Forum Übersicht - Unter der Stadt » Zwischen Traum und Wirklichkeit

Helles, warmes Licht dringt durch Iras Augenlider. Sie sieht wie durch einen Schleier, etwas verschwommen und verzerrt, als es ihr gelingt die Augen zu öffnen. Über ihr brennt eine große Lampe, deren Licht sie geweckt hat. Die Decke über ihr ist weiß und sie fühlt sich leicht wie eine Feder, so als würde sie auf eine Wolke schweben. Sie hat keinen Wunsch, keine Fragen und keine Sorgen nur dieses grenzenlose Behagen das sie ausfüllt und durchdringt. Ein heller Fleck schiebt sich in ihr Blickfeld und verwandelt sich langsam in das Gesicht einer Frau von solch exotischer Schönheit das Ira die Augen schließt und ein paar Atemzüge wartet, bevor sie sie wieder öffnet. Ein großes Staunen blüht in ihrem Behagen. „Das ist sie also und sie ist wach.“: stellt die Unbekannte fest als sie auf Ira herabsieht. Eine andere Stimme außerhalb ihres Blickfelds antwortet: „Ja, werte Ashme, das ist sie. Ihre Toleranz gegen die Droge ist erstaunlich. Aber trotzdem sie euch wahrnimmt zeigen alle Parameter, daß sie schwer berauscht ist.“ Ira hört die Worte und sie versteht sie auch, doch sie sind nicht wichtig für sie. „Ist sie wiederhergestellt?“: frägt die Schönheit. „Vollständig, werte Ashme.“: ertönt die andere Stimme. „Ich frage mich was Misaki in ihr sieht?“: sagt die exotische Schönheit, beugt sich ein wenig zu Ira herab und streicht ihr leicht mit der Rechten übers Gesicht. Exquisiter Duft steigt Ira in die Nase, schwer und exotisch.

Ihr Lachen ist wie der Klang von Silberglocken, die eine sanfte Brise zum Klingen bringt. „Nein, ich bin nicht Jolana. Aber ich danke dir für dieses Kompliment. Ein Süßeres hat mir noch niemand gemacht.“ Für einen Moment lächelt die Schönheit auf Ira herab. „Meine Schwester würde drei Tage vor lauter Wut keinen Bissen hinunterbringen, wenn sie das zu Hören bekommen hätte.“ Dann sieht das Gesicht über ihr zu Seite. „Wird sie sich erinnern können?“: frägt sie und eine Stimme antwortet ihr. „Unwahrscheinlich und wenn, dann höchstens wie an einen Traum, Transzendierte.“ Wieder erklingt das melodiöse Lachen. „ Nun denn, wenn sie schon träumt dann soll sie zumindest wissen von wem sie träumt. Ich bin Ashme, kleine Wildkatze, die Auserwählte der Göttin.“ Nochmals berührt sie die Hand mit den tiefrot lackierten langen Fingernägeln sanft an der Wange. „Um Misaki brauchst du dir keine Sorgen zu machen, sie ist in meiner und damit in der Obhut der Göttin. Es wird ihr nichts geschehen, wenn sie endlich Vernunft annimmt.“

Für einen Moment lang kann Ira eine andere Gestalt sehen, die in Weiß gekleidet ist und Gebilde aus Metall und Glas, die jede Vorstellung übersteigen. Doch dann sinkt ihr Kopf auch schon wieder kraftlos zurück und das schöne Gesicht über ihr füllt wieder nahezu ihr ganzes Blickfeld aus. Amüsiert lächelt Ashme auf Ira herab.

„Schon wieder ein Kompliment. Wie süß! Jolana? Nein, Ira, Jolana gibt es nicht. Sie ist eine Erfindung eurer Priester, eine Lüge, nicht mehr. Ich diene der Herrin über Leben und Tod, der wahren und einzigen Göttin.“: Ehrfurcht klingt in ihrer Stimme mit. Einen Moment schweigt Ashme und als sie weiterspricht, schwingt wieder der amüsierte Unterton in ihren Worten mit: „Ja, meine Schwester ist schön. Sie ist sicher der Meinung, daß sie noch schöner ist als ich. Aber ich glaube es gibt kaum einen Unterschied in unserem Aussehen. Wir sind Zwillingsschwestern, Shanee und ich und langsam verstehe ich was Misaki an dir findet. Kriegerin, mutig, respektlos, gewalttätig, aufsässig und doch loyal, ganz wie sie selbst. Meine Schwester würde dich mögen, sehr sogar. Fast schade, daß sie dich nicht zu Gesicht bekommen wird. Doch eine Misaki reicht mir gründlich, kleine Wildkatze.“

Die Exotin steicht Ira übers Haar. „Du kannst bald weiter träumen. Vielleicht siehst du Misaki wieder, vielleicht nicht. Es liegt in der Hand der Göttin, nicht in der Meinen. Ich trage nur dafür Sorge, daß ihr an nichts mangelt und ihre Sicherheit im Metatorion gewährleistet ist.“ Ashme zieht ihre Hand zurück. „Es wird Zeit das du wieder schläfst. Es ist fast schade, daß du dich an nichts erinnern wirst, wenn du gesund aufwachst, aber unumgänglich.“
Sie wendet ihr Gesicht von Ira ab und sagt: „Gebt ihr noch etwas von der Droge. Ich will nicht, daß man ihre Erinnerung löschen muß, wenn sie sich wider Erwarten nach dem Aufwachen doch erinnert.“

„Schläft sie schon?“: erkundigt sich die Exotin. „In ein paar Sekunden, werte Ashme. Die Droge wirkt sehr schnell.“: antwortet ihr die Weißgekleidete. Nochmals dreht sich Ashme zu Ira um. „Vielleicht, kleine Wildkatze, vielleicht, aber jetzt schlaf und vergiß.“: sagt Ashme und beobachtet wie Ira die Augen zufallen und ihr Atem flacher wird. „Macht sie fertig für den Transport.“: befiehlt Ashme und geht ein paar Schritt auf eine in die Wand eingelassenen, grauen Tafel zu, drückt auf eine Taste und wartet bis das Bild eines älteren Mannes auf der Tafel aufleuchtet. „Wir sind hier fertig. Sie soll auf keinen Fall in Misakis Haus zurückgebracht werden. Laßt sie in das überwachte Haus am zentralen Platz bringen, am Besten jetzt gleich. Es sind derzeit drei Reinkorporierte anwesend, es besteht also keine Notwendigkeit jemanden abzustellen, der bei ihr bleibt bis sie aufwacht. Misaki ist festzuhalten, aber seht dazu, daß ihr nichts fehlt und eins Mikhail, ich dulde keine Nachlässigkeiten und Fehler der Hüter mehr. Also sorgt dafür, daß alles schnell und effektiv über die Bühne geht, oder tragt die Konsequenzen.“: sagt Ashme zu dem Bild auf der Tafel, daß ihr knapp antwortet. Dann drückt sie nochmals auf die Taste und als das Bild erlischt verläßt sie den Raum in dem Ira in tiefer Betäubung liegt. Nur der Hauch eines süßen, schweren Parfums bleibt zurück.