Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Nuva che Odvana

Schweissbedeckt und mit wild pochendem Herzen wacht Tessya auf, ihr Atem ringt heiser in der Kehle, rau wie nach langem Schluchzen. Ihr Wangen sind nass vor Tränen, abrupt setzt sie sich auf.
Stille umfängt sie, Stille und Dunkelheit, sie war nicht mehr dort, sondern irgendwo auf dieser verlorenen Insel.
Mit einer fahrigen Geste fährt sie sich über das Gesicht, wischt die Tränen fort. Nur langsam beruhigt sich Herzschlag und Atmung, bewusst füllt sie die Lungen und zwingt sich zur Ruhe.
Sie war wieder dort gewesen, zwischen all dem Blut und dem Schmerz und dem Tod. Hatte den kupfrigen Geruch des Blutes in der Nase und dem dunklen Rauch der Yorom-Feuer.
Hastig schüttelt sie den Gendakne ab, nein, sie wollte nicht mehr daran denken.
Die Morgendämmerung ist noch fern, das spürte sie und trotzdem mochte sie nicht an Schlaf denken.
Mit einem Ruck wirft sie die dünne Decke von sich und steigt aus dem Bett. Um diese Zeit würde sie niemandem begegnen, wem auch? Mit den wenigen Bewohner …..

Nur mit einer kurzen Hose und einem knappen Top bekleidet schlüpft sie aus dem Haus und tritt auf den Hof. Genießend hebt sie das Gesicht dem silbrigen Mondlicht entgegen, atmet tief und seufzt befreit.
Hier war es viel besser, viel viel besser. Vielleicht sollte sie zum Meer hinunter gehen?
Links von sich gewahrt sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung, hastig wendet sie sich um und muss leise Lachen. Mit steil empor gerecktem Schwanz steht der schwarte Kater an de Kante des Daches und maunzt auffordernd.
„Ach , Arkadasch, lädst du mich zu einem Spaziergang ein?“ fragt die Chira belustigt. „Na dann komm“
Ebenso unhörbar wie der Kater schlendert sie vom Hof, gefolgt von ihrem schwarzen Vierbeinien Schatten, der an der Kante entlang balanciert und dann über die Mauer weiter schlendert. Elegnat springt der Kater auf die Streasse, rast zum nächsten Baum, um ihn empor zu klettern und auf einem weiteren Hausdach zu landen.
Schmunzelnd schaut Tessya ihm nach, zögert kurz und tritt an den Baum.
Wieso nicht dem kleinen Kerl folgen? Es sah ja niemand ihr Benehmen und alles , was ihr half, den nächtlichen Albtraum zu verscheuchen, war ihr nur recht.
Entschlossen langt sie nach dem untersten Ast und hat sich nur kurz späte auf das Dach gehievt.
Vorsichtig balanciert sie den First entlang und wirft einen Blick über die ins Mondlicht getauchte, verlassene Stadt.

Wer Einsamkeit sucht, findet sie in dieser Stadt mit Sicherheit, dröhnt die Stille bar jeder Belebung mit den Trommeln der Verwaisung. Ablenkung hingegen, scheint einem hier nur unter Eigenmotivation vergönnt, denn wer soll Abhilfe schaffen, wo das Leben derart rar gesät ist? Tessyas Motivation ist offensichtlich und möglicherweise auch von Erfolg gekrönt, doch ist die Nacht nicht gnädig genug ihr die Ablenkung mit der erwünschten Einsamkeit zu gewähren. Kaum ein paar Dächer weiter, öffnen sich die spitzen Firsten für ein kleines Flachdach, welches unter den Kronen flankierender Bäume als nachträglicher Bau zwei Häuser miteinander verbindet. Die Monde bescheinen das Dach mit flirrenden Irrlichtern, welche durch das Blattwerk gefiltert ein romantisches Lichtspiel erschaffen. Auf dem Dach bewegt sich eine Gestalt, die auf den ersten Blick hin fremd scheint, immerhin kennt man jeden Bewohner dieser Insel. Blondes langes Haar fällt über die schmalen Schultern und ein helles, tuchartiges Gewand hüllt sie in schlanke Konturen. Es ist jedoch die Stimme, die jäh erklingt und die erstaunlich bekannt vorkommt, ist es doch der sonore Klang des Barden, welcher sich in die Nacht hinein webt. Ein genauerer Blick offenbart nun auch das Ausmaß der Chimäre, hat sich der junge Spielmann in ein weißes Bettlaken gehüllt, während auf seinem Kopf die hellen Zottel eines Wischmops sitzen.

"Eilet, eilet davon, ihr feurigen Rosse der Sonne, eurem Nachtlager zu - - ein solcher Führer, wie Delvan ist, würde euch bald nach Westen gepeitscht, und in einem Augenblick den Tag in düstre Nacht verwandelt haben - - Spreite deinen dichten Vorhang aus, liebebefördernde Nacht! daß die Augen des müden Dasoal nicken, und unbesprochen und ungesehn Romeo in diese Arme fliege. Liebende sehen genug zu ihren zärtlichen Geheimnissen beim Glanz ihrer eignen Schönheiten: Oder wenn die Liebe blind ist, so taugt sie am besten zur Nacht. Komm, stille Nacht, gleich einer sittsamen Matrone ganz in Schwarz gekleidet; komm und lehre mich ein gewinnreiches Spiel verlieren, das um ein paar unbefleckte Jungferschaften gespielt wird - - Verhülle das unbemannte Blut, das meine Wangen erhitzt, in deinen schwarzen Schleier, bis die ungewohnte Liebe kühner wird, und in ihren brünstigsten Ausbrüchen nichts als Unschuld findt. Komm, Nacht, komm, Romeo, komm du Tag in der Nacht, denn du wirst auf den Flügeln der Nacht weisser als Schnee auf eines Raben Rücken liegen; komm, holde Nacht, komm, liebende, schwarz-augichte Nacht! Gib mir meinen Romeo, und wenn er einst sterben muß, so nimm ihn und schneid ihn in kleine Lichter aus, und er wird dem Antliz des Himmels eine so reizende Anmut geben, daß die ganze Welt in die Nacht verliebt werden, und den Flitter-Glanz der Sonne nichts mehr achten wird - - O wie lang, wie verdrießlich lang ist dieser Tag, so lang, wie die Nacht vor einem Festtag einem ungeduldigen Kinde, das neue Kleider bekommen hat, und sie noch nicht tragen darf."

Spricht die Stimme inbrünstige Worte in die Nacht, wobei die zarten Gesten das Schauspiel malerisch unterstreichen.

"O, hier kommt meine Amme - und bringt mir Nachrichten - -jede Zunge, die meines Romeo Namen ausspricht, ist die Zunge eines Heiligen für mich - - Nun Amme, was gibt's neues? Was hast du hier? Weh mir! was ist begegnet? warum ringst du die Hände?"

Spricht er weiter und bückt sich rasch, um ein Spitzenhäubchen aufzuheben, welches auf die provisorische Perücke gesetzt wird.

"Ach! daß's Gott erbarm'! er ist tot, er ist tot, er ist tot! wir sind verloren, Fräulein, wir sind verloren! - - Ach, daß's Gott erbarm! er ist hin, er ist umgebracht, er ist tot!"

nimmt er die Rolle der Amme an und lässt sich theatralisch auf die Knie sinken. Aufgespungen und das Häubchen abgezogen, mimt er im nächsen Moment wieder Julia, deren Stimme klar und gefühlvoll durch die Nacht hallt:

"Kann der Himmel so mißgünstig sein?" ...
"Was der Himmel nicht kann, kann Romeo - - O Romeo! Romeo! Wer hätte sich das einbilden können, Romeo?"

antwortet die Figur der Amme und schnell wird klar welches seltsame Spiel hier in deutlicher Unterbesetzung vorgetragen wird. Erstaunlich textsicher, aber etwas holprig durch den Requisitentausch, mutet das Stück an, welches der Barde zu seiner eigenen Unterhaltung in nächtlicher Abgeschiedenheit inszeniert.