Forum Übersicht - RE: Unbekannte Umgebung - 2

Ganz so jung ist der Mann nicht, der dem Chira gegenübersteht. Auf den zweiten Blick merkt der Neuankömmling, daß der Mensch sicher mehr als dreißig Stürme erlebt hat. Sein halblanges Haar ist von einem dunklen Braun, daß wie der kurz geschnittene Vollbart hie und da ein graues Haar aufweist. Ungefähr 180 Clat groß, kräftig gebaut, die Haut vom Himmelsfeuer gebräunt, bewegt er sich selbstsicher mit der Geschmeidigkeit eines geübten Kämpfers. "Ein Armband also! Euer Wunsch ist mir Befehl.": erwidert er scherzend auf den Vorschlag Timeas. "Damit habt ihr meinen Tag schon gerettet.". fügt er hinzu, bevor er sich an dem Chira zuwendet. "Dann laßt uns gehen, bevor uns die Soa noch das Hirn aus dem Kopf brennt."

"Schön dann los." die beiden Männer im Schlepptau, schlendert Timea barfuß durch die verwaist wirkende kleine Gasse, biegt zweimal ab und steuert eine etwas breitere Straße an. Schon jetzt fallen dem Chira mehrere Dinge auf - zum einen gehört der Garten, in dem sich seine neue Bekanntschaft gesonnt hat, wohl jemand anderem, zum anderen setzt sich der Mangel an Bewohnern weiter fort. Aber auch hier wirkt nichts heruntergekommen, alle Behausungen sind gepflegt und durchaus schmuck zu nennen, als seien die Besitzer gerade alle auf Urlaubsreise.

Die junge Händlerin steuert ein kleines Häuschen mit einem nur schmalen Vorgarten an, öffnet ein schmiedeeisernes Gartentor und gleich darauf die Haustür und deutet einladend ins Innere. "Immer herein in die gute Stube !" Averok muß sich beim Eintreten ganz schön bücken, ist die Türe doch für normal große Menschen und nicht für Chiras ausgelegt.

Das Erdgeschoß besteht aus einem einzigen Raum, der in verschiedene Bereiche aufgeteilt ist. Er entdeckt luftige Gardinen an den Fenstern, ein fröhlich-bunter Läufer auf dem Boden und eine farblich dazu passende Decke auf einer schmalen gemütlichen Liege im Wohnraum, dazu ein kleiner TIsch und zwei bequeme Sessel. Auf der anderen Seite des Raumes steht kleiner Esstisch mit passenden Stühlen und eine kleine Kommode, auf der eine bauchige Vase mit bunten Blumen steht. Eine schmale Stiege führt am Ende des Raumes hinauf in den ersten Stock, in dem sich wohl auch der Schlafraum befinden dürfte.

Auch einen kleinen ordentlichen Küchenbereich kann er entdecken, den Timea denn auch gleich ansteuert. "Setzt euch doch ich komm gleich !" ruft sie über die Schulter und lässt die beiden kurz alleine.

Für einen Moment schaut sich Hel um, bevor er seine Tasche abstellt, die Asnivala richtet, so das sie ihn nicht stört und sich setzt. Er blickt Timea nach, um sich dann dem Chira zu zuwenden. „Jetzt habt ihr schon ein Viertel der Bevölkerung kennen gelernt. Mit euch sind wir jetzt zu Acht. Jeder von uns ist aus seinem alten Leben herausgerissen worden und irgendwie hierher gebracht worden. Wir wissen weder von wem, noch wozu. Aber bevor ich weiter erzähle, wo kommt ihr her? Was habt ihr auf der anderen Seite gemacht? Unsere schöne Gastgeberin zum Beispiel war Händlerin in der Hauptstadt der Allianz.“

Averok scheint es gewohnt zu sein, dass er durch die eine oder andere Tür gebückt gehen muss. Das scheint das Schicksal eines Chira zu sein, der nicht im Zentrum der Allianz lebt.

Der Chira war den beiden ene Wiederrede gefolgt. Anscheinend war ihm so, als ob es wohl so sein müsse.

Auf die Erläuterung, dass Timea eine Händlerin aus der Allianz sei schau er diese an. Er verbeugt sich dabei anerkennend kurz.
Dann wendet er sich wieder Hel zu, der im die Frage nach seiner Herkunft gestellt hatte.

"Ich komme ursprünglich auch aus der Allianz. Ich war aber vor ca. einen Jahr nach Esticha gereist, weil ich das Meer suchte. Als Fischer wollte ich von der Flussfischerei auch die Hochseefischerei erlernen.", sagt Averok ruhig und nachdenklich.

"Alles lief gut, in Esticha. Ich war dort unter den Fischern bekannt. Ich war soweit gekommen, dass ich ein eigenes Boot erwerben konnte. Doch nach der letzten Nacht .... erwachte ich plötzlich hier, ab diesem fremden Ort.", ergänzt der Chira unsicher.

"Ich verstehe nicht, was passiert ist... Ich hoffe, dass alles ist nur ein Traum oder ein Scherz.", sagt er nachdenklich.

