch die Kraft seines Blickes entschlüsseln. Wie lange er hier bereits steht kann er nicht einmal sagen, er runzelt die Stirn als ihm dies bewusst wird und der Anblick der leuchtenden Knöpfe wird mehr und mehr zu einem leisen Zupfen in seinem Bewusstsein, welches nicht mehr als eine immer stärker werdende Verwirrung hervorzieht. Ataeric löst seinen Blick und schaut an sich hinunter: Die eigentlich dunkelgrünen Schuppen seiner Rüstung wirken in dem dunklen Raum geradezu Schwarz, genau wie die verstärkten Stiefel :“ Wie passend..“, murmelt er leise und legt den Kopf leicht schief, als wenigstens der Anblick und das Gewicht der Waffe an seiner Seite ein vertrautes Gefühl in ihm wecken. Mit der behandschuhten Rechten fährt er sich über die Seite und bekommt auch dort einen deutlich kleineren Griff zu fassen, der ihn lediglich Nicken und anschließend umdrehen und einige Schritte gehen lässt ehe das plötzlich aufflammende Licht ihn wieder innehalten lässt. Ist das Licht vorhin nicht erst ausgegangen? Er blinzelt in dem künstlichen Schein und beschleunigt seinen Weg durch den Gang, die Stufen hoch. Hatte er dort nicht vor langer Zeit Schritte gehört?
Lautlos öffnet sich die Tür vor ihm, doch erst der Anblick eines blutverschmierten Spiegels bringt ihn dazu erneut anzuhalten. Das Blut ist bereits schwarzrot und doch hat sich darauf eine kleine Fliege niedergelassen in der Hoffnung noch etwas nahrhaftes aus den trockenen Krusten zu ziehen. Die hübsche Kommode neben dem mannshohen Spiegel verrät kostbare Handwerkskunst, genau wie der dicke Teppich der seine Schritte dämpft und dessen Länge über den ganzen Flur geht. Gedankenverloren fährt er mit dem Leder an seinen Fingern über das helle Holz, kein Staub, kein Schmier – im Gegenteil, wurde die Holzmaserung fein säuberlich mit einer pflegenden Ölpolitur herausgearbeitet,wie es sich für ein Möbelstück dieser Art gehört. „ Hallo?“ ruft er durch den Gang vor sich, so verlassen wie sich das Haus gibt scheint es ja nicht zu sein!“ Ist hier jemand?“ bekommt er jedoch auch darauf keine Antwort, was ihn den Gang folgen lässt.
Frische, salzige Luft kommt ihm in der Halle entgegen die ebenfalls großzügig mit einem Teppich ausgelegt ist. Der Szenerie die dieser darstellt – sicher aufwändig hineingewebt – schenkt er keine Aufmerksamkeit, Salz? Warum riecht es hier nach Salz, es sollte kein Meer in der Nähe sein! Was den nächsten Gedanken nach sich zieht, was ihn das so sicher wissen lässt. Sicher ist er sich aber, dass er nicht wie ein alter Mann die Stufen der breiten Treppe hinaufschleichen sollte. Schwer lässt er eine Hand auf das hölzerne Geländer fallen und blickt keuchend in die Halle herunter, als die letzte Stufe erklommen hat. Die gleiche Atemlosigkeit befällt ihn als er durch das offene Tor des Hauses tritt und er lehnt sich rasch an den stabilen Rahmen. „Hrm,“, gibt er unzufrieden grunzend von sich und bemerkt erst dann seine völlig ausgedörrte Kehle. Wann hatte er zuletzt etwas getrunken? Wo? Mit wem?
Seine hellen Augen wandern über den im verblassenden Licht des Tages nur unzureichend beleuchteten Platz, was er sieht reicht jedoch aus die nicht nur unbekannte, sondern völlig fremd wirkende Stadt zu erfassen: „Was?“ entkommt ihm heiser und er stösst sich von dem stützenden Rahmen ab, die Erschöpfung abstreifend wie einen zu alt gewordenen Mantel und taumelt durch den Garten, der nächsten Gasse entgegen. Einige Zeit und viele verlassene Häuser später ist er geradezu dankbar für das gut hörbare Gebrüll, welches das einzige Lebenszeichen in dieser sonderbar gepflegten und doch verlassenen Umgebung zu sein scheint. „ Nur nicht aufhören..“, murmelt er im Selbstgespräch an den Unbekannten, der seine Verzweiflung aus dem Leib schreit und ihm den Weg zum Strand weist. Malerisch mutet der feine, weiße Sand unter seinen knirschenden Stiefeln an, den der Metcha trotz des aufgefrischten Winds lediglich mit sanften Wellen befeuchtet. Nur ab und zu säumt ein Baum seinen Weg, dessen Blätter unter Delvans strengen Blick Erleichterung versprechen, jetzt in der Nacht aber nur noch mehr Dunkelheit bieten. Zu hören ist nichts mehr, bis auf das zufriedene Glucksen des Wassers und hin und wieder der Schrei eines Nachtvogels, der den Strand auf der Suche nach Beute überfliegt. Ataeric hat seine Suche mittlerweile aufgegeben, schaltet sich stumm einen Dummkopf nicht wenigstens eine gut gefüllte Öllampe aus eines der Häuser mit hierher genommen zu haben um zumindest einen Weg zurück in die Straßen zu finden, als er über ein weggeworfenes Bündel stolpert. „ Hey!“ gibt er maulend von sich, bis ihm im gleichen Augenblick wieder einfällt warum er hergekommen ist und er sich suchend umblickt:“ Ist hier wer!?“

Da gehts weiter

Er hat noch eine Weile auf der Veranda gesessen und über die veränderte Lage nachgedacht. Der auf rätselhafte Weise aufgetauchte Teppich beunruhigte ihn mehr, als der stümperhafte Mordversuch Chelias. Irgendwer beobachtete ihn und verstand es ungesehen und unbemerkt in sein Haus einzudringen, Gegenstände zu hinterlassen und verschwinden zu lassen. Vom Sicherheitsstandpunkt ein Albtraum. Aber es gab nicht viel, daß er tun konnte. Wachen hatte er keine, die das Haus Tag und Nacht bewachten hätten können und er mußte hin und wieder schlafen. Er hatte keine Lust sich jede Nacht in einer anderen Unterkunft zu verstecken. Abgesehen davon, war auch nicht sicher ob er damit seine Beobachter abschüttelten konnte. Was ihn noch mehr beschäftigte, war die Frage warum ein unsichtbarer Beobachter auf sich aufmerksam machte? Was für einen Sinn konnte das haben? Wollte man ihn nervös machen? Ihn durch dauernden psychischen Druck mürbe machen?
Er wußte nur zu gut, daß man mit derartigen Angriffen sehr weit kommen konnte. Er konnte nicht ganz ausschließen, daß einer seiner Mitgestrandeten darin verwickelt war, aber er glaubte es nicht.
Es war die Stadt oder vielmehr diejenigen die dahinter steckten. Es war zwar höcht unbefriedigend, aber mehr als Vorkehrungen zu treffen und abzuwarten konnte er nicht. So macht er sich Richtung Stadt auf. Er hält sich bei seiner Streiftour an den Ostteil der Stadt, den er sich noch nicht angesehen hat. Vor allem ist er auf der Suche nach Waffen und haltbaren Lebensmitteln. Als er gefunden hat was er braucht und noch ein paar Sachen dazu gepackt hat, macht er sich mit seinem Bündel auf den Weg. Das Himmelsfeuer steht schon weit im Westen, als er in einem Vorgarten der Häuser auf der breiten Straße, die vom Hafen zum größten Gebäude der Stadt führte, sein schweres Bündel abstellt und Rast macht. Er setzt sich unter eine Laube, von der aus er die Straße im Blickfeld hat und öffnet einer der Weinflaschen, die er gefunden hat. Vorsichtig probiert er und mit einem anerkennenden Nicken nimmt er einen kräftigen Schluck. Es ist immer noch recht heiß und es kann nicht schaden noch eine halbe Jhane zuzuwarten.