Forum Übersicht - RE: In den Dächern der Stadt - 2

Kaar brummelt leise, denn gedanklich hatte er sich tatsächlich mit Flöhen und anderem Getier beschäftigt. Doch bevor er etwas entgegnen kann, fordert der Platz seine Aufmerksamkeit ein, zu dem er wieder hinsieht. Die kleine Gruppe aus den zwei fremden Frauen und dem Vorovisen verlassen gerade die Schenke und Kaar kann gerade noch sehen, wie sie ein Haus weiter als das, welches sie durchsucht hatten, betreten. „Glaubst du die kennen sich?“ überlegt er laut und klopft nachdenklich mit den Fingern an dem hölzernen Balken zu seiner Linken. „Die Kleine war auch aus der Allianz“, erwartet er auf das Gemurmel keine Antwort, sondern sieht im nächsten Moment wieder zu seinem Bruder, was ihm ein breites Grinsen entlockt. „Aber sowas von. Wenn du nicht aufpasst, dann lauft ihr Beide morgen kahlgeschoren unter Delvans strafendem Angesicht herum und könnt euch den nicht vorhanden Pelz verbrennen lassen. „Keine Flöhe!“ hebt er drohend den Zeigefinger, weist dann aber auf einen Holzklotz unweit von ihm. „Lass uns was essen, willst du die erste Wache?“

„Die Flöhe?“ will Gronk grinsend wissen, folgt dann aber dem Blick seines Bruders, der ihm jedoch wenig Aufschluss gibt, da er aus dieser Perspektive nicht auf den Platz hinabsehen kann. So erhebt er sich bemüht langsam, um das Tierchen nicht zu verscheuchen und sieht gerad noch, wie die Gruppe in einem Hauseingang verschwindet. „Na wär schlecht, wenn die verheiratet sind und sich nicht kennen.“ Grinst der Bärtige breit, kratzt sich mit aufgestellten Fingern den Hinterkopf und zuckt dann mit den Schultern. „Sollten zusehen, dass wir morgen jemanden finden, der uns aufklären kann. Man, ich bin echt dankbar hier zu sein und so…“ macht er eine ausladende Geste mit beiden Armen. „…ist aber schon irgendwie alles echt seltsam.“ Die Stirn in tiefe Runzeln gelegt, blickt der Riese zu seinem Bruder, lacht dann aber dröhnend auf, als dieser die Kahlrasur androht. „Als ob es dich nicht mehr schmerzen würde als mich, jeden Tag die kahlgeschorene Rübe deines Bruders sehen zu müssen.“ Er wischt sich gut gelaunt über den kurzen Haarschnitt, ehe er Kaar zustimmend zunickt. „Ich nehm die Erste. Hab mich noch nie so sehr drauf gefreut die verdammten Monde zu sehen.“ Während Kaar bereits zum improvisierten Lager geht, schaut Gronk noch einmal nach dem Tierchen und der zurückgelassenen Aprikose…

„Beschwört es noch herauf“, weist Kaar mit dem Finger erst auf den kauenden Affen und dann auf seinen Bruder, als diese Unisonso von Flöhen sprechen. Die kleine Frucht aus seiner Hand kullert unauffällig Richtung Pelztier, ehe er zustimmend nickt.“ Der Wirt sprach von einem Roald und seinen Leuten. Vermutlich hat der nen Hof oder so außerhalb. Wir können morgen den Wirt nach dem Weg fragen, vielleicht bekommen wir dort ein paar mehr Antworten oder eine Orientierung wo wie hier sind. Er kaut seine eigene Frucht zu Ende und wirft den Stein über den Mauerrest. „Die Monde“, murmelt er leise, mehr im Selbstgespräch und sieht in den Horizont, wo man natürlich noch keine sehen kann. Das wird wirklich ein schöner Anblick, gleich wie viele Vesana in den Nachthimmel schicken wird und einer, von dem er nicht dachte ihn noch einmal sehen zu können. Nachdenklich senkt er den Blick zurück auf seine Hände, bewegt die Finger einmal durch und schaut anschließend wiedr hoch, zu seinem Bruder.“ Ich hab ein paar alte Decken gefunden, aber glaub nicht, dass es sich hier nachts abkühlt.“

Gronk beobachtet mit einem Schmunzeln, wie sich das Äffchen über die Aprikose hermacht und da er sich nicht an dem kleinen Mitesser stört, gesellt er sich zu seinem Bruder. Diesem wird einmal verhältnismäßig sanft der Rücken geklopft, dann lässt sich der Riese einfach auf dem Boden nieder, den Rücken gegen einen Pfeiler gelehnt und die Beine lang von sich gestreckt. Mit einer knappen Geste fordert er das Messer des Älteren ein und zerteilt das gebratene Kaninchon in zwei Hälften, um eine davon Kaar zu reichen. „Wirst du es ohne Besteck überleben?“ fragt er neckend, versenkt aber bereits die Zähne im Fleisch, ohne eine Antwort abzuwarten. Das Fleisch ist ungewürzt und ohne jegliche Raffinesse gebraten, an manchen Stellen sogar vom Feuer angeschmurgelt und mit einem sehr durchdringenden Röstaroma versehen, dennoch kommt es Gronk vor wie ein Festbankett, sodass er genussvoll aufstöhnt und gleich einen weiteren Bissen nimmt, ohne sich groß um Manieren zu scheren. „Nie verkehrt. Zur Not als Kopfkissen.“ Murmelt er zwischen den Bissen als Antwort. Dann herrscht erstmal Stille, bis das Kaninchongerippe abgenagt ist und erstmal achtlos auf dem Boden landet. „Gute Idee. Mir ist es ehrlich gesagt sogar lieber den Kopf des Ganzen zu finden und zu verhandeln, als hier wie ein Idiot vorgeführt zu werden. Vielleicht weiß dieser Roald mehr." Während er sich die Finger ableckt, gleitet sein Blick noch einmal zu dem Äffchen und diesmal klaubt er eine Walnuss aus dem Beutel, um sie dem Tierchen zuzurollen.

Der Ältere gibt ein kurzes Schnauben von sich, welches man als Lachen interpretieren kann, als er nach dem Besteck gefragt wird. Es ist wohl Antwort genug, als er ebenso hungrig wie wohlig brummend in das saftige Fleisch beißt und die Augen beim Kauen schließt. Antworten auf die Fragen haben sie heute nicht gefunden, so wissen sie immer noch nicht wo genau sie sind oder wohin die Straßen aus der Stadt hinausführen – aber Kaar fühlt sich so zufrieden wie schon lange nicht mehr. „Er fängt an mir zu gefallen“, schmunzelt er in Richtung des possierlichen Tierchens, wobei offenbleibt, ob er damit den Kraftausdruck oder das reinliche Putzen meint. Er holt ein winziges Tüchlein aus der Hosentasche, mehr ein Einstecktuch, als das es für irgendeinen praktischen Nutzen gedacht wäre, aber der Weißhaarige gibt ihm einen Sinn, als er sich damit die Fingerspitzen reinigt. „Wir sollten den Wirt morgen fragen, wo wir diesen Kerl finden“, ist somit auch der morgige Tag beschlossen.“ Vielleicht bekommen wir ja doch noch ein paar Informationen aus ihm heraus,“ die kleine Hoffnung, ehe er sich eine der Decken zwischen Mauerrest und Kopf stopf. „Vergiss nicht mich zu wecken“, der nicht unbegründete Hinweis zu seinem Bruder, der nu zu gern die Zeit nachts vergisst. Während er die Augen schließt wird es Dunkel, als Vesana ihre Decke über die Röhre wirft, doch nicht zeitgleich still. In den Städten der Röhre könnte man nun noch den Trubel der Tavernen, Kaschemmen, eines Handelshafens oder die Geräusche von Kutschen und Feiernden hören, bis spät in die Nacht schlafen die Großstädte selten, beleben grölende Matrosen, betrunkene Soldaten und kichernde Huren die Kulisse. Hier dagegen sind es lediglich die Laute der Tiere, ein Rascheln dort, ein Schrei wiederum aus einer anderen Richtung, die die Nacht erfüllt. Dennoch hebt sich bald der Brustkorb regelmäßig, als Zeichen, dass Kaar in die Arme der Nachtgöttin gefunden hat..

„Ja, mir auch.“ Stimmt der Riese schmunzelnd zu, dessen Blick noch einmal das flauschige Wesen streift. Er verkneift sich den Einfall, dass man dem Äffchen ja einen Namen geben könnte – was sein Bruder sicher nicht gern hören würde – stattdessen nickt er zu dem Vorhaben, den neuen Tag betreffend. „Ich kann mit dem Kerl auch mal ne Runde im Hinterzimmer verschwinden, wenn er uns weiter für Dumm verkaufen will.“ Bietet er an, ohne eine Antwort zu erwarten, aber von einem knackenden Geräusch begleitet, welches seine Faust verursacht, als sie sich ballt. Ein breites Grinsen trifft Kaar, als dieser ins Gedächtnis ruft, den Wachwechsel nicht zu vergessen, dann erhebt sich der Riese, geht zum Wassereimer um dort einen Schluck zu trinken und sich das Fett vom Fleisch von den Fingern zu waschen. Einen Moment lang bleibt er stehen, räkelt die Arme über den Kopf und gibt dabei ein wohliges Grunzen von sich, ehe er sich noch zwei Aprikosen aus dem Beutel schnappt und sich mit diesen wieder an den Pfeiler lehnt. In die Eine beißt er hinein, die Andere hält er dem Äffchen hin, versucht es noch etwas näher zu locken. Gronk vertreibt sich mit dem Pelztier die Zeit, bis die Soa gänzlich verloschen ist. Fast schon eilig rappelt er sich hoch und tritt unter dem Halbdach hervor, um den Blick gen Himmel zu recken. Zwei hübsche Pastellmonde werfen ihr sanftes Licht vom tintenschwarzen Firmament, bloß noch geschmückt von nebligen Lichtchimären, die Vesanas Nachtkleid wie Silberfäden durchwirken. Ergriffen lässt sich der Bärtige auf den staubigen Dielen nieder, schaut in den Himmel und über die Dächer der leblosen Stadt hinweg. Nur hin und an gleiten seine Augen zurück unter das Dach, suchen den Umriss des Bruders in der Dunkelheit, um sich zu vergewissern, dass er noch da ist. Die Nacht verstreicht, doch Gronk spürt keine Müdigkeit, nicht das Bedürfnis die Wache abzugeben. Er hat nie etwas Belebenderes gespürt, als den Duft der Nacht zu riechen, den Glanz der Monde über die Dächer fließen zu sehen und den leisen Atemzügen seines Bruders zu lauschen. Was, wenn er einschläft und beim Aufwachen feststellt, dass alles nur ein Traum war? Kein Risiko, dem er auf ewig wird entgehen können, irgendwann wird er schlafen müssen, doch noch fühlt er sich viel zu wohl, um auch nur ein Auge zu schließen. So bleibt Kaar eine erholsame Nacht vergönnt und Gronk sitzt auch im ersten Tageslicht noch dort, sollte die Geisterstadt keine unangenehmen Überraschungen für sie bereithalten.

Die Zutraulichkeit des kleinen Äffchens kommt recht unverhofft, passt aber in die Stimmung des bärtigen Riesen, der immer schon ein Herz für heimatlose Streuner hatte. Niedlich ist das exotische Tierchen und als es so inbrünstig sein Lieblingswort wiederholt, muss Gronk lachen, ehe er nickend zustimmt. „So siehts aus, Kleiner. Alles Idioten. Lass dir nichts anderes erzählen.“ Witzelt er und freut sich über die stille Gesellschaft. Ein paar Mal fühlt er sich verlockt die Hand auszustrecken und zu überprüfen, ob das Fell wirklich so weich ist, wie es aussieht, doch hält er sich zurück, um das Tierchen nicht zu verschrecken. Ein weiterer, eher sorgloser Rundumblick über die Dächer der Stadt, wie er in dieser Nacht dutzende Male erfolgt, doch als Gronks Blick zu dem Äffchen zurückkehrt, ist es verschwunden, als wäre es nie dagewesen. Sogleich ruckt sein Kopf zu Kaar herum, doch da dieser immer noch schläft, brummt der Riese nur leise und schmunzelt in sich hinein. Vielleicht kommt der Winzling ja nochmal wieder.
Mit dem ersten Licht des Tages erhebt sich der Bärtige, räkelt sich ein wenig und stapft schließlich gemütlich zu seinem Bruder. Schnaufend rumpelt er sich auf den Boden , ehe er leicht an Kaars Schulter rüttelt. „Hey Prinzesschen. Augen auf, die Sonne lacht! Und wie sie lacht, Hölle! Hast du schonmal so verdammt lautes Vogelgezwitscher gehört? Ist ja wie in so einem schnuckeligen Märchen.“ Gluckst er vergnügt.

Kaar ist schnell wach, blinzelt aber im Licht der ersten Delvanstrahlen, ehe er die Arme hebt, sich reckt und anschließend mit Daumen und Zeigefinger über den gepflegten Bart streicht. „Welche Farbe hatten sie?“ will er gähnend wissen, denn die Monde müssen besonders schön ausgesehen haben, wenn sein Bruder völlig auf den Schlaf verzichtete. Es folgt ein kurzer Rundumblick über die zerstörte Dachhälfte, dann greift er nach einer prallen, glänzenden Frucht und beißt seufzend hinein. Der morgendliche Lärm unterscheidet sich in dieser Stadt deutlich von der gewohnten Kulisse. So könnte man jetzt eigentlich das Rumpeln von fuhrwerken hören, die Morgengrüße, die sich Arbeiter und Handwerker zu Beginn des Tagwerks zurufen und das Schnattern der ersten Bediensteten, die auf dem Weg zum Fischmarkt sind. Stattdessen ist es ein tosendes Vogelgezwitscher, in das sich die Rufe anderer Tiere mischt, das den Morgen begrüßt. „ Götter ja, ganz schön laut“, entgegnet Kaar verspätet auf die Bemerkung und tritt an den Rand, um in Richtung Schenke und den Platz der Tänzerin zu sehen.“ Hat sich was getan?“

„Rosa oder so und irgendwie Gold!“ berichtet der Riese sehr bereitwillig und dem breiten Grinsen nach zu schließen, hat er den Anblick wirklich ausgiebig genossen, auch wenn er nun nicht mit dichterischen Farbbeschreibungen dienen kann. „Ne, war alles ruhig.“ Hat sich auch Gronk eine Frucht geschnappt und schlendert nun an die Seite seines Bruders, wobei sein Blick unwillkürlich nach einem kleinen Fellknäul Ausschau hält. „Killer hat ne ganze Weile mit mir Wache gehalten. Hmm, na eigentlich hat er geratzt, aber er hat ziemlich dicht bei mir gelegen. Ganz schön zutraulich, der Knirps.“ Ein saftiges Knacken erklingt, als Gronk herzhaft in den Apfel beißt und dabei fast die Hälfte der Frucht auf einmal im Mund verschwinden lässt. „Gut geschlafen?“ schielt er nach einem Blick über die morgendlichen Dächer zur Seite. „Wir sind immer noch hier, also … wars wohl kein Traum.“ Das Schaben auf dem Dach lässt Gronk erst die Brauen und schließlich den Kopf zum Dach emporheben. Alarmiert ist er diesmal nicht, offenbar ist hier einiges an Getier unterwegs. Als das kleine Fellbündel an der Dachkante erscheint, lacht er auf und dreht sich ein Stück weit, um dem Äffchen dabei zuzuschauen, wie es die Beute herunterschleppt. „Killer!“ ruft er erfreut aus und geht dann sogleich in die Hocke. „Guck dir das an!“ das begeisterte Staunen, mit dem er dabei zusieht, wie das Pelzknäul die Frucht ins Rollen bringt. „Hölle, der Knirps revangiert sich!“ eilig greift die Pranke nach dem fruchtigen Kleinod, in welches er sogleich hineinbeißt.

Der herzhafte und wohl durchaus auch begeisterte Biss in die Frucht gerät in eine jähe Starre, als Gronk ein Geruch in die Nase steigt, der am ehesten an den Zustand erinnert, wenn man nach einer durchzechten Nacht in seiner eigenen kotze aufwacht. Er verzieht das Gesicht, will auch bereits dem Drang folgen das übelriechende Ding auf den Boden zu spucken, schmeckt aber rechtzeitig genug den durchaus feinen Geschmack und summt überrascht auf. Seine Brauen schnelle empor und er beginnt wieder -etwas vorsichtiger - zu kauen, wobei das Summen lauter wird. "Wenn das mal nicht ein Geheimtipp ist!" feiert er das Geschenk des Äffchens mit einem breiten Grinsen. "Niemand der bei Verstand ist würde hier reinbeißen, wenn er einmal dran gerochen hat!" fliegt die halbe Frucht kurzerhand Kaar entgegen, damit dieser ebenfalls kosten kann.