Sein Blick wandert zwischen den Beiden hin und her.

"Ich hoffe, dass ich bald wieder aufwache"...

Leise lacht Hel auf , aber es ist kein amüsiertes Lachen. „Was passiert ist kann ich euch schon sagen. Ihr seid wie jeder hier von einer unbekannten Macht aus eurem alten Leben gerissen worden und irgendwie hier her gebracht worden. Es ist weder ein Scherz noch ein Traum und ihr tätet besser daran, eure Hoffnung auf ein Aufwachen zu begraben. Das hier ist Wirklichkeit! Ich weiß, es ist nicht einfach, das einfach so hinzunehmen, aber damit fahrt ihr, zumindest in den ersten Tagen, am Besten. Sucht euch irgendein Haus aus, das euch gefällt und nicht bewohnt wird. Wir alle haben es so gemacht.“ Hel bückt sich , öffnet seine Tasche und entnimmt ihr eine bauchige Flasche, die er auf den Tisch stellt. Aufmerksam ruht der Blick seiner grünen Augen auf dem Chira, als er weiterspricht. „Vielleicht wißt ihr Bescheid über das Schicksal meines Volks, wenn ihr aus Esticha kommt. Was ist mit den Vorovisianern in der Enklave geschehen?“

Averok schaut Hel an.

Er scheint einen Moment zu überlegen, aber es scheint ihm zu der Enklave nichts besonderes einzufallen, außer dass diese existierte.

"Kann ich nicht sagen. Ich war dort nie", sagt der Chira und zuckt dabei mit den Schultern.

"Aber wenn Ihr auch aus Esticha kommt... was ist das Letzte, an das Ihr euch erinnert könnt?", fragt er den Mann.

Averoks Blick wandert zu der jungen Frau.

"Und wie sieht es mit Euren Erinnerungen aus?", spricht er sie an.

Der junge Chira, der vielleicht erst 25 Stürme erlebt hat, scheint dabei ruhig zu sein.

Bevor die Beiden antworten können, spricht er weiter.

"Ich kann mich noch daran erinnern, dass ein Teil des Clan nach Esticha gegangen war, um dort die Fischerei zu betreiben. Aber die restliche Erinnerung fehlt. Ich weiß nicht, warum und wie ich hierher gekommen...", sagt er.

Während sich die beiden Männer unterhalten,kommt Timea wieder aus der Küche gelaufen und stellt ein Tablett auf den Tisch, auf dem sich zwei Karaffen, drei Becher sowie eine Schale mit Früchten befinden.
Hel schenkt sie großzügig einen Becher voll mit Wein, ihren eigenen vermischt sie mit Wasser, ehe auch Averok nach einem kurzen fragenden Blick das Gewünschte erhält.

Für die letzte Frage des Chira hat sie ein Schulterzucken übrig, während sie sich ebenfalls an den Tisch setzt, ein paar Beeren aus der Schale klaubt und in den Mund steckt. "Schätze das lief hier wohl bei allen ziemlich ähnlich. Du hast irgendwas gemacht, bist abends schlafen gegangen und ...wuuuuuuuuusch...hier sind wir jetzt. Und warum wir hier sind - tja das wüßten wir auch gerne. Aber leider halten sich die Wesen" sie setzt das letzte Wort in Gänsefüßchen "oder wie ich sie im Stillen nenne, die volltrunkenen Idioten - mit Informationen etwas zurück und beschränken sich auf Wettererscheinungen, seltsames Glockengebimmel und andere ach so mystische Sachen." auch wenn der Erzählton recht lässig scheint, so merkt man der jungen Frau doch deutlich an, dass sie das Ganze immer noch nervt.

"Ein Fischer ? Dann seid ihr auch so ein Wasserfreund und könnt mit ihm hier in See stechen." meint sie mit einem Grinsen und deutet auf Hel. "Ich bleib lieber an Land - hab keine Lust aus nem wackligen Boot zu fallen und abzusaufen." sie lehnt sich gemütlich zurück und spielt müßig an der feinen Kette um ihren Hals herum.

Auf dem fragenden Blick von Timea nickt Averok kurz und nimmt dann den Becher von ihr entgegen.

Er folgt weiter ihren Ausführungen.

Dann wendet er sich Hel zu.

"Ihr seid Seefahrer?", fragt Averok.

Mit einem Lächeln bedankt sich Hel bei Timea. Er hebt zuerst sein Glas in Richtung der jungen Händlerin, dann zu dem Chira. „Auf unsere Gastgeberin.“: sagt er bevor er einen Schluck nimmt und den Ausführungen Timeas zuhört. „Das unsere Gastgeber Idioten sind, darauf würde ich keinen rostigen Scheckel wetten. Aber ungewöhnlich sind sie auf jeden Fall. Hier gehen seltsame Dinge vor, doch das werdet ihr vermutlich bald am eigenen Leib erfahren Averok.“ Auf die Frage des Chiras schüttelt er den Kopf. „Nein, Seefahrer wäre zuviel gesagt. Ich habe zwar vor langer Zeit ein Wachboot unter meinem Kommando gehabt und weiß wie man segelt, aber meine Erfahrung hält sich in Grenzen. Solange die Küste an der Kimm nicht verschwindet, kann ich auch ein größeres Schiff führen, aber mit der Navigation auf dem offenen Metcha ist es nicht gut bestellt.“

Als Hel ihm zuprostet, erwiedert dies.

Averok folgt seinen Sätzen.

"Habt Ihr schonmal versucht hier in See zu stechen und eine Tour an der Küste entlang? Habt ihr die Küsten schon erkundet?", hackt Averok ein.

"Ihr spracht von merkwürdigen Geschehnissen... was für Geschehnisse sind dies", ergänzt er noch neugierig.

Leise lacht Hel auf die Frage des Chiras auf. „Allein schon unser Hiersein ist das nicht schon merkwürdig genug? Wir haben Erinnerungslücken, eine Frau ist vor mehr als zehn Jahren aus einer abgeschlossenen Schiffskabine verschwunden und hier aufgewacht. Für sie war nur eine Nacht vergangen. Ataeric hat man seiner gesamten Erinnerung beraubt und ich bin hier mindestens ein Dutzend Stürme jünger angekommen, als ich auf der anderen Seite war. Unsere Gastgeberin ist bloß durch eine Türe getreten und hat sich hier eingefunden.“
Er greift nach seinem Becher und trinkt einen Schluck.
„Ja ich war draußen, ein paar Jevan Südwest. Ungefähr eine Wegstunde von der Stadt haben wir bewirtschaftete Felder und Plantagen gesichtet.“ Seltsamerweise läßt es Hel mit dieser äußerst knappen Schilderung der Fahrt genug sein.

"Hier eingefunden ist nett formuliert, wirklich." kopfschüttelnd greift Timea nach ihrem Becher. "Und nagut nennen wir die -was auch immer - hier einfach mal ungewöhnlich. Bis jetzt habe ich jedenfalls nicht gesehen, was irgendwie Sinn macht." sie deutet mit weitausholender Bewegung um sich. "Jetzt mal ehrlich - hier steht ne komplett eingerichtete Stadt herum, nur leider total verwaist. Vorräte gibts für ne ganze Kompanie, wieso ? Die Häuser sind mal auf, mal zu - ich besorg mir den Tisch, nur damit er wie von Zauberhand wieder verschwindet.. wie hört sich das an ? Nach jemandem der angefangen hat eine Geschichte zu schreiben - und mittendrin nicht mehr weiß wie er sie weiterführen soll." zu ihren beiden Besuchern gebeugt, hat sich die junge Frau etwas in Rage geredet. Nach einem tiefen Atemzug lehnt sie sich wieder etwas zurück und grinst verlegen. "Hört sich ganz schön wirr an was ?" meint sie an Averok gewandt. "Naja in ein paar Tagen wisst ihr sicher was ich meine."

Averok hört erstaunt zu und nickt dabei einmal kurz.

"So wir Ihr das erzählt klingt das wirklich total verrückt", sagt der Chira, "Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie groß die Stadt und das umliegende Gebiet ist, aber es scheint nicht nur für die wenigen Personen zu sein. Vielleicht könnte da aber auch ein Absicht, oder ein Hintergrund, vielleicht sogar ein Plan dahinter stehen"

Er weiß, dass da mit eine bisschen eine Verschwörungstheorie aufbaut.

"Vielleicht sind wir nur die Ersten... oder dies ist ein Zwischenstation und es war mal für mehr Personen geplant"

Dabei muss er leicht schmunzeln.

"Na dann willkommen im Club der Spekulanten !" sie prostet dem jungen Chira zu. "Den Plan dahinter haben wir irgendwie alle noch nicht kapiert, wenn´s denn einen gibt. Aber vielleicht seid ihr ja der erste hier, der die große Absicht hinter allem erkennt." dem ironischen Tonfall kann Averok problemlos entnehmen, dass seine Gastgeberin nicht so recht an einem Sinn im Ganzen glauben will.
"Wollt ihr eigentlich was essen ? Ich hab noch nen Eintopf da und mit vollem Magen lässt es sich besser denken, finde ich jedenfalls." wechselt sie übergangslos das Thema, sich auf ihre Gastgeberpflichten besinnend.

"Sicher steckt ein Plan dahinter. Wer treibt einen derartigen Aufwand und stellt etwas wie diese Stadt in die Landschaft und bevölkert sie mit aus der ganzen Röhre zusammen Geholten ohne jeden Grund ?": läßt sich Hel vernehmen. "So absurd die Situation auch ist, etwas steckt dahinter." Als das Wort Eintopf fällt, werden seine Augen groß. "Habt ihr Eintopf gesagt, Timea? Ich lebe seit Wochen von Hartbrot, Früchten, Dörrfleisch, Grünzeug und hin und wieder einer Handvoll Nüsse. Allein beim Gedanken an ein warmes Gericht läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Einen Teller von eurem Eintopf und könnt über mich verfügen.": sagt er scherzhaft, aber es ist ihm anzusehen, daß er nicht sehr übertreibt